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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 14-26 (2. Feburar - 29. Februar)
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Jns.-Geb. 2 kr. die Spaltzeilr.


Donnerstag den 6. Februar



Die Katholiken-Bersammlung in Köln.
(Nach den Kölnischen Blättern.)
(Schluß.)
Der Raum unseres kleinen Boten würde leider zu sehr in
Anspruch genommen werden, wollten wir die vortreffliche Rede
des hochw. Herrn Erzbischofs von Köln ausführlich mittheilen,
welche nach stenographischer Aufzeichnung in den Köln. Blättern
wörtlich enthalten ist. Es war eine Rede von hoher, schwung-
hafter Begeisterung für die weltliche Herrschaft des hl. Stuhles,
deren Schluß auf ein praktisches Endziel hinwies, wenn der Herr-
Erzbischof sagt:
„Sie haben sich hier versammelt, um heute und morgen da-
rüber zu berathen, wie in der Folgezeit die heilige Begeisterung,
welche jetzt Deutschlands Katholiken beseelt, aufrecht zu erhallen
sei in der Zukunft. Ich glaube nicht, daß es neuer Mittel be-
darf; wir haben in unserer Kirche Mittel genug. Treten wir
Alle in die Michaels-Bruderschaft ein; suchen wir ein Jeder in
seinem Kreise dazu beizutrageu, daß die Liebesgaben, derer der
hl. Vater bedarf, mit freudigem, bereitwilligem Herzen dargebracht
werden. Sorgen wir dafür, daß alle Jahre auf den katholischen
General Versammlungen dieser Gegenstand neuerdings zur Anre-
gung gebracht werde. Dann wird diese Begeisterung nicht Nach-
lassen, sondern wachsen, erfolgreich sein. Sie wird das ferner-
bringen, was wir von Gottes Gnade hoffen können. Wir haben
die Glaubensgewißheit, daß der päpstliche Stuhl niemals wanken
wird; wir haben die göttliche Verheißung dafür als Grundlage.
Aber, geehrte Herren, alle göttlichen Werke im Lause der Welt-
geschichte haben zwei Factoren: die göttliche Gnade und die mensch-
liche Mitwirkung, und von der Art und Weiss unserer Mitwirkuna
hängt zum großen Theile der Erfolg ab, den wir haben werden. Wohlan!
stehen wir also mit dem heil. Vater in diesem felsenfesten Glau
ben; aber unterlassen wir nicht, zu thun, was an uns ist! Dann
werden wir den Sieg erringen. Es ist das ein unaussprechlich
großes Glück, daß wir einen Felsen in der Kirche haben, den
Stuhl Petri. Was sind ohne ihn die einzelnen Glieder, was
ohne ihn die Bischöfe? Erlauben Sie mir noch zum Schluffe
hinzuweisen auf die große Thatsache vom 20. Nov. 1837. Was
wäre aus jener Thalsache geworden, wenn nicht jener Felsen,
jener apostolische Felsen gewesen wäre, worin sie ihre Stütze fand?
Wie hätte die Thatsache der Gefaugennehmung eines Bischofs
einen solchen weltgeschichtlichen Erfolg, eine solche Fülle von Seg-
nungen für die Kirche hervorbringen können, wenn nicht der apo-
stolische Mund, das freie und unabhängige Oberhaupt der Kirche,
welches auf dem Felsen steht, ihr zur Stütze gedient hätte, wenn
nicht seine Stimme die Bedeutung jener Thalsache in die ganze
Welt getragen und jene Begeisterung, jenes neue Leben des Glau-
bens in der Kraft des heiligen Geistes hervorgerusen hätte, dessen
wir uns heute noch zu erfreuen haben."
Am Dienstag den 28. Januar vereinigten sich viele Theil-
nehmer der Versammlung von auswärts und aus Köln selbst zu
einer Berathung im obern Saale der Bürgergesellschaft unter
dem Vorsitze des Stadtverordneten Herrn Fr. Baudri. Haupt-
zweck der Berathung war: Austausch der Ansichten und Erfah-
rungen und Besprechung von Vorschlägen über die Gestaltung
einer festern und wirksamern Organisation der Katho-
liken zum Schutze ihrer kirchlichen Interessen und namentlich des
römischen Kirchenstaates. Alle dahin bezüglichen Fragen fanden
eine gründliche und vielseitige Beleuchtung. Bei dieser anregen-
den Besprechung begegneten sämmtliche Redner sich in dem eenen
Gedanken, daß es sich nicht um Bildung eines neuen oder beson-
dern Vereines handeln könne. Dagegen wurde es als nothweudig
erkannt, die Thätigkeit der katholischen Vereine auf den verschie-
denen Gebieten des katholischen Lebens zu erhöhen und einen
Weg aufzusuchen, auf welchem Mittheilungen rascher erfolgen könn-
ten und eine größere Übereinstimmung zu erzielen wäre. Zu
einem praktischen Anfänge wurde für Köln ein Comits erwählt,
welches die Aufgabe erhielt, eine Statistik der Vereine der ver-
schiedenen Diöcesen und der in katholischen Angelegenheiten thäüg-
sten und einflußreichsten Personen zu sammeln und bis zum Som-
mer gedruckt zusammenzustellen.

In der Frage über das weltliche Besitzthum des heiligen
Vaters wurde erkannt, daß fürder von Seilen des katholischen
Volkes als Programm festzustellen sei: erstens, daß dem heiligen
Vater Dasjenige, was er gegenwärtig noch besitzt, ungeschmälert
belassen und gegen jeden Angriff sicher gestellt werde; zweitens,
daß Alles, was die Revolution ihm entrissen, zurückgegeben wer-
den müsse; drittens, daß der so restaurirte Kirchenstaat unter den
Schutz des Völkerrechts gestellt und dessen Neutralität von allen
Staaten anerkannt werde; und viertens, daß diese Forderungen
bei jeder sich ergebenden Gelegenheit und in jeder zweckmäßig
scheinenden Weise ausgesprochen und gellend gemacht werden müs-
sen, bis die Regierungen wieder selbst den Rechtsstandpunkt ge-
winnen und die Neutralität des Kirchenstaates erklären.
Diese Forderung des katholischen Volkes soll molimrt der
Oeffentlichkeit übergeben werden. Es sprach sich vielfach das feste
Vertrauen aus, daß sie auf die Dauer nicht unberücksichtigt blei-
ben könne, ja vielleicht früher ihre Befriedigung finden werde,
als Manche es ahnen möchten.
Noch ein wichtiger Gegenstand, die Presse, wurde zur Be-
sprechung gebracht und vor Allem die Bedeutung der kath. Tages-
presse hervorgehoben. Insbesondere wurde der Hattung und der
Leitung der „Kölnischen Blätter" im Ganzen alle Anerkennung
gezollt und die Ursache scharf hervorgehoben, warum es den Ver-
legern kath. Blätter so schwer wird, allen an sie gestelllen Anfor-
derungen zu genügen. Auch wurde von verschiedenen Seiten auf
die kleinen Kreis- und Wochenblätter hingewiesen und der Wunsch
ausgesprochen, daß der Clerus wie die gebildeten Laien der Ver-
breitung derjenigen, die nur ein Abklatsch der kirchenfeindlichen
größern Blätter sind, mit aller Entschiedenheit und Klugheit ent-
gegenwirken mögen. Hiermit wurde die Berathung geschlossen.
Später fanden viele Kölner sich mit den Gästen im Hotel
Ernst wieder zusammen; und nach alter deutscher Sitte endete die
Zusummenkunsl in einem heitern Mahle, bei welchem es nicht
an Reden fehlte, die als freudiger Nachklang dessen erschienen,
was die Herzen an den beiden Tagen in sich ausgenommen
hatten.
Was am 27. und 28. Januar in Köln sich begeben, bilder
einen würdigen Abschluß zu den Versammlungen, die in jüngster
Zeit in den größeren Städten abgehalten wurden, während die
Bewegung sich über das ganze Land verbreitet und ähnliche Versamm-
lungen und Kundgebungen hervorruft. Darin liegt ein gewalti-
ges Zeugniß dafür, daß die Idee des Papstthums, repräsentirt
durch den hl. Vater als Souverain eines freien und unabhängi-
gen Staates, im kath. Volke fortlebt und durch das katholische
Volk auch fort und fort erhalten wird.
* Mißtrauensvotum an den Abg. Eckhard.
(Fortsetzung.)
Das andere „Höhere", für welches das Volk Opfer zu
bringen hat, wird die Standesbea mtung zur Führung
der Standesbücher sein, die nach den Reden eines Abgeord-
neten anderorts dem Volke so viel „Segen" bringe. Wir glauben
recht gerne, daß es einige Herren, die ihre ehemalige Religion
vergessen und das Christeuthum noch nie gekannt, geübt und ge-
liebt haben, äußerst schwer fällt, mit einem Geistlichen in Geschäfts-
Verkehr zu treten und manchmal erfahren zu müssen, daß die
Geistlichen denn doch nicht so dumm und ungelehrt sind. Wir
anerkennen es, daß die Regierung das Recht habe, die Führung
der Standesbücher auch Andern zu übergeben. Aber was hat
das Volk dadurch gewonnen? Die Geistlichen haben größtentheils
die Standesbücher ohne Belohnung geführt, an der Controle hat
es auch nicht gefehlt. Aus dem nahen Elsaß wissen wir, was die
Führung der Standesbücher kostet. Wohl mag sich die Regierung
m den Standesbeamten neue Freunde schaffen, aber in der Sache
selbst ist nichts gewonnen, und dem Volke erwächst eine
neue Last und das wird wohl das „Höhere" sein, welches den
Drang nach Essen und Trinken zügeln soll. Das Ländchen hat
1586 Gemeinden, wenigstens werden ebenso viele Standesbeamte
sein müssen. Rechnen wir für jeden Standesbeamten einen Ge-
halt von jährlich 50 fl., so ergibt sich schon eine Last von 79,300
Gulden, allein bei diesem Gehalte kann ein Standesbeamteter weder
 
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