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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Die Aun st-Halle.

Nr. f

tO

Unsere Milöung.
Vom Berliner Verlag Rich. Eckstein Nachstgr. (p. Krüger)
ist kürzlich der Versuch gemacht worden, photographische Auf-
nahmen des weiblichen Körpers in der freien Natur sozu-
sagen salonfähig, d. h. für den Salontisch als Schmuck ge-
eignet, herzustellen, sie also ganz besonders dem verwöhnten
Geschmack fein empfindender Aestheten, dezenter Amateure
möglichst anzupassen. Es ist hier nicht unsere Sache, zu ent-
scheiden, ob diese eigenartige Absicht heutzutage auf Erfolg zu
rechnen hat. In Paris wird man offenbar anders darüber
urtheilen, wie in Wien und Berlin. Unsere Aufgabe sei ledig-
lich, über den Versuch selbst zu berichten, ob er als artistische
Leistung geglückt ist. Zunächst ist schon die vornehme und
opulente Aufmachung dieses Unternehmens bemerkenswert^
dessen französischer Titel wohl den Zweck haben dürfte, den
fatalen „nackten" deutschen Ausdruck anmuthig zu umgehen:
Iln 6o8turn6 ä'ikilvo. ibUuckss cko ksrninin ct'apros
l>lakur6. ^.Iburn cksstinö aux ^.rtistss ob aux ^.raatoars.
Iro lüvraison. Lsrlin ^V. 57. Nietn Ketcstoin Naetck.,
Nctitsur ä'^rt. . . . Natürlich ist bei dem ehrgeizigen Streben
der heutigen Photographen nicht von gewöhnlichen Aufnahmen
die Rede, sondern von „Ntuäss". Das klingt prächtig und
schmeckt sehr nach freier Kunst. Und wenn wir mit solcher
Tendenz auch nicht einverstanden sein können, so müssen wir
in diesem Falle doch ehrlich bekennen, daß die von starkem
grauen Karton sich effektvoll abhebenden, zart getönten
„Iltuäos" von hervorragender Schönheit sind und einen sehr
gewählten Geschmack bekunden. Wie reizvoll hebt sich z. B.
gleich vorn die kleine photographische Titelvignette von dem
terracottafarbigen ornamentirten Umschlag und der grünen
Schriftumrahmnng ab — kros etrie! muß Jeder in der Sprache
des perrn Verlegers bekennen, dem wir ein gutes Gelingen
seines jedenfalls beachtenswerthen Versuches wünschen.


AunUcbronik.
* Berlin. Seit die Raczynskische Gemäldegallerie,
die nach dem Abbruch ihres eigenen Gebäudes am Königs-
platz ein provisorisches Unterkommen im (Obergeschoß unserer
Nationalgallerie erhielt, nach Posen übergeführt wurde, ist
Berlin um eine wichtige Bildersammlung, in der u. a.
Schöpfungen von Lornelius und Kaulbach sind, ärmer ge-
worden. — Von dem berühmten Sedanpanorama Anton
von Werner's, das in's Ausland gelangen soll, hat die Kunst-
anstalt K. Trowitsch L Sohn, Frankfurt a. <O., Aufnahmen
in Farbenlichtdruck hergestellt.
Ehemnitz. Die Vereinigung für künstlerische Erziehung,
Abtheilung des pädagogischen Vereins, veranstaltete am
t5. September Abends im Saale des pandwerkervereinshauses
eine zahlreich besuchte Ludwig Richter-Feier.
* Elberfeld. Rathhaus. Im Sitzungssaal der
Stadtverordneten hat Prof. Peter Janssen, der Direktor
der Düsseldorfer Kunstakademie, ein großes Wandgemälde
vollendet. Janssen hat, wie die ,,Köln. Ztg." schreibt, sich
selbst den Gegenstand seines Bildes gewählt. Es ist dies der
Ende des t". Jahrhunderts stattgehabte große Brand, der im
Laufe eines einzigen Tages ganz Elberfeld vernichtete. Zwar
ist es nicht der Brand selbst, den er darstellt, sondern die
Folgeerscheinung, die nachbarliche pülfeleistung, die den noth-
leidenden Abgebrannten aus der weiten Umgebung gebracht
wurde, wir haben zwar einen geschichtlichen Vorgang, aber
nicht das, was man pistorie nennt, sondern ein solches, das
nach der üblichen Schablone als genrehaft bezeichnet werden
könnte, ein Geschehniß des bürgerlichen Lebens, bei dem alle

prunkenden Kostümwirkungen wegfallen und nur Menschliches
und zwar menschliche Noth bei ganz nebensächlicher Andeutung
der Zeittracht die Pauptrolle spielt.
* paar! em. Seit drei Monaten weilen hier gegen so
amerikanische Malerinnen und Maler, unter Führung des
Professors w. M. Chase aus New - pork, um die Gemälde
von Franz pals und die holländische Natur zu studiren. Ls
sind ausschließlich Schüler des genannten Professors, der in
New-Pork eine Maler-Akademie leitet.
* Kreuznach. Kürzlich nahm hier ein sog. Gebildeter
Anstoß an der Nacktheit des von dem ff Bildhauer Karl Tauer
geschaffenen „(Olympischen Sieger" und veranlaßte die
Intervention der Polizei. Man erinnerte sich dabei, daß
diese Figur von Kaiser Wilhelm I. angekauft wurde, weil sie
ihm sehr gefiel. Er hat sie im Park von Sanssouci öffentlich
zur Freude aller Kunstfreunde aufgestellt. Das war allerdings
vor HO Jahren.
* Landau. Prinz-Regent Luitpold hat aus den budget-
mäßigen Mitteln zur pflege der Förderung der Kunst durch
den Staat behufs Perstellung eines Wandgemäldes an der
westlichen Giebelmauer des Mittelschiffes der hiesigen Protest.
Kirche die Summe von sooo Mk. gewährt. Als Gegenstand
der Malerei wurde Thristi Einzug in Jerusalem gewählt.
Das Staatsministerium für Kirchen- und Schulangelegenheilen
beauftragte den Maler Mathäus Schiestl aus München
mit der jetzt vollendeten Ausführung.
* London. Irr einem vom 27. November ;8Y6 datirten
Testament bestimmte der kürzlich verstorbene Whistler u. a.:
„Ich vermache dem Louvre die ganze Sammlung der seltenen
und schönen Granaten meiner Frau, unsere ganze Sammlung
schönen alten Silbers und die ganze Sammlung alten Porzellans.
Diese drei Sammlungen sollen zu einer „Beatrix Whistler-
Sammlung" vereinigt werden." In einem Kodizill vom
7. Mai t9OZ widerrief Whistler aber diese Schenkung an den
Louvre.
* Prag. An der Kunstakademie soll eine zweite
„deutsche" Professur (für Bildhauerei) demnächst eingerichtet
werden.
* Steingaden (Schongau). In der gothischen Neben-
kapelle der ehem. prämonstratenserkirche hier wurden alte
Wandgemälde aufgedeckt. An der Südseite der Kirche stieß
man bei Grabungen auf interessante Wandplatten mit In-
schriften aus dem (6. Jahrhundert.
* Trier. Die Restaurirungsarbeiten des Markt-
brunnens werden demnächst erfolgen. Der Brunnen, ein
Meisterwerk der Renaissance, hat durch den Zahn der Zeit
sehr gelitten.
MrsteUungen.
* Basel. Zur Zeit ist der Schweizerische Turnus
ausgestellt; der alphabetisch geordnete Katalog führt über Zoo
Nummern auf. Linen vollständigen Ueberblick über das
künstlerische Schaffen in der Schweiz bietet die Ausstellung
nicht, da manche der bedeutenderen Künstler nur mit einem
Bilde, andere gar nicht vertreten sind.
* Berli in Die Gr 0 ße Kunstausstellung (9 0 3 wird
am H. (Oktober geschlossen. — Die Berliner Sezession er-
öffnet am 7. November im alten Pause in Lharlottenburg
ihre z. Ausstellung von Werken der „Griffelkunst", denen
auch reproduktive und plastische Arbeiten hinzugefügt
werden sollen. Die Einlieferung hat zwischen 5. und ts. (Ok-
tober zu erfolgen. — Künstlerhaus: Künstlerischer Nach-
laß von Prof. Paul Flickel.
* Braunschweig. Ständige Kunstausstellung Aug.
Dörbandt: Kollektion Künstlervereinigung Apelles, Weimar.
Gemälde von pr. Zügel, p. Urban und LH. Palmiö. Acht
große Bildnisse von Prof. p. Fechner-Berlin, und Pastelle und
farbige Zeichnungen von Micozzi-Mailand.
^Breslau. Schlesischer Kunstverein Lichtenberg
Die erste perbstausstellung bringt eine treffliche Auswahl von.
Arbeiten z. Thl. namhafter Künstler, wir beschränken uns
auf einige Namen: Ernst (Oppler, A. Mohrbutter, L. Gussow,
E. Kampf, p. Dischler, Franz poch, Max Fritz, Pans Licht,
ferner pengeler, I. Schenker, Keller-Reutlingen, Ehr. Rohlfs,
Max Rabes, K. Röchling.
 
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