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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 65-76 (3. Juni - 30. Juni)
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1868.

Donnerstag den 25. Juni


Einladung zum Abonnement.
Mit dem 1. Juli beginnt ein neues Abonnement auf den Pfälzer Boten. Wir ersuchen daher unsere auswärtigen Abonnen-
ten, ihre Bestellungen bei der Post rechtzeitig zu erneuern. Für Heidelberg, Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen entgegen
die Expedition von Leopold Schweiß dahier.
Bestellungen in Paqueten (nicht unter 10 Exemplaren), wobei wir je ein Freiexemplar gewähren, wolle man gleichfalls an
die Expedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders die seitherigen Empfänger, uns baldigst die Zahl der gewünschten Ex-
emplare mitzutheilen.
Inserate L 2 kr. die Spaltzeile, ein äußerst wohlfeiler Absatz, ersahren bei der großen Auflage unseres im ganzen Lande
gelesenen Blattes die beste Verbreitung.
Wie der Preis des Blattes — 40 kr. ohne Postaufschlag — so bleibt auch die Tendenz des Voten unverändert, durch
die er sich so viele Freunde unter dem Volke erworben hat. Wir haben eine sehr große Steigerung unserer Abonnentenzah! im letzten
Quartale erhalten, indem dieselbe von ca. 1,700 auf mehr als 2,200 gewachsen ist, — eine Zunahme, die mir wesentlich unsrer
unerschütterlich festen Haltung in allen brennenden Fragen zu verdanken haben; wir hoffen, daß auch im folgenden Quartal unsere
Leser uns treu bleiben werden.
Heidelberg, 16. Juni 1868. Die Redaktion.

Süddcutschlarrd.
* Heidelberg, 23. Juni. Wie Recht wir hatten als wir
in der letzten Nummer des Boten unfern gegründeten Zweifel an
der Ernennung des Geh. Rath Bluntschli zum Gesandten der
Schweiz in Berlin äußerten, hat sich schon jetzt gezeigt, indem der
officielle Berner Bund die trocken gehaltene Erklärung abgibt, daß
kein Mensch an maßgebender Stelle an diese Ernennung gedacht
habe. Wir erlaube;! uns daher den Schweizern zu gratuliren, wir
aber — müssen ihn behalten!
I Heidelberg, 23. Juni. Die alte Landeszeitung wagt es,
schüchtern an die Verfassungsseier zu erinnern; sie möchte Festjubel,
Festgeläute, Freudenfeuer und Gott weiß was für Spektakel am 22.
August im Lande haben. Wir sind Freunde einer freisinnigen Ver-
fassung, einer freisinnigeren jedenfalls als die unsrige ist; aber vor
allem muß die Verfassung in allen ihren Punkten, wenn sie gefeiert
werden soll, eine Wahrheit sein. Wir kommen vielleicht auf diesen
letzteren Punkt gelegentlich zurück. Das Wichtigste ist und bleibt
aber jedenfalls die innere Freude, die Freude des Herzens, die dem
äußeren Festjubel allein eine Bedeutung verleihen könnte. Wie ist
diese aber möglich Angesichts der zerrissenen Zustände in unserem
inneren Staatsleben, wie ist sie möglich, wenn bis jetzt auch noch
gar nichts von der herrschenden Partei geschehen ist, um eine ehren-
volle Verständigung anzubahnen, ja wenn Organe derselben, wie die

Bad. Landeszeitung selbst, auf's Empörendste und Roheste über die
Gesammtheit wie über die Einzelnen der Oppositionspartei herfällt
und so diese beständig nöthigt, mit gleicher Schärfe die Antwort zu.
geben! Jedes Kind muß einsehen, daß auf solche Weise der Friede
in stets weitere Ferne gerückt wird und daß auch von einer freudi-
gen Verfassungsseier, wenigstens im Herzen, keine Rede sein kann.
Oder sollte es anders sein, fragen wir die Landeszeitung?
* Heidelberg, 23. Juni. Wie hiesige Freunde uns mittheilen,
welche Lindau auf seinem Besuche in Bühl begleiteten, war der
Empfang des Letzteren so großartig, wie er noch keinem Abgeordne-
ten zu Theil geworden ist. Eine ungeheure Menschemnasse hatte
sich, zum Theil aus größeren Entfernungen, zusammengefunden, um
Lindau mit stürmischen Ovationen zu begrüßen. Nirgends störte
der geringste Mißton das herrliche Fest, das als ein in jeder Be-
ziehung gelungenes Volksfest bezeichnet werden muß. Je größer
die Rohheiten und Schmähungen waren, welche von der ministeriellen
Presse, namentlich der alten Landeszeitung, über Lindau zusammen-
gehäuft wurden, desto mehr wollte das Volk zeigen, mit welcher
Liebe und treuen Anhänglichkeit es an ihm festhalte; denn so weit
ist.es Gottlob! endlich gekommen, daß die Beschimpfungen der
ministeriellen Presse den Gekränkten zur höchsten Ehre gereichen. Im
vorliegenden Falle aber waren die Kundgebungen der Freude um so
stürmischer, als sie dem glänzenden Ausgang von Lindau's Proceß

Aus Woll's Gedichten.

M apcr?)
„„Na, Mayer, sagt, wie isch dann des,
Wart Ihr dann bei de Därke?
Ich glaab's nit recht, des sin so Spass',
Ich meen — ich däht was merke?""
„So, so — daß ich doch lüge sollt,
Hot mich schun ost verdrösse —
Wann.Ehr mer nix meh glaawe wollt,
Dann könnt Ehr's, bleiwe losse!"
„„Na, ärgert Euch nit, duht nor sacht,
Ihr müßt mich nor verstehe,
S' Hot Mancher schun e Rees gemacht
ttn Hot nix Rechts gesehe.
Do trinkt emol — e Tröppel Wein
Duht ecm de Mage stärke.
Ich möcht, weeß Gott, ke Sultan sein —
Was trinke dann die Därke ?" "
„Die Därke — ja, was trinke die,
Was kammer do viel sage;
Sir lebbern halt ehr Kaffeebrüh
Un schlose viel un raache.
Ich weeß, wie ich beim Sultan war,
Do haw ich nix genumme" —
„„Was, Mayer, was! Warum nit gar —
Ihr seid zum Sultan kumme?""
„Do war ich, ja, des war e Kohl,
Sich dorch die Weiwer stehle!
Na — prost ihr Männer! trinkt emol!
Dann will ich's Euch verzähle.
Ich bin emol Sunndags in die Kerch
Un wollt die Mufti sehe,
Der Bau steht owe uf eme Berg,
's) der psälzische Münchhausen. Er erzählt beim Wein seine
Erlebnipe m München und in der Türkei.

Der Därk nennt des Moschee.
Ich schleich mich hinne in en Stuhl,
Do waren Alte, Junge,
Un Weiwer, Kinner aus der Schul —
Herr Gott! hän die gesunge!
Jetz stumpt mich hinner mer e Fraa,
Wollt mir s' Gesangbuch bringe —
Na, denk ich, kreische kann ich a,
Ich nemm's, sang an zu singe.
Die Mufti all in eener Reih,
Die losse sich nit störe;
Der Sultan awer war debei,
Ich haw' en huschte höre.
Er hockt so in ere Art Gestecht
Vun angestrichene Hölzer -—
Uf emol steht er ns un sägt:
„„Jetz still! Ich hör m Pälzer!""
Dann kummt er mit bedugtem Schritt, -—
Bin ruhig dogesesse —
„„Hör, Mayer, sägt er, Du gehscht mit,
Du kannscht heul bei mer esse!""
Un fertig — ab. Die Kerch war aus,
Mer war's aach arig warem;
Der Sultan awer henkt mich draus
Ganz freundlich in de Arem ,
En Mufti rechts, en Mufti links,
Kawasse, Knsnadare —
Ich sag Euch, nü, — war des e Dings!
Was des for Kerle wäre!
Die Pascha all! Ich fercht mich sascht,
Die viele krumme Säwel!
Na, endlich simmer im Palascht —
Ihr liewe Leut, was Möwel!
Glei rechts do war e kleeni Dehr —
Ich seh' zwee Aage nucke.
Na, denk ich, was isch do der mehr,
 
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