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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 13
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Günther, Julius: Dresdner Kunstbrief
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Rapsilber, M.: Aus den Berliner Kunstsalons
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Die A u n st - H a l l e.

Nr. (3

(99

ihre Sachen in dem viel geschmähten Kunstverein sehen
zu lassen. Erst sahen wir Louis Corinth mit einer
Reihe älterer und neuerer Bilder, darunter der Kampf
des Odysseus mit Eros, ein älteres Selbstporträt und
ein in der Auffassung und farbigen Wiedergabe unge-
mein lebensvolles Bildniß des Pianisten Conrad Ansorge.
Gleichzeitig gab es einige Trübners, von denen besonders
die beiden Doggenbilder interessirten. Der Belgier
Henry Luyten hatte eine starke Kollektion seiner fein-
tonigen Bilder gesandt, das kolossale fesselnde Streikbild
mit seinen grausigen Seitentafeln, Strandbildsr, ein
wundervolles herbstliches waldinneres mit fallenden
Blättern und ein ungemein reizvolles jugendliches
Frauenbildniß, tieftonig leuchtend und von wundersamem
Zauber der Auffassung, weiter sahen wir Kollektiv-
ausstellungen vom Märkischen Künstlerbund, aus
denen uns besonders Kayser-Lichberg, Louis Lejeune
und Achtenhagen als kräftig auffielen, von Max Fritz
und Zohanna Zschille, die vornehmlich in einem Hellen
Empire-Zimmer mit einfallendem Sonnenlicht ihre feine
koloristische Begabung zeigte. Das Hauptinteresse aber
konzentrirte Max Slevogt auf seine Werke, die, wenn
auch unter sich ziemlich ungleichwerthig, doch in allem
einen Künstler von feinstem künstlerischen Temperament
verriethen: seine Ringerschule und ein Herrenporträt,
in Sonne gemalt, waren wohl die besten der hier aus-
gestellten Bilder. Gleichzeitig brachte der Kunstsalon
Arnold-Gutbier ebenfalls eine umfängliche Slevogt-
Ausstellung, die außer vielen Studien und sehr flüchtigen
Skizzen das schon vielbesprochene große Bild „Der
Ritter und die Frauen" brachte. Gaben die Skizzen
mit wenigen Ausnahmen keinen Anlaß zur besonderen
Bewunderung, ja zum Theil sogar Gelegenheit zur Ver-
wunderung darüber, was Alles unter einem z. Z. großen
Namen ausgestellt werden kann, so entschädigte reichlich
das große Bild, das, je öfter man es sieht, um so
fesselnder wird. — Die Bewegungen sind von er-
staunlicher Lebendigkeit, und farbig wirkt das Bild
außerordentlich schön und wahr. Vorher war bei
Arnold eine umfängliche Ausstellung von englischen
Radirungen ausgestellt, die die besten Namen der älteren
und jüngeren englischen Künstler auf diesem Spezial-
gebiete umfaßte. Beinahe zu reichhaltig war das Ge-
botene, so daß man viel Zeit brauchte, um den Haupt-
sachen wenigstens gerecht zu werden.
Alphons Legros mit seinen beiden Schülern Hobroyd
und Strang seien da erwähnt, der Schotte Frank Laing
mit seinen feinen architektonischen Blättern, ebenso w.
Monk dessen Gattin auch mit einem Blatt „Schmiede"
verheißungsvoll vertreten war, der alte Seymour Haden,
Percy Thomas, Menpes, Joseph pennel, C. Hartley,
Charlton und Bones. Ganz besonders interessant war
die stattliche Anzahl vorzüglichster Blätter von CH.
Watson, ferner die von Rob. Hoff und Fräulein Bäuerle,
denen noch Oliver Hall zuzugesellen wäre: im ganzen
auserlesene Genüsse für Feinschmecker auf dem Gebiete
der Graphik.
Zn dem Richter'schen Kunstsalon (Holst) veran-
staltete erst die junge Dresdner Gruppe der Elbier mit
gutem finanziellen Erfolge eine Ausstellung von Zeich-
nungen, die meist auf farbigem Papier mit einigen
Tönen ausgeführt waren, und von Aquarellen und
Pastellen. Die Eibier haben sich mit gutem Erfolge
die Manieren der Zugendkünstler — Eichler, Georgi
und Genossen — zu eigen gemacht und brachten recht
hübsch wirkende Sachen. Am interessantesten wirkten
die Arbeiten von Zosef Holler, dekorative Entwürfe,
Glasfenster und Wandbilder in farbigen Papieren
silhouettirt, die einen vornehm wirkenden Geschmack

bekundeten und das künstlerische Niveau der Llbier be-
trächtlich überragten; Aehnliches mag von den Bildern
und Studien von Georg Müller-Breslau gelten, der
gleichfalls eine wohlthuende Abwechslung in die etwas
gleichartige Kunst der Eibier bringt.
Die darauf folgende Kollektivausstellung des jungen
deutschen Landschafters H. Rich. Heinmann zeigte in
engem Rahmen so viel ehrliches Streben, so viel gute
Ansätze zu eigner Naturauffassung, daß inan gern über
manches minder gut gelungene Stück hinwegsah.
Zum Schluß sei noch eurer interessanten Ausstellung
Erwähnung gethan, die das König!. Kupferftich-
Kabiiret veranstaltet hat, nämlich eine Sammlung von
vortrefflichen Faksimile-Reproduktionen nach Zeichnungen
des französischen Meisters der Bildnißkunst Zngres.
wir in Deutschland wisseir im Allgemeinen nur wenig
von ihin, und wer nicht nach Frankreich reist, hat kaum
Gelegenheit, ein bezeichnendes Gemälde von ihm zu
seheir. So war es ein dankenswerthes Unternehmen
des König!. Znstituts, diese Sachen an die Oeffentlichkeit
zu bringen: man sah mit Staunen, wie fein dieser
Meister den individuellen Eigenheiteir seiner Modelle
nachspürte und wie intim seine Porträtzeichnungen auf-
gefaßt sind. Dabei sind sie auch noch irr Bezug auf
das Kostümliche lehrreich und anregend und zeigen zu-
gleich, was für delikate Wirkungen mit dem simplen
Silber- oder Bleistifte auch ohne Betonung des Male-
rischen zu erreichen sind.
Leider werden diese Ausstellungen des Kupferstich-
Kabinets nicht nach Verdienst besucht.
Zulius Günther.
W

M Sen Miner Runrt5slon5.
Aünstlerhause hat sich gegenwärtig eine
Len b ach-Ausstellung des lebhaftesten Zulaufs zu
erfreuen. Auch wenn der Meister nicht durchweg
mit erstrangigen Arbeiten auftritt, haben selbst Künstler
von der Bedeutung wie Friedrich Kallmorgen, der uns
diesmal eine Reihe Hamburger Bilder zeigt, einen
schweren Stand. Ein halbes Hundert von Bildern und
Skizzen Lenbach's erzeugen einen Eindruck großmächtiger
Fülle, die eine Emanation einer souveränen Persönlich-
keit ist. Zrgend eine Demonstration hat man mit der
Sonderausstellung nicht bezweckt, man trug zusammen,
was gerade zur Hand war, und zu den Werken aus
Privatbesitz steuerte der Künstler noch einige verkäuf-
liche Arbeiten bei, Bismarck-Bildnisse, phantastische
Bilder mit dem vielgemalten Töchterchen Marion,
weibliche Akte mit der bekannten dämonischen Koloratur,
Kinderszenen und die unvermeidliche Saharet. Die
Ausstellung hat stellenweise einen intimen Charakter,
insofern nämlich einige weibliche Bildnisse in den viel-
fachen Variationen, die des Meisters Znteresse an der
betreffenden Persönlichkeit darthun, vorgeführt werden.
Das gewährt einen gewiß willkommenen Einblick in
Lenbach's Arbeitsweise, in seine feuerblütige Art, die
immer den ganzen Menschen zu erfassen, zu ergründen
und ins hellste Licht zu rücken bemüht ist. Dabei
ordnet sich der Künstler nicht immer dem Vorbild
unter; wenn er bei Laune ist, korrigirt er die Natur
und malt die Frauen, wie er sie sich wohl wünschte.
Die Damen sind dann nachher erstaunt und erfreut,
 
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