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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 2
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Rapsilber, M.: Aus den Berliner Kunstsalons
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P., J.: Smaragd- und Chromgrün
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Aus den Berliner Kunstsalons
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Die Kunst-Halle.

Nr. 2

2^

5maragS- unS Lkromgrün.
Smaragdgrün ist wegen seiner Haltbarkeit, seiner Wider-
standsfähigkeit chemischen und atmosphärischen Einwirkungen
gegenüber und wegen seines prächtigen Farbentones sowohl
als Malerfarbe, als auch bei Herstellung von farbiger Drucker-
schwärze, ferner in Färbereien und bei der Glasfabrikation
eine sehr geschätzte Farbe. Smaragdgrün wird aus einem
Theil doppelkohlensaurem Kali und drei Theilen eines lös-
lichen borsauren Salzes hergestellt. Man mischt die beiden
Bestandtheile auf das Innigste, wobei man sie anfeuchtet, und
setzt die getrocknete Masse einer dunklen Rothglühhitze aus.
Der hierzu benutzte Mfen gleicht demjenigen, welchen man zur
Umwandlung von Bleiglätte in Mennige verwendet. Sobald
der geeignete Gxydationsgrad erreicht ist, läßt man die
glühende Masse in Wasser tropfen und befreit dieselbe durch
Zerreiben, Auswaschen und Abfiltriren auf das Sorgfältigste
von dein anhaftenden borsauren Salz oder Borsäure.
Unter Lhromgrün versteht man im Handel eine lange
Reihe von Farbentönen; diese Bezeichnung kommt aber
eigentlich nur jenem außerordentlich geschätzten Grün zu,
welches fast ganz aus Lhromoryd besteht, und bildet eine der
beständigsten und zuverlässigsten Farben für alle Schattirungen
von glänzeudgrünem Glas. Es giebt kaum einen anderen
künstlichen Farbstoff, für welchen so viele Verfahren und
Formeln aufgestellt sind oder dessen Tönung so vollständig von
der Fabrikationsmethode abhängig ist. Hier ist allerdings eine
Ligenthümlichkeit aller Ehromverbindungen. Lhromorpd wird
ain billigsten durch Erhitzen von doppelchromsaurem Kali mit
Schwefel hergestellt; das Kalisalz laugt man mit sehr ver-
dünnter Schwefelsäure aus und wäscht das zurückbleibende
Lhromoxyd aus. Bei diesem Verfahren reduzirt der Schwefel
die Ehromsäure und bei der Behandlung der erwärmten Masse
mit Schwefelsäure entwickelt sich schweflige Säure und Schwefel-
kalium und Sulfid geht in Lösung, während Ehromoxyd zurück-
bleibt. Je größer der Zusatz von Schwefel war, desto Heller
wird die Farbe des mittelst dieses Verfahrens erhaltenen
Lhromoxyds sein. Die Schönheit der Farbe ist von der Rein-
heit des doxpelchromsauren Kalis abhängig; falls dieses eine
merkliche Beimischung von Eisen besitzt, kann man niemals ein
günstiges Resultat erzielen, die Farbe wird vielmehr stets fehl-
schlagen. Theile doppelchromsaures Kali mit H Theilen
Schwefel geben yHg Theile Ehromoryd. Die Formel kann sehr
verschieden fein; aber es bewährt sich stets die Regel, daß die
Farbe des erhaltenen Produktes um so Heller ist, je größer der
Antheil von Schwefel. ck. K.
W

Mr Sen Miner Ziun5t5slon5.
'Fi >n Rünstlerhause ist der künstlerische Nachlaß des am
H8. März d. I. verstorbenen Berliner Landschafts-
od malers Paul Flicke! zur Ausstellung gelangt.
Mehr als 500 Gemälde und sorgsam ausgeführte Oel-
studien, die Frucht eines 25sährigen Fleißes, drängen
sich in zwei Sälen eng aneinander. Das Lebenswerk
Flickel's ist mit einem Worte zu kennzeichnen: Gr war
der Maler des deutschen Buchenwaldes. Zwar malte
er auch Lichen, Erlen und Riefern, hin und wieder

eine Architektursiudie oder ein Stillleben, da er in früher
Jugend Dekorationsmaler gewesen, aber so etwas war
nur Intermezzo, schleunigst kehrte ^r wieder zu den
sonnig durchleuchteten Buchen zurück. Die Buchen-
wälder dominiren daher in der Nachlaß-Ausstellung so
sehr, daß es auf den ersten Blick scheint, als ob Flicke!
zeitlebens nur ein Motiv tausendfältig variirt habe.
Er war zwei Mal in Italien, nachdem er in Weimar
und Düsseldorf seine akademischen Studien bewältigt
hatte. Das war indeß nichts weiter als ein Pflicht-
besuch; tiefe Eindrücke oder eine entscheidende Lebens-
wendung knüpften sich nicht daran, auch wurde sein
Kolorit dort nicht leuchtender oder fröhlicher oder
leidenschaftlicher. So bleibt also nur der deutsche Wald
als wesentlicher Bestandtheil des Flickel-Werkes. Prerow
war des Künstlers Lieblingssitz, aber auch die herrlichen
Buchen in Holstein suchte er heim, die Strandwälder
auf Rügen, die Wälder der deutschen Gebirge und
ferner die Waldgärten von Nheinsberg und Dessau.
Da er hier wie dort und überall dasselbe suchte, näm-
lich schöne Barungruppen im Sonnenschein, so eignete
sich Flicke! sehr bald eiire sachlich ruhige und solide
Technik an, die ihm fast stereotyp bis an sein Lebens-
ende verblieb. Seine monotone Kunst inuthet gewiß
recht freundlich an, doch hätte inan im Künstlerhause
mit einer klugen Auswahl von 50 Bildern ebenso viel
oder gar mehr gesagt zum ehrenden Andenken dcs
fleißigen Künstlers als mit dem Atelierschub von
500 Nummern.
Jin Salon Schulte sind gegenwärtig die Alten
und die Jungen, die Deutschen und die Schotten in
wirkungsvollem Kreuzfeuer einander gegenübergestellt.
Ausnahmsweise bringen die Schotten einmal etwas
Neuartiges, und das sind die 50 Aquarelle von James
Paterson, der einen Abstecher nach den Kanarischen
Inseln gemacht und dort vor Allem auf Teneriffa in
paradiesischen Schönheiten geschwelgt hat. Die flotten,
impressionistischen Studien sind durchweht von dem
frisch-warmen Seehauch, der die Inseln der Glückseligen
schmeichelnd umfängt und die subtropischen Farben-
gluthen leise abdämpft. Ls scheint, als ob Paterson
eine neue Provinz für die Kunst entdeckt habe, denn
Teneriffa hat eine eigene Note, die wahihaft bezaubert.
Im Uebrigen haben diesmal bei Schulte die Deutscheu
das Wort, Vautier und Knaus sind mit älteren und
feinen Arbeiten hervorgetreten, der letztere mit dem
widerspenstigen Modell, der schlafenden Bacchantin und
den raufenden Faunknaben, die zu den schönst ge-
lungenen Werken des Altmeisters in den siebziger
Jahren gehören und auch heute noch in ihrer glatten
und sauberen Liebenswürdigkeit herzlich erfreuen.
Unter den neuen Erscheinungen stehen einige Land-
schaften des aus der Brachtschule hervorgegangenen
Berliners Louis Lejeune im Vordergründe. Die An-
sicht des Llliensteins von der Landseite, der Blick von
dieser Bergkuppe ins geschlängelte Llbthal, eine
Kirschenallee in Blüthe und Groß-Lotta in Sachsen
aus der Vogelschau sind die Hauptmotive des Künstlers,
der hierbei den Zauber der Luftperspektive zu ge-
stalten strebte in den weithin gelagerten Landmassen
und eine herbe, frische Kraft offenbart, die seiner
schönen Begabung eine neue Richtung anweist. Als
ein Porträtmaler auf solider Grundlage stellt sich Oskar
Michaelis aus München vor, und aus Düsseldorf ward
uns ein neues und vielversprechendes Talent in der
Person von Rudolf Kohtz zugeführt. Aus dem jung-
deutschen dekorativen Kraftwesen schöpft der Künstler
feine Eigenart. Er hat breit und sicher malen
gelernt und scheint sich mit großen Entwürfen zu
 
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