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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 6
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Rapsilber, M.: Von Berliner Kunst
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A. Böcklin's Palette
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Kunstchronik
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Die Run st-Halle.

Nr. 6

blüthen sich entzünden. Zu dein ftarrfeierlichen Blau
bildet der rothlodernde Rosenstar euren Oberton von
der wundersamsten Wirkung. Aber die künstlerische
Weibe und Hoheit dieses Fensters offenbart sich, genau
betrachtet, nicht lediglich aus einem Ueberschwang der
Gedanken und Empfindungen, sondern ebenso sehr aus
der klar durchdachten Folgerichtigkeit der Farben und
aus der zielsicheren Meisterschaft, mit welcher die
Technik, das Handwerk der Glasmalerei vom Künstler
betrieben wird. Zm Rönnen ruht doch wohl das
eigentliche Mysterium aller Runst. M. Rapsilber.

Zöclrlin'; Mette.

öcklin begann sein Tagewerk gewöhnlich mit der Zu-
rüftung der Palette, zu welchem Geschäft er sich auf
das erwähnte Podium zu setzen pflegte. Er benutzte
eine mittelgroße Holzpalette für die Firnißfarben; für die
Temperafarben eine runde, mit Vertiefungen versehene Blech-
palette, die er Abends mit allem, was drauf war, ins Wasser
legte. Die Firnißpalette putzte er sorgfältig und setzte die ab-
gehobenen Farben gleichfalls unter Wasser.
Folgendes waren die Farben, deren er sich durchschnittlich
bediente.

Weiß: Bleiweiß, das heißt Uremser Weiß. Zinkweiß
zuweilen, wo chemische Rücksichten das Bleiweiß verboten.
Gelb: Gelber Gcker. Chromgelb, das Böcklin gegen alle
Verdächtigungen in Schutz nahm. Neapelgelb. Indisch Gelb.
Helles und dunkles Kadmium.
Roth: vor allem die Eisenoxyde. Dann auch Zinnober,
den er niemals mit Weiß zusammenbrachte. Echter Krapplack.
Gebrannte Terra di Siena. Ferner verwendete er Terra di
Pozzuoli, die bei der Bindung stark dunkelt und beim Trocknen
ebenso stark aufhellt. Auch Nennig brauchte er, aber nicht häufig,
da er dem Zinnober sehr ähnlich ist, nur etwas gelber. Gb er
Ehromroth anwandte, scheint nach der Meinung Albert welti's
nicht mit Sicherheit auszumachen. Dagegen liebte er gebrannten
lichten Gcker, wovon er einen Vorrath feiner (Dualität sorgfältig
aufbewahrte.
Grün: Außer den Mischungen aus Blau und Gelb
brauchte er böhmische und Veroneser grüne Erde. Lhromoxyd-
grün. Auch Grünspan (Schweinfurter Grüns. Diese Farbe
bewahrte er sorgsam auf und wandte sie sehr behutsam an.
Er brauchte sie ausschließlich unvermischt und legte sorglich
Firniß drunter und drüber, damit sie den anderen Farben
nicht schade.
Blau: Kobalt. Echtes Ultramarin (Lapis lazulis. Diese
Farbe behandelte er besonders vorsichtig. Preußischblau. Lin
sehr schönes Blaugrünoxyd. Gb er noch andere blaue Farben
in Anwendung brachte, vermag Albert Welti nicht mehr mit
Bestimmtheit anzugeben.
Braun: Er besaß ein sehr schönes Kasseler Braun in
Körnern und ermahnte Albert welti, es mit Vorsicht zu be-
nutzen. Gebrannte grüne Erde. Gebrannter Gcker. Gebrannte
Terra di Siena.

H Nach dem Buche: Aruold Böcklin von Adolf Frey.
I. G. Lotta, Stuttgart (yos (vgl. Bücherschau).

Schwarz: Er bevorzugte Korkschwarz, rin sehr seines
Grauschwarz. Rabenschwarz, zuweilen Llfenbeinschwarz; gegen-
über Albert welti, der es ihm sehr gründlich reiben mußte,
behauptete Böcklin, es werde um so schöner, je länger man es
reibe. Später verwarf er das Llfenbeinschwarz, weil es eine
zu fettige tiefe Nüanoe giebt, und bevorzugte Laiupenschwarz.
Seine Lieblingsfarbe war die ungebrannte gewöhnliche
böhmische grüne Erde, in Tempera ein wundervolles Pigment,
sanft und leuchtend. Mit ihr haben die Alten, besonders die
Florentiner Ligelbmaler, alles Fleisch und überhaupt die ganze
Zeichnung und Schattengebung aufgemalt; auch zu Fresken
hat man sie ausgiebig verwendet Bedeutend seltener brachte
Böcklin die Veroneser grüne Erde, ein sehr schönes Graugrün,
zur Anwendung. Denn wenn sie gebunden wird, verändert
sie sich sehr, und ebenso beim Auftrocknen, was bei der
böhmischen grünen Erde nicht der Fall ist. Für Temperamalerei
liebte er namentlich die Eisenoxyde, deren Bindung mit Gel
und Firniß weit weniger rätblich ist, da sie von diesen Mitteln
kräftiger gebunden und infolgedessen getrübt werden, so daß
sie mitunter einen ganz anderen Charakter bekommen.
Sodann waren ihn: als einein, der stets auf Solidität
hielt, die ungebrannten und gebrannten Gckererden, die mit
anderen Erden und den Eisenoxyden zu deir haltbarsten Farben
gehören, von großer Wichtigkeit.
Seine Sehnsucht drängte immerfort nach dieser oder jener
Farbe, die er nicht mehr oder gar nie auftreiben konnte.
Schmerzlich entbehrte er ein gewisses Grün, das ihn auf einem
Louvrebilde Tizian's bezaubert hatte. Noch in San Domenico,
wenige Jahre vor seinem Ende, erzählte er, als ihm
diese Farbe im Vorfrühling an dem zwischen Steinen wachsen-
den Moos entgegenleuchtete, er habe vor Jahren eine Mün-
chener Drogerie nach der anderen fruchtlos danach abgesucht,
von einem besonders schönen Roth getraute er sich in Zürich
gar nicht herzhaft zu brauchen, weil er nur noch einen sehr
zusammengeschmolzenen Vorrath davon besaß. Er hatte das
Pigment unter einem Baum in der Umgebung Neapels ge-
funden und drückte den bestimmten Vorsatz aus, sobald er
wieder einmal dahin gelange, an der betreffenden Stelle gehörig
Umschau zu halten.
Seine Farben bereitete er sich in kleinen Portionen selbst.
Er rieb sich nämlich von seinen Farbstoffen einen gewissen
Vorrath aus dem Farbenreibertisch im Wasser vvr. Diejenigen
Farben, die er für Tempera verwenden wollte, wurden unter
Wasser oder wenigstens feucht aufbewahrt, wogegen er die für
die Firnißmalerei bestimmten wieder eintrocknen ließ und erst
später vor dein Gebrauche zerklopfte. Das harte Korn der
sandigen rauhen Farbe war durch das Abreiben im Wasser
gebrochen und blieb es auch, obgleich die Masse beim Auf-
trocknen wieder zusammenbuk.

AunUckronik.
§ Berlin. Das Kaiser Friedrich-Museum, dessen
Eröffnung für Oktober nächsten Jahres bevorsteht, wird eme
Anzahl Räume enthalten, zu deren architektonischer und deko-
rativer Ausstattung geeignete V riginalw erke der RenalMrue
Verwendung finden sollen. ,, , .
* Berlin. Die vortreffliche Gemäld egallerie des
Herrn M. Jaffe, die gegenwärtig zu mildem Zwecke gegen
Eintrittsgeld zu besichtigen ist, hat neuerdings ihren Bestand
 
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