87._ Samstag den 25. Juli__ 1868.
Die gemischten Schulen.
X Bruchsal, 23. Juli. Es geht rasch rasch vorwärts mit
der Abstimmung über die Errichtung von gemischten Schulen.
Konstanz, Leimen, Handschuchsheim und Neuenheim sind bereits
vorangegangen und haben die Aufhebung ihrer bisherigen Con-
fessionsschulen beschlossen.
Die katholischen Schulgemeinden haben dazu ihr Jawort ge-
geben mit einer- Unbefangenheit, als handle es sich um ganz ge-
ringfügige Dinge.
Es wäre sachdienlich gewesen, das katholische Volk in osficieller
oder amtlicher Weise zu belehren beziehungsweise zu ermahnen, die
coufessionelle Schule bei Anwendung der öffentlichen Abstim-
mung zu erhalten. Man schweigt und wir werden es erleben, daß
vielleicht jeder Tag uns die Nachricht bringt, in dieser und jener
Gemeinde ist die confessionelle Schule in Abgang decretirt worden.
Die Gegner jeder Religion sehen mit Freude ihre Herzens-
wünsche in Erfüllung gehen, denn in den gemischten Schulen muß
der Religionsunterricht weichen und wenn der „Pfaffe" in der
Woche mit seinen zwei Religionsstunden auch dazwischen fährt, was
schadet es? Man wird schon dafür sorgen, daß sein confessioneller
Religionsunterricht einen erfolglosen Verlauf nimmt. So denken
jene, welche die Heranbildung eines Geschlechtes bezwecken, das auf
den Werth einer bestimmten Religion nicht mehr sieht und diese
hingibt wie eine Prise Tabak.
Es ist über die gemischten Schulen schon vieles gesagt und
geschrieben worden, so daß nichts mehr Neues hinzugefügt werden
kann. Wir können nur wiederholen, was schon dagewesen.
In Betreff der gemischten Schulen wollen wir heute ein un-
parteiisches Zeugniß vorführen, welches Dr. K. Zittel im evangel.
Protest. Wochenblatt Nr. 2 vom Jahr 1863 niedergelegt hat. Dieses
Protest. Zeugniß lautet:
„Solcher vorurtheilsvollen und bornirten (einfältigen) Finster-
linge, denen die Volksschulen mit einem bestimmten confessionellen
Character lieber sind, als die farblosen gemischten Communalschulen,
gibt es noch viele im deutschen Vaterlande, und ich bin auch einer
davon. Unsere Bornirtheit (Einfältigkeit) hat aber doch ihre
Gründe. In der großen Masse ist sie gewissermaßen instinktiv
(angeboren); so z. B. wollen die evangelischen Gemeinden in der
Diaspora (unter Katholiken lebenden), wie mir als Vorstandsmit-
glied des Gustav-Adolfs-Vereins wohl bekannt ist, fast immer vor
Allem eine evangelische Schule; sollte das lediglich ihrer Dummheit
zuzuschreiben sein? Ich glaube, sie fühlen, um was es sich handelt;
nicht um das Erlernen der Aufgaben für den Religionsunterricht,
Skizzen aus Ost-Indien.
Kon einem deutschen Seemanne.
(Fortsetzung.) >
Da in diesen Gegenden Alles verdächtig war, so ries ich rn den Maschinen-
raum den Befehl hinab, daß Jemand den Capitän und den Osficier der Sol-
daten wecken solle, und nach zwei Minuten waren beide auf der Brücke. Da
ich nun thatsächlich abgelöst war, so begab ich mich in die Pantry (Vorraths-
kammer der Cajüte), ließ mir dort vom Stewart (Aufwärter) ein Glas Brannt-
wein geben, wie es Sitte war, und weckte dann leise die Soldaten so wie
die noch schlafenden Matrosen, die auch in wenigen Minuten geräuschlos aus
dem Deck versammelt waren. Unterdessen stand der Capitän mit dem Sprach-
rohre in der Hand auf der BrUcke, den Blick unverwandt auf das sich rasch
nähernde Boot gerichtet. Sobald dasselbe innerhalb Sprachweite war, riet es
der Capitän in holländischer Sprache an. Keine Antwort, obgleich man ihn
in dem Boote hatte hören müssen. Jetzt versuchte es der Alte mit der eng-
lischen Sprache, aber mit gleichem Erfolge, denn das Boot anwortete zwar
nicht, wohl aber bewegten sich die Ruder schneller und das Boot kam näher.
Die Zweifel die wir etwa noch hätten haben können, waren verschwunden; wir
wußten jetzt, daß wir es mit einem jener erbarmungslosen Piraten zu thun
hatten, von den man in Batavia die schauerlichsten Geschichten erzählte. Um
dem Gesetze zu genügen, welches ein dreimaliges Anrufen vorschreibt, bevor man
feuern darf, ries der Capitän das Boot zum dritten Male an, indem er hinzu-
fügte, daß er auf ein nochmaliges Schweigen den Befehl an die Kanoniere er-
thnlen würde zu schießen. Unterdessen war von der Mannschaft jeder auf
fernen Posten gegangen; die Soldaten hatten ihre Waffen in Bereitschaft, das
klerne Pulvermagazin war geöffnet worden und Alles wartete mit gespannter
Aufmerksamkert auf die weiteren Befehle des Capitäns. Das Gesetz verlangt
ebenfalls, daß der erste Schuß blind erfolgen muß und so wurde denn die
Steuerbordkanone blind geladen. Das Schiff rollte ziemlich heftig, denn wir
hatten hohe See. Das Boot kam immer näher, ohne irgend eine Antwort zu
geben, als eine laute Stimme vym Boote her sich vernehmen ließ. Die Ge-
stalt des Caprtäns hob sich klar vom Nachthimmel ab; er stand allen Augen
sondern um den ganzen Character der Schulerziehung. Protestan-
tismus und Katholicismus sind nicht zwei verschiedene Lehrsrffteme,
die man als ein besonderes Fach betreibt und erlernt, sondern
zwei verschiedene Ausgestaltungen des ganzen Lebens in feinen
tiefsten innersten Beziehungen. Diese Ausgestaltungen werden aber
nicht angelernt, wie Rechnen und Schreiben, sondern an- und ein-
gelebt durch Haus und Schule und Kirche, welche mit einander
den Lebenskreis des Heranwachsenden Kindes ausmachen. Darum
wünsche ich, daß der protestantischen Schule ihr Character erhalten
werde und daß sie nicht durch Vermengung mit der katholischen im
besten Falle zu einer bloßen Lernanstalt herabsinke."
So Dr. Zittel. Wir fragen: sind denn in den betreffenden
Schulgemeinden keine protestantischen Männer mehr vorhanden,
welche wie Zittel für die Erhaltung des protestantischen Characters
der Schule ihre Stimme vor und am Abstimmungstage er-
heben? Wir fragen aber auch weiter: wo sind die katholischen
Männer, welche in umgekehrter Weise der katholischen Schulgemeinde
vor und am Abstimmungstage die Erhaltung des katholischen
Characters ihrer Schule mit aller Kraft an's Herz legen?
Wo sind diese Männer? Es hat den Anschein, daß nur noch
die Phrasendrescher in dieser so wichtigen Angelegenheit mit ihrem
Worte aufkommen, Phrasendrescher, wie der Bürgermeister Stro-
meyer in Konstanz, welcher in seinem Aufrufe vor dem Abstimmungs-
tage den Uebergang der confessionellen Schulen unter anderem auch
deßhalb wünschte und befürwortete: „daß nicht schon in das Kin-
desherz der Keim zu religiösem Zwiespalte gelegt, sondern daß viel-
mehr Alles aufgeboten werde, ein friedliches Miteinanderleben der
verschiedenen Bekenntnisse zu pflegen und schon durch Vereinigung
inder Schule den werdenden Generationen zur Gewohnheit zu machen."
Das ist deutlich gesprochen, aber ein runder, barer Unsinn
der Phrase. Fort mit dem Katholicismus, dem Protestantismus
und dem Judenthum aus den Schulen, fort damit, warum denn?
— damit Katholiken, Protestanten und Juden im Unfrieden bei
einander leben können! So zu schwätzen, ist eine wahre Nothzucht
mit den gesunden Denkgesetzen; wir können es nicht anders heißen.
Es ist wirklich traurig, daß Katholiken und Protestanten auf
Grund einiger Paragraphen des neuen Schulgesetzes und angeschwin-
delt von abgedroschenen Phrasen ihre confessionellen Schulen, um
welche die Voreltern die größten Opfer brachten, in so leichtfertiger
Weise vernichten, als wären sie in den betreffenden Gemeinden ein
pestartiges Uebel, das schleunigst beseitigt werden müsse.
Wir befürchten, daß die Schulgemeinden, welche jetzt mit
Stimmenmehrheit oder Einstimmigkeit den confessionellen Schulen
sichtbar auf der Brücke, als jene Stimme aus dem Boote in ganz correctem
Englisch erschallte:
„Fahre zur Hölle, Hund von einem Holländer."
In derselben Secunde sahen wir den Blitz von 8 Gewehren und die De-
tonation war nur eine: doch gingen die Kugeln alle durch das Tatelwerk und
richteten keinen Schaden an. Doch ebenfalls in derselben Secunde donnerte
die Steuerbordkanone, die unterdessen mit einer Kugel versehen worden war,
dem Piratenboote ihren Verderbenbringenden Gruß und das Boot war von
der Oberfläche des Wassers verschwunden. Unterdessen kam das eigentliche
Piratenschiff immer näher und war jetzt ebenfalls in Schußweite. Unser Ca-
pitän, der früher in der holländischen Marine gedient hatte und dem die Tra-
ditionen der alten Heldenzeit im Kopfe spuken mochten, als ein Ruyter und
ein van Tromp der holländischen Flagge in allen Meeren Achtung verschafft
hatten, bestand darauf, den Kampf mit dem Seeräuber auszunehmen, wie sehr
ihm auch alle seine Untergebenen davon abriethen. Da er nun von seiner
Idee nicht abzubringen war, so wurden mit dem dem holländischen Seemann
eigmthümlichen blinden Gehorsam die nöthigen Vorbereitungen zum unglei-
chen Kampfe getroffen. Ich sage: zu dem ungleichen Kampfe, denn als das
Seeräuberschiff näher kam, konnten wir trotz der Dunkelheit bemerken, daß das-
selbe bedeutend stärker bewaffnet war als das unsrige.
Jeder an Bord gab sich trüben Ahnungen hin, als jetzt der Capitän die
Segel festmachen ließ und den Maschinisten befahl, mit halber Kraft zu fahren,
um den Seeräuber ganz nahe kommen zu lassen. Dann ließ er alle vier an
Bord befindlichen Kanonen auf der einen, dem Feinde zugekehrten Seite zusam-
menbringen und dieselben mit Kartätschen laden. Ohne noch ein weiteres
Näherkommen des Piraten abzuwarten, gab er dann Feuer und wir hatten
die Genugthuung zu sehen, wie die Segel des anderen Schiffes zerrissen wurden
und sogar der Fockmast über Bord ging. Durch diesen ersten Erfolg kühn
gemacht, ließ der Alte die Kanonen nochmals laden, doch bevor noch die Stücke
wieder gerichtet waren, krachte eine volle Breitseite des Feindes und legte uns
mit einem male alle drei Masten über Bord.
(Schluß folgt).
Die gemischten Schulen.
X Bruchsal, 23. Juli. Es geht rasch rasch vorwärts mit
der Abstimmung über die Errichtung von gemischten Schulen.
Konstanz, Leimen, Handschuchsheim und Neuenheim sind bereits
vorangegangen und haben die Aufhebung ihrer bisherigen Con-
fessionsschulen beschlossen.
Die katholischen Schulgemeinden haben dazu ihr Jawort ge-
geben mit einer- Unbefangenheit, als handle es sich um ganz ge-
ringfügige Dinge.
Es wäre sachdienlich gewesen, das katholische Volk in osficieller
oder amtlicher Weise zu belehren beziehungsweise zu ermahnen, die
coufessionelle Schule bei Anwendung der öffentlichen Abstim-
mung zu erhalten. Man schweigt und wir werden es erleben, daß
vielleicht jeder Tag uns die Nachricht bringt, in dieser und jener
Gemeinde ist die confessionelle Schule in Abgang decretirt worden.
Die Gegner jeder Religion sehen mit Freude ihre Herzens-
wünsche in Erfüllung gehen, denn in den gemischten Schulen muß
der Religionsunterricht weichen und wenn der „Pfaffe" in der
Woche mit seinen zwei Religionsstunden auch dazwischen fährt, was
schadet es? Man wird schon dafür sorgen, daß sein confessioneller
Religionsunterricht einen erfolglosen Verlauf nimmt. So denken
jene, welche die Heranbildung eines Geschlechtes bezwecken, das auf
den Werth einer bestimmten Religion nicht mehr sieht und diese
hingibt wie eine Prise Tabak.
Es ist über die gemischten Schulen schon vieles gesagt und
geschrieben worden, so daß nichts mehr Neues hinzugefügt werden
kann. Wir können nur wiederholen, was schon dagewesen.
In Betreff der gemischten Schulen wollen wir heute ein un-
parteiisches Zeugniß vorführen, welches Dr. K. Zittel im evangel.
Protest. Wochenblatt Nr. 2 vom Jahr 1863 niedergelegt hat. Dieses
Protest. Zeugniß lautet:
„Solcher vorurtheilsvollen und bornirten (einfältigen) Finster-
linge, denen die Volksschulen mit einem bestimmten confessionellen
Character lieber sind, als die farblosen gemischten Communalschulen,
gibt es noch viele im deutschen Vaterlande, und ich bin auch einer
davon. Unsere Bornirtheit (Einfältigkeit) hat aber doch ihre
Gründe. In der großen Masse ist sie gewissermaßen instinktiv
(angeboren); so z. B. wollen die evangelischen Gemeinden in der
Diaspora (unter Katholiken lebenden), wie mir als Vorstandsmit-
glied des Gustav-Adolfs-Vereins wohl bekannt ist, fast immer vor
Allem eine evangelische Schule; sollte das lediglich ihrer Dummheit
zuzuschreiben sein? Ich glaube, sie fühlen, um was es sich handelt;
nicht um das Erlernen der Aufgaben für den Religionsunterricht,
Skizzen aus Ost-Indien.
Kon einem deutschen Seemanne.
(Fortsetzung.) >
Da in diesen Gegenden Alles verdächtig war, so ries ich rn den Maschinen-
raum den Befehl hinab, daß Jemand den Capitän und den Osficier der Sol-
daten wecken solle, und nach zwei Minuten waren beide auf der Brücke. Da
ich nun thatsächlich abgelöst war, so begab ich mich in die Pantry (Vorraths-
kammer der Cajüte), ließ mir dort vom Stewart (Aufwärter) ein Glas Brannt-
wein geben, wie es Sitte war, und weckte dann leise die Soldaten so wie
die noch schlafenden Matrosen, die auch in wenigen Minuten geräuschlos aus
dem Deck versammelt waren. Unterdessen stand der Capitän mit dem Sprach-
rohre in der Hand auf der BrUcke, den Blick unverwandt auf das sich rasch
nähernde Boot gerichtet. Sobald dasselbe innerhalb Sprachweite war, riet es
der Capitän in holländischer Sprache an. Keine Antwort, obgleich man ihn
in dem Boote hatte hören müssen. Jetzt versuchte es der Alte mit der eng-
lischen Sprache, aber mit gleichem Erfolge, denn das Boot anwortete zwar
nicht, wohl aber bewegten sich die Ruder schneller und das Boot kam näher.
Die Zweifel die wir etwa noch hätten haben können, waren verschwunden; wir
wußten jetzt, daß wir es mit einem jener erbarmungslosen Piraten zu thun
hatten, von den man in Batavia die schauerlichsten Geschichten erzählte. Um
dem Gesetze zu genügen, welches ein dreimaliges Anrufen vorschreibt, bevor man
feuern darf, ries der Capitän das Boot zum dritten Male an, indem er hinzu-
fügte, daß er auf ein nochmaliges Schweigen den Befehl an die Kanoniere er-
thnlen würde zu schießen. Unterdessen war von der Mannschaft jeder auf
fernen Posten gegangen; die Soldaten hatten ihre Waffen in Bereitschaft, das
klerne Pulvermagazin war geöffnet worden und Alles wartete mit gespannter
Aufmerksamkert auf die weiteren Befehle des Capitäns. Das Gesetz verlangt
ebenfalls, daß der erste Schuß blind erfolgen muß und so wurde denn die
Steuerbordkanone blind geladen. Das Schiff rollte ziemlich heftig, denn wir
hatten hohe See. Das Boot kam immer näher, ohne irgend eine Antwort zu
geben, als eine laute Stimme vym Boote her sich vernehmen ließ. Die Ge-
stalt des Caprtäns hob sich klar vom Nachthimmel ab; er stand allen Augen
sondern um den ganzen Character der Schulerziehung. Protestan-
tismus und Katholicismus sind nicht zwei verschiedene Lehrsrffteme,
die man als ein besonderes Fach betreibt und erlernt, sondern
zwei verschiedene Ausgestaltungen des ganzen Lebens in feinen
tiefsten innersten Beziehungen. Diese Ausgestaltungen werden aber
nicht angelernt, wie Rechnen und Schreiben, sondern an- und ein-
gelebt durch Haus und Schule und Kirche, welche mit einander
den Lebenskreis des Heranwachsenden Kindes ausmachen. Darum
wünsche ich, daß der protestantischen Schule ihr Character erhalten
werde und daß sie nicht durch Vermengung mit der katholischen im
besten Falle zu einer bloßen Lernanstalt herabsinke."
So Dr. Zittel. Wir fragen: sind denn in den betreffenden
Schulgemeinden keine protestantischen Männer mehr vorhanden,
welche wie Zittel für die Erhaltung des protestantischen Characters
der Schule ihre Stimme vor und am Abstimmungstage er-
heben? Wir fragen aber auch weiter: wo sind die katholischen
Männer, welche in umgekehrter Weise der katholischen Schulgemeinde
vor und am Abstimmungstage die Erhaltung des katholischen
Characters ihrer Schule mit aller Kraft an's Herz legen?
Wo sind diese Männer? Es hat den Anschein, daß nur noch
die Phrasendrescher in dieser so wichtigen Angelegenheit mit ihrem
Worte aufkommen, Phrasendrescher, wie der Bürgermeister Stro-
meyer in Konstanz, welcher in seinem Aufrufe vor dem Abstimmungs-
tage den Uebergang der confessionellen Schulen unter anderem auch
deßhalb wünschte und befürwortete: „daß nicht schon in das Kin-
desherz der Keim zu religiösem Zwiespalte gelegt, sondern daß viel-
mehr Alles aufgeboten werde, ein friedliches Miteinanderleben der
verschiedenen Bekenntnisse zu pflegen und schon durch Vereinigung
inder Schule den werdenden Generationen zur Gewohnheit zu machen."
Das ist deutlich gesprochen, aber ein runder, barer Unsinn
der Phrase. Fort mit dem Katholicismus, dem Protestantismus
und dem Judenthum aus den Schulen, fort damit, warum denn?
— damit Katholiken, Protestanten und Juden im Unfrieden bei
einander leben können! So zu schwätzen, ist eine wahre Nothzucht
mit den gesunden Denkgesetzen; wir können es nicht anders heißen.
Es ist wirklich traurig, daß Katholiken und Protestanten auf
Grund einiger Paragraphen des neuen Schulgesetzes und angeschwin-
delt von abgedroschenen Phrasen ihre confessionellen Schulen, um
welche die Voreltern die größten Opfer brachten, in so leichtfertiger
Weise vernichten, als wären sie in den betreffenden Gemeinden ein
pestartiges Uebel, das schleunigst beseitigt werden müsse.
Wir befürchten, daß die Schulgemeinden, welche jetzt mit
Stimmenmehrheit oder Einstimmigkeit den confessionellen Schulen
sichtbar auf der Brücke, als jene Stimme aus dem Boote in ganz correctem
Englisch erschallte:
„Fahre zur Hölle, Hund von einem Holländer."
In derselben Secunde sahen wir den Blitz von 8 Gewehren und die De-
tonation war nur eine: doch gingen die Kugeln alle durch das Tatelwerk und
richteten keinen Schaden an. Doch ebenfalls in derselben Secunde donnerte
die Steuerbordkanone, die unterdessen mit einer Kugel versehen worden war,
dem Piratenboote ihren Verderbenbringenden Gruß und das Boot war von
der Oberfläche des Wassers verschwunden. Unterdessen kam das eigentliche
Piratenschiff immer näher und war jetzt ebenfalls in Schußweite. Unser Ca-
pitän, der früher in der holländischen Marine gedient hatte und dem die Tra-
ditionen der alten Heldenzeit im Kopfe spuken mochten, als ein Ruyter und
ein van Tromp der holländischen Flagge in allen Meeren Achtung verschafft
hatten, bestand darauf, den Kampf mit dem Seeräuber auszunehmen, wie sehr
ihm auch alle seine Untergebenen davon abriethen. Da er nun von seiner
Idee nicht abzubringen war, so wurden mit dem dem holländischen Seemann
eigmthümlichen blinden Gehorsam die nöthigen Vorbereitungen zum unglei-
chen Kampfe getroffen. Ich sage: zu dem ungleichen Kampfe, denn als das
Seeräuberschiff näher kam, konnten wir trotz der Dunkelheit bemerken, daß das-
selbe bedeutend stärker bewaffnet war als das unsrige.
Jeder an Bord gab sich trüben Ahnungen hin, als jetzt der Capitän die
Segel festmachen ließ und den Maschinisten befahl, mit halber Kraft zu fahren,
um den Seeräuber ganz nahe kommen zu lassen. Dann ließ er alle vier an
Bord befindlichen Kanonen auf der einen, dem Feinde zugekehrten Seite zusam-
menbringen und dieselben mit Kartätschen laden. Ohne noch ein weiteres
Näherkommen des Piraten abzuwarten, gab er dann Feuer und wir hatten
die Genugthuung zu sehen, wie die Segel des anderen Schiffes zerrissen wurden
und sogar der Fockmast über Bord ging. Durch diesen ersten Erfolg kühn
gemacht, ließ der Alte die Kanonen nochmals laden, doch bevor noch die Stücke
wieder gerichtet waren, krachte eine volle Breitseite des Feindes und legte uns
mit einem male alle drei Masten über Bord.
(Schluß folgt).