Bestellungen auf den „Pfälzer Boten" für die
Monate August und September werden bei der
Expedition d. Bl. wie bei allen Großh. Postan-
stalten angenommen.
Süddcutschland.
* Heidelberg, 26. Juli. Die Frankfurter Zeitung hat einen
ominösen Namen genannt: Caspar Hauser! In dem genannten
Blatte werden nämlich eine Reihe der interessantesten Mittheilungen
in mehrmaligen Fortsetzungen über jenen Unglücklichen gebracht, die
indessen in einem badischen Blatte unmöglich wiedergegeben werden
können. Wir sind gespannt, ob die osficielle Karlsr. Zeitung sich her-
beiläßt, eine uns sehr nothwendig scheinende Entgegnung Zum Besten
zu geben.
/X Heidelberg, 25. Juli. Wir lesen bei den Amtsverkün-
digern, der Grobherzog habe geruht, dem Bezirksassistenzarzt
vr. Leopold Fischer in Heidelberg auf sein untert hänig stes
Ansuchen die Entlassung aus dem Staatsdienst Zu ertheilen.
Das ist unrichtig, Herr vr. Fischer hat seine Entlassung aus
Großh. Dienste nicht dewüthiglich nachgesucht, sondern kategorisch
verlangt. Er hatte die Ueberzeugung gewonnen, daß er von dem Gr.
Ministerium des Innern ungebührlich behandelt werde. Als eine Be-
schwerde, die er dcßhalb an drn Fürsten selbst gerichtet, hatte, von dem
Minister, gegen den sie geführt worden war, mit der wohlfeilen
Rede beantwortet wurde: „Dran sieht sich nicht veranlaßt rc. ec." gab
der hochverdiente charactervolle Manu an demselben Tage noch dem
Großh. Obermedicinalrath die Erklärung ab, er verlange, daß man
ihn des Dienstes entlaste. Solche Männlichkeit verdient die höchste
Anerkennung.
* Heidelberg, 25. Juli. Die „Tauber" hat sich nunmehr
genöthigt gesehen, die Erklärung des Gemeinderatbs von Gerchs
heim gegen den unerhörten Lügenbericht über nicht vorhanden ge-
wesene Ruhestörungen zu veröffentlichen; sie erwartet von ihrem
Korrespondenten eine Erklärung in dieser Sache. Wir meinen,
da kann die gute Tauber lange warten, ihre Sehnsucht nach Er-
lösung aus der ihr angethanen Schmach wird ungestillt bleiben,
denn wenn nach solchen Lügen ihr Correspondent es wagen sollte,
sich nochmals in der Presse hören zu lassen, ohne seine colossalen
Verläumdungen zuvor feierlich zurückgenommen Zu haben, so ist
er gänzlich jedes Schamgefühles baar und wird sich selbst in seiner
Partei der Mißachtung aller anständigen Leute aussetzen. Die
„Tauber" wollen wir aber nach diesem Vorgänge fester in's Auge
fassen, um sofort ähnlichen Lügenberichten den wahren Sachver-
halt eutgegenstcllen zu können. Auch die Karlsruher Zeitung bringt
jetzt mit innerem Widerstreben eine Berichtigung des verlogenen,
auch in ihre Spalten übergegangenen Tauberberichtes, wobei sie
sich damit entschuldigt, daß sie sich auf die „Zuverlässigkeit des
Lokalblattes des Taubergrundes" verlassen habe. Die „Zuver-
lässigkeit" solcher Blätter! Da geschieht's der Karlsruher Zeitung
recht, wenn ihr bei derartigem Vertrauen die Bären aufgcbunden
werden, die sie dann selbst als solche widerrufen muß, und so hat
sie denn jetzt Muße genug, über die badische Amtsverkündigerei,
die ihres Gleichen in der cwilffirten Welt sucht, eingehend nach-
zudenken. Zum Schluffe aber erlauben wir uns, die vornehme
Pflegbesohlene des Dr. Krönlein an ein altes, etwas grobes Sprüch-
wort zu erinnern:
„Wer sich mischt unter die Kleie,
Den fressen gar leicht die-."
* Heidelberg, 26. Juli. Gestern feierten wir in unserem
kath. Casino ein schönes Fest, das nicht verfehlen wird, das größte
Aufsehen auch in weiteren Kreisen zu erregen. Es war der Namens-
tag unseres wackeren Jakob Lindau, den eine Anzahl Bürger
aus Köln auswählte, um unserem Vereine einen Besuch abzustatien,
Skizzen aus Ost-Indien.
Ron einem deutschen Seemanne.
(Schluß.)
Der Capitän lag auf der Brücke ausgestreckt, eine Kugel war ihm in die
Stirne gedrungen und hatte den ganzen Oberkopf weggerissen; er stand vor
dem allmächtigen Richter, dem er Rechenschaft abzulegen hat über sein Beginnen.
Der erste Steuermann, ein Deutscher, sprang jetzt auf die Brücke und telegraphirte
in den Maschinenraum die Weisung, mit voller Kraft zu fahren. Zugleich
wurden den Leuten am Steuer die nöthigen Weisungen ertheilt und Dank der
überlegenen Schnelligkeit der „Surabaya" erreichten wir in der Nacht die Rhede
von Batavia wieder, welche wir Morgens gesund und wohlbehalten verlassen
hatten.
Die Nachricht von dem Angriffe der „Surabaya" verbreitete sich sehr schnell
und wir hatten kaum die aufgehende Sonne begrüßt, als ein großer Kriegs
dampfer von der Stadt herunterkam und neben uns ankerte. ^Dieser Kriegs-
dampfer, der den Namen „Weltevreden" (Wohlzuirieden, Vorstadt von Batavia)
führte, trug an seinem Besanmaste die Flagge des Lieulenantsadmirals und
Generalgouverneurs der holländischen Besitzungen in Ost-Indien. Kau n hatte
die Weltevrede geankert, als auch schon das Boot ihres Capitäns in's Wasser
gelassen wurde; in dasselbe stiegen der Capitän und der Gen'ralgouverneur,
die sich langseits der „Turabaya" rudern ließen. Sobald der Obersteuermann
der Letzteren, welcher provisorisch das Commando übernommen hatte, die Ab
sicht der beiden Herren merkte, wurden die Vorbereitungen zu ibrein Empfang
getroffen. Im Nu war das Fallreep stSchiffsleiter) an der Steucrbordsecke
über Bord gehängt und die ganze Bemannung war auf Deck. Sogar der
Leichnam des Capitäns war nicht vergessen, sondern in der Staatsunnorm
eines holländischen Corvettencapitäns auf dem Achterschiff ausgelegt worden,
als wenn er seinem Borgesttzten noch Hütte die Honneurs des Schiff s machen
wollen. Der Generalgouverneur, ein alter, aber noch sehr rüstiger Mann,
sprang jetzt über die Brustwehr und wehrte alle Bearüßung ad, indem er ge-
rade auf den Obersteuermann lo-ging und denselben fragte:
„Nun, Herr, wie ist dies gekommen?"
Wahrheitsgetreu berichtete der Gefragte Alles, was sich zugetragen, wo-
rauf der Gouverneur zur Leiche unseres Capitäns trat, seinen eigenen Degen
^'uselben auf die Brust legend sprach: „Armer Cornelis, du
thatest deine Pflicht als königlicher O sic.er, aber als Seemann mußtest du
anders handeln."
Dann blieb er noch an Bord, bis d'.e Leiche vorschriftsmäßig an der
Steueroordseite über Bord an sein eigenes Boot gesetzt wurde, welches sie nach
der Stadt bringen sollte, wo sie mit allen Ehren begraben wurde, stieg dann
;n die H^lle der „Weltevreden", indem er uns rn Steuermann mit sich nahm
und uns befahl, seine Rückkehr abzuwarten, und einige Minuten später war
Sr. holländischen Majestät Corvette „Weltevreden" auf dem Wege, die frechen
Piraten aufzusuchen und zu strafen.
Wir lagen noch vier Tage vor Anker, immer die Rückkehr der Corvette
erwartend; endlich am Morgen des fünften Tages erblickten wir sie, zwar
etwas verstümmelt, denn sie hatte den Fockmast verloren, aber mit einem ent-
mastrten Schiffe im Schlepptau und den Leichnamen von sechs oder sieben
Piraten unter der Großraae.
Durch den an Bord der „Surabaya" rückkehrenden Obersteuermann erfuhren
wir die Einzelheiten des Kampfes. Zwei Tage, nachdem die „Weltevreden"
die Rhede von Batavia verlassen hatte, erblickte sie den Piraten, der iin Be-
griffe war, einen Schlupfwinkel zu erreichen, wo seine Havarieen ausgebessert
werden konnten. Der alte Admiral erkannte sogleich, daß er, wenn er den
Piraten direct verfolgen würde, diesen nicht hindern könne, den schützenden
Hafen zu erreichen, und gab daher Befehl, dicht an der Küste zu halten, da-
durch den Seeräuber womöglich sicher zu machen und ihm dann plötzlich den
Weg zu verlegen. So geschah es auch. Die Seeräuber, deren L-chisf schwer be-
schädigt worden war, hatten sich, als sie die Corvette ansichtig wurden, allerlei
Nothbehelfe gemacht und, da sie guten Wind hatten, war es ihnen gelungen,
einen großen Vorsprung zu gewinnen. Als sie jedoch iahen, daß die „Welte-
vredsn" anstatt sie gerade zu verfolgen, von ihrem Curse abwich, mochten sie
denken, das Kriegsfahrzeug b finde sich auf einer andern Mission, waren, wie
der Admiral vorhergesehen hatte, sicher geworden und hatten ihre Nothmasten
wieder entfernt. Dadurch verminderte sich d e Schnllligkert ihres Sch.sfes und
als sie endlich entdeckten, daß ihnen die Jagd galt, waren sie bereits cm Be-
reich der Corvette, die sie denn auch mit einem Kaikätsn-enhagel begrüßte, daß
I dermann an Bord des Seeräubers weiteren Wid.rMns als unnütz erkennen
mnyte. Dennoch nahmen sie den ungleichen Kampf an und ernige Schüsse
warfen den Fockmast der Corvette über Bord
Doch jetzt zeigte auch die Corvette Ernst; Schuß auf Schuß traf die
Masten des Seeräubers und endlich schwieg daZ Feuer des Letzteren ganz. Das
Schiss selbst stand in Flammen und die Seeräuber heulten um Gnade, die
ihnen indessen nicht gewährt wurde. Jetzt wurden die Boote des Kriegsschiffes
flott gemacht, bemannt und nach kurzem Handgemenge war das brennende
Sch ff genommen. Als die Piraten erkannten, daß Alles vergebens wäre,
dachten sie nur noch daran, das Feuer zu löschen. Z r diesem Zwecke wurden
d'.e bös zugerichteten Masten über Bord geworfen, und nach üvermenschlicher
Anstrengung gelang es, den Brand zu dämpren. Unterdessen war die „Welte-
vreden" ganz nahe gekommen und nahm das Wrack in's Schlepptau. Als dies
geschehen war, wurden die Gefangenen vor den Ad niral gebracht, der in einigen
derselben Deserteure aus der königlichen Marine erkannte. An diesen wurde
sogleich das gesprochene Urtheil vollstreckt u >d die „Weltevreden" wandte sich
wieder gegen Batavia, wo sie mit dem schauerlich n Schnuck unter ihrer großen
Raae glücklich anlangte. Die übrigen Gefangenen endeten elend auf den Pflan-
zungen im Inneren Java's, wohin sie gebracht wurden, mit Ausnahme des
Capitäns selbst, der in Buitenzorg, der Residenz des Gouverneurs, gehängt
wurde. Der Obersteuermann der „Surabaya" erhielt den Orden „voor bewee-
zenen Mood en Dapperheid."