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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 14-26 (2. Feburar - 29. Februar)
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Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag
Donnerstag und Samstag.

Zum Schulgesetz.
Aus der Pfalz. Es waren Viele der Meinung, daß
das Schulgesetz in der Fassung der II. Kammer ganz sicher die
Billigung der I. Kammer nicht erhalten würde. Wir waren nie
dieses Glaubens und haben immer behauptet, daß die Elemente
der I. Kammer ganz von der gleichen Materie wie die der II. seien
und daß die I. sich so wenig wie die II. Kammer um das gute Recht
der Kirche kümmern werde. Der Erfolg hat unsere Ansicht ge-
rechtfertigt.
Fassen wir nun ganz kurz die Hauptpunkte des ganzen Ge-
setzes in's Auge.
Die Geistlichen bleiben nach wie vor von der Schule ausge-
schlossen, ja man ist noch einen Schritt weiter gegangen; bis jetzt
waren sie noch geborne Mitglieder, von nun an blos noch wähl-
bare. An diesem Beschlüsse der II. Kammer hat die erste nichts
geändert.
Es darf Jedermann Privatschulen gründen, nur die Kirche
nicht. So die II. Kammer. Die I. Kammer glaubte sich nun den
Anstrich großer Unparteilichkeit und Gerechtigkeit geben zu müssen,
indem sie diesen Beschluß insoweit änderte, als die Kirche Schulen
gründen darf, falls ihr durch ein besonoeres Gesetz die
Erlaubnis hiezu ertheilt wird. Das nannte nun die I.
Kammer einen Vermittlungsvorschlag!! Dieser sogenannte
Vermittlungsvorschlag ist jedoch nur das Feigenblatt, welches die
in dem Beschlüsse der II. Kammer ausgedrückie Unbilligkeit gegen
die Kirche etwas verdecken soll.
Wir wollen nun hier nicht dabei verweilen, nachzuweisen, wie
in jeder Hinsicht rücksichtslos und ungerecht es ist, blos der Kirche
das Recht zu verweigern, Schulen zu gründen, nur auf die Ironie
wollen wir aufmerksam machen, die in diesem sogenannten Ver-
mittlungsvorschlag liegt. Durch jeweiliges Specialgesetz soll also
der Kirche erlaubt werben, Schulanstalten zu gründen. Wer macht
die Gesetze? Die Kammern. Werden nun dieselben in ihrer jetzigen
Zusammensetzung je ein faches Gesetz genehmigen? Wird die jetzige
Negierung je ein solches einbringen? Nein, nie und nimmermehr.
Wir bleiben deßhalb bei unserer ursprünglichen Behauptung stehen,
daß die I. Kammer nur etwas verschämt gethan hat, wenn sie dem
Beschlüsse der II. Kammer nicht offen beitrat und daß sie es für
gut hielt, denselben in etwas Parfüm zu hüllen, welcher jedoch
nicht im Stande ist, den eigentlichen Geruch zu verdecken. In der
Discussion über diesen Punkt kam es auch ganz klar zu Tage, daß
die I. Kammer darin ganz mit der II. übereinstimmt und es ist

Der schwarze Gentleman.
Aus den Erinnerungen eines Arztes.
(Fortsetzung.)
„Zwei Zeilen von Ihnen, unter Hinzufügung des Namens der Person,
welche Ihrer Hülfe bedürftig ist, werden von mir stets augenblicklich honorirt
werden. Und jetzt leben Sie wohl! Wir werden uns eines Tages Wieder-
sehen. Davon bin ich fest überzeugt, obgleich das Wann und Wo mir unbe-
kannt ist."
So nahmen wir Abschied von einander. Während ich der Lösung des
Räthsels, welches mich seit Jahren beschäftigte, schon nahe zu sein glaubte,
wurde sie wir plötzlich wieder in weite Ferne gerückt. Aber desto tiefer fühlte
ich, daß zwischen diesem Manne und mir ein Band bestehe, welches Zeit und
Entfernung wohl lockern, aber nicht zerreißen könnten.
3.
Als ich einige Wochen nach diesem Vorfall Paris Lebewohl sagte, ging
ich nach Berlin, um bei den hier gebotenen vielfachen Hilfsmitteln meine Stu-
dien zu vervollständigen. Bald nach meiner Ankunft veröffentlichte ich eine
Abhandlung, worin ich die eigentliche Thätigkeit des Gehirns, welche sich im
sogenannten Gespenstersehen äußert, zu erklären suchte. Obgleich diese Abhand-
lung vom Publikum sehr kühl ausgenommen wurde, verschaffte sie mir doch
nicht allein einen Ruf in der gelehrten Welt, sondern auch einen medicinischen
Lehrstuhl an der Berliner Universität, wo sich mir ein angenehmer Wirkungs-
kreis und eine vortheilhafte, wenn nicht glänzende Carriers eröffnete. Schon
hatte ich meinen ersten literarischen Versuch fast vergessen, als ein merkwürdiges
Ereigniß mir mein Erstlingswerk, dessen Mängel ich jetzt nur zu wohl erkannte,
wieder in's Gedächtmß rief. « s -
Eines Abends war ich später als gewöhnlich aufgeblieben und faß noch
nach zwölf Uhr in meinem Studierzimmer, als mir ein Befuch angekündigt
wurde. Beim ungewiffen Schein der Lampe konnte ich anfangs nur einen

hier wieder Bluntschli, der sich offen aussprach, indem er sagte, daß
dort wo die Kirche die Schule leite, Finsterniß, Unwissenheit und
Aberglauben herrsche. Da haben wir's. Da muß doch dem Be-
schränktesten ein Licht aufgehen! Speciell aus dem Munde dieses
Herrn hat uns übrigens diese Aeußerung nicht überrascht. Dieser
Herr hat vor einigen Jahren in einem Vortrage dem Carlsruher
Publikum die Behauptung aufgetischt, daß gerade dort die Wissen-
schaften am schönsten blühten, wo noch keine Religion hingekommen
wäre, und daß da, wo, wie z. B. bei den Israeliten, die Religion
cultivirt worden wäre, sich nur Unwissenheit vorgefunden hätte.
Wenn Herrn Bluntschli die Kirche denn ein so großer Dorn im
Auge ist, ei, warum geht er nicht zu jenen glücklichen, noch im
Naturzustande sich befindlichen Völkern, wie z. B. die Hoterttotten
und Kaffern, wohin sich der Einfluß der Kirche noch nicht erstreckt,
und welchen Völkern wissentschaftliche Bildung sicher nicht abzu-
streiten ist? Herr Bluntschli darf überzeugt sein, daß wir ihm
eine sehr gute Reise schon lange wünschen, ja wir wären sogar er-
bötig die Ueberfahrtskosten noch zu bestreiten. Wir sind auch fest
überzeugt, daß die Kaffern bei ihrer tiefen wissenschaftlichen Bil-
dung gewiß nicht verfehlen werden, dem Herrn gleich eine Pro-
fessur des Kaffern-Staatsrechts zu übertragen.
Den letzten Punkt, den wir bezüglich des Schulgesetzes noch
berühren wollen, ist der, daß der Lehrer im Ertheilen des Reli-
gionunterrichts ganz unabhängig vom Geistlichen ist, daß letzterer
gar nichts darein zu reden hat. Der Lehrer darf also lehren,
was er will, er kann den Kindern falsche, gehässige Ansichten und
Begriffe über ihre Religion beibringen, ohne daß der Geistliche das
Recht hat, dem Lehrer Vorstellungen zu machen. Wir wollen hie-
für im Hinblick auf den Zustand unserer Pceßgesetze den uns am
passendsten scheinenden Ausdruck unterdrücken.
Wir wollen uns überhaupt jedes weiteren Commentars über
diese Beschlüsse, sowie über das Schulgesetz enthalten, da wir doch
nicht sagen dürfen, was wir denken. Unsere Kirchenbehörde hat
doch gewiß das äußerste Maß der Nachgiebigkeit und Versöhnlich-
keit bethätigt. Aber man hat darauf keine Rücksicht genommen,
sondern ist den Weg weiter gegangen, der einen neuen Kirchen-
streit Hervorrufen wird.
An alle treuen Katholiken möchten wir aber die Mahnung
richten:
Seid jetzt ganz besonders einig, haltet jetzt besonders treu
und sest zu Euerm katholischen Oberhirten und unterstützt die
Kirche in Allem eifrig; die nächste Zeit schon kann traurige Tage
bringen, wo Einigkeit besonders Nolh thut. Vertraut aber auch
hohen Wuchs erkennen, besten gebeugte Haltung mir unwillkürlich Mitleid ein-
flößte. Sowie aber der Fremde zu sprechen begann, erkannte ich in dem
hohen Greise den Grafen Edmund R. Sein Anblick nach einem so langen
Zeitraum erschütterte mich, wie der einer schönen, aber verwitterten Statue.
Noch immer hatte er dichtes Haar, aber es war weiß wie der Schnee. Sein
edles Antlitz war von tiefen Furchen durchzogen und in seinem ganzen Wesen
lag der Ausdruck der Entmuthigung und Verzweiflung. Noch immer hatte er
das edle Haupt und die majestätische Haltung, welche ihn früher charakterisirten,
aber es war die Majestät der Resignation, die Würde, welche die Niederlage
überdauert. Züge und Haltung drückten einen unsäglichen Lebensüberdruß aus.
Die ersten zwischen uns gewechselten Worte verriethen unsere beiderseitige
Verlegenheit. Der Graf hatte jedoch bald seine gewöhnliche Kaltblütigkeit wie-
der gefunden und sagte:
„Ich komme diesmal nicht, um Ihnen ohne Weiteres zu entschlüpfen. Bei
unserem ersten Zusammentreffen mißfiel mir allerdings die scharfe Beobachtung,
der Sie mich unterzogen, und fast wurde ich dadurch erzürnt. Sie wissen, wie
das Schicksal uns später wieder zusammenführte. Es mochte ein Zufall sein;
jedoch konnte ich mich nicht enthalten, darin eine Fügung zu erblicken. Seit-
dem hat mich ein geheimnißvoller Impuls mehr als einmal zu ihnen hinge-
zogen. Lange habe ich widerstanden, weil ich, indem ich mich wieder näherte,
die letzte Hoffnung zu zerstören fürchtete, welche mir noch geblieben. Jetzt zeigt
Ihnen meine Gegenwart, daß das Bangen endlich überwunden ist. Ich mußte
einem höhern Einfluß gehorchen, und hier bin ich."
Nach einer Pause, während welcher ich mich in der heftigsten Spannung,
aber auch in großer Verlegenheit befand, fuhr er fort: „Unmöglich kann ich
mich täuschen. Es haben zu viele Umstände auf meinen Entschluß eingewirkt,
als daß ich in Ihnen nicht das Walten des Verhängnisses erkennen sollte. Wäh-
rend der letzten Jahre k am mir fortwährend Ihre Name vor Augen, und stets
wurde er mir ins Ohr gerufen. Noch vor Kurzem, als ich flüchtig die Novi-
täten durchblätterte, welche ein Buchhändler mir zugeschickt, fielen mir einige
Worte auf einem bedruckten Blatt in's Auge und machten auf mich den Ein-
druck eines mit Flammenzügen an die Mauer geschriebenen Schicksalsspruchs."
(Fortsetzung folgt.)
 
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