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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 7
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Galland, Georg: Zur Gründung des "Deutschen Künstlerbundes" in Weimar
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Gagliardi, Ernst: "Ara pacis Augustae"
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Nr. 7

Die K u n ft - L) a I l e.

99

zuwider sind, dars inan zweifellos den rechten Entschluß
erhoffen. Die Zlngelegenheit „St. Louis" tritt setzt
zurück vor der allgemeinen Frage, die uns allein angeht.
Nm aber ganz gerecht zu sein, will ich mit einein
scharfen Tadel gegen die Kreise nicht zurückhalten, auf
die sich die Genossenschaft stützt. Die Herren hatten
immer die fatale Gewohnheit, von den Gegnern nicht
lernen zu wollen. Durch ihre Ablehnung der künst-
lerischen Laienkreise haben sie sich deren wertbvolle Theil-
nahme verscherzt und sich allmählich auch die Zugänge zur
presse versperrt. Die jetzige Verlegenheit der Genossen-
schaft, die zu bemänteln kein Anlaß vorliegt, ist in
erster Linie eine Folge der Indifferenz der berühmten
Mitglieder der Genossenschaft, die sich vornehin zurück-
halten — während auf der anderen Seite gerade die
Großen im Vordertreffen kämpfen —, die seelen-
ruhig zuschauen, wie im Dresdener bsauptvorstande
arbeitsfreudige Kollegen die verantwortungsvollen Ge-
schäfte leiten, ohne im Besitz jener repräsentativen
Eigenschaften zu sein, die nun einmal im Kunstleben
und nun gar in so schwieriger Lage, den Behörden,
dem Publikum und dem Ausland gegenüber, aus-
schlaggebend sind, wenn es aber wirklich dahin kommen
sollte, daß die Ehre und Existenz der alten Genossen-
schaft durch die Machenschaften der Gegner bedroht
wird, dann kann nur schleunige Wiedergeburt, Auf-
rüttelung aller säumigen Kräfte zum Dienste der Sache,
nicht etwa feige Nachgiebigkeit zu einein Ergebniß
führen.
G.
W

pgcis lwgullge".
Von Ernesto Gagliardi.

ch^Xer hohen Poesie, die der Archäologie innewohnt,
sind nur wenige zugänglich, in den seltensten
Fällen deren offiziellen Pfleger. In diesen
Tagen läge für einen Dichter nichts näher, als mit
einem schwungvollen Dithyrambus die scheinbar so
trockene Wissenschaft unseres wmckelmann und des ihm
ebenbürtigen Tanina zu besingen, den Boden Noms
wegen seiner schier unerschöpflichen Ergiebigkeit an
unvergleichlichen Kunstschätzen zu verherrlichen. Dem
Dornin Koinaimm entsprießt eine neue überraschende
Ernte weltgeschichtlicher Funde, die paeis ^uZustLs
entsteigt ihrem mehr als tausendjährigen Grabe so
jugendlich frisch, daß der Mythus der Persephone zur
Thatsache zu werden scheint.
Die Anlegung geeigneter Schachte führte in der
Via Tueios,, also nur ein paar Schritte entfernt vom
Torso, aber sechs Meter unter dem jetzigen Straßen-
niveau, zu der Auffindung einer großen Anzahl tadelloser

Marmorplattcn und wohlerhaltcner Skulpturen, die
sämmtlich zu der vielgepriesenen Votivara des Augustus
gehören. Alle diese beredten Zeugen einer großen ver-
schollenen Vergangenheit lagen übereinandergescknchtet
auf einem Marmorfußboden von ungefähr zehn (Quadrat-
meter Flächenraum. Seitlich, dem kala^o bäxmo zu, ist
man auf einen rohen Unterbau aus Tuffstein gestoßen,
dessen Stufen an der Frontseite noch Spuren der
ursprünglichen Marmorbekleidung aufweisen. Auf
diesem Unterbau hatte der Gpferaltar, ganz
von Marmorwandungen eingeschlossen, gestanden.
Zu diesem geschlossenen Raum, der am besten mit der
Zelle eines antiken Tempels verglichen werden kann,
führten zwei kunstvolle Thüren. Den Unterbau schmückten
Skulpturen rein dekorativer Natur: Früchte, Blätter-
gewinde, stilisirte Blumen, auf denen Schwäne als
Symbol der Lichtgottheiten angebracht sind.
Auf den Außenwänden der Zelle war im bsaupt-
relief der feierliche Zug der Lsohenpriester, Senatoren,
Liktoren, der intimen Freunde des Augustus, wie sie
gravitätisch zur Opferdarbringung schreiten, dargestellt.
Auch von diesem kunstgeschichtlich so bedeutenden Relief
sind wertvolle Bruchstücke bei den jetzigen Ausgrabungen
wieder aufgefunden worden. Mit Zuhilfenahme dieser
Fragmente ist man bereits im Stande, das ganze Feld
links der östlichen Eingangsthür zu rekonstruiren. Ein
Umstand, der für die Wiederaufstellung der Reliefs,
welche die andere Seite der Ara schmückten, von außer-
ordentlichem Werth sein würde, falls man derselben,
wie mit Sicherheit angenommen wird, bei der Fort-
führung der Ausgrabungen unter dem anstoßenden
Uala/ro Kiano habhaft werden sollte. Jedenfalls passen
einige der neuaufgefundenen Bruchtheile genau zu
denen, die in Paris, Wien und Florenz aufbewahrt
werden und auch an der Gartenfassade der Villa Medici
in Nom angebracht sind. Frühere Funde haben zu
verschiedentlichen Malen die schlummernde Erinnerung
an dieses Denkmal in der Seele des Volkes wieder auf-
gefrischt. Jin Jahre f859 kam z. B. der Kopf des
Kriegsgoites, der an einer Seite der Front des Altars
aufgestellt war, wieder an's Tageslicht; leider wurde
er gestohlen und nach Wien verkauft. Als Gegenstück
zu der Bildsäule des Mars diente eine Bildsäule der
Tellus, der Erde, als Symbol des segensreichen
Friedens.
Der Grundstein wurde auf Senatsbeschluß am
4. Juli im Jahre 13 v. Thr. gelegt. Schon am 50. Ja-
nuar im Jahre 9 v. Thr. wurde die ^ra paeis eingeweiht.
„Nach glücklichen Unternehmungen aus Spanien und
Gallien heimgekehrt, beschloß der Senat unter den
Konsuln Nero und p. Ouintilius, zur Feier meiner
Wiederkehr die ^ra pam; ^.nZu8tÄ6 auf dem Oampo
HIg,rRo, auf dem die Würdenträger, die Geist-
lichkeit und die jungfräulichen Vestalinnen alljährlich ein
Opfer darbringen müffen, einzuweihen" - so lauten die
eigenen Worte des Augustus in seinen Annalen-Netz
tz'SStkw.
 
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