Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

DOI Kapitel:
Nr. 27-39 (2.März - 30. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43881#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Einladung zum Abonnement.
Mit dem 1. April beginnt ein neues Abonnement auf den Pfälzer Boten. Wir ersuchen daher unsere auswärtigen Abon-
nenten, ihre Bestellungen bei der Post rechtzeitig zu erneuern. Für Heidelberg, Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen ent-
gegen die Expedition von Leopold Schweiß dahier. , , . ... „
Bestellungen in Paqueten (nicht unter 10 Exemplaren), wobei wir je ein Freiexemplar gewahren, wolle man gleichfalls an
die Expedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders die seitherigen Empfänger uns baldigst die Zahl der gewünschten
Exemplare mitzutheilen. .
Inserate u 2 kr. die Spaltzeile, ein äußerst wohlfeiler Ansatz, erfahren bei der großen Auflage unseres Blattes im ganzen
Lande die beste Verbreitung.
Wie der Preis des Blattes — 40 kr. für das Quartal ohne Postaufschlag — so bleibt auch dis Tendenz des Boten
unverändert, durch die er sich so viele Freunde unter dem Volke erworben hat. Es bedarf daher keiner weiteren Worte, daß der
Bote nach wie vor die freiheitlichen, rechtlichen und kirchlichen Grundsätze vertreten wird, die er selbst unter den schwierigsten Ver-
hältnissen mit gleicher Kraft und Ausdauer festgehalten hat, — es sind die Grundsätze, welche die Herren Lindau und Bisfing,
denen unser Blatt seine Existenz verdankt, frank und frei in den Wahlversammlungen im Ooenwalde, an der Tauber und am Main
ausgesprochen haben. Das Erwachen des Volkes, das sich auf so glänzende Weise bei den letzten Wahlen kundgegeben hat, ist am
meisten der Wirksamkeit unserer Presse zu verdanken, und daß der Pfälzer Bote unter den Blättern unserer Richtung nicht das We-
nigste geleistet hat, wird wohl Niemand in Abrede stellen können. Daher bedars cs weiter keiner besonderen Empfehlung für unfern
Boten, der überall der Liebling des Volkes geworden ist. Nur um baldige Bestellungen möchten wir bitten, damit wir die durch
die Zunahme des Blattes bedingte erhöhte Auflage rechtzeitig zu bemessen vermögen. ...
Besonders den amtlichen Verkündigungsblättern hat der Bote den unversöhnlichsten Kampf geschworen; auf also, Freunde,
helft dem Boten durch Artikel und Abonnenten den Fall der servilen Presse beschleunigen!
Heidelberg, 19. März 1868. Die Redaktion.

An meine Wühler!
Der Kampf ist beendet, wir haben die Schlacht gewonnen.
Dank Euch, Wähler des XIV. Wahlbezirkes, für den unermüdlichen
Eifer und den stolzen Mannesmuch, mit dem Ihr zum zweiten
Male ins Feuer gerückt und das Heer der Bediensteten und Schrei-
ber glänzend geworfen habt. Ja, fürwahr, ich hatte mich nicht
getäuscht, als ich in Hardheim die Wähler des XIV. Bezirkes
als die „alte Garde" anredete, die stets kampfbereit auf dem
Platze erscheine und auch diesmal nicht zu Hause bleiben werde.
Also nochmals herzlichsten Dank, mit der Versicherung zugleich,
daß ich die von mir ausgestellten Grundsätze, die den lautesten
Beifall des Volkes gefunden haben, auch in Berlin stets hoch zu
halten entschlossen sein werde.
Undankbar aber würde es von mir sein, wollte ich der Herren
Beamten so ganz vergessen, die mit den colossalsten Anstrengungen
so sehr in meinem Interesse gewirkt haben. Auch ihnen meinen
tief gefühltesten Dank wie nicht minder ihren mit so viel Geist
uno Anstand geschriebenen Amtsverkündigungsblättern, die mir
durch die Auslassungen über meine Person und die vielfachen in

den Augen des Volkes, wie es scheint, nicht ganz zutreffenden
Schilderungen den Sieg so wesentlich erleichtert haben.
Es ist höchst erfreulich und ehrenvoll, wie schon der Lateiner
sagt, in allen Lagen des Lebens gute Freunde gesunden zu haben ;
um so mehr bedaure ich, daß der Herr Gegencandidat alle Ursache
hat auszurufen: „Gott bewahre mich vor solchen Freunden!"
Heidelberg, 24. März 1868.
Vv. Ferd. Bisfing,
Zollparlamentsabgeordneter des 14. Wahlbezirkes.
§ Das französische Tabaksmonopol
mit dem was d'rurn und d'ran hängt.
Die Leser des Pfälzer Boten haben ja Alle schon oft gehört,
daß die französische Regierung das Monopol, d. h. den Allein-
handel des in Frankreich gepflanzten und verbrauchten Tabakes
besitze. Die meisten werden sich jedoch von dem ganzen Wesen die-
ses Monopols keine richtige Vorstellung machen können. Wir thei-
len deßhalb hier das Näh re hierüber mit, und zwar nach einem
in Paris selbst gedruckten Werke:

Der schwarze Gentleman.
Lus den Erinnerungen eines Arztes.

(Fortsetzung.)
21. Juli. Edmund, Felix und ich bilden zusammen ein Ganzes. Zwei
von uns würde ohne das dritte nur eine verstümmelte Individualität abgeben,
und würden wir ganz von einander getrennt, so sähe ich in der That nicht ein,
wn wir existiren könnten. Freilich, Edmund könnte vielleicht ohne uns fertig
werden, aber wir niemals ohne ihn. Er ist unser Ruhepunkt, der Magnet,
welcher uns zu ihm hinzieht. Nie ist mir ein in sich' so vollendeter Charakter
vorgekommen. Felix und mir ist das Glück sozusagen ein Instinkt, dem wir
uns ohne Berechnung hingeben, gleich wie zwei Schwimmer sich nebeneinander
gedankenlos vom Strome forttragen lassen.

Es ist mir ein Unglück zugestoßen, Therese! Mein Loos ist entschieden; ich
werde nie einem Manne die Hand am Altäre reichen. Ich habe meinen Ver-
lobungsring verloren. Laß Dir erzählen, wie's zugegangen ist.
Wir hatten ein Ballspiel verabredet. Um den Schläger besser handhaben
zu können, zog ich den Ring vom Finger uud legte ihn, sorgfältig in mein
Taschentuch gewickelt, aus das Piedestal der großen Sphynx, welche Edmund
am Ende der Allee hat aufstellen lassen. Nach dieser Partie machten wir eine
Bootfahrt und kehrten bei Mondschein durch das Gehölz zurück. Als wir wie-
der im Salon versammelt waren, bemerkte ich zum ersten Mal, daß der Ring
noch immer an meinem Finger fehlte, und ging dann rasch in die Allee, um
das Taschentuch, welches ich dort hingelegt, mit dem darein geknoteten Ringe
zu holen. Das Taschentuch lag da, wo ich es gelassen, auf dem Piedestal,
uns sorgsam entfaltete ich es. Da flog ein Nachtschmetterling daraus hervor
welcher scheu umherflatterte und sich die fammetartigen Flügelchen an der

Flamme meiner Wachskerze verbrannte. Der Ring aber fehlte, und ich konnte
ihn nirgends finden. Du wirst mich vielleicht auslachen; aber das unbegreif-
liche Verschwinden des Ringes läßt mir keine Ruhe, und ich habe seitdem keine
frohe Stunde mehr gehabt. — —
Heute, meine liebe Therese, ergreife ich die Feder um Dir mitzutheilen,
daß ich glücklich, unendlich glücklich bin. Möchte es mir gelingen, Dir, Du
Freundin meiner Seele, nur einen leisen Begriff von der Wonne beizubringen,
für die keine Sprache einen Namen hat. Scherze mir nicht mehr über den
Zauberring, denn ihm verdanke ich meine Seligkeit, und Du wirst, wenn
Du diesen Brief gelesen, meine Pietät für den alten egyptischen Talismann
theilen.
Am Morgen des Tages, welcher dem Absenden meines letzten Briefes an
Dich folgte, wurden die Mutter und ich früh durch eine lustige Fanfare ge-
weckt. Etwa zwanzig Jäger waren unerwartet angekommen und wir mußten
uns eiligst ankleiden, um sie zu empfangen.
Während des Frühstücks im Wappensaale, den kennst Du ja, wurde die
Aufmerksamkeit des Grafen auf ein Familienbild gelenkt, wo ein Ritter knieend
vor seiner Dame den Gürtel und das Jagdhorn entgegen nimmt. Allgemein
fiel die Aehnlichkeit des Bruders Felix mit seinen Ahnen auf, und in mir
wollte man durchaus eine Aehnlichkeit mit der Dame entdecken. Daraus ent-
stand dann die Idee, daß wir beide ein lebendes Bild nach dem Muster des
an der Wand hängenden aufführen sollten, wozu Felix natürlich sofort bereit
war. Als er vor mich hinknieen wollte, machte ich ihn lächelnd darauf auf-
merksam, daß der Wind Asche und Holzspäne durch's Kamin auf den Fußboden
getrieben habe, wodurch er die untadelhafte Weiße seines Beinkleides in Gefahr
bringen würde. Dadurch ließ er sich jedoch nicht irre machen; schnell zog er
sein Taschentuch hervor, breitete es aus und kniete darauf nieder. Aber in
diesem Augenblicke bemerkte ich, wie fein Gesicht sich unter dem Einfluß eines
stechenden Schmerzes zusammenzog. Er versuchte aufzustehen, fühlte mechanisch
mit der Hand auf einen Stützpunkt und traf auf ein leichtes, mit krystallenen
Kuriositäten beladenes Tischchen, welches sofort umschlug und den Fußboden mit
Trümmern bedeckte.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen