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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 7
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Niessen, Johannes: III. Jahresausstellung Kölner Künstler
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Wolf, Georg Jacob: Münchner Kunstbrief
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(02 Die Aun st-Halle. Nr. 7

sagt gar nichts Neues, bringt aber dafür Motive, die
er früher viel reizvoller behandelt hat. von A. Deusser
finden wir eine Skizze zu dem Wandgemälde im Kreis-
haussaal zu Eleve, „Nacb der Scblacht von Eleverham",
ferner eine Steinzeichnung, Kürassiere darstellend, und
eine sehr tüchtige Lithographie. — H. Froitzheim
stellt zwei Bilder aus: einen Wassermann, der einem
Nixlein eine Krone darbietet, und eine Komposition,
die er „Larps cliem" nennt, beides tüchtige Bilder, aus
denen uns aber als alte Bekannte die etwas stark rosige
junge Dame mit dein weißblonden Haar entgegenlächelt.
— Frentz' „Blumenmädchen in Pompeji" leidet eben-
falls unter einem konventionellen Zug. Auch seine
andern ausgestellten Werke vermögen nicht recht zu
erwärmen.
Nun zur Plastik. Hier verdient an erster Stelle
p. Breuer, der Schöpfer des Kölner Kaiser-Friedrich-
denkmals, genannt zu werden. Er stellt eilten „Früh-
ling" aus, eine kauernde, ganz jugendliche Mädchen-
gestalt. Realistisch ohne jede Aufdringlichkeit, zart und
beblich ohne irgendwie süßlich zu wirken, fesselt das
Werk zugleich durch seine natürliche Anmuth wie durch
seinen Hoheit künstlerischen Werth, und vereinigt somit
alle Vorzüge, die man von einem erbten Erzeugnisse
künstlerischen Scbaffens erwarten darf. In seiner kleinen
Gruppe „wasserscheu" beweist Breuer, daß er nicht
nur die klassisch edle Form beherrscht, sondern auch mit
Erfolg einen graziös humoristischen Ton anzuschlagen
versteht. Ruhig und vornehm in der Bewegung ist
ferner sein „Shakespeare". N. Friedrich stellt einen
Zimmerbrunnen aus, W. Faßbinder die im Auftrage
der Stadt Köln hergestellte wohlgelungene Porträtbüste
des Oberbürgermeisters Becker.
Das Kunstgewerbe ist vorzüglich durch Gabriel
Hermeling sehr gut vertreten, welche Firma unter
anderem ein kostbar ausgeführtes Ehrengeschenk für
S. Excell. den Herrn Oberpräsidenten der Nheinprovinz
ausstellt. Auch die Köln-Lhrenfelder Glashütte
stellt wieder hübsche Formen aus. Unter den Kayser-
zmnsachen (Engelbert Kayser, Köln) fällt eine ge-
schmackvolle und zweckmäßige Blumenvase mit etlichen
Oeffnungen angenehm auf — Aehnliche Formen bringen
und brachten unsere ostasiatischen Nachbarn allerdings
häufig schon in Porzellan, — das soll aber kein Vor-
wurf sein, denn wenn man nach dieser Seite hin mit
unserm gesammten modernen Kunstgewerbe allzu streng
ins Gericht gehen würde, würde man sich eben auch
allzu sehr auf den alten Spruch angewiesen finden: es
giebt nichts Neues unter der Sonne!
I. I. Nießen.


Milchner Runckbries.

(HAs ist in den letzten Wochen viel geschrieben und
geschrieen worden bei uns und draußen im Reich
und über die Grenzen des Reiches hinaus: Die
Münchner Sezession geht in die Brüche! Bekanntlich
revoltirten die Jüngsten gegen die Jungen, die ihnen
schon wieder zu alt, viel zu sehr „akademisch" geworden
waren. Aber es ist nur ein Sturm im Wasserglas
gewesen, es trat das ein, was die Kundigen voraus-
sahen: die wogen glätteten sich, die Vorstandschaft

wurde wiedergewählt, die Revoltirenden wurden zur
allergetreuesten Opposition des Vorstandes. In solche
Palastrevolutionen mischt man sich am besten nicht ein,
inan läßt die Künstler ihre Schlachten allein auskämpfen
uiid hält sich im Uebrigen an die Werke, die sie uns
zeigen. —
Mehr Beachtung als dieser kleine Zwist verdient
die tiefgehende Spaltung, die böse Gärung im Münchner
Kunstgewerbe, dem schon das Scheitern der Aus-
stellung fs)0fl schweren Schaden brachte. Kurz hinter
einander wurden die zwei Vereine „Ausstellungspark"
u>id „Vereinigung für angewandte Kunst" gegründet.
Im ersteren sammelten sich die konservativen Elemente,
die Leute, die im Kunstgewcrbeverein ausstellen, die
Alten, Angesehenen, die Leute, die Beziehungen dahin
und dorthin haben und sich der Gunst des Regenten
erfreuen, unter dem Banner der „Vereinigung" hat sich
rasch die kunstgewerbliche Jugend Bayerns zusammen-
gefunden. Als zwei fremde, man möchte fast sagen
feindliche Körperschaften stehen sich die beiden gegen-
über. Hier Jugend, Muth, Talent, aber noch viel, viel
Gärendes, Unreifes, dort Alter, Kraft, Ansehen, Geld,
zweifellos ebenso viel Talent — es ist ein ungleicher
Kainpf. Und doch wäre es recht, recht erfreulich, wenn
man die Brücke zwlscben Jung und Alt schlagen wollte,
wenn man fröhlich Zusammenarbeiten wollte, wenn kein
Tropfen Kraft unnütz verspritzt würde. Daß doch das
Beispiel der „Sezession" hier vorbildlich wirken möchte!
Um der ehrwürdigen kunstgewerblichen Tradition unserer
Stadt willen und im Interesse des ganzen deutschen
Kunstg werbes, das augenblicklich immer noch seinen
Brennpunkt in München Hatz möchte man das dringend
wünschen. —
Im „Kun st verein" hat es ja auch einmal eine
Zeit lang „gekriselt", das scheint nun bei uns so sein
zu müssen. Aber es hat nichts geschadet, im Gegentheil,
es ist vieles besser geworden, und die Ausstellungen,
die man uns heute in den scbönen Sälen und Kabinetten
unter den Arkaden des Hofgartens zeigt, sind würdiger
und bedeutungsvoller geworden. Ich kann auf alles
das, was uns die letzten Wochen brachten, nicht ein-
gehen, sondern muß mich auf einige Kollektivaus-
stellungen beschränken. Da brachte uns Ernst Lieber-
mann, einer der Strebsamsten und Geschicktesten unter
unseren Jüngeren, ein paar umfangreiche bayerische
Städtebilder, die, wie ich höre, für einen Berliner
Bierpalast bestimmt sind: München im Schnee! Ein
Blick aus der Vogelperspektive in das quirlende Häuser-
gewirr der Altstadt und imposant emporragend die
Thürme des Doms zu unserer lieben Frau. Reber dem
graziösen Ludwigsxlatz zu Augsburg mit dem herrlichen
Augustusbrunnen und dem Elias Höllischen Rathhaus
im Hintergrund liegt warme Mittagssonne; Regensburg
mit der rauschenden Donau und der steinernen Brücke
darüber ist in graue Nebel getaucht, aus denen in ver-
schwommenen Umrissen der gothische Dom herausleuchtet,
über das alte Nürnberg ist grünliches Mondlicht aus-
gegossen, das lieblicbe Rothenburg ob der Tauber mit
seinen hochg giebelten Häusern und festen Bastionen
lacht in der milden Frühjahrssonne. Es sind brave,
lobenswerthe Arbeiten, denen man höchstens das Eine
nachsagen könnte, daß sie zu ansichtspostkartenhaft, zu
plakatinäßig wirken, willroider zeigte uns eine ganze
Reihe seiner flott hingesetzten, famosen Kohle- und
Kreidestudien, frisch und tüchtig wie immer, wahllos
in den dargestellten Motiven — so recht der derb zu-
greifende, munter gestaltende Landschafter. — Thorolf
Holmboe ist dafür um so komplizirter in der Wahl
seiner Motive. Ihn können Fischerkirchhöfe im
 
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