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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 142-154 (1. Dezember - 31. Dezember)
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Jns.-Geb. 2 kr. die SpaltzeLe.




Die neueste Glocke.
Festgefahren ist der Karren
In der Erde tief im D—.
Auf, Gesellen an die Sparren,
Daß er wieder kommt vom Fleck.
In der Kinzigstadt
Soll uns werden Rath,
Daß das Volk, das ungetreue,
Uns vertraut und wählt auf's Neue.
Zum Programm, das wir berathen,
Ist nöthig, daß kein Einz'ger fehlt.
Sind denn Alle eingeladen,
Die man zu den Größen zählt?
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was aus den Phrasen all' entspringt.
Den schwachen Mann muß man verachten,
Der nicht für Preußen's Größe ringt.
Das ist's ja, was uns alle zieret;
Und dazu ward uns der Verstand:
Daß Preußen uns nicht annexiret.
Wie traurig ist's doch für das Land!
Seht euch um ihr Herren alle.
Ach! recht trüb wird unser Blick;
Denn trotz vielem Wörterschwalle
Stößt uns Preußen noch zurück.
Unter seiner Huth
Wär's uns doch so gut!
Für dies groß' erhab'ne „Ziel"
Ist kein „Opfer" uns zu viel.
Doch leider hat man uns berichtet,
Daß in den großen Preußenbund,
(Mit Blut und Eisen ausgerichtet)
Der Eintritt ist verwehrt zur Stund.
Was nützen uns're Opfer alle,
Wird nicht das große Ziel erreicht.
Du schöne preuß'sche Mausefalle!
Vor Gram wird unser Haar gebleicht.
Wir glaubten auch, es könnt' nicht fehlen
Und säßen schon im nord'schen Haus;
Die Wahl, man kann dies nicht verhehlen,
Hätt' uns gebracht zur Urn' heraus.
Ach! wir seh'n des Volkes Ringen
Um das große preuß'sche Glück!
Mag es alle auch durchdringen,
Weichen wir doch scheu zurück.
Frankreich gibt nicht Ruh,
Oestreich stimmt dazu.
Wenn wir nach dem Prager Frieden
Uns nicht vor dem Eintritt hüten.
Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßten wir den Siegeslauf,
Nach Königgrätz ward uns nicht bange,
Daß Bismarck uns wird nehmen auf.
Doch ruh'n heut' noch im Zeitenschooße
Für uns die preuß'schen Wählerloose.
Denn große Mächte, voller Sorgen,
Bewachen Preußen's goldnen Morgen;
Die Jahre schwinden nach und nach.
Und Bismarck will den Feind nicht necken.
Er drängt uns immer mehr zurück.
Man kennt nicht mehr den kühnen Recken,
Und zweifelt fast an seinem Glück.
Herrlich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöh'n,
Sah'n wir nach unserem Verlangen,
Den großen, preuß'schen Bund entstehen.
Nun faßt ein namenloses Sehnen
Wohl unser Herz, wir sind allein;
Aus unsern Augen brechen Thronen,
Geblendet von des Glückes Schein.
Von ferne sehen wir die Spuren,
Wir seh'n der Pickelhauben Zahl,
Jndeß wir einsam auf Len Fluren
Noch trauern um verschob'ne Wahl.
O, zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Ach, wär die preuß'sche Wahl jetzt heut!
Das Auge säh' den Himmel osten.
Es schwämm' das Herz in Seligkeit!
O, daß die Wahl jetzt bald geschähe.
Und brächte uns in Bismarcks Nähe!
Wie wir jetzt die Köpfe hängen,
Daß dies Glück uns immer flieht!
Bismarck, hilft denn gar kein Drängen!
Wenn die Sehnsucht uns durchglüht?
Mach' die Mausfall' auf,
Wir in eil'gem Lauf

Werden uns hineinbegeben —
D'rinn ist unser wahres Leben.
Denn wo das Harte mit dem Zarten,
Der Süden mit dem Norden paarten,
Da gibt es einen guten Ton.
Drum mach' nicht länger zu die Falle,
Von Süden kommen wir ja alle,
Kein Einziger hält sich davon.
Doch wollen wir nicht länger trauern,
Es kehrt sich wohl kein Mensch daran.
Wir wollen lieber mit Bedauern
Uns schaffen wieder reine Bahn.
Die Stellung ist schief.
Doch müssen wir bleiben.
Das Volk, das uns rief,
Darf uns nicht vertreiben.
Wir müssen hinaus,
Jn's feindliche Leben,
Für's Volk nur zu streben,
Beschließen, besprechen,
Bedenken, abbrechen
Und vieles noch wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömten herbei Zündnadelgewehre,
Es süllt die Kasern' mit Soldaten sich an.
Die Schulden wachsen, es schwindet das Geld.
Und in der Kirche
Da waren wir weise;
Wir wehrten den Schwarzen,
Und straften die Dummen;
Verwalten das Geld,
Wie es uns gefällt.
Und trennen die Schulen,
Erlauben das Buhlen,
Gewerbe sind frei.
Wir riefen Juchhei!
Und füllten mit größeren Steuern die Kassen,
Als Lohn will das Volk uns gänzlich verlassen.
Mit Undank lohnt die Welt ja immer.
Wir dulden's nimmer.
Und wir alle mit frohem Blick
Von des Landes weitschauenden Bergen
Betrachteten des Landes Glück,
Sahen des Landes kräftigste Stützen
Mit Pickelhauben und Säbeln blitzen,
Wie auch das Volk sich selbst verwaltet,
Zur Freiheit Alles umgestaltet.
Rühmten uns mit stolzem Mund:
Fest wie der große, preuß'sche Bund
Ist uns'res Landes Pracht,
Groß die Soldaten-Macht.
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ew'ger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.
Wohl nun kann die Ruh' beginnen.
Glaubten wir d'rauf insgemein.
Und der Fried' ist jetzt von hinnen.
Ach, es war nur bloßer Schein.
Denn des Feind's Partei
Schürt im Land' auf's Neu'.
Die Schwarzen und die Demokraten
Bethör'n das Volk zu unserm Schaden.
Wohlthätig ist Opposition,
Wenn wir die Träger sind davon.
Doch was in Baden wir erschafft.
Behaupten wir mit uns'rer Kraft.
Da laßt die Finger fein davon,
Ihr Schwarzen, sonst kommt Straf zum Lohn.
Wir müssen geh'n Euch auf die Spur,
Sonst läuft bald ab für uns die Uhr.
Wehe, wenn man uns nicht höret.
Wächst die feindliche Partei!
Selbst das Stimmvieh wird bethöret.
Jeder Gimpel ist dabei.
Denn die dummen Menschen hassen,
Was wir Baden Gut's gebracht,
Wehe, wenn sie losgelassen,
Wird's im Lande wieder Nacht.
Aus dem Volke
Quillt der Segen —
Steucrregen.
Aus dem Volke kommt die Wahl
Allzumal.
Hört ihr's, wie die Gimpel rufen?
Freie Wahl,
Ausschuß weg.
Keine Preußen!
Das ist nicht der Treue Stimm'.
Welche Frechheit!
 
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