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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 16
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Dworaczek, Wilhelm: Wien: Kunstbericht
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Die jüngste Kunstdebatte im Reichstag
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Kunstchronik
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Nr. s6

Die Aun st-Halle.

2B

und Feinheit gelöst. Speziell der kleine Raum, der zur
Ausnahme des Prof. Schmidt-Neutte'schen Rain dient,
und von den Rathauskpschen Sockelhalbfiguren abge-
schlossen wird, ist ein kleines Schulbeispiel intimer und
unaufdringlicher Interieurkunst.
Paul Wilhelm.


Zerlin:
Die jüngste AlincköebsNe im lleicüstsg.

(cÄ^as letzte Opfer einiger Rruistkritiker des Neichs-
tages, die nachgerade anfangen eine öffentliche
Ralanntät zu werden, war Franz Stuck. Ent-
weder die Herren, die soeben noch die Sezession weihe-
voll angeräuchert haben, wissen einfach nicht, daß Stuck
einer der gefeiertsten Meister nickt nur seiner Münchener
Runstpartei, sondern aller deutschen Sezessionen ist, der
auch deu „Künstlerbund" mitbegründen half — oder
aber sie bewundern eine Runstpartei, ohne die künst-
lerischen Erzeugnisse der Mitglieder dieser Partei genauer
zu kennen. So hatte auch Niemand der Herren den
Muth das arg getadelte Bild Stuck's für den Reichs-
palast zu vertheidigen, nicht einmal mit jenen billigen
Phrasen zu rechtfertigen, mit denen doch die jour-
nalistischen Parteigänger der Sezession so leicht jede
noch so brutale Sudelei aus diesem Rreise kritisch
heraushauen, ja selbst zu einein großen Meisterwerke
stempeln können.
Es handelte sich indeß auch bei dieser „denk-
würdigen" Runstdebatte weniger um Stuck oder um
A. von Werner, den ein Herr Südekum abermals an-
rempelte, sondern um einen Antrag des von der Ber-
liner Sezession kürzlich eifrig umworbenen freisinnigen
Abgeordneten Br. Pachnicke: „Den Herrn Reichskanzler
zu ersuchen, bei der Dertheilung der Fonds zur Unter-
stützung der deutschen Runft beide Zentral-Orga-
nisationen der deutschen Künstler schäft zu be-
rücksichtigen." Abg. Rirsch (Zentr.) beantragt hierzu,
die Worte „beide Zentral-Organisationen der deutschen
Rünstlerschaft" zu ersetzen durch die Worte „die ver-
schiedenen Richtungen der deutschen Runst auf dem
Gebiete der Malerei nach gerechten Grundsätzen".
Wenn letzterer Herr zur Erklärung des Zusatzes
bemerkt, daß durch einen so gefaßten Antrag die Gewähr
geboten sei, daß jeder strebsame Künstler, auch der-
jenige, welcher für sich allein, also außerhalb einer
Genossenschaft steht, seitens der Regierung auf Berück-
sichtigung rechnen darf, so haben wir unsererseits gewiß
nichts gegen den Antrag einzuwenden, wir heißen ihn
aufrichtig willkommen.
Aber wir möchten die Worte, die der Staats-
sekretär Graf von posadowsH' an den bei jenem An-
trag in's Auge gefaßten Zustand unseres öffentlichen
Runstlebens knüpfte, unfern Lesern nicht vorenthalten:
„Was den vorliegenden Anträge anlangt, so bemerke
ich, daß die hier angeregte Frage von Fall zu Fall zu
beurtheilen ist. Zn Fran kreich bestehen zwei Künstler-
gruppen. Diese beiden Gesellschaften haben in St.
Louis gemeinschaftlich ausgestellt als Vertretungen
der französischen Kunst. Das scheint mir doch sehr be-
denklich, wenn ein Zustand eintreten sollte, daß bei
ausländischen Ausstellungen die deutsche Kunst in

zwei Gruppen vertreten ist. Ich glaube, nachdem
wir politisch die Uneinigkeit überwunden haben, wollen
wir sie in der Kunst nicht nach außen einführen. Mit
dem Abg. Arendt, dem ich für seine Aeußerungen sehr
dankbar bin, bin ich der Meinung, daß alle Bestrebungen
dahin gehen müssen, daß die deutschen Künstler sich
einigen und sich zusammenfinden zur Stärkung der
deutschen Kunst. Ls kommt nicht darauf an, ob ein
Bild sezessionistisch oder anders gemalt ist, es kommt
darauf an, daß es gut gemalt in."
Wir freuen uns, daß jener Antrag in der vom
Abg. Kirsch veränderten Fassung im Reichstage zur
Annahme gelangte.


Runckcliromk.
* Dresden. Die Enthüllung des Al b ertinum-Treppen -
Hauses fand am vormittag des 2. Mai in feierlicher Meise
statt. Staatsminister Br. Rüger hielt, im Kreise zahlreicher
Geladener, eine auf das große Merk und feinen Meister
Hermann prell bezügliche Ansprache an den Vertreter des
sächsischen Königshauses, den Prinzen Johann Georg. Die
Schöpfung selbst übte durch die volle Harmonie aller Schmuck-
theile, den kühnen Gedankenschwung der Darstellungen und
den poetischen Zauber ihrer heitern Farben einen bedeutenden
Eindruck aus, der die Beschauer lange in ihrem Banne festhielt.
* Ingolstadt. Eine Ministerial-Verfügung vom 22. April
betrifft die Errichtung von öffentlichen Denkmälern. Im
Interesse des Zweckes, wie auch der betheiligten Gemeinden
wird empfohlen, tüchtige Bildhauer oder Architekten mit der
Ausführung zu betrauen, unter allen Umständen aber den
Lieferungsvertrag erst dann abzuschließen, wenn der Entwurf
die Billigung von fachkundiger Seite gefunden hat. „Ls ist
dabei keineswegs an kostspielige Monumente gedacht, vielmehr
werden auch ganz einfach gehaltene Denkmäler bei einiger
Eigenart in der Ausführung und bei entsprechender Anpassung
an die Umgebung, in welche sie hinein gestellt werden sollen,
den patriotischen Zweck in würdiger Meise erfüllen und der
Ortschaft zum wirklichen Schmucke gereichen. Dabei ist darauf
zu achten, daß die Denkmäler nach den mustergültigen Bei-
spielen dec älteren Zeit nicht gerade in die Mitte des Platzes,
sondern besser unter Freihaltung der Verkehrsrichtung und des
Ausblickes auf etwa vorhandene, reizvolle, an und für sich das
Straßenbild schmückende Gebäude, mehr zur Seite an einen
ruhigen Punkt des Platzes gestellt werden."
* Königsberg i. pr. Bildhauer Professor F. Reusch
hat der Stadt eine überlebensgroße Bronzestatue des „deutschen
Michel", sowie das Modell seines in Siegen aufgestellten
Reiterdenkmals Milhelm's des Großen und das Modell zum
Kopf des hiesigen Kaiser Milhelm-Denkmals am Schloß ge-
schenkt. Die beiden Modelle sollen im städtischen Museum Auf-
nahme finden. Gleichzeitig hat Professor Reusch der Stadt
die Modelle zu zwei lebensgroßen Gruppen geschenkt, die den
Krieg und Frieden lKriegskunst und Staatskunst) darstellen
und zur Ausschmückung der noch immer leer stehenden Sockel
zu beiden Seiten des Bismarck-Denkmals auf dem Kaiser
Milhelm-Platz bestimmt find.
* Nürnberg. S eb a l duskirche. Mit der Mieder-
herstellung des Gstchors wird demnächst begonnen werden,
von den vorhandenen werthvollen Gemälden soll ein größerer
Theil in der kgl. Gemäldegallerie zu Augsburg durch den
kgl. Konservator Ma^er, ein anderer Theil dnrch den hiesigen
Kunstmaler Bär restaurirt werden.
* St. Petersburg. Im künstlerischen Nachlaß von
Wereschtschagin soll sich, außer einer Anzahl Studien, ein
großes Gemälde „Die Grabstätte der Könige" befinden, das
der Künstler auf ca. 2H ooo M. geschätzt hat.
* Stuttgart. H ospitalkirch e. Der kürzlich begonnenen
Restauration des Innern werden sich verschiedene künstlerische
 
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