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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 2
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Bodmer, M.: Frankfurt a. M. Kunstbrief
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Kiesling, Ernst: Leipziger Kunstbericht
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Niessen, Johannes: Die neuen Kölner Denkmäler
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Nr. 2

Die Kunst-Palle.

2Z

einzigartige Stellung Menzel's im modernen Kunstleben
ist längst weithin bekannt und gewürdigt, so daß wir
hier auf weitere Ausführungen verzicbten dürfen.
Lin Gleiches gilt auch von den tiefempfundenen
und gemüthvollen Schilderungen des unvergeßlichen
sächsischen Meisters Ludwig Richter. Kann sich diese,
anläßlich seines 100. Geburtstages ins Leben gerufene
Ausstellung auch nicht mit der in Dresden veranstalteten
messen, so gewähren dennoch die aus dem Besitz seiner
hiesigen Verleger, Alphons Dürr, Georg Wigand, des
Derrn Tichorius und der Frau Börner herrührenden
Oelgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, sowie einer
Reihe polzschnittfolgen und Radirungen soviel An-
ziehendes und künstlerisch Bedeutsames, daß auch diese
Zusammenstellung das lebhafteste Interesse hervorzu-
rufen im Stande ist.
Erwähnen wir noch, daß zur Zeit Delveochio's
Kunstsalon eine höchst interessante Sonderausstellung
ungarischer Künstler birgt, so haben wir damit die
hervorstechendsten Veranstaltungen im Leipziger Kunst-
leben gekennzeichnet.
Ernst Kiesling.
W

Ile neuen Kölner Denkmäler.

öln steht im Jahre fHOo Zeichen der Denkmals-
enthüllungen. Am 2P Juni wurde die Bismarck-
acht säule euthüllt, im Juli das Kolpingdenkmal, und
am ch Oktober das Denkmal der Kaiserin Augusta und
das Kaiser Friedrich-Denkmal.
Die Bismarcksäule erhebt sich am südlichen Ende
der mit großen Aufwendungen geschaffenen Rheinufer-
straße ganz in der Nähe des Stromes. Sie ist gut
gemeint, aber sie hat das Unglück gehabt, daß dicht
neben ihr die palastartige Villa eines Kölner Industriellen
mit einen: sehr hohen Thurme gebaut wurde. So wirkt
die zurückliegende Bismarcksäule besonders vom Strome
aus gesehen zu klein.
Das Kolpingdenkmal, zu Ehren des ehemals
zu Köln so überaus segensreich wirkenden Begründers
der Gesellenvereine von den deutschen Gesellenvereinen
errichtet, ist überaus glücklich gelungen. Der junge
Kölner Bildhauer Schreiuer stellt auf rothen Granit-
sockel in Ueberlebensgröße zwei Figuren. Die eine ist
die des Gesellenvaters selbst, bei ihr wirkt ganz eigen-
artig im guten Sinne der auf einem deutschen öffent-
lichen Denkmale ungewöhnliche lange Rock des Priesters.
Kolxings liebenswürdige Züge sind von dem Künstler
gut uud porträtähnlich wiedergegeben. Neben ihn:
steht ein pandwerksbursche mit Ränzel und Stab, der
dem freundlich und väterlich blickenden Gesellenvater
die pand zum Abschiede reicht.
Die Schöpfer des Kaiserin Augusta -D en km als,
die Bildhauer Stockmann und Dowenbach und der
Architekt Kirsch, haben es verstanden, ihr Merk in den
gegebenen Raum zu komponiren. Aus den Blumen
und grünen Büschen der Kaiser-Wilhelmring-Anlagen
erhebt sich der weiße Marmor vornehin ruhig und
elegant. Die Kaiserin ist sitzend dargestellt, den Kopf
leicht zur Seite geneigt, und das Denkmal hat eine,
den Größenverhältnissen entsprechende, mehr fein porträt-
artige als monumentale Wirkung.

Auf das Denkmal Kaiser Friedrich's dürfen die
Kölner mit Recht stolz sein. Ist es doch eines jener
Monumente, die einzig aus dein Wunsch und dem
bserzen des Volkes entstanden. Sämmtliche Vereine,
Gesellschaften und Innungen Kölns traten im Sommer
f8s)6 unter dem Namen „verband zur Errichtung eines
Kaiser Friedrich-Denkmals" zusammen, um die Kosten
I90 000 Mark) aufzubringen. Die Stadt selbst stiftete,
außer den Kosten der Fundamentirungsarbeiten, die
Summe von pöOOO Mark. Auf Wunsch des Kaisers
wurde schließlich Prof. Peter Breuer in Berlin, ein
geborener Kölner, mit der Ausführung betraut. Man
muß bei der Beurtheilung des Werkes zunächst sein
Augenmerk auf den Denkmalsplatz richten. Die An-
lagen und Baunigruppen des breiten deutschen Rings
im Rücken, wendet es sich mit der Front zum Rheine
und ist von allen Seiten auf große Entfernungen hin
sichtbar. Besonders nach dieser Richtung hin hat
Breuer unter Mitarbeit des Regierungsbaumeisters Moritz,
des Erbauers des hiesigen neuen Stadt-Theaters, seine
Aufgabe trefflich gelöst. Auf sehr hohem Granit-
postament steht das Reiterstandbild des Kaisers, ohne
Schmuck, ohne Beiwerk, ohne Begleilfiguren, ganz für
sich sprechend, in einfacher wuchtiger Größe, nur von
einer ganz niedrigen Einfassung umrahmt, die sich, wie
der Sockel, vollkommen dem Bildwerk unterordnet.
Manche finde:: den Sockel zu steil, zu schmal und einfach,
sie vermissen die üblichen Genien oder schmückenden
Embleme. Aber die Größe und Bedeutung des
statuarischen Kunstwerkes liegt allein ii: der Kraft des
Ausdrucks und der inneren Schönheit, die trotz äußer-
licher Schmucklosigkeit seine Wirkung auf den fühlenden
Beschauer nicht verfehlt.
I. I. Ni eß en.


VeitsurrteHoilg in 5t. Louir.
Der Pauptvorstand der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft (z. Z. ist Dresden Vorort) hat,
nachdem ihm von der Reichsregierung die Organisation
der deutsche,: Kunstabtheilung in St. Louis übertragen
wurde, alle Schritte gethan, welche nöthig waren. An
die 26 Lokalgenossenschaften ist an: fO. September ein
Anschreibei: ergangen mit genauen Angaben über Jury-
wahlen, Linlieferungszeit u. s. w. Zur Zeit sieht man
der Bildung der Jurys (Lokal- und Zentraljury) und
der Aufstellung der Listen jener Kunstwerke entgegen,
die aus öffentlichen und Privatsammlungen gewählt
werden sollen.
In Bezug auf die künstlerische Ausgestaltung der
sehr umfangreichen Räume in St. Louis steht der
Pauptvorstand ii: Unterhandlung mit einem unserer
hervorragendsten Architekten, welchen: der Pauptsaal
und das Vestibül zugedacht ist. Die änderet: Räume
werden ai: die erprobtesten Kräfte vertheilt.
Ueber Transport und Versicherung der Kunstwerke
gehen die Verhandlungei: ihren: Abschluß entgegen. In
einer Sitzung des Pauptvorstandes, welcher der Perr
Reichskommifsar beiwohnte, wurde kürzlich das wich-
tigste in Bezug, hierauf festgestellt.
 
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