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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 4
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Rapsilber, M.: Von Berliner Kunst
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Kiesling, Ernst: Unsere Abbildung
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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Nr.

Die Runst-Halle.

57

taste. Gewiß offenbart er darin vorwiegend der:
Zeichner, aber doch anch den Maler und nicht blos
Illustrator. Das Bild mit dem frisch ins Paradies
hineingestellten Adam ist rein malerisch empfunden als
ein Hymnus auf die lenzesschöne Herrlichkeit der Gottes-
schöpfung. wundervoll ist auch das Bild des Gottes-
segens. Da wandelt der Herrgott in blauem, gold-
sternigem Mantel, von Schwalben umkreist, durch die
blühenden Kornfelder und Obstgarten und den seligen
Sommertag. Eine Felseinsamkeit starrt aus den selt-
samen Geschieben der Dolomiten zu der schwarz ver-
hüllten Frau hernieder. Und dann sehen wir den
schwarzbärtigen Prometheus am Felsen in einer Schlucht
hängen, und der schadenfrohe Gott schaut riesenhaft
aus den weißen, hochgethürmten Wolken herüber.
Hand in Hand mit den beiden in der National-
gallerie aufgetauchten Goyas geht eine Goya-Aus-
stellung im Salon Lassirer, die einiges Licht über den
Künstler verbreitet. Von einem größeren Nadirungs-
werk, einer Tauromachie, abgesehen, treffen wir elf
Gemälde an, vornehmlich Bildnisse, welche die Ent-
wicklung des Meisters aus einem gefälligen und ge-
schmeidigen Rokoko- und Hofmaler, aus einem Mode-
Virtuosen zu einem souveränen Genie gewiß veranschau-
lichen. Aber seine eigentliche dämonische Malerskrast,
auf die es uns heute ankommt, will in den beiden
kleinen Genrestücken aus seiner Spätzeit, einer Teufels-
austreibung und einer Taufszene, nicht sonderlich in
die Erscheinung treten. Man hätte uns daher ent-
weder den ganzen Goya zeigen oder die Bruchstücke
noch so lange zurückstellen sollen, bis man das Lebens-
bild, welches V. voll Loga soeben ausgearbeitet, mit
einer genügenden Anzahl von Hauptwerken illustriren
konnte.
M. Napsilber.


Un§ere Milöung.
Oie zur Zeit in Pietro Del Vecchio's Leipziger Kunst -
salon veranstaltete Internationale Jagd- und Sxort-Ausstellung
Hs. (Oktober bis so. November) beschränkt sich auf ein ganz
spezielles künstlerisches Gebiet und vermittelt uns ein besonderes
Stück Wirklichkeitsdarstellung. Frei von jedem mystischen An-
flug und seltsamen Farbenexperimenten, bieten diese Schilderungen
eine Fülle natur- und kulturgeschichtlicher Dokumente. Vor
allem aber ist es die Poesie des Waldes, die in der Mehrzahl
der Gemälde treffende und anziehende Versinnbildlichung er-
fährt. Aber trotz des scheinbar engbegrenzten Gebietes zeigt
die Ausstellung viel Mannigfaltigkeit, so daß nicht allein der
Natur-, Jagd- und Sportfreund sich erfreut, sondern auch der
Kunstfreund, der gewohnt ist, in dem Kunstwerk weniger das
Gegenständliche in den Vordergrund gerückt zu sehen, wird
hier viel Interessantes finden. Haben sich an der Ausstellung
auch französische, englische und holländische Künstler betheiligt,
so ist sie doch vorwiegend von Deutschen und unter diesen
namentlich von Berliner Künstlern gut beschickt worden, denen
sich dann weiter Münchener und Düsseldorfer anschließen.
Einige Einzelheiten über die Ausstellung behalten wir
uns für den folgenden Leipziger Kunstbericht vor.
Ernst Kiesling.


RlMLtckrsilik.
Berlin. Der Kaiser ließ sich kürzlich, bei einer Abend-
gesellschaft im Schlosse, einen gedruckten Vortrag K arl Justi's,
des greisen Kunsthistorikers und emeritirten Bonner^ Kunfi-
xrofeffors, vorlesen, in dem gewisse moderne Kunstströmunaen
eine scharfe, wenig schmeichelhafte Beleuchtung erhalten. Die
Sache an sich wäre für die Vertreter jener Richtungen gewiß
unerheblich, wenn es nicht eben Karl Jasti wäre, der gefeierte
Biograph des Velazquez, welchen man so gern an die Spitze
der Moderne stellt. Oder sollte man jetzt auf dieser Seite auch
Jasti aus der Reihe der Intelligenzen zu eliminiren suchen?
— Im Ostflügel des Alten Museums ist jetzt die Aufstellung
der Römischen Originale zum Abschluß gelaugt; hier waren
früher die Fragmente des pergamenischen Zeusaltars provisorisch
untergebracht gewesen. — Theodor Mommsen auf dem
Sterbebette: Bildhauer Ad. Brütt hat die Todtenmaske ge-
nommen, Hans Olde hat ihn gezeichnet.
* Berlin. Im Dom sind jetzt die von Prof. A. v o n
Werner geschaffenen Kuxpelsiguren, acht Seligpreisungen, in
musivischer Ausführung bei Puhl L Wagner fertiggestellt. Für
die Gestalten sind lichte Farben gewählt, die sich von Gold-
grund abheben.
* Darmstadt. Prof. F. A. von Kaulbach porträtirte
hier unlängst die russische Zarin.
* Leipzig. Die malerische Ausschmückung der Luther-
Kirche wurde nach dem Tode des Malers James Marshall
von dem Maler Ludwig Krüger in Wachsfarben vollendet.
* München. Die Neue Pinakothek feierte am
25. Oktober das Jubiläum ihres 50 jährigen Bestehens.
* Nürnberg. Als Geschenk für die Stadt läßt ein
hiesiger Bürger von Prof. Louis v. Braun ein Bild der Parade
darstellen, welche gelegentlich der 50 jährigen Jubiläumsfeier
des Germanischen Museums von dem Kaiserpaar, dem Prinz-
regenten und andern Fürstlichkeiten abgenommen wurde. —
Der gothische „Schöne Brunnen" aus dem t-p Iahrh. prangt
jetzt wieder im ursprünglichen Farbenschmuck. Die Restaurirung
erforderte über (50 000 Mk. Kosten.

Mrteüungen.
* Berlin. Die hiesige Sezession lehnte die Betheiligung
an der Weltausstellung in St. Louis ab. Die Herren
hatten schon so sicher auf für sie bevorzugte Bedingungen ge-
rechnet, daß sie jetzt, da die Waffen für alle Künstler gleiche
sind, im Wettkampfe nicht mitthun wollen. Sie werden am
besten wissen: warum? — Bei Ed Schulte: Finsiche Ge-
mälde von A. Ldelfelt, M. Lnckell, P. Halonen, L. Jarnefelt
und A. Gallen. Ls sind Bildnisse, Landschaften, Religiöses
u. A. zu sehen. — von dem verstorbenen L. passini enthält
der Salon Ed. Schulte ein figurenreiches Aquarell „Prozession
in Venedig". — Im Künstlerhause sieht man z. Zt. eine
nach dem Leben modellirte Porträtbüste Mommsen's vom
Bildhauer Pracht. Die Kaxpstein - Langhammer'schen Mono-
typien erregen in Sammlerkreisen großes Interesse. — Die
L alique-Ausstellunq im Hohenzollern - Kunstgewerbehause
dauerte bis zum (5. d. M. Lalique hat es abgelehnt, seine
Arbeiten noch an einer zweiten Stelle in Deutschland zu zeigen.
— Bei Hirschwald erregen auch die Kunststickereien von
Trude Schumacher lebhaftes Interesse.
* Bonn. Die Gemäldeausstellung der dramatsichen
Gesellschaft wurde am 3(. Gkt. mit Werken von Lenbach,
G. Mar, Strydonck, v. Habermann, Firle und anderen nam-
haften Künstlern eröffnet. _
* Breslau. Kunstver ein - Lachtenberg. Zuletzt
waren ausgestellt 35 Gemälde und 80 graphische Arbeiten
von 6. Thoma, Kollektionen von H. Unger, M. Liebenweni,
Paul Morel-Paris und einzelnen Breslauer Künstlern. Plastiken
von G. Hartung-Berlin.
* Braunschweig. Salon A. Dorbandt: Kollektion
des Ausstellungsvereins bildender Künstler in Weimar, Keile
von L. Dettmann, A. Lutteroth, R. Thierbach, E wuttke u. A.
* Dessau Kunstverein. Ludwig Richter-Ausstellung.
— In der Anhaltischen Kunsthalle brachte der Bilder-
 
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