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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 6
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Kiesling, Ernst: Bruno Héroux
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Wolf, Georg Jacob: Ausstellung der Münchner Phalanx
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82 Die Run st-Halle. Nr. 6

und Fleiß batte es Höroux bald soweit gebracht, daß
er sich selbstständig als Illustrator bethätigen konnte.
Außer einer Anzahl Anschauungsbilder (lühographirter
Blätter), welche er sür den Leipziger Schulbilderverlag
(F. E. wacbsmuth) aussührte, sind es namentlich seine
Zeichnungen für den anatomischen Atlas des Professors
Sxalteholz (Verlag S. Hirzel in Leipzig), die ihm auf
diesem Gebiet bald einen geachteten Namen verschaffen
sollten. Gleichzeitig bot ihm die Thätigkeit als ana-
tomischer Zcichner die beste Gelegenheit, sich eine gründ-
liche Kenntniß des menschlichen Körpers anzueignen.
Was Höroux in seinen anatomischen Zeichnungen ge-
schaffen, gehört zu dem Besten, was bisher auf diesem
Feld in Deutschland erschienen ist. Bei aller Genauig-
keit dieser instruktiven Darstellungen hat sein Feingefühl
es dennoch zu Wege gebracht, daß diesen rein wissen-
schaftlichen Zwecken dienenden Tafeln ein durchaus
künstlerisches Gepräge innewohnt. Zwangen ihn diese
Arbeiten, sich an Gegebenes zu halten, sich so eng wie
möglich an die Natur anzuschließen, so kam doch für
ihn auch die Stunde, in der sich seine Kraft zu freier
künstlerischer Bethätigung entfalten sollte.
Der weg dahin war ihm gewissermaßen durch
seinen ganzen Entwicklungsgang vorgezeichnet, daher
konnte sein selbstständiges künstlerisches Schaffen nur in
der Graphik einsetzen. Ihre verschiedenen Techniken
sich zu eigen zu machen, war von da an sein Streben,
und seine Arbeiten zeigen uns, bis zu welcher geradezu
meisterhaften Beherrschung er in kurzer Frist gelangte.
Zunächst wendet er sich jener Technik zu, die er von
früher genau kannte, dein Holzschnitt. Jedoch er
sucht sich von der handwerklichen Technik des zum
ausgesprochenen Ncproduklions - Verfahren gedrängten
Tonschnitts von vornherein frei zu halten und gelangt
so zu einer dem eigentlichen Tharakter des Holzschnitts
entsprechenden Ausdrucksweise, die sich durch kräftige
Linienführung und breite Licht- und Schattenwirkung
kennzeichnet. So entstehen zunächst eine Reihe höchst
origineller Ex-libris, darunter das mit dem ausdrucks-
vollen Bildniß eines Bücherfreundes Siegmund Lehns-
mann, in dem die Linie als solche scharf betont ist und
noch manche Härte sichtbar bleibt, wie frei und
malerisch bei aller Wahrung der Eigentümlichkeiten
des Holzschnitts sind jedoch die als bildliche Beigaben
dieser Zeitschrift beigefügten Lx-libris ausgefallen;
welche Tonwerthe erscheinen bereits in dem weich
modellirten Bücherzeichen des Rittmeister Lothar Buderus
von Tarlshausen, und wie geistvoll ist das ganz aus
dem Dunkel durch einige energisch aufgesetzte Lichter
herausgeholte eigene Bücherzeichen behandelt. (Vgl. Bei-
lage.)
Nachdem Höroux eine Anzahl Arbeiten in der ihm
zunächst liegenden Technik ausgeführt hat, greift er
zur Steinzeichnung; das lebensvolle Bildniß des
Kupferstechers Liebsch, mit der Feder gezeichnet, das
charakteristische Selbstporträt mit dem männlichen Modell,
über dessen Rückenmuskeln die Linke des Künstlers

tastend greift, um sich genaue Rechenschaft über die
Form zu verschaffen, das reizvolle Blatt „Vsmiviki-Ak"
mit der graziösen Mädchenfigur, verschiedene Studien-
köpfe u. a. m. entstehen und lassen erkennen, wie die
Technik nach und nach immer freier, die Formensprache
immer bedeutsamer wird. Auch einige in Tuschmanier
ausgeführte Blätter gelingen dem Künstler vorzüglich,
wie z. B. der Kopf des Orang-Utans. Verschiedene
Darstellungen, in denen das Landschaftliche theils als
Hintergrund, theils in selbstständigen Motiven auftritt,
zeigen, wie feinsinnig und großzügig Höroux auch die
Landschaft zu betrachten weiß.
Neben dem Holzschnitt und der Lithographie
wendet sich Höroux auch der Radirung und dem
Kupferstich zu. Nirgends macht sich auch in diesen
Blättern der Eindruck des Mühevollen geltend, denn
die erstaunliche Sicherheit seiner Hand läßt ihn auch in
dieser Technik alle Schwierigkeiten scheinbar spielend
überwinden, wie im Holzschnitt und der Lithographie
ist seine Linienführung stets der Technik angepaßt.
Außer reinen Nadirungen, schafft er bald ebenso köst-
liche Stichradirungen, geistreiche Kaltnadelarbeiten und
eignet sich daneben auch das Herkomer - Verfahren an,
mit dem er ungemein stimmungsvolle Wirkungen zu
erreichen weiß. Um nur einige dieser Arbeiten zu er-
wähnen, sei hier auf die von liebevollster Naturbeob-
achtung zeugende Figur „Mein alter Kupferdrucker"
das Ex - libris des Grafen zu Leiningen - Westerburg,
dem ausdrucksvollen orientalischen Frauenkopf „Almah"
und einer „Phantasie" (Herkomerverfahren) hingewiesen.
Mit der zunehmenden künstlerischen Entwicklung
Heroux's haben sich auch Anerkennung und Erfolg ein-
gestellt, denn in öffentlichen und privaten Sammlungen
ist der Künstler bereits mit zahlreichen Blättern ver-
treten, und wie hoch man seine Kraft in Leipzig zu
schätzen weiß, geht daraus hervor, daß er vor Kurzem
auch eine Berufung als Lehrer an die hiesige Akademie
für Buchgewerbe und graphische Künste erhalten hat,
wo ihm ein vielverheißender Wirkungskreis sich öffnete.
W
MckeHung Ser Mnckner Msnx.
von Georg Jacob Wolf, München.
drei jungen Künstlern, die wir bisher kaum
dem Namen nach kannten, macht uns die
kleinste und jüngste, aber regsame Münchner
Künstlergrupxe „Phalanx", der wir im heurigen Früh-
jahr eine interessante Tlaude Monet-Ausstellung ver-
dankten, bekannt. In dem alten Helbing'schen Auktions-
lokal an der Theatertinerstraße haben die jungen Leute
sich drei Säle und ein Vorzimmer eingerichtet, in jedem
Saal hängt das „Werk" eines der Künstler und im
Vorzimmer sind brillante Drucke aus der Kunstmappe
„Germinal", die Julius Meier-Gräfe herausgegeben
 
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