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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 142-154 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43881#0605

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Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag,
Donnerstag und Samstag.
M 151.

Dienstag den 22. December


Preis vierteljährl. 40 kr. ohne
Trägerlohn und Postaufschlag.
Jns.-Geb. 2 kr. die Spaltzeile.


Einladung zum Abonnement.
Mit dem 1. Januar beginnt ein neues Abonnement auf den
Pfälzer Boten. Wirersuchen daher unsere auswärtigen Abon-
nenten ihre Bestellungen bei der Post rechtzeitig zu erneuern. Für
Heidelberg, Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen ent-
gegen die Expedition von Leopold Schweiß dahier.
Bestellungen in Paqueten (nicht unter 10 Exemplaren), wo-
bei wir je ein Freiexemplar gewähren, wolle man gleichfalls an
die Expedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders
die seitherigen Empfänger, uns baldigst die Zahl der gewünschten
Exemplare mitzutheilen.
Inserate ä. 2 kr. die Spaltzeile, ein äußerst wohlfeiler Ansatz,
erfahren bei der großen Auflage unseres im ganzen Lande gelesenen
Blattes die beste Verbreitung.
Wie der Preis des Blattes — 40 kr. ohne Postaufschlag —
so bleibt auch die Tendenz des Boten unverändert, durch die
er sich so viele Freunde unter dem Volk erworben hat. Wir
zweifeln nicht, daß auch im neuen Jahre unsere Leser uns treu
bleiben werden.

X Sie wolle Ihm bewoifn.
Sin se gekimme zu gain uf der grauße, uf der berühmte Stadt,
wu haißt Offenborg. As is gewise e grauß Gedibber, e schain
Gedibber, vum merkwerdige Geblunschel, vum grauß mächtige
Rabbi Akifer un viele bedeutende Parschim und Schriftgelehrte.
Gott der Gerechte, hast de gesehe den Mokemgewaltige von un
über Freiborg, de Achtbarste un Jntligentste, was macht vore Ge-
schäftchers in Eise. Gottes Wunder, welle sie mache a schwere
Malchuneff gege de Melech Roboam. Worum? Dorum.
Sen se doch gewese oinig gege de Demokratchers, gege den
Graußdoitsche, gege Ultramontanchers, as mer sellen unterkrieche
in's Roich der Balmachomes.ff For nischt is nischt, sage se in
Mokem Berlin. Nu, un wemmer kriecht, muß am thu der Bukel
waih. Will mer sei' angegliedert an de grauße Kanaunches, will
mer sei' bei'm herrliche, proißische Kriegsheer un sich — nai:
Annere taudtschieße lasse for's grausmächtige proißische Raich
deutscher Naüau, mus mer beschult^), viel, muß mer bleibe a
Opfriger, Froidiger vum a Landtagches. Die Gojims, die Stimm-
behemers^) fülle bezahle, fülle viel mischulme und unnere Lait werre
mache schäme Geschäftchers, ebbes Graußes. Geschäftchers vun
Blut un Geschäftchers vun Eise sin nix dagege. Un die Schmu-
sersb) Offenborg wolle Ihm bewoise? Sie könne Ihm gor
nix bewoise.
Gott der Gerechte, was habe die gemacht e schaines Landtag-
ches, e opsrig Landtagches. Dös Landtagches füllt nit hoißen
Landtagches, füll es hoiße Landschabbes'fi. Worum? As hat ge-
kriegt das Masummes vun des Gojims Schabbes, as hat gekriegt
die Selbstverwaltung Schabbes, as hat gekriegt die Freiheit Schabbes,
as hat gekriegt schabbes, wos hoiße die Ultramontanchers ihre Schul-
un Kercherechte. Un still is es geworre im bestregierte Roich diesseits
vum grauße Wasser, was Hot kei Balke. Schabbes is gewise in der
Landes-, in der Kreis-, in der Bezirks- und Ortsberathing, Schab-
bes in der Presse. Gelobt sei Er, der Gerechte. Du Preßhusar-
ches, was is a Armee, Hot gesunge Schölern lechem, gepriesen seist
Du Gewaltiger! Un sie habe geschriee, ärger as mei Aetti Jeidel
(was hoißt uf römisch Julius) Hot geschriee sei Laubgesang am
Schabbes Mittag, as er Hot gesehe sei kauschere Kugel?) Un ge-
schriee habe sie den Jubelgesang as mer net hört de „Pfälzer
Baut."
Kimme zu gain die Schabbesschender vun Offenborg und
welle ebbes a kla' Stuckches vun Freiheit un welle' e geheime
un welle aach e derecte Wahl wie de Ultramontancher! Haste ge-
sehen ? welle s i e mache Casinchers wie die Ultramontanchers un
ff Kampf.
ff Soldaten.
ff Bezahlen.
ff Stimmvieh.
ff Redner.
ff Schabbes — Ruhetag.
ff Jüdische Lieblingsfpeife.

Oppisitiaun. Stuß?) Liberaulches braucht Ruhe. „Wofor Oppi-
sitiaun"? Ruthe un Roboam der?) Schlome soll nit schlage mit
Scorpiaunchers. Sie wollen Ihm bewoise? Sie können Ihm
gor nix bewoise.
Hawwe se gebibbert zu sage: Er soll thaun e mennliche That
gegen die Ultramontanchers. Tausend misemaschines sellt ihr
kriege, as ihr uns macht meschukes mit der mennliche That. Wenn
ich all' mei' Knecht ruf' z'samme un nehm' Sabelches un Mol-
ches un gaih ze schlage ei' wehrlause Frau — das sell fei' menn-
lich, das sell sei' keragirt! Kann Er denen Liberales singe das
schaune Lied vun unnerem Heine:
D' D' Du host gewöllt, as der Staat sei Alles,
As mer vun der Kerche sehe nix mehr
Und die Ultramontaune kriege de Dalles
Er that viel — was kannst denn Du mehr?
Moi merschumme ebbes Rareres wie Er is nit ze finde jen-
seits des graußen Wassers und diesseits des graußen Mojims,
nit in Berlin un nit in Florenz. E Klanigkeit! Hot Er gelernt,
was weis der Bunsen, e gewaltiger Balmachomes, e Generalches
gegen de Ultramontanchers. Hot Er gelernt, was weiß der Ger-
vines, der Graußrabbi vun de Rungelianer Nit blaus gelernt
Hot Er der Rechte (wie hoißt Rechte?), gestidirt Hot Er der
Gewalt.
Hot Er gemacht Schabbes im Volk, werd' Er mache Schab-
bes de Ultramontanchers. Er is der wahre, der ächte Liberauler
— wie hoißt? Er ist unter die Liberaules, was is das Kersche-
wässerche unter de Kersche. Der Lamech Hot gemacht e Geschrai
un — gewellt Vieles. Er is un Er handelt schtikum^) un Er
will vun der Kerch' lieber Alles, un Ec soll nit sei e Haupt-Libe-
rales! Er will mache Schabbes — Schule, wo solle werde ge-
dressirt die Jüngelchers un Schickselchers als lauter Liberaules.
Er will mache Schabbesgeistliche, wo lobe' die theure, die schöne
Schule un annere Errungenschaft, un wo sein fülle grad asau
wie — Seine Lait. Er will mache e Schabbesbischof, wu preißt
die Wohlthate, die Er verleiht der Kerch. Un dw vun Offenborg
könne gegen die guldige Ruhe-Generalchers noch mache Unruh! Sie
kenne Ihm gor nix bewoise. Wisse se das?
Gott sell Ihn un sein Schabbes
G'sund un lang' herrsche losse! Amen Scholim.
Süddcutschland.
* Heidelberg, 19. Dec. Je mehr die Dinge im Orient
sich verwickeln und ein baldiger Ausbruch in Aussicht steht, desto
mehr schärft sich der Gegensatz zwischen Preußen und Oesterreich
auf's Neue. Die Auslassungen der beiderseitigen officiösen Blät-
ter lasten nichts mehr an Bitterkeit zu wünschen übrig und keinen
Zweifel mehr darüber aufkommen, daß ein Vernichtungskampf
zwischen diesen beiden Staaten, wenn auch noch nicht in nächster
Nähe, so doch früher als Manche ahnen, in Aussicht genommen
ist. Die Zeit des demüthigen Duckens ist für Oesterreich vorüber,
— sein großer Staatsmann hat das Riesenwerk vollbracht, an
dessen Gelingen die Wenigsten geglaubt hatten: den Ausgleich mit
Ungarn, den Ausgleich mit den meisten andern Völkerschaften im
Innern der österreichischen Monarchie. Insbesondere aber war
auch General Kuhn als oberster Waffenmeister nicht müßig, die
österreichische Armee wieder auf einen achtunggebietenden Fuß zu
zu setzen und mit der vortrefflichsten Hinterladungswaffe zu ver-
sehen. Der Orient hat Herrn v. Beust zuerst wieder Gelegenheit
gegeben, Oesterreichs neuer Machtstellung Achtung zu verschaffen,
— das Zurückweichen Preußens und Rußlands in Rumänien war
der erste diplomatische Sieg Beust's, war die „erste Schlappe" des
Grafen Bismarck und seines einen Augenblicks fürchterlich gewor-
denen Karlchen Hohenzollern. Das enge Zusammenhalten Oester-
reichs mit den Westmächten in der orientalischen Krisis verbürgt
ihm eine mächtige Bundesgenoffenschaft, so daß wir noch nicht den
Eintritt in den norddeutschen Bund zu befürchten brauchen. Das
haben denn auch die Offenburger eingesehen und wollen daher
das weitere Agitiren für den Anschluß Badens, wodurch lediglich
der europäische Krieg beschleunigt würde, auf einen besseren Zeit¬
bf Scherz.
ff Sohn.
'ff Im Stillen.
 
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