82/ Dienstag den 14. Juli_ 1868.
Eine unbequeme Erinnerung.
(Pf. Ztg.)
In Wien ist eine kleine Schrift erschienen unter dem Titel:
„Die göttliche Mission Preußens, oder das Christenthum
und der deutsche Berus Preußens. Eine Zeitstudie, dem gesummten
deutschen Volk an's Herz gelegt von einem Kurhessen". Es be-
findet sich darin folgendes Citat aus einem preußischen Blatte:
„Eine Verwirrung der Begriffe herrscht nun, wie sie kaum
jemals erfunden. Sie verspotten das Heilige — die Niedertracht
preisen sie; der Raub wird als Großthat gefeiert, — das Recht
aber tritt man mit Füßen. Keine Obrigkeit soll mehr gelten, kein
Thron mehr bestehen von Gottes Gnaden, — Alles wollen sie
herabziehen in den Staub, daß anstatt des Rechtes die Gewalt
herrsche, der gottlose Eigenwille statt der göttlichen Gebote." . . .
„Aus dem Rechtstitel des Volkswillens Entthronung rechtmäßiger
Obrigkeiten, Bruch von Eidespflicht und Eidestreue, grundsätzliche
Verachtung aller völkerrechtlichen Verträge, Krieg gegen Mitfürsten
zu ihrer Vertreibung — Vorgänge, wie sie in der Geschichte Eu-
ropas ohne Beispiel sind." . . . „Wenn man in Zeitungen, Schrif-
ten, an öffentlichen Orten, selbst in Ministerialsalons die Begei-
sterung überschäumen hört für den Nationalitätsschwindel, muß
man doch voraussetzen, daß die sich so Beiheiligenden mit ihrer
Begeisterung den thatsächlichen Erscheinungen auf oie Wurzel sahen
und auch die unvermeidlichen Folgen sich klar gemacht haben.
Diese Folgen aber können und werden nichts anderes sein, als die
Beseitigung jeder Legitimität und jedes historischen Rechts. Darum
muß bei solchen Begeffterten doch schon die Treue gegen den ange-
stammten Fürsten gebrochen sein, und damit dieser Bruch möglich
werde, müssen schon viel früher die Herzen mit Gott und seinen
ewigen Ordnungen den Bruch vollzogen haben. Wird es einen
größern Schimpf geben, als diesen Pranger der Gesinnungslosig-
keit, die von sich selbst hält als wäre sie Gesinnungstüchtigkeit!
Eine solche Revolution entthront nicht mehr mittelst der Völker die
Fürsten, sondern sie zersetzt mittelst der Fürsten die Völker."
Und wer hat dies geschrieben? Antwort: die Kreuzzeitung
und zwar in ihrem Neujahrsblatt 1861, freilich in Bezug aus
Italien. Aber wem drängt sich nicht unwillkürlich ein Vergleich
aus? Und wie redet heute die Kreuzzeitung? Kann man hier
nicht sagen: „Aus deinem eigenen Munde werde ich Dich richten!"
e/ Herr Bluntschli und der „Bürgerabend."
Herr Bluntschli hat, nachdem er erst, wie sich's gehört, seinen
Wahlbezirk besucht, eine ehrsame Bürgerschaft von Heidelberg mit
einem gleichlautenden Vortrage wie dort beglückt. Die Loge war
natürlich bis aus den letzten Mann in der Harmonie vertreten
und außer ihr noch eine erkleckliche Zahl verbluntschter Bismärcker.
Die Heidelberger Zeitung bringt einen ausführlichen Bericht über
diesen Vortrag, wobei indessen in der Versammlung Anwesende
die Randglosse zu machen haben, daß gerade die saftigsten und
offensivsten Stellen nicht ohne Geschick gemildert oder ganz über-
gangen seien. Wir sind weit davon entfernt, einen Rechenschafts-
bericht eines Abgeordneten an seine Wühler angreiscn zu wollen,
aber hier tritt ein anderer Fall ein: Herr Bluntschli ist nicht Ver-
treter von Heidelberg, sondern Dr. Herth, — Herr Bluntschli
har nur die Absicht, durch seinen Vortrag gegen die „Schwarzen"
zu Hetzen und auch die übertriebensten und sständlichsten Beschul-
digungen gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht zu
sparen.
Wir haben keine Lust, dem Vortrage Bluntschli's Satz für
Satz zu folgen; nur Einiges wollen wir herausheben. Herr
Bluntschli kann die an Absolutismus gränzende Machtstellung des
preußischen Königthums nicht in Abrede stellen und findet darin
wgar eine „große Gefahr"; aber die Personen der preußischen
Könige und namentlich die des jetzigen beruhigen ihn, weil sie
»mmer nur dem Staate d i e n e n wollten. Herr Professor, Herr
Professor , ist das die Misheit Ihrer Staatsrechtslehre! Das
Prinzip ist falsch, gefahrvoll, schlecht über alle Maßen, aber wir
vertrauen zu den Trägern der Krone, zu dem „angestammten Fürsten-
haus", daß es die Gewogenheit haben möge, doch stets dem Staats-
begriffe, dem Repräsentativsystem sich unterzuordnen! Und daß der
jetzige König dies stets thue und gethan habe, beweist Herr Blunt-
schli damit, daß derselbe „ein starkes Selbstgefühl" besitze und
„eine gewisse Zähigkeit, die ganz allein zu stehen wage." Kann
man sich denn selbst eine schallendere Ohrfeige geben, als diese
Art der Beweisführung, wie sie Herr Bluntschli den „angesehen-
sten Bürgern" zu bieten wagt! Es hätte nur noch gefehlt, daß
Herr Bluntschli den jahrelangen Conslict des Königs mit seiner
Volksvertretung als einen Beweis für die constitutionellen Prin-
zipien des Trägers der preußischen Krone gepriesen hätte: hat ja
doch die preußische Kammer den Kürzeren gezogen und sind ihr
doch auf einmal nach der Schlacht von Königgrätz, deren Ausgang
Niemand als das allwissende Königthum hatte voraussehen können,
die Schuppen von den Augen gefallen!
Nachdem der in der Republik geborene Bluntschli daraus im
Staube seines Angesichtes König und Königthum angebetet hat,
noch devoter sogar als aus der Rednerbühne des Zollparlamentes
bei der Adreßdebatte, wird dann auch dem Grasen Bismarck der
unvermeidlich gewordene Weihrauch gestreut. Er wird ein „Recke"
genannt, der sogar „einem andern Jahrhundert" angehöre, „eine
Erscheinung aus den Nibelungen", — ha! ha! kann man denn
die Abgeschmacktheit, die byzantinische Blödsinnsschmeichelei
weiter treiben! Wir müssen doch einmal die Nibelungen nach-
schlagen, ob wir nicht auch Herrn Bluntschli schon dort zu ent-
decken vermögen.
Und unser Harmonie-Nibelunge erklärt daraus, gestützt auf
die Form bei Eröffnung des Zollparlamentes, Seine Majestät den
König von Preußen zum deutschen Kaiser, was er ja der Sache
nach ohnehin schon sei; dabei begegnet ihm aber im weiteren Ver-
laus hinwiederum eine Menschlichkeit, indem er daran verzweifelt,
daß aus dem Zollparlament ein Vollparlament entstehe, — dazu
Men dis Wahlen im Süden zu schlecht ausgefallen! Also treten
wir noch nicht in den preußischen Bund und folglich ist der preu-
ßische König noch nicht deutscher Kaiser!
Auch Lindau erhält einen Seitenhieb, weil dieser von der
überhandnehmenden Verarmung im Norden vor seinen Wählern
gesprochen hat, denn Bluntschli will davon nichts bemerkt haben,
Lindau sehe durch eine „schwarze Parteibrille.", während doch
Bluntschli wissen sollte, daß seine eigene Brille mit Berliner Blau
angelaufen ist! Nach Bluntschli hat der Wohlstand im Norden
Preußen's sogar zugenommen, — Beweis gibt er nicht, wahrschein-
lich meinte er Ostpreußen, wo die Leute wie im Schlaraffenland
schwelgen, vielleicht auch die Tausende so armer Menschen in Ber-
lin, daß ihnen das bloße Fleisch aus den hundertfälngen Lumpen
heraussieht und keiner von ihnen am Morgen weiß, ob er nicht
am Abend schon dem Hungertod erlegen ist! Indessen freilich
wird er Herr Bluntschli davon nichts wissen, denn in so gemeine
Gesellschaft ist er nicht hinabgestiegen, — er saß an den reichbe-
besetzten Tafeln großer Herren, die aus dem Bruderkrieg eine gute
Einnahmsquelle erhalten haben, ungeheure Dotationen, Früchte
der blutgetränkten Schlachtfelder! Ha, ha! immer lustig, Herr
Bluntschli, — warum lachen, warum spotten See nicht? In der
Gesellschaft der Diplomaten, der „Recken", der „Nibelungen" sieht
und fühlt man freilich den Hunger nicht, und das ist es was
Göthe meint, wenn er ausruft:
„Wer nie sein Brod in Thränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!"
Doch still, — nicht sentimental, folgen wir unserm kalten
Freunde Bluntschli in's preußische Ministerium. Wie sieht's da
aus? Bluntschli's Lob erhält das Aeußere, der Krieg, die Finan-
zen ; dagegen wird das Ministerium des Innern und das des Cul-
tus schlimm mitgenommen, es sei da nicht die Fahne der „Geistes-
freiheit" aufgepflanzt, was im Munde des Herrn Bluntschli so viel
sagen will, als daß beide Minister auch andere Leute denken lassen wie's
ihnen beliebt und daß sie keinen Kirchenscandal in ihrem Lande
haben. Wahrscheinlich ärgert sich auch'Herr Bluntschli, daß weder
der eine noch der andere Minister jemals daran gedacht hat, ihn
zu hohem Rang nach Berlin zu rufen, damit Seine Unvermeidlich-
keit in Preußen ebenso alles durcheinander bringen könne, wie ihr
dies so unvergleichlich in unserem „Musterstaate" gelungen ist.
Beifall finden bei Bluntschli die preußischen Kammern, sie
Eine unbequeme Erinnerung.
(Pf. Ztg.)
In Wien ist eine kleine Schrift erschienen unter dem Titel:
„Die göttliche Mission Preußens, oder das Christenthum
und der deutsche Berus Preußens. Eine Zeitstudie, dem gesummten
deutschen Volk an's Herz gelegt von einem Kurhessen". Es be-
findet sich darin folgendes Citat aus einem preußischen Blatte:
„Eine Verwirrung der Begriffe herrscht nun, wie sie kaum
jemals erfunden. Sie verspotten das Heilige — die Niedertracht
preisen sie; der Raub wird als Großthat gefeiert, — das Recht
aber tritt man mit Füßen. Keine Obrigkeit soll mehr gelten, kein
Thron mehr bestehen von Gottes Gnaden, — Alles wollen sie
herabziehen in den Staub, daß anstatt des Rechtes die Gewalt
herrsche, der gottlose Eigenwille statt der göttlichen Gebote." . . .
„Aus dem Rechtstitel des Volkswillens Entthronung rechtmäßiger
Obrigkeiten, Bruch von Eidespflicht und Eidestreue, grundsätzliche
Verachtung aller völkerrechtlichen Verträge, Krieg gegen Mitfürsten
zu ihrer Vertreibung — Vorgänge, wie sie in der Geschichte Eu-
ropas ohne Beispiel sind." . . . „Wenn man in Zeitungen, Schrif-
ten, an öffentlichen Orten, selbst in Ministerialsalons die Begei-
sterung überschäumen hört für den Nationalitätsschwindel, muß
man doch voraussetzen, daß die sich so Beiheiligenden mit ihrer
Begeisterung den thatsächlichen Erscheinungen auf oie Wurzel sahen
und auch die unvermeidlichen Folgen sich klar gemacht haben.
Diese Folgen aber können und werden nichts anderes sein, als die
Beseitigung jeder Legitimität und jedes historischen Rechts. Darum
muß bei solchen Begeffterten doch schon die Treue gegen den ange-
stammten Fürsten gebrochen sein, und damit dieser Bruch möglich
werde, müssen schon viel früher die Herzen mit Gott und seinen
ewigen Ordnungen den Bruch vollzogen haben. Wird es einen
größern Schimpf geben, als diesen Pranger der Gesinnungslosig-
keit, die von sich selbst hält als wäre sie Gesinnungstüchtigkeit!
Eine solche Revolution entthront nicht mehr mittelst der Völker die
Fürsten, sondern sie zersetzt mittelst der Fürsten die Völker."
Und wer hat dies geschrieben? Antwort: die Kreuzzeitung
und zwar in ihrem Neujahrsblatt 1861, freilich in Bezug aus
Italien. Aber wem drängt sich nicht unwillkürlich ein Vergleich
aus? Und wie redet heute die Kreuzzeitung? Kann man hier
nicht sagen: „Aus deinem eigenen Munde werde ich Dich richten!"
e/ Herr Bluntschli und der „Bürgerabend."
Herr Bluntschli hat, nachdem er erst, wie sich's gehört, seinen
Wahlbezirk besucht, eine ehrsame Bürgerschaft von Heidelberg mit
einem gleichlautenden Vortrage wie dort beglückt. Die Loge war
natürlich bis aus den letzten Mann in der Harmonie vertreten
und außer ihr noch eine erkleckliche Zahl verbluntschter Bismärcker.
Die Heidelberger Zeitung bringt einen ausführlichen Bericht über
diesen Vortrag, wobei indessen in der Versammlung Anwesende
die Randglosse zu machen haben, daß gerade die saftigsten und
offensivsten Stellen nicht ohne Geschick gemildert oder ganz über-
gangen seien. Wir sind weit davon entfernt, einen Rechenschafts-
bericht eines Abgeordneten an seine Wühler angreiscn zu wollen,
aber hier tritt ein anderer Fall ein: Herr Bluntschli ist nicht Ver-
treter von Heidelberg, sondern Dr. Herth, — Herr Bluntschli
har nur die Absicht, durch seinen Vortrag gegen die „Schwarzen"
zu Hetzen und auch die übertriebensten und sständlichsten Beschul-
digungen gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht zu
sparen.
Wir haben keine Lust, dem Vortrage Bluntschli's Satz für
Satz zu folgen; nur Einiges wollen wir herausheben. Herr
Bluntschli kann die an Absolutismus gränzende Machtstellung des
preußischen Königthums nicht in Abrede stellen und findet darin
wgar eine „große Gefahr"; aber die Personen der preußischen
Könige und namentlich die des jetzigen beruhigen ihn, weil sie
»mmer nur dem Staate d i e n e n wollten. Herr Professor, Herr
Professor , ist das die Misheit Ihrer Staatsrechtslehre! Das
Prinzip ist falsch, gefahrvoll, schlecht über alle Maßen, aber wir
vertrauen zu den Trägern der Krone, zu dem „angestammten Fürsten-
haus", daß es die Gewogenheit haben möge, doch stets dem Staats-
begriffe, dem Repräsentativsystem sich unterzuordnen! Und daß der
jetzige König dies stets thue und gethan habe, beweist Herr Blunt-
schli damit, daß derselbe „ein starkes Selbstgefühl" besitze und
„eine gewisse Zähigkeit, die ganz allein zu stehen wage." Kann
man sich denn selbst eine schallendere Ohrfeige geben, als diese
Art der Beweisführung, wie sie Herr Bluntschli den „angesehen-
sten Bürgern" zu bieten wagt! Es hätte nur noch gefehlt, daß
Herr Bluntschli den jahrelangen Conslict des Königs mit seiner
Volksvertretung als einen Beweis für die constitutionellen Prin-
zipien des Trägers der preußischen Krone gepriesen hätte: hat ja
doch die preußische Kammer den Kürzeren gezogen und sind ihr
doch auf einmal nach der Schlacht von Königgrätz, deren Ausgang
Niemand als das allwissende Königthum hatte voraussehen können,
die Schuppen von den Augen gefallen!
Nachdem der in der Republik geborene Bluntschli daraus im
Staube seines Angesichtes König und Königthum angebetet hat,
noch devoter sogar als aus der Rednerbühne des Zollparlamentes
bei der Adreßdebatte, wird dann auch dem Grasen Bismarck der
unvermeidlich gewordene Weihrauch gestreut. Er wird ein „Recke"
genannt, der sogar „einem andern Jahrhundert" angehöre, „eine
Erscheinung aus den Nibelungen", — ha! ha! kann man denn
die Abgeschmacktheit, die byzantinische Blödsinnsschmeichelei
weiter treiben! Wir müssen doch einmal die Nibelungen nach-
schlagen, ob wir nicht auch Herrn Bluntschli schon dort zu ent-
decken vermögen.
Und unser Harmonie-Nibelunge erklärt daraus, gestützt auf
die Form bei Eröffnung des Zollparlamentes, Seine Majestät den
König von Preußen zum deutschen Kaiser, was er ja der Sache
nach ohnehin schon sei; dabei begegnet ihm aber im weiteren Ver-
laus hinwiederum eine Menschlichkeit, indem er daran verzweifelt,
daß aus dem Zollparlament ein Vollparlament entstehe, — dazu
Men dis Wahlen im Süden zu schlecht ausgefallen! Also treten
wir noch nicht in den preußischen Bund und folglich ist der preu-
ßische König noch nicht deutscher Kaiser!
Auch Lindau erhält einen Seitenhieb, weil dieser von der
überhandnehmenden Verarmung im Norden vor seinen Wählern
gesprochen hat, denn Bluntschli will davon nichts bemerkt haben,
Lindau sehe durch eine „schwarze Parteibrille.", während doch
Bluntschli wissen sollte, daß seine eigene Brille mit Berliner Blau
angelaufen ist! Nach Bluntschli hat der Wohlstand im Norden
Preußen's sogar zugenommen, — Beweis gibt er nicht, wahrschein-
lich meinte er Ostpreußen, wo die Leute wie im Schlaraffenland
schwelgen, vielleicht auch die Tausende so armer Menschen in Ber-
lin, daß ihnen das bloße Fleisch aus den hundertfälngen Lumpen
heraussieht und keiner von ihnen am Morgen weiß, ob er nicht
am Abend schon dem Hungertod erlegen ist! Indessen freilich
wird er Herr Bluntschli davon nichts wissen, denn in so gemeine
Gesellschaft ist er nicht hinabgestiegen, — er saß an den reichbe-
besetzten Tafeln großer Herren, die aus dem Bruderkrieg eine gute
Einnahmsquelle erhalten haben, ungeheure Dotationen, Früchte
der blutgetränkten Schlachtfelder! Ha, ha! immer lustig, Herr
Bluntschli, — warum lachen, warum spotten See nicht? In der
Gesellschaft der Diplomaten, der „Recken", der „Nibelungen" sieht
und fühlt man freilich den Hunger nicht, und das ist es was
Göthe meint, wenn er ausruft:
„Wer nie sein Brod in Thränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!"
Doch still, — nicht sentimental, folgen wir unserm kalten
Freunde Bluntschli in's preußische Ministerium. Wie sieht's da
aus? Bluntschli's Lob erhält das Aeußere, der Krieg, die Finan-
zen ; dagegen wird das Ministerium des Innern und das des Cul-
tus schlimm mitgenommen, es sei da nicht die Fahne der „Geistes-
freiheit" aufgepflanzt, was im Munde des Herrn Bluntschli so viel
sagen will, als daß beide Minister auch andere Leute denken lassen wie's
ihnen beliebt und daß sie keinen Kirchenscandal in ihrem Lande
haben. Wahrscheinlich ärgert sich auch'Herr Bluntschli, daß weder
der eine noch der andere Minister jemals daran gedacht hat, ihn
zu hohem Rang nach Berlin zu rufen, damit Seine Unvermeidlich-
keit in Preußen ebenso alles durcheinander bringen könne, wie ihr
dies so unvergleichlich in unserem „Musterstaate" gelungen ist.
Beifall finden bei Bluntschli die preußischen Kammern, sie