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Mundart und humoristische Gesänge, beides mit so unübertreff-
licher, auch in weiteren Kreisen wohlbekannter Darstellungsgabe
und Mimik vorgetragen, daß die Lachmuskeln in beständiger Be-
wegung waren. Erst in später Stunde schieden die Lüste und
der Nachtzug entführte auch die letzten landauf- und landabwärts.
Indessen dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, daß der greise
Vater des hochgefeierten Siegers von Mentana in der Versamm-
lung anwesend war und in einem von Lindau ausgebrachten
Hoche beglückwünscht wurde, daß er einen solchen Sohn den seinen
nennen dürfe. Vor allem aber wurde es bedauert, daß Herr
Pfarrer Oberle durch Unwohlsein verhindert war, der Versamm
lung anzuwohnen; möchte seine Genesung rasche Fortschritte ma
chen und er alsbald seinen Sitz im Generalstab an der großen
Brücke wieder einnehmen!
Karlsruhe, 18. Jan. Der Commissionsbericht über den Ent-
wurf eines Contingentsgesetzes (Berichterstatter Abg. La-
mey) schlägt folgende Fassung des Entwurfs vor:
Art. 1. Die Friedenspräsenzstärke der badischen Truppen
soll ohne Einrechnung der Offiziere, Militärbeamten und Militär
unterbeamten 14,000 Mann betragen. Die Formation der Trup-
pen soll sich so weit als möglich der in der Armee des norddeutschen
Bundes bestehenden Formation anschließen, und hiernach die Kriegs-
stärke bemessen werden.
Art. 2. Die Zahl der jährlich auszuhebenden Kriegspflich-
tigen soll 4700 Mann nicht übersteigen. Die Festsetzung des wirk-
lichen Bedarfs erfolgt durch Ministerialverordnung.
Art. 3. Die Landwehr soll mit etwa 8000 Mann vorge-
sehen werden.
Art. 4. Das vorstehende Gesetz verliert mit dem 31. De-
cember 1870 seine Kraft. (Karlsr. Ztg.)
* Karlsruhe, 19. Jan. In ihrer gestrigen Sitzung verhan-
delte die erste Kammer über die Einführung der Ehrenge-
richte der Offiziere. Berichterstatter Prinz Wilhelm, Großh.
Hoheit, empfiehlt den Entwurf namentlich damit, daß durch den-
selben die militärische Einheit mit Nocddeutschland weiter vervoll-
kommnet würde. Frhr. v. Göler spricht sich gegen die ursprüng
lichen, von der Commission auf den Verordnnngsweg verwiesenen
Bestimmungen des Entwurfs über das Duell aus, indem einzelne
Paragraphen desselben mit Religion, Sitte und Recht in Wider-
spruch ständen, die er auch in eine Verordnung nicht ausgenommen
sehen will.
Darauf wird der Entwurf nach den Commissionsanträgen
angenommen. Die weitere Tagesordnung führt zu dem Entwurf
des Emsührungsgesetzes zum MilitärstrafgeKtzbuch, zur Militär-
ftrafgerichlsordnung und zum Gesetz über die Ehrengerichte der
Offiziere, erstattet von Staatsrath Weizel. Auch hier wird alles
nach uninteressanter Debatte im Sinne der Commissionsanträge,
d. h. vollständig nach preußischer Schablone angenommen.
* Karlsruhe, 19. Jan. In der zweiten Kammer kam ge-
stern der Bericht des Abg. Frey über die Rechnungsnachweisuugen
und das Büdget der Badanstalten zur Verhandlung. Erstere wur-
den ohne Bemerkung genehmigt, bei dem Büdget aber entspann
sich eine längere Discussion.
Abg. Mühlh äusser sprach sich aus Gründen der Sittlich-
keit für möglichst rasche Aufhebung der Spielbank in Baden aus.
Es habe sich seiner eine tiefe Entrüstung bemächtigt, als Pariser
Zeitungen erklärt hätten, es gebe einen Ort, wo es noch ärger zu-
gehe, als in Paris, und das sei Baden Baden. Man solle, auch
ohne Rücksicht auf Spielhöllen in dem norddeutschen Bund, noch
vor dem Jahre 1870 den Spielpacht kündigen.
Minister Jolly erwidert, es liege ein Vertrag bis zum Jahr
1870 vor; eine Aufkündigung vor diesem Zeitpunkt könne nur
stattfinden, wenn auch im norddeutschen Bund alle Spielbanken
aufgehoben würden.
Abg. Roßhirt verlangt möglichst ausreichenden Ersatz für
die Stadt Baden, wenn die Spielbank im Jahre 1870 aufgehoben
werden sollte, und zwar müsse jetzt schon eingehende Fürsorge hie-
für getroffen werden.
Minister Jolly behauptet, daß in dieser Beziehung nichts
versäumt worden sei und sucht dieses in mehreren Beispielen nach-
zuweifen.
Abg. Wundt (u. v. N.) erinnert die Regierung an ihre
Erklärung vom letzten Landtag, wonach sie nicht beabsichtige, den
Spielpacht über das Jahr 1870 hinaus zu verlängern. Die Re-
gierung werde hoffentlich ihren damaligen Standpunkt nicht ver-
lassen haben und er wünsche zu wissen, ob die Regierung noch die-
selbe Ansicht habe und ob es sich aus den Verhandlungen mit der
preußischen Regierung ergebe, daß diese allenthalben in ihrem Be-
reiche die Spielbank im Jahre 1870 aufheben werde.
Minister Jolly weiß sich nicht mehr genau an seine Aeuße-
rungen vom vorigen Landtage zu erinnern. Man solle jetzt nicht
durch voreilige Beschlüsse sich die Hände binden, vielmehr das
Jahr 1870 abwarten, wo ein neuer Beschluß nothwendig werde.
Abg. Kirsner erklärt sich Namens der Büdgetcommission
mit der Ausführung Jolly's einverstanden.
Abg. Moll erklärt, daß er nicht stillschweigen könne bei der
vorliegenden Frage, was der Bote ihm nur zu gern glaubt, da
das Schweigen nicht Sache des Herrn Abgeordneten von Mann-
heim zu sein pflegt; vielmehr beantragt er im Hinblick auf die
Verlängerung des Spielpachtes in Wiesbaden bis zum Jahre
1873 den Wunsch zu Protokoll, daß der Spielpacht in Baden
unter keinen Umständen über das Jahr 1870 hinaus verlängert
werde.
Abg. Beck verbreitet sich ausführlich über die neu zu er-
richtenden Bildungsanstallen in Baden, von denen er hofft, daß sie
viele Familien anziehen würden, — weiß Gott! eine sonderbare
Anschauung! Uebrigens will er nichts von einem Gymnasium
dort wissen, wenn solches auf Staatskosten errichtet werden müßte.
Endlich verlangt er, daß die Polizei in Baden strenger auftrete
und den „Bachanalien eines gewissen Clubs" ein Ende mache.
Abg. Nicolai meint dagegen, es habe ihn noch nie genirt,
wenn andere Leute ihr Geld hinauswürfen. Auch spricht er sich
gegen Molls Protokollwunsch aus.
Abg. Nokk erwidert dem Abg. Beck, der Staat werde bei
der neuen Lehranstalt in Baden keinen Kreuzer beitragen, viel-
mehr werde der Lyceumsfond von Rastatt, ohne daß es ihm Scha-
den bringe, den Beitrag zu leisten vermögen. Moll's Antrag fin-
det keine Unterstützung und kommt daher nicht zur Abstimmung.
Bei den Ausgaben für andere Badeorte tadelt Kimmig den
Mißstand, daß in den Renchbädern keine Apotheke bestehe und ver-
langt Abhülfe.
Mimsterialrath v. Dusch verspricht eingehende Erwägung
der Sache durch die Regierung.
Abg. Moll findet die Summe von 50,000 fl. für Gewächs-
haus und Wintergarten in Baden zu hoch und wird von dem
Abg. Bcck unterstützt.
Abg. Lamey hält dagegen die Höhe dieser Ausgabe für noth-
wendig.
Abg. Beck wünscht eine Badtaxe in Baden, wird aber von
dem Abg. Kuntz bekämpft.
Abg. Hei den re ich dankt der Regierung für den bewillig-
ten Bau eines Schwimmbades und verschiedener Wege in Ba-
denweiler.
Schließlich wird der Gesetzentwurf einstimmig angenommen.
Ausland.
Brüssel, 18. Jan. Die Kammer ging, ohne die Erklärun-
gen über die Ministerkrisis zu beantworten, zur Tagesordnung
über und beschloß, die Verhandlung bezüglich des Gesetzes über
die Militärorganisation nächsten Dienstag zu eröffnen.
London, 19. Jan. Der jüngst in Glasgow verhaftete
Fenier Barratt, welcher als Anzünder der Explosion in Clerken-
well erkannt wurde, ist mit einem anderen Mitglied der Fenier-
verschwörung hierher gebracht morden.
London, 19. Jan. Der Observer meldet: Gestern Abend
feuerten Fenier auf zwei Detectivs (Beamte der Sicherheitspolizei).
Am Mansionhouse (Wohnung des Lord-Mayors) wurde ein fenischer
Aufruf gefunden. Barrall (oder Baratt), einer der Mithelfer der
Clerkenweller Explosion, ist verhaftet worden; auch auf dem in
Queenstown angekommenen New-Aorker Postdampfer wurden 3
Fenier verhaftet, darunter ein gewisser Train.
Benachrichtigung.
Da die zum Zwecke der Verloosung verausgabten Loose der
Rich. Felder'schen Bibliothek nur zum kleinsten Theile in Absatz
kommen konnten, so werden die resp. Abnehmer ergebenst benachrich-
tigt, daß ihnen die eingegangenen Beträge auf gleichem Wege wie-
der werden zugestellt werden. — Es wird vorgeschlagen, dieselben
an die Verunglückten der päpstlichen Armee als weitere Beiträge
einzureichen. Jndeß bleibt dies den Abnehmern überlassen. Er-
klärungen hierüber wollen bei der Exped. d. Bl. abgegeben werdem
Rastatt. Die Stelle eines Hospital-
dieuers hier mit einem Jahrgehalte bis
100 fl., freier Kost und Wohnung soll an
einen ledigen, kräftigen jungen Mann, der
gute Zeugnisse besitzt, vergeben werden.
Anmeldungen haben auf dem Gouverne
mentsbureau dahier persönlich zu geschehen,
in Frauenzimmer, welches mehrere Jahre
bei einem geistlichen Herrn als Haus-
Druck, Verlag und Expedition
hälterin war und ihre Stelle durch dessen
Ableben verloren hat, sucht wieder eine
ähnliche Stelle.
Näheres LudwigSplatz Nr. 6 in Heidelberg.
rücken lassen. Es scheint, sie beneiden ihn um den
Gehalt, damit sie auch ein Glas Bier trinken kön-
nen. Das Ortschulrathsmitglied ist so freundlich,
und läßt den Herren das Amt sammt der Be-
soldung zukommen, die Herren dürfen sich nur bei
ihm anmelden.
Bei der Gelegenheit wird der Ortsschulrath
bereit sein, den Herren seinen Stall zu zeigen, der
vielleicht reinlicher ist als eines ihrer Schlafzimmer
oder wenigstens wie ihr Gewissen.
M. F la schon.
Vom Odenwald. Ich glaube mich mcht zu
täuschen, wenn ich annehme, daß solche Herren in
der Knopfischen Universität bei Wilhelmsfeld studirt
haben, die den Artikel in Nro. 8 des Pfälzer Bo-
ten gegen den Ortsschulrath von Z. haben ein-_
von Q-SK) w e i ^ — Verantwortlicher Redakteur: I.
Mundart und humoristische Gesänge, beides mit so unübertreff-
licher, auch in weiteren Kreisen wohlbekannter Darstellungsgabe
und Mimik vorgetragen, daß die Lachmuskeln in beständiger Be-
wegung waren. Erst in später Stunde schieden die Lüste und
der Nachtzug entführte auch die letzten landauf- und landabwärts.
Indessen dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, daß der greise
Vater des hochgefeierten Siegers von Mentana in der Versamm-
lung anwesend war und in einem von Lindau ausgebrachten
Hoche beglückwünscht wurde, daß er einen solchen Sohn den seinen
nennen dürfe. Vor allem aber wurde es bedauert, daß Herr
Pfarrer Oberle durch Unwohlsein verhindert war, der Versamm
lung anzuwohnen; möchte seine Genesung rasche Fortschritte ma
chen und er alsbald seinen Sitz im Generalstab an der großen
Brücke wieder einnehmen!
Karlsruhe, 18. Jan. Der Commissionsbericht über den Ent-
wurf eines Contingentsgesetzes (Berichterstatter Abg. La-
mey) schlägt folgende Fassung des Entwurfs vor:
Art. 1. Die Friedenspräsenzstärke der badischen Truppen
soll ohne Einrechnung der Offiziere, Militärbeamten und Militär
unterbeamten 14,000 Mann betragen. Die Formation der Trup-
pen soll sich so weit als möglich der in der Armee des norddeutschen
Bundes bestehenden Formation anschließen, und hiernach die Kriegs-
stärke bemessen werden.
Art. 2. Die Zahl der jährlich auszuhebenden Kriegspflich-
tigen soll 4700 Mann nicht übersteigen. Die Festsetzung des wirk-
lichen Bedarfs erfolgt durch Ministerialverordnung.
Art. 3. Die Landwehr soll mit etwa 8000 Mann vorge-
sehen werden.
Art. 4. Das vorstehende Gesetz verliert mit dem 31. De-
cember 1870 seine Kraft. (Karlsr. Ztg.)
* Karlsruhe, 19. Jan. In ihrer gestrigen Sitzung verhan-
delte die erste Kammer über die Einführung der Ehrenge-
richte der Offiziere. Berichterstatter Prinz Wilhelm, Großh.
Hoheit, empfiehlt den Entwurf namentlich damit, daß durch den-
selben die militärische Einheit mit Nocddeutschland weiter vervoll-
kommnet würde. Frhr. v. Göler spricht sich gegen die ursprüng
lichen, von der Commission auf den Verordnnngsweg verwiesenen
Bestimmungen des Entwurfs über das Duell aus, indem einzelne
Paragraphen desselben mit Religion, Sitte und Recht in Wider-
spruch ständen, die er auch in eine Verordnung nicht ausgenommen
sehen will.
Darauf wird der Entwurf nach den Commissionsanträgen
angenommen. Die weitere Tagesordnung führt zu dem Entwurf
des Emsührungsgesetzes zum MilitärstrafgeKtzbuch, zur Militär-
ftrafgerichlsordnung und zum Gesetz über die Ehrengerichte der
Offiziere, erstattet von Staatsrath Weizel. Auch hier wird alles
nach uninteressanter Debatte im Sinne der Commissionsanträge,
d. h. vollständig nach preußischer Schablone angenommen.
* Karlsruhe, 19. Jan. In der zweiten Kammer kam ge-
stern der Bericht des Abg. Frey über die Rechnungsnachweisuugen
und das Büdget der Badanstalten zur Verhandlung. Erstere wur-
den ohne Bemerkung genehmigt, bei dem Büdget aber entspann
sich eine längere Discussion.
Abg. Mühlh äusser sprach sich aus Gründen der Sittlich-
keit für möglichst rasche Aufhebung der Spielbank in Baden aus.
Es habe sich seiner eine tiefe Entrüstung bemächtigt, als Pariser
Zeitungen erklärt hätten, es gebe einen Ort, wo es noch ärger zu-
gehe, als in Paris, und das sei Baden Baden. Man solle, auch
ohne Rücksicht auf Spielhöllen in dem norddeutschen Bund, noch
vor dem Jahre 1870 den Spielpacht kündigen.
Minister Jolly erwidert, es liege ein Vertrag bis zum Jahr
1870 vor; eine Aufkündigung vor diesem Zeitpunkt könne nur
stattfinden, wenn auch im norddeutschen Bund alle Spielbanken
aufgehoben würden.
Abg. Roßhirt verlangt möglichst ausreichenden Ersatz für
die Stadt Baden, wenn die Spielbank im Jahre 1870 aufgehoben
werden sollte, und zwar müsse jetzt schon eingehende Fürsorge hie-
für getroffen werden.
Minister Jolly behauptet, daß in dieser Beziehung nichts
versäumt worden sei und sucht dieses in mehreren Beispielen nach-
zuweifen.
Abg. Wundt (u. v. N.) erinnert die Regierung an ihre
Erklärung vom letzten Landtag, wonach sie nicht beabsichtige, den
Spielpacht über das Jahr 1870 hinaus zu verlängern. Die Re-
gierung werde hoffentlich ihren damaligen Standpunkt nicht ver-
lassen haben und er wünsche zu wissen, ob die Regierung noch die-
selbe Ansicht habe und ob es sich aus den Verhandlungen mit der
preußischen Regierung ergebe, daß diese allenthalben in ihrem Be-
reiche die Spielbank im Jahre 1870 aufheben werde.
Minister Jolly weiß sich nicht mehr genau an seine Aeuße-
rungen vom vorigen Landtage zu erinnern. Man solle jetzt nicht
durch voreilige Beschlüsse sich die Hände binden, vielmehr das
Jahr 1870 abwarten, wo ein neuer Beschluß nothwendig werde.
Abg. Kirsner erklärt sich Namens der Büdgetcommission
mit der Ausführung Jolly's einverstanden.
Abg. Moll erklärt, daß er nicht stillschweigen könne bei der
vorliegenden Frage, was der Bote ihm nur zu gern glaubt, da
das Schweigen nicht Sache des Herrn Abgeordneten von Mann-
heim zu sein pflegt; vielmehr beantragt er im Hinblick auf die
Verlängerung des Spielpachtes in Wiesbaden bis zum Jahre
1873 den Wunsch zu Protokoll, daß der Spielpacht in Baden
unter keinen Umständen über das Jahr 1870 hinaus verlängert
werde.
Abg. Beck verbreitet sich ausführlich über die neu zu er-
richtenden Bildungsanstallen in Baden, von denen er hofft, daß sie
viele Familien anziehen würden, — weiß Gott! eine sonderbare
Anschauung! Uebrigens will er nichts von einem Gymnasium
dort wissen, wenn solches auf Staatskosten errichtet werden müßte.
Endlich verlangt er, daß die Polizei in Baden strenger auftrete
und den „Bachanalien eines gewissen Clubs" ein Ende mache.
Abg. Nicolai meint dagegen, es habe ihn noch nie genirt,
wenn andere Leute ihr Geld hinauswürfen. Auch spricht er sich
gegen Molls Protokollwunsch aus.
Abg. Nokk erwidert dem Abg. Beck, der Staat werde bei
der neuen Lehranstalt in Baden keinen Kreuzer beitragen, viel-
mehr werde der Lyceumsfond von Rastatt, ohne daß es ihm Scha-
den bringe, den Beitrag zu leisten vermögen. Moll's Antrag fin-
det keine Unterstützung und kommt daher nicht zur Abstimmung.
Bei den Ausgaben für andere Badeorte tadelt Kimmig den
Mißstand, daß in den Renchbädern keine Apotheke bestehe und ver-
langt Abhülfe.
Mimsterialrath v. Dusch verspricht eingehende Erwägung
der Sache durch die Regierung.
Abg. Moll findet die Summe von 50,000 fl. für Gewächs-
haus und Wintergarten in Baden zu hoch und wird von dem
Abg. Bcck unterstützt.
Abg. Lamey hält dagegen die Höhe dieser Ausgabe für noth-
wendig.
Abg. Beck wünscht eine Badtaxe in Baden, wird aber von
dem Abg. Kuntz bekämpft.
Abg. Hei den re ich dankt der Regierung für den bewillig-
ten Bau eines Schwimmbades und verschiedener Wege in Ba-
denweiler.
Schließlich wird der Gesetzentwurf einstimmig angenommen.
Ausland.
Brüssel, 18. Jan. Die Kammer ging, ohne die Erklärun-
gen über die Ministerkrisis zu beantworten, zur Tagesordnung
über und beschloß, die Verhandlung bezüglich des Gesetzes über
die Militärorganisation nächsten Dienstag zu eröffnen.
London, 19. Jan. Der jüngst in Glasgow verhaftete
Fenier Barratt, welcher als Anzünder der Explosion in Clerken-
well erkannt wurde, ist mit einem anderen Mitglied der Fenier-
verschwörung hierher gebracht morden.
London, 19. Jan. Der Observer meldet: Gestern Abend
feuerten Fenier auf zwei Detectivs (Beamte der Sicherheitspolizei).
Am Mansionhouse (Wohnung des Lord-Mayors) wurde ein fenischer
Aufruf gefunden. Barrall (oder Baratt), einer der Mithelfer der
Clerkenweller Explosion, ist verhaftet worden; auch auf dem in
Queenstown angekommenen New-Aorker Postdampfer wurden 3
Fenier verhaftet, darunter ein gewisser Train.
Benachrichtigung.
Da die zum Zwecke der Verloosung verausgabten Loose der
Rich. Felder'schen Bibliothek nur zum kleinsten Theile in Absatz
kommen konnten, so werden die resp. Abnehmer ergebenst benachrich-
tigt, daß ihnen die eingegangenen Beträge auf gleichem Wege wie-
der werden zugestellt werden. — Es wird vorgeschlagen, dieselben
an die Verunglückten der päpstlichen Armee als weitere Beiträge
einzureichen. Jndeß bleibt dies den Abnehmern überlassen. Er-
klärungen hierüber wollen bei der Exped. d. Bl. abgegeben werdem
Rastatt. Die Stelle eines Hospital-
dieuers hier mit einem Jahrgehalte bis
100 fl., freier Kost und Wohnung soll an
einen ledigen, kräftigen jungen Mann, der
gute Zeugnisse besitzt, vergeben werden.
Anmeldungen haben auf dem Gouverne
mentsbureau dahier persönlich zu geschehen,
in Frauenzimmer, welches mehrere Jahre
bei einem geistlichen Herrn als Haus-
Druck, Verlag und Expedition
hälterin war und ihre Stelle durch dessen
Ableben verloren hat, sucht wieder eine
ähnliche Stelle.
Näheres LudwigSplatz Nr. 6 in Heidelberg.
rücken lassen. Es scheint, sie beneiden ihn um den
Gehalt, damit sie auch ein Glas Bier trinken kön-
nen. Das Ortschulrathsmitglied ist so freundlich,
und läßt den Herren das Amt sammt der Be-
soldung zukommen, die Herren dürfen sich nur bei
ihm anmelden.
Bei der Gelegenheit wird der Ortsschulrath
bereit sein, den Herren seinen Stall zu zeigen, der
vielleicht reinlicher ist als eines ihrer Schlafzimmer
oder wenigstens wie ihr Gewissen.
M. F la schon.
Vom Odenwald. Ich glaube mich mcht zu
täuschen, wenn ich annehme, daß solche Herren in
der Knopfischen Universität bei Wilhelmsfeld studirt
haben, die den Artikel in Nro. 8 des Pfälzer Bo-
ten gegen den Ortsschulrath von Z. haben ein-_
von Q-SK) w e i ^ — Verantwortlicher Redakteur: I.