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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 10
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Bücher und Kunstblätter
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Der Amateur-Photograph
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Nr. (0

Die A u 11 st - H a l l e.

so?

objektiv-wissenschaftlichen Standpunkte. Für die ersten Kapitel
sind ihm besonders die jüngsten Forschungen auf dem Gebiete
der Embryologie zu gute gekommen.
* Gabriel Max: Christus als Arzt. Kupfergravüre
nach dem Originalgemälde. Format H?X69 om (Bildgröße)
90XOO em (Blattgröße). Preis so Mk. Verlag von Nicolaus
Lehmann, Pofkunsthandlung in Prag.
Dieser schönen Reproduktion liegt eins der ergreifendsten
Gemälde des Münchener Meisters zu Grunde: Christus als
Arzt. Mag hier der Gläubige eine biblische Wunderszene, wie
die Erweckung von Iairi Töchterlein, oder der Richt-Gläubige
nur die Erweckung einer jungen Ohnmächtigen durch die
Berührung des großen Seelenarztes erblicken, dem Zauber,
den die von der Kritik genugsam gewürdigte Darstellung aus-
übt, wird sich Riemand entziehen können. Alle psychologischen
Feinheiten aber, die an dem Original auffallen, sind auch der
vorliegende Gravüre eigen, und so wird der Besitz der letzteren
den Kunstfreunden, die Stoff und Ausführung des Gemäldes
bewundern, eine hohe Freude bereiten. Besonders für das
Vorzimmer des Arztes kann ein edleres und passenderes
Kunstblatt kaum ausgewählt werden.
* Fritz Klee. Die Maske. Mappe, Preis ;o Mk.)
Verlag von Carl Scholtze, Leipzig.
Für die vielfältigen Zwecke des Architekten und des
Dekorateurs ist diese Sammlung von Masken in grotesken
Bildungen geschaffen worden. Den künstlerischen Interessenten
kann dieses eigenartige pilfsmittel warm empfohlen werden.
* Das Moderne in der Architektur der Neuzeit-
Rede zu Kaisers Geburtstag am 27. Januar OO-t in der
Kgl. Akademie der Künste, gehalten vom Geh Reg.-Rath
Prof. Johannes Offen. Verlag von E. S. Mittler & Sohn,
Berlin Ooq>
Redner, selbst einer der hervorragendsten Vertreter derArchi-
tektur historischer Richtung, nimmt trotzdem einen durchaus unbe-
fangenen Standpunkt ein gegenüber den Leistungen der
Moderne auf den Gebieten der Architektur und der Raum-
ausstattung. Sein Urtheil will aber keineswegs auf die
übrigen Kunstfächer übergreifen und wird überdies auch auf
gewisse architektouische Erscheinungen, die als Lösungen zeit-
gemäßer Aufgaben bemerkenswerth sind, ausdrücklich beschränkt,
wobei andererseits vom Redner zugegeben wird, daß sich neben
ehrlichen Bestrebungen und Erfolgen auch viel Schein und an-
gemaßtes Verdienst breit mache.
Stil- und Kompositionslehre für Naler. Mit
farbigen Tafeln und Tertbildern, von Franz Schmid-
Lreitenbach. Verlag von Paul Neff (Carl Büchle). Stuttgart
Oos (pr. gebunden Mk. 5, — ).
Dieses Lehrbuch bietet einen kürzeren theoretischen Theil,
dann einen ausführlichen praktischen Theil. Auch der Abschnitt
„Farbe" beschäftigt sich mit Theorie und Praxis im gleichen
Naße, ganz nach herkömmlicher Lintheilung und Methode,
wenn auch dies und jenes selbstverständlich heutigen Verhält-
nissen angepaßt ist. warum dann aber das ostentative
Modernthun im Vorworte? Man beweist damit keinen Muth
mehr, sondern macht es lediglich den vielen nach, die da
glauben, das sei heutzutage blos eine Frage der Klugheit und
es schwimme sich im Strome des Kunstlebens bequemer an der
Pand der Modeleute. Dem Verfasser eines Lehr- und pilfs-
buches über Stil und Komposition steht indeß solch ein Stand-
punkt der Opportunität übel zu Gesicht. Und wenn er die
Auffassung jener Leute sich zu eigen macht, daß „nur" der
einseitig wissenschaftliche Geist die Kunstentwickelung bedinge,
daß aljo noch etwas Anderes für die Kunst überhaupt nicht
existire, dann muß sich die ernste Kritik wohl fragen, ob sie den
Autor wohl für kompetent in Kunstfragen halten könne und
nicht verpflichtet sei, den Lesern des Buches etwas Behutsamkeit
bei verwerthung der gegebenen Rathschläge zu empfehlen.
Die vom Verlag gewählten modernen Satztypcn des Buches
erleichtern die Lektüre auch gerade nicht.
Der Mateur-Motograpk.
"X Lern au er Platten. Das ist die jüngste Erscheinung
auf dem Gebiete der Trockenplattenfabrikation. Ls ist wohl

früher schon wiederholt versucht worden, der Emulsionsschicht
die Entwicklerbestandtheile einzuverleiben, um die Entwicklung
durch einfaches Baden in Wasser ermöglichen zu können, allein
bewährt scheint sich dieser Gedanke nicht zu haben. Es ist ja
auch naheliegend, daß bei solchen Platten schon eine geringe
Feuchtigkeit der Schicht hinreicheu muß, um eine Oxydation
der in der Schicht enthaltenen Lntwicklersubstanzen herbei-
zuführen. Bernauer-Wien hat nun bei seiner Präparations-
methode von der Verwendung der Alkalien Abstand genommen,
so daß diese Platten nicht in Wasser allein, sondern in einer
Lösung von Sulfit und Aetzkali entwickelt werden müssen. Die
Neuerung soll vor Allein den Praktiker in die Lage versetzen,
zur Entwicklung lediglich Chemikalien zu verwenden, die er
ohne weiteres bequem in jedem nächstgelegenen Droguengeschäfte
erhalten kann. Einigermaßen auffallend ist hierbei nur, daß
der Fabrikant offenbar mit einer Amidol-Kombination, bei
welcher die Verwendung von Alkali in Wegfall kommen konnte,
keine Erfolge erzielte. Das hätte das Prinzip noch mehr ver-
einfacht. Die in den Prospekten angegebene Empfindlichkeit
— eine fünffache gegenüber den anderen Fabrikaten — haben
wir indessen nicht konstatiren können. Immerhin ist die Platte
aber zu den höchstempfindllchen des Pandels zu zählen. Die
Entwicklung verläuft ziemlich rasch, die Modulation ist eine
vorzügliche. Bei mehrere Monate alten Platten haben wir
zwar nicht die gleich guten Resultate verzeichnen können, doch
ist nicht ausgeschlossen, daß die Fabrik inzwischen gemachte Er-
fahrungen verwerthet hat, welche das gute Resultat der neuer-
dings gemachten Proben verbürgen.
Besonders erwähnenswerth sind die selbst bei reichlicher
Belichtung noch brillant gezeichneten Spitzlichter. Es tritt nicht
leicht eine Verflachung derselben ein, wie dies gern bei den
hochempfindlichen Platten der Fall ist. Ebenso kommen auch
die verschiedenen Tonwerthe ganz vorzüglich zur Geltung.
Die Negative entsprechen somit allen Anforderungen, so daß
sich die Platte wohl bald einen ausgedehnten Freundeskreis
erwerben dürfte. (Phot. Kunst Nr. 15. OOZ.)
* In seinen Ausführungen über „Das p and w er ksz eng
des Kunstphotographen" kommt w. Landelow, Krakow,
auch zur Wahl des Druckverfahrens, das für Alle von
Werth ist, welche sich Vergrößerungen ihrer Aufnahmen znm
Zweck des Wandschmuckes fertigen wollen.
„Es kommen ernsthaft nur drei in Frage: Platin,
Pigment (Kohle) und Gummi. Bromsilber wird nur als
bequemer Nothbehelf zu gelten haben . . . Platin ist als das
Material der vornehmen reservirten Darstellungsform nament-
lich von den Amerikanern zu neuem Ansehen gebracht worden.
Ls wird sich, bei richtiger Anwendung, in seiner Ligenart
stets behaupten; wie kein anderes Material vermag es eine
weiche, sammetartige Wirkung herzugeben, ohne flach zu
werden. Eine geschickte Platinotypie kann wie hingehaucht
aussehen. Daß das platinverfahren aber auch eine ganz ge-
waltige Kraft entwickeln kann, hat der Münchner Berufs-
photograph Friedr. Müller gezeigt. Pier war in Sepia auf
grobem, hartem Touchonxapier eine derartige Breite erzielt,
wie man sie sonst nur beim Gummidruck findet. Da der
Pigmentdruck, gleichermaßen ausgezeichnet durch Feinheit und
Kraft, wie kein anderes Papier dem Negativ folgt, so ist er
bei starken Vergrößerungen nur mit Vorsicht anzuwenden.
Speckigen Glanz und glattes Papier sollte man meiden. Für
Porträts wird der Pigmentdruck von Fachleuten mit Recht
schon viel verwendet. Das Verfahren pur exoellsnos für
große und größte Bilder ist, wie jetzt von Niemand mehr
ernsthaft bestritten wird, der Chromgummidruck. Ls ist
interessant, sich hiervon durch einen versuch zu überzeugen,
indem man von dem gleichen großen Papiernegativ eine Kopie
auf Bromsilber oder Pan anfertigt und nun einen bis zur
höchsten Kraft getriebenen Gummidruck daneben legt. Man
wird überrascht sein, wie todt und blaß das Silberpapier da-
neben aussieht." (Aus: Camera-Kunst von L. Iuhl. Verlag
von Gustav Schmidt, Berlin.)
 
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