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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 18
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Marasse, M.: Masaccio und S. Clement in Rom
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Lázár, Béla: L. von Paál
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Die Aunst-Halle.

Ur. (8

275

Wachsstocks kaum erkennbar bleiben, erstrahlt am
23. November Alles in hellstem Licht, Weihrauch be-
siegt die Moderluft und eine sinnfrohe Menge, meist
ohne archäologische Interessen, schaut auf Stuckornamente
kaiserlich heidnischer Zeit, während das Ohr sich an
von oben herabbrausenden Orgelklängen labt, und der
Gruß, den musizirende Engel in die feuchte Gruft zu
senden scheinen, dankbaren Widerhall findet. Das
Volk ist immer prachtliebend, gern strömt es herein in
die Kirchen, die das Edikt der Geistlichkeit an festlichen
Tagen mit allen Elementen der Schönheit durchsetzt.
Auch das ist Wohlthun, wenn auch diese mit technischer
Virtuosität in Szene gesetzten traumhaft mystischen
Innenbilder heiliger Stätten mit wahrer Religon nicht
gar so viel zu schaffen haben. Jedenfalls beschwört
die Erinnerung an die eindrucksvolle Illusion in
S. Elemente phantastische Gebilde herauf, die den
trockenen Ton der Berichterstattung erschweren. Nur
mit einer gewissen Kraftanstrengung kehren wir zu
unserem Ausgangspunkt zurück.
(Schluß folgt.)

L. von M.
von Prof. Dr. Bk la LLzLr.

(Mit Illustration.)
der internationalen Kunstausstellung in Düffel-
FW dorf ist jetzt ein Bild von L. von paäl aus-
gestellt, das den Namen eines großen Künstlers,
des besten ungarischen Landschafters in weiteren Kreisen
bekannt macht. L. von paäl ist jung, in seinem 2ßs. Jahre
gestorben, vierundzwanzig Jahre nach seinem Tode ist
es mir gelungen, ihn in seiner ganzen Größe vorzu-
führen durch eine Separatausstellung, die ich im vorigen
Jahre in Budapest veranstaltet habe. Er hat mit
MunkLcsy — zuerst in Düsseldorf, dann in Paris —
seine künstlerische Laufbahn angetreten. Sie waren die
besten Freunde.
Im Jahre (862 kam in Gesellschaft eines älteren
Malers, Szamossy, ein kraushaariger, junger Bursche
nach Arad, und bald waren im Schaufenster der Bettel-
heim'schen Buchhandlung einige Bilder von ihm zu
sehen. Dieser junge Maler war Michael Munkäcsy,
mit dem alsbald, durch Kollegen, Ladislaus von paäl,
damals noch Gymnasialschüler, bekannt ward. „An den
langen Winterabenden von vier bis sieben" — schreibt
Michael MunkLcsy in seinen Memoiren — „trafen wir
einander bald bei dem einen, bald bei dem anderen
Kollegen, was für sorglose, tolle Stunden wir da,
von großen Rauchwolken eingehüllt, verlebten! Mit
Lernen fing es an, mit Leibesübungen oder irgend einer
Schelmerei hörten wir auf. Die Erinnerung an diese
lustigen Tage von Arad schwand nie aus unserer
Seele." Als die beiden jungen Leute hernach
wieder in Wien zusammenkamen, erneuerte sich die
Freundschaft der Kinderjahre. paäl besuchte um diese
Zeit die Meisterschule Albert Zimmermann's, und ob-
zwar man keine besonders gute Meinung von seinem

Talente hatte, erging es ihm doch nicht so wie
Michael MunkLcsy, der bekanntermaßen als talentlos
von der wiener Akademie ausgeschlossen wurde, was
sollte nun dieser beginnen! Er ging nach München
und trennte sich so aufs Neue von seinem Freunde.
Im darauffolgenden Sommer befand sich paäl nut
seinem Meister in Namsau, einem bayerischen Dorfe,
wo er fleißig malte, von hier ging er über München
nach Wien zurück, und in München traf er MankLcsy
wieder, ihn ob seiner Fortschritte mit dem ihm eigenen
begeisterten Entzücken begrüßend. In diesem Augen-
blicke einte sich vollends ihr Schicksal, erschloß sich
Munkäcsy's Herz zu ewiger Freundschaft, und seither
standen sie auch in ununterbrochenem Briefwechsel. Als
Paäl im Winter bei einem wiener Buchhändler ein
Genrebild von Munkäcsy erblickte, schrieb er in en-
thusiastischem Tone an die „Aradi Lapok": „wir
zweifeln nicht, daß er unter der Hand eines so aus-
gezeichneten Meisters wie Adam mit unermüdlichem
Fleiße sehr bald eine der Zierden unserer vaterländischen
Kunst sein werde." Als sich bald darauf MunkLcsy in
Düsseldorf niederließ ((86ß>), lud er seinen Freund zu
zu sich, und dieser folgte schließlich der Aufforderung.
In Düsseldorf steigerte das Zusammenleben ihre
Freundschaft. Um diese Zeit war Munkäcsy bereits im
Besitze der pariser goldenen Medaille, ein verhätschelter
Liebling der Düsseldorfer vornehmen Gesellschaft. Sie
waren unzertrennlich. Ladislaus von paäl, der junge
Edelmann von eleganter Erscheinung, hatte sich bald
mit den Offizieren der Garnison, die ihn wegen seines
originellem Auftretens und seiner liebenswürdigen Manier
gut leiden mochten, befreundet. In diesem Winter,
am Weihnachtstage, machte er die Bekanntschaft der
Baronin de Marches, der Dame, die später Munkäcsy's
Gattin werden sollte; es geschah dies im „Brutten-
bacher Hof", wohin paäl und Munkäcsy durch Ver-
mittlung eines Bekannten, eines Obersten, eine Ein-
ladung erhalten hatten. Die Baronin kam bei Tische
neben paäl zu sitzen, und dieser stellte ihr MunkLcsy,
den „Nousisur äkiuier jour" vor. Dem Namen nach
freilich kannte sie diesen schon, und so unterhielten sie sich
an diesem Abend im „Malkasten" auf das prächtigste.
Das waren alsdann fröhliche Weihnachten, und ebenso
lustig gestaltete sich auch der Fasching, den sie in der
angenehmsten Gemüthsstimmung verbrachten.
Im Frühjahr erlebte paäl seinen ersten großen
Erfolg. Ein englischer Kunstfreund, Forbes, kam ((87()
nach Düsseldorf, bestellte ein Bild bei MunkLcsy und
kaufte zu gutem Preise auch ein großes Gemälde von
paäl, indem er beide gleichzeitig nach London zu Gaste
lud. Munkäcsy freilich kehrte bald wieder zurück, paäl
aber blieb zwei Wochen an der Themse; später reiste
er nach Ostende, um sich darauf zwei Herbstmonate
(September und Oktober) in einem holländischen Dorfe
zu vergraben, vollständig von Naturstudien absorbirt.
Mitte November nach Düsseldorf zurückgekehrt, führte
er im Kreise seiner Künstlerkollegen und der großen
Welt ein lustiges, sorgloses, dabei arbeitsames Leben.
Mit MunkLcsy nahm er Theil am Kölner Sängerfeste,
an den Kostümabenden des „Malkasten" und einmal an
einer Soiree im Hause des deutschen Dichters Müller
von Känigswinter, wo die beiden ungarischen Künstler
sich bis zum frühen Morgen vergnügten.
Da auf einmal nahm jene Lustbarkeit ein Ende.
Ini Januar (872 lockte man MunkLcsy nach Paris;
paLl konnte (nicht mit, weil er bis an den Hals in
Schulden steckte (für Blumen allein betrug seinHRechnung
über (OO Thaler). Im März aber konnte er seiner
Schwester schreiben: „Ich habe mich wiederum über-
 
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