Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 9.1904

DOI issue:
Nummer 22
DOI article:
Kunstchronik
DOI article:
Ausstellung
Citation link: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunst_halle1904/0400

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3^6

Die Aunst-Halle.

Nr. 22

nur 52-45 Kr. ;u Arbeiten verstorbener Bildhauer, während
seit dem Eintritt Prof. Bissen's in die Kommission (4897)
63 200 Kr. für Werke lebender und 42 726 Ar. für Werke
verstorbener Künstler gezahlt wurden, weiter habe die Kom
Mission oft bewilligte Summen unbenutzt gelassen, so von 4897
bis jetzt mehr als 44000 Kr., weil die Mitglieder der Kom-
mission die jüngeren Künstler, die Selbständigkeit in ihren
Arbeiten zeigten, der Aufmunterung durch Ankauf eines ihrer
Werke nicht würdig fanden. Kann man ein einziges unserer
bisher errichteten Monumente zeigen, das für die Kunst der
Zeit und die Kräfte, die sich in ihr rührten, zeugt? Sofern
diese Verhältnisse andauern, werden die leitenden Persönlich-
keiten erreichen, daß dänische Bildhauerkunst in den Augen
der Welt nur der Vorzeit angehört, denn alle neuen und
blutreichen Kräfte werden systematisch unterdrückt und Geistes-
verlassenheit wird beschützt.
* Leipzig. Mar Kling er's große Marmor-Gruppe
„Drama" ist jetzt vollendet. Durch den Burenkrieg angeregt,
zeigt es die Gestalt eines Mannes, der zwei Frauen zu be-
schirmen sucht. Die Schöpfung wird noch auf der gegenwärtigen
Ausstellung, von ihrem Transport in's Albertinum, zu sehen sein.
* M ü n ch e n. Aus der Alten Pinakothek wurde ein kleines
Bild, auf Kupfer gemalt, (Kat.-Nr. 304) entwendet. Das Bild,
welches die Vermählung des Peleus und der Thetis in olym-
pischer Umgebung darstellt, ist von Joachim Uytewad und
rückseits mit der Inventar-Nummer 857 beklebt.
* Paris. Dem ncugegründeten Nuseum des französischen
Ministeriums des Aeußeren wurde die allegorische Zeichnung
Kaiser wilhelm's II. „Völker Europas, wahret eure heiligsten
Güter" und die Feder einverleibt, mit welcher Bismarck den
Waffenstillstand und die Friedenspräliminarien unterzeichnet hat.
* Rom. Raffael's Karton zu „Ehristi Verklärung"
(Transfiguration), der noch 4728 im Vatikan zu sehen war
und der später in den Besitz eines Antiquars gelangte, wird
jetzt von dem Kunftgelehrten vr. Segrs für den italienischen
Staat reklamirt. Der Karton ist mit Bleistift auf holländischem
Papier gezeichnet, entspricht aber nicht durchaus dem Gemälde,
während dieses beispielsweise 49 Figuren aufweist, erblickt
man auf dem Karton nur 44. Auch fehlt das Landschafts-
motiv, das aller Wahrscheinlichkeit nach später durch Giulio
Romano hinzugefügt worden ist. Ein genauer vergleich des
Kartons mit dem Gelgemälde ergiebt außerdem zahlreiche
geringere Abweichungen in Tracht und Pallung der Figuren,
wie denn Raffael überhaupt erst nach sorgfältigsten Vorstudien
Pand an das eigentliche Werk zu legen pflegte. Auf der „Ver-
klärung" finden sich übrigens u. a. Giulio Romano, der
Vollender des Bildes, sowie die schöne Fornarina aus dein
Uffizien verewigt.
* Stollberg i. L. In der Aula des Königlichen Seminars
wurde das Gemälde „Pestalozzi in Stans" von Gtto Fritzsche,
Schüler von Permann prell, angebracht. Es stellt eine
Frühlingslandschaft am Vierwaldstätter See mit dem Kirchlein
von Stans und dem in ein Waisenhaus verwandelten Kloster
der Ursulinerinnen dar. Im Vordergründe sieht man Pestalozzi
inmitten seiner Kinderschaar.
* Straßburg i. L. Der Kaiser hat der Stadt eine
Reliefdarstellung Straßburgs ans dem Jahre 4725 geschenkt,
die vermuthlich in den Jahren 4844 oder 4845 nach Berlin
gekommen ist. Das Relief ist 42 in lang und 6 ra breit und
zeigt Stadt und Festung bis auf die einzelnen päuser in voll-
kommener Deutlichkeit und Aehnlichkeit.
* Wei in ar. Die Kunstschule steht vor einem gänz-
lichen Neubau nach den Plänen von Professor van de Velde.
Der Großherzog hat 400000 Mark zu dem Neubau gestiftet.
Zwischenahn. In der alten Kirche des Dörfchens
wurde auf dem ursprünglichen Nörtelputz ein Wandgemälde
freigelegt, das Weltgericht darstellend: Ehristus sitzt auf dem
Regenbogen, die Füße auf der Erde, rechts und links Posaunen-
engel, oben ein Richtschwert und eine Lilie, unten Maria und
Johannes in betender Stellung, rechts unten Vater Abraham,
links unten der pöllenschlund. Der Kirchenrath und der
Kirchenausschuß haben bereits die Wiederherstellung beschlossen
und die nöthigen Kosten dazu bewilligt. An der Gewölbe-
wand in dem ältesten romanischen Theile der Kirche aus dem
Jahres 424 treten ebenfalls Malereien hervor, die auch wieder-
hergestellt werden soll, wenn sie Kunstwerth besitzen. Der
Ebor, den das Weltgericht schmückt, stammt aus der Zeit von 4335
bis 4400, die Gemälde wahrscheinlich aus dem 45. Jahrhundert.

Mstellungen.
" Berlin. Bei Wertheim sind Neuheiten von jungen
Künstlern ans Wien jp. Baar, F. Iaschke, A. Nowak) und
Prag (R. Teschner) kürzlich hinzugekommen.
* Braunschweig Die Ausstellung des Kunstvereins
umfaßt 448 Nummern (gegen 684 in 4902). An Sonder-
ausstellungen fanden sich ein: die Glasgow-Boys, französische
Radirungen re. was den in Düsseldorf verstorbenen Naler
Nabert betrifft, so sind, abgesehen von den Skizzen und
Studien des Künstlers, auch sechs vollendete Gemälde des-
selben ausgestellt.
* Breslau. Der Kunstgewerbeverein eröffnete am
29. Juli eine Ausstellung.
* Brüssel. Eine neue Gruppe junger Maler, deren be-
gabteste Mitglieder die Dialer Mahaur, Iefferys und Beauck
sind, haben ihre erste Ausstellung unter dem Titel „8aloir dos
Inclopsrickarits" eröffnet.
* Budapest. Die Sommerausstellung des Nemzeti
Szalon wurde unlängst mit einer neueren Serie bereichert.
Unter den jetzt ausgestellten Bildern befinden sich auch solche
Kunstwerke, welche bisher noch nirgends ausgestellt waren.
Die ständige Ausstellung bleibt noch bis 20. August geöffnet,
worauf die Direktion sofort das Arrangement der perbstaus-
stellung in Angriff nimmt.
* Darmstadt. Line allgemeine große Kunstausstellung
ist für das nächste Jahr in Aussicht genommen. Für den
Bau der Kunsthalle ist die Bildung eines Garantiefonds be-
absichtigt, der jetzt schon eine pöhe von ea. 80 000 Mk. er-
reicht haben soll.
* Dresden. In Emil Richter's Kunstsalon sind auf die
Toorop-Ausstellung jetzt zwei Sonderausstellungen von Alb.
Stagura und N. Liebenwein gefolgt, die das Interesse der
Kunstfreunde finden.
* Frankfurt a. M. Im August stellt der Kunstsalon
permes eine Anzahl hervorragender Werke aus. Neben
Bildnissen von Lenbach, F. A. von Kaulbach, Trübner,
Defregger, sind als Landschafter vor allem Pans Thoma mit
sechs Gemälden, Peter Burnitz ff mit drei Veduten, Keller-
Reutlingen mit fünf Werken zu nennen. Thierbilder haben
p. Zügel, Gtto Gebier und Schramm-Zittau ausgestellt. Eine
Anzahl Studienköpfe von Ed. v. Gebhardt und Griginalhand-
zeichnungen von Ad. Menzel vervollständigen die Sammlung.
* pam bürg. Kunstsäle von Louis Bock A Sohn.
Seit kurzem befindet sich im Vordersaal eine kleine Ausstellung
von Miniaturen einer pariser Künstlerin Namens M. de
Merbitz. Die peinlich ausgeführten Arbeiten erregen den Bei-
fall der Besucher. Fräulein de Merbitz ist eine Schülerin von
Bonnat. Das Kolossalgemälde „Im parem" von pobbe-
Smith ist gemeinschaftlich mit mehreren anderen Werken dieses
Künstlers im Pauptsaal zur Ausstellung gelangt.
* Pannover. Kunst verein. Ls sollen künftig in
periodischen Abständen Souderausstcllungen in!eressantcr
Künstlergruppen, Kollektionen namhafter Künstler sowie Vor-
führung einzelner sensationeller Kunstwerke stattfinden und
damit bereits in diesem perbste der Anfang gemacht werden.
— Kunst- und Gewerbehalle. Unter den Neuheiten ver-
dienen Gemälde von p. Müller-Wachenfeld (aus der parsifal-
Sage) und Prof. Ernst Jordan Beachtung. Letzterer behandelte
als Vorwurf eine Schießübung der streitbaren jungen Bürger
nach dem „Papagoien", der auf hohem laubumwundencn
Pfahle auf dem Grund und Boden der 4574 zerstörten Burg
Lauenrode errichtet war.
* Innsbruck. I. Iahrcsausstellung des Tiroler Künstler-
bundes. wer auch nur flüchtig die Räume der diesjährigen
Kunstausstellung durchwandert, dem wird auffallen, daß sich
die Physiognomie derselben geändert hat. Man findet diesmal
die „Jungen" als geschlossene Majorität, während von den
älteren Künstlern sich manche fern hielten. So trägt die Aus-
stellung ein ziemlich einheitlich modernes Gepräge, zum
wenigsten giebt es nicht, wie es früher unvermeidlich schien,
eine Art retrospektive Ausstellung der Tiroler Kunst der letzten
50 Jahre. Die Jury hat mit erfreulichem Eifer ihres Amtes
gewaltet.
* Kiel. Kunsthalle: Raffaelli - Ausstellung. Ferner
Bilder von w. Trübuer, p. Liesegang, p. Rohlfs, G. Piltz
u. A. — Maler Ernst vollbehr veranstaltete Anfang August
eine bemerkenswerthe Atelierausstellung.
 
Annotationen