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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 65-76 (3. Juni - 30. Juni)
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M 65. Donnerstag den 4. Juni 1868.


* Graf Bismarck am 3. December 1850.
Wir haben in der letzten Nummer nach dem Suttg. Beobachter
diejenige Stelle aus der Rede des Königs von Preußen vom Jahr
1860 bei der Zusammenkunft mit seinen deutschen Milfürsten her-
vorgehoben, in welcher er versichert, daß es sein unablässiges Bestreben
sein werde, die Rechte seiner Collegen aufrecht zu erhalten und
daß er am wenigsten daran denke, sie in ihrer Souveränität irgend
wie zu schädigen. Was dann im Jahre 1866 erfolgte, ist bekannt.
Heute wollen wir einige merkwürdige Stellen aus einer Rede Bis-
marck's in der preußischen 2. Kammer unfern Lesern vorführen,
— mögen sie dann selbst den Vergleich mit der jüngsten Ver-
gangenheit ziehen!
Abg. v. Bismarck sagte von dem damals drohenden Kriege:
Es sei „kein Feldzug einzelner Regimenter nach Schleswig oder
Baden, keine militärische Promenade durch unruhige Provinzen,
sondern ein Krieg in großem Maßstabe gegen zwei unter den drei
großen Continentalmächten, während die dritte beutelustig an unserer
Grenze rüste und sehr wohl nusse, daß im Dom zu Köln das
Kleinod zu finden, welches geeignet wäre, die französische Revolution
zu schließen und die dortigen Machthaber zu befestigen, nämlich die
französische Kaiserkrone."
Auf die Lasten des Krieges blickend und die Wunden, die er
schlage, sagte er: Es sei ein Krieg von dem anzunehmen, daß der
Minister des Cultus, unter dem die Diener der Religion, der Liebe
und des Friedens stehen, ihn in seinem Herzen tief verabscheue,
ein Krieg, von dem der Minister des Handels und der Gewerbe
überzeugt sein müsse, daß er in seinem Beginne die Zweige der
öffentlichen Wohlfahrt, welche seiner Pflege anvertraut sind, ver-
nichte und den der Finanzminister nur wünschen könne, wenn das
Geld in dem königlichen Schatze nicht mehr zu lassen sei. „Ich bin
überzeugt, Sie sehen die Fragen, die uns jetzt beschäftigen, nach
einem Jahre anders an, wenn Sie rückwärts durch eine lange
Perspective von Schlachtfeldern und Brandstätten Elend und
Jammer an 100,000 Leichen und 100 Millionen Schulden erblicken
werden. Werden Sie dann den Muth haben, zu dem Bauer
auf der Brandstätte seines Hofes, zu dem zusammengeschossenen
Krüppel, zu dem kinderlosen Vater hinzutreten und zu sagen:
Ihr habt viel gelitten, aber freuet euch mit uns, die Unionsver-
fassung ist gerettet?"

Ueber den Begriff von Ehre sagt er: „Ich suche die preußische
Ehre darin, daß Preußen vor Allem sich von jeder schmachvollen
Verbindung mit der Demokratie entfernt halte, daß Preußen in
der vorliegenden wie in allen Fragen nicht zugebe, daß in Deutsch-
land etwas geschähe ohne Preußens Einwilligung, daß dasjenige,
was Preußen und Oesterreich nach gemeinschaftlicher und unab-
hängiger Erwägung für vernünftig und politisch richtig hallen,
durch die beiden gleichberechtigten Schutzmächte Deutschlands gemein-
schaftlich ausgeführt werde."
Abg. v. Bismarck sagt weiter: Unsere materiellen Interessen,
die Integrität unserer Grenzen, die Sicherheit unserer heimischen
Verfassung ist bisher von Niemanden angefochten; Eroberungen
wollen wir nicht machen.
Meine Herren! Ich dächte, wir Alle und namentlich diejenige
Partei, deren Rathschläge Preußen bis zum November 1848 das
Unglück hatte zu befolgen, sollten gelernt haben, was es heißt mit
„Feuer spielen", und daß derjenige, der einen Brand entzündet
Hal, nicht im Stande ist, ihm da, wo das Feuer seinem Wunsche
nach Halt machen soll, mit der Formel eines irgend abgenutzten
Paragraphen „bis hierher und nicht weiter" zu gebieten."
Ferner sagt er mit Bezug auf gewisse Leute dazumal, die
wohl auch nur Panduren, Croaten, Slowaken und dergleichen in
Oesterreich erblickten: „Wenn ich vorher von dieser Tribüne Oester-
reich als Ausland, und wenn ich nicht irre als verwegenes Aus-
land, habe bezeichnen hören, so möchte ich fragen, mit welchem
Rechte Sie behaupten, daß Hessen und Holstein nicht für Ausland
gelten, wenn Sie Oesterreich als Ausland behandeln wollen,
das mit demselben Rechte zu Deutschland gehört. Es ist eine selt-
same Bescheidenheit, daß mau sich nicht entschließen kann, Oester-
reich für eine deutsche Macht zu halten. Ich kann in nichts An-
derem den Grund hierin suchen, als daß Oesterreich das Glück hat,
fremde Volksstämme zu beherrschen, welche in alter Zeit durch
deutsche Waffen unterworfen wurden. Ich kann aber daraus nicht
schließen, daß, weil Slowaken und Nuthenen unter der Herrschaft
Oesterreich's stehen, diese die Repräsentanten des Staates und die
Deutschen blos eine beiläufige Zugabe des slavischen Oesterreichs
seien; sondern ich erkenne in Oesterreich den Repräsentanten und
Erben einer alten deutschen Macht."

Die holländischen Zuaven im päpstlichen Heere.
(Fortsetzung.)
Lagertied der holländischen päpstlichen Zuaven.
Wem Christenblut in den Adern sprüht,
Von fremder Mackel rein,
Und wem ein Her; für Pius glüht,
Der stimme mit uns ein;
Aus freier Brust mit vollem Klang,
Uns gleichen Sinns gesellt,
Erheb er frommen Chrensang
Dem Friedensherrn der Welt!
O Gott, der du vom Himmelsthron
Stark waltest und gerecht,
Wir bitten dich durch deinen Sohn,
Schirm Unschuld, Treu und Recht!
Uns bangt nicht, wenn die Kugel droht,
Uns schreckt nicht blanker Stahl,
Wir gehen freudig in den Tod;
Für Pius gilt die Wahl!
Es siege Wahrheit, Recht und Treu,
Und fällt der letzte Mann;
Herrscht Vater Pius wieder frei,
Dieß Herz erst ruhen kann!
Für ihn verließen wir dich, Strand,
Entrungen Meer und Fluth,
Für ihn, o süßes Heimathland,
Verspritzet unser Blut!
Wir schwören Treu auf Petri Grab,
Dem großen Pius Treu,
Und treu dem Fels, den Jesus gab
Zum Grunde dem Gebäu;
Um's Kreuzpanier kniet uns're Wehr,
Gott schaut vom Himmel drein.
Und Kraft strömt Pius' Segen hehr
Den Friesenherzen ein.

O Herr, du Lenker aller Welt,
Leih uns auch deine Hand,
Wenn's, guter Gott, dir so gefällt
Für's liebe Vaterland!
Den theu'rsten Eid uns wahre doch.
Und müssen fallen wir.
Laß, bricht das Herz, uns rufen noch:
Heil Pius, Vater dir!
8 ch l a ch t g e s a v g.
Auf, auf! Bataver, auf!
Für Gott und Recht den Strauß gewagt!
Nein! Christenherz nicht bangt und zagt
Vor jener Schlange Haupt.
Auf, vorwärts!
Unterm Kreuz ist nicht Gefahr;
Christus selbst ruft euch zum Streit,
Zeigt, daß ihr Männer seid!
Aus, auf! Bataver, auf!
Euch schwillt die Brust in heil'ger Gluth!
Für Jesus opfert froh das Blut,
Der Herzen letzter Schlag!
Auf, vorwärts!
Nimmermehr stirbt ein Märtyrer;
Wer für Gott das Leben weiht
Lebt fort in Ewigkeit.
Aus, auf! Bataver, auf!
Für Vater Pius in den Tod!
Die Hölle ras't — hat keine Noth,
Voran zieht Gottes Stern.
Auf, vorwärts!
Auserlef'ne Christenfchaar,
Hollands Lieb und stolze Wehr,
Voran zu Gottes Ehr!
(Fortsetzung folgt).
 
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