Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 9.1904

DOI Heft:
Nummer 1
DOI Artikel:
Niessen, Johannes: Zur Geschichte der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
DOI Artikel:
Harrach, Max: Die Wiederbelebung der Intarsia-Kunst
Zitierlink: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunst_halle1904/0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. Is

Die K u n st - H a ll e.

Erfolge erzielen, ohne daß es dem deutschen Kunstwerke
gelungen wäre, eine ähnliche und würdige vortheilhafte
Aufnahme auf dem Kunstmarkt und in den Ausstellungen
des Auslandes zu finden. Die Genossenschaft regelte
schon frühzeitig die Grundsätze für das Verfahren bei
öffentlichen Konkurrenzen, die Jury-Frage, die allezeit
mehr als jede andere am meisten Streit irr Ausstellungs-
angelegenheiten verursacht hat. Sie stellte eine mög-
lichst objektive Zulassungs-Kommission in der Weise zu-
sammen, daß sie reife Vertreter mehrerer Kunststädte in
die Aufnahme-Jury berief, eine Einrichtung, die sich in
allen Fällen gut bewährt hat.
Mit weniger Erfolg als auf dem Gebiete der
Ausstellungen war die Kunstgenossenschaft anderweitig
thätig. Bestrebungen zur gegenseitigen Hülfeleistung
sind nicht über die Ansätze hinaus gekommen. Line
Kasse für Künstler-Wittwen- und -lvaisen-versorgungen,
im Jahre s857 ins Leben gerufen, wurde nicht aus-
gebaut. Das gleiche Schicksal erlebte die Anfangs der
60er Jahre gegründete Albrecht Dürer-Stiftung, die
als ein allgemeiner Unterstützungs-Fonds für in Noth
gerathene Künstler und deren Hinterbliebene gedacht
war; sie scheiterte hauptsächlich daran, daß die Künstler-
versammlung die Zahlung eines Jahresbeitrages ab-
lehnte, und schließlich wurde ihr kleines vermögen unter
einzelne Lokalvereine vertheilt.
Den Gedanken der Erhaltung der nationalen
Einheit in der nationalen Kunst und Künftlerschaft
konnte die Kunstgenossenschaft nicht ganz und dauernd
verwirklichen. Die Einrichtung der alljährlich statt-
findenden allgemeinen Künstlerversammlungen ließ sich
nicht durchführen; sie war zwar förderlich für den per-
sönlichen Zusammenschluß der Künstler, aber gearbeitet
wurde auf diesen Versammlungen wenig, desto mehr
gefeiert. Deshalb entschloß man sich früh, an die
Stelle der Künstlerversammlungen Delegirtentage treten
zu lassen. Diese leisteten zwar mehr in stiller Arbeit,
aber sie traten nicht öffentlich in die Erscheinung, und
so verloren weite Kreise die Existenz und das Wirken
der Genossenschaft aus dem Auge.
Der Ausbau der Genossenschaft war von vorn-
herein in der Weise gedacht, in allen Kunstzentren einen
Mittelpunkt für die gemeinsamen Bestrebungen zu schaffen.
Ze ein Lokalverein sollte am einzelnen Orte die Künstler-
schaft zusammenfassen. Ueber die Lokalvereine wurde
als Verwaltungsorgan der Hauptvorstand gesetzt, der
an einen, alle paar Jahre wechselnden Vororte saß.
So war eine gewisse nationale Einheit geschaffen, aber
sie ließ sich auf die Dauer nicht erhalten. Lokale
Differenzen führten in Düsseldorf, München und Berlin
zur Gründung mehrerer Lokalvereine am selben Orte,
zum Ausscheiden eines Theiles der Künstlerschaft in
neue, der Kunstgenossenschaft nicht angehörende Ver-
einigungen. So war ein Keil in die Einheit ge-
trieben, der eine immer größere Spaltung herbeiführte.
Das Interesse an der gemeinsamen Sache erlahmte,

die Genossenschaft büßte unleugbar einen Theil ihrer
Bedeutung ein.
Die Dresdener Versammlung von Mo hat diese
Thatsache erkannt. Die leitenden Männer wissen, daß
Manches geändert werden muß, um einen frischen Zug
in die Genossenschaft zu bringen. Ueber die Mittel zur
Abhülfe ist man sich indeß noch nicht klar. Linen
weiten Schritt vorwärts wird die Genossenschaft dann
thun, wenn sie sich ihres eminent praktischen, rein wirth-
schaftlichen Charakters bewußt werden wird. Sie wird
dann erkennen, daß, wenn man dem Künstler helfen
will, heutzutage vor Allem eine aufmerksame Be-
obachtung der Vorgänge auf dem Kunstmarkt noth-
wendig ist. Line solche Beobachtung kann aber nicht
von einem Hauxtvorstand im Ehrenamts allein mit Er-
folg durchgeführt werden. Hier wäre besser am Platze
ein ständiger bezahlter Generalsekretär, wie ihn die
verbände der Industriellen mit größtem Nutzen für sich
kennen, der nach kaufmännischen Gesichtspunkten die
Geschäfte der Genossenschaft führen und dem Haupt-
vorstand ein ständiger Berather sein könnte. Und noch
weiter wird die Genossenschaft kommen, wenn die
Künstler die Nothwendigkeit des Gesetzes des gesell-
schaftlichen Zusammenschlusses erkennen und, soweit sie
noch ferne stehen, sich der alten, bewährten Körperschaft
anschließen möchten. Schon St. Louis wird es ihnen
lohnen!
I. I. Nießen.

Die VieSerdeleduug Ser Marrir-Runck.
von Max Harrach, Frankfurt a. M.

F^^ie Förderung des Kunstgewerbes in den letzten
Jahrzehntenhatauch wiederzur Neubelebung einer
ganzen Reihe kunstgewerblicher Techniken geführt,
die im Alterthum und im Mittelalter bereits eine Blüthe-
exoche erlebten und später durch den Wandel der Ge-
schmacksrichtung in Vergessenheit geriethen. Die In-
tarsiakunst oder das Holzmosaik ist seit einiger Zeit
durch den Aufschwung der modernen angewandten
Kunst wieder in dem Maaße in den Vordergrund ge-
treten, wie die Holzskulptur, die in der Epoche der
altdeutschen Renaissancemöbel ihre Triumphe feierte,
mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Die feine,
subtile Flächenwirkung der Holzintarsia fügt sich ganz
vortrefflich in den modernen Interieurstil ein und ver-
leiht den leider nur zu oft unter einer nüchternen und
primitiven Wirkung leidenden Zimmerausstattungen
einen gediegenen und künstlerischen Charakter.
Fast an drei Jahrhunderte hindurch wurde das
Holzmosaik von allen Künstlern und Kunsthandwerkern
sehr stiefmütterlich behandelt.
Das Heimathland dieser Technik ist Italien: sie
kam dort um die Mitte des lch. Jahrhunderts in Auf-
nahme. Mehrere Jahrzehnte später kam die neue
Technik auch nach Deutschland, vermochte sich aber
verhältnißmäßig nicht sonderlich populär zu machen.
 
Annotationen