DOI Heft:
Nummer 23
DOI Artikel:Harrach, Max: Das Studium des Nackten in der Kunst
Zitierlink: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunst_halle1904/0409
Berlin, 1. Septemöer 1904.
IX. Jahrgang
Wummer 23.
LeittcdrM Mr hunst unü!iunsigewerbe.
Organ für dir Interessen aller Dildendrn Künstler.
ie grundlegende Bedeutung, die dem Aktstudium im modernen
Kunstschaffen allgemein zugestanden wird, bildet nur eine Be-
stätigung des schon von den Meistern der Renaissance ausge-
sprochenen Lehrsatzes, daß das Studium des menschlichen Körpers das A
und G jeder wahren Kunstübung bildet. Ueber die ästhetische Berechti-
gung der Darstellung des Nackten hat es freilich bis in die neueste Zeit
widersprechende Ansichten gegeben und als ein bezeichnender Beweis
dieser Anschauungen konnte die vor einigen Zähren erfolgte Einschränkung
der staatlichen Modellgelder für die Münchener Kunstakademie durch die
bayrische Kammer gelten. Die erste Bedingung bei der Darstellung des
Nackten ist nun freilich, daß sie reinem künstlerischen Bedürfniß, edler
Schönheitsfreude entspringt. Auch beim Aktstudium genügt es nicht, das
Modell einfach abzuschreiben und wer die Schulausstellungen der offiziellen
und privaten Lehranstalten zu besuchen pflegt, wird oft genug von jener
Art Aktdarstellungen abgestoßen, die ohne Geist und Schönheitsfreude
nach rein mechanischem Schema zusammengetüftelt sind. Andernteils ge-
lingt es dem Begabten, bei aller getreuen Wiedergabe des Modells ein
(Quentchen eigener Individualität mit in die Darstellung zu verweben,
und ich erinnere mich, auf akademischen Schulausstellungen Aktstudien be-
gegnet zu sein, die einen von edler Schönheitsfreude insxirirten Idealis-
mus auszuftrahlen schienen.
erscheint sm 1. unä IS. äer Monats. Abonnement pro Ousrtal 2 Mk. — 2 Xr. 40 IZr. (bei äirekter
Lusenäung 2,30 Mk. — 2 Xr. 80 XM bei allen Luchhanälungen unä Postämtern. (postreitungr-preirliste
No. 44ZH.) kinrelnummer 40 Pi. — SO I)r.
Insertionrpreir tür äie äreigerpaltene Nonpsreillereile 20 PI. — 2S I>r.
Verlag von ss. hanwitr Nachfolger, 6. m. b. h., Berlin SW. H8, Friedrichstraße (6.
Herausgeber: prot. I)r. Seorg Mailand, Lharlottenburg.
Lelephon Amt Lharlottenburg, No. I08Z.
Inhalt: Das Studium des Nackten in der Kunst, von Max Harrach.
— Künstler über Kunst: M. Seliger. — Die internationale Kunstausstellung
in Düsseldorf. II. Die Schweizer Künstler. Von A. Kisa. — Münchner Jahres-
ausstellung im Glaspalast (IV). Von Georg Jacob Wolf. — Große Berliner
Kunstausstellung. V. Die Plastik, von M. Rapsilber. — Unsere Abbildungen:
„Lin Bauernmädchen" und „Menschikow in Beresow". Nach den Gemälden von
PH. Maljavine und w. Surikow.
--UotiMcheil.----—-
Var Studium des Nackten in dek Hunst
von Max bsarrach, Frankfurt a. M.
IX. Jahrgang
Wummer 23.
LeittcdrM Mr hunst unü!iunsigewerbe.
Organ für dir Interessen aller Dildendrn Künstler.
ie grundlegende Bedeutung, die dem Aktstudium im modernen
Kunstschaffen allgemein zugestanden wird, bildet nur eine Be-
stätigung des schon von den Meistern der Renaissance ausge-
sprochenen Lehrsatzes, daß das Studium des menschlichen Körpers das A
und G jeder wahren Kunstübung bildet. Ueber die ästhetische Berechti-
gung der Darstellung des Nackten hat es freilich bis in die neueste Zeit
widersprechende Ansichten gegeben und als ein bezeichnender Beweis
dieser Anschauungen konnte die vor einigen Zähren erfolgte Einschränkung
der staatlichen Modellgelder für die Münchener Kunstakademie durch die
bayrische Kammer gelten. Die erste Bedingung bei der Darstellung des
Nackten ist nun freilich, daß sie reinem künstlerischen Bedürfniß, edler
Schönheitsfreude entspringt. Auch beim Aktstudium genügt es nicht, das
Modell einfach abzuschreiben und wer die Schulausstellungen der offiziellen
und privaten Lehranstalten zu besuchen pflegt, wird oft genug von jener
Art Aktdarstellungen abgestoßen, die ohne Geist und Schönheitsfreude
nach rein mechanischem Schema zusammengetüftelt sind. Andernteils ge-
lingt es dem Begabten, bei aller getreuen Wiedergabe des Modells ein
(Quentchen eigener Individualität mit in die Darstellung zu verweben,
und ich erinnere mich, auf akademischen Schulausstellungen Aktstudien be-
gegnet zu sein, die einen von edler Schönheitsfreude insxirirten Idealis-
mus auszuftrahlen schienen.
erscheint sm 1. unä IS. äer Monats. Abonnement pro Ousrtal 2 Mk. — 2 Xr. 40 IZr. (bei äirekter
Lusenäung 2,30 Mk. — 2 Xr. 80 XM bei allen Luchhanälungen unä Postämtern. (postreitungr-preirliste
No. 44ZH.) kinrelnummer 40 Pi. — SO I)r.
Insertionrpreir tür äie äreigerpaltene Nonpsreillereile 20 PI. — 2S I>r.
Verlag von ss. hanwitr Nachfolger, 6. m. b. h., Berlin SW. H8, Friedrichstraße (6.
Herausgeber: prot. I)r. Seorg Mailand, Lharlottenburg.
Lelephon Amt Lharlottenburg, No. I08Z.
Inhalt: Das Studium des Nackten in der Kunst, von Max Harrach.
— Künstler über Kunst: M. Seliger. — Die internationale Kunstausstellung
in Düsseldorf. II. Die Schweizer Künstler. Von A. Kisa. — Münchner Jahres-
ausstellung im Glaspalast (IV). Von Georg Jacob Wolf. — Große Berliner
Kunstausstellung. V. Die Plastik, von M. Rapsilber. — Unsere Abbildungen:
„Lin Bauernmädchen" und „Menschikow in Beresow". Nach den Gemälden von
PH. Maljavine und w. Surikow.
--UotiMcheil.----—-
Var Studium des Nackten in dek Hunst
von Max bsarrach, Frankfurt a. M.