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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 40-51 (2. April - 30. April)
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176

katholische Pole:: abzuschlachten, begreifen mir die russische Vor-
liebe des Kraichgauers und seiner Artikelschreiber sehr wohl wie
auch den Schmerz, daß er nicht einige Dutzend solcher wohlwollen-
den Monarchen für die Katholiken Deutschlands herbeibringen kann,
um die Morgeuröthe jener fortschrittlichen Freiheit anbrechen zu
lassen, für welche die Kraichgaurittcr gegenwärtig schwärmen. Die
Seufzer dieser Partei nach der vollen Unterdrückung der Katholiken
ist nichts anders als die Befürwortung einer Paschawirthschaft der
rohesten Willkühr, und es gehört in der Thal eine weitfortgeschrittene
Verderbtheit oer Gesinnung dazu, nur drin hohlen Gewäsch und
der Eigen Kriecherei unserer Amtsverkündiger beizupflichten.
Bühl, 7. April. Man müßte wahrhaftig eine Rhinoce
roshaut haben, wie Herr Bluntschli, um Alles hinnehmen zu kön-
nen, was die liberale Verlänmdungssucht uns iu's Angesicht schleu-
dert. Da schreibt so ein fortschrittlicher Held voll hier in die
saubere Landesbase, als hätten wir den Besuch unseres Abgeord-
neten Lindau dazu benützt, um die confeffionelle Zwietracht zu
schüren und diese auch in das Feuerwehrcorps übertragen. Das
ist das unverschämte Manöver der Servilen: nachdem sie Alles
darunter und darüber gekehrt haben, schreien sie regelmäßig, die
Schwarzen hätten die Schuld. Wenn den hiesigen Bürgern alle
Begeisterung und Freude vergeht, unter ihren Anführern auszu-
marschiren und Parade zu machen, so tragen nicht die Schwarzen
die Schuld, sondern die Rücksichtslosigkeit, womit man sie behan-
deln zu können glaubt. Seit mann treten die Parteien immer
schärfer und unversöhnlicher hervor? Wir wollen es sagen, wenn
man es nicht weiß. Seit zwei Jahren, seit der neuesten Bühler-
Aera; seitdem diejenigen das Ruder führen, welche sogleich mit
Drohungen bei der Hand sind, wenn der Bürger oder Angestellte
nicht nach Befehl stimmt, welche jeden Augenblick zu der Jnqui
fttion greifen, wenn irgend eine alte Base etwas hinterbringt,
welche so gern mit Militär drohen, welche die Urheber waren,
daß die Wahlbesprechung des Herrn Lmdau unter dem Vorwand
von Ruhestörungen verhindert wurde, welche Versammlung den
hiesigen Bürgern Tausende von Gulden genützt hätte, ohne daß
einem ein Haar gekrümmt worden wäre. Mit einem Wort, das
sind die Ruhestörer, welche jede Ansicht mit Gewalt zu erdrücken
suchen, wenn es nicht die ihrige ist. Wahrscheinlich sollte der
Artikel in der Landesbase dem Zorn etwas Lust machen, daß uns
Herr Lindau dennoch besuchte und Alles zur Beschämung jener
Herrn so ruhig verlief. Wenn man aber behaupten will, es sei
durch diesen Besuch der confessionclle Hader erregt worden, so
erklären wir dieses als eine elende Verläumoung.
Der Hauptgrund der Allgemeinen Verstimmung, welche sich
auch in der Feuerwehr geltend macht, ist offenbar in der famosen
„öffentlichen Antwort" unseres Schulraths zu suchen, in welcher
derselbe der weit überwiegenden Mehrzahl der Bürger chriftl. Con-
session erklärt hat, es komme ihm bei einer Adresse nicht auf
die Quantität der Unterschriften, sondern auf deren Qualität an.
Man sieht, unser Schulrath macht Fortschritte in der Naturge-
schichte, die Bürger werden nicht nur unterschieden in Intelligen-
zen und Stimmvieh, sondern von jetzt an auch in Qualttäts- und
Quantilätsbürgcr. Bei solchen Vorkommnissen ist es aber gewiß
klar genug, wo die Aufreizung herkommt, denn da kann auch der
schlichteste Bürger cs mit Hänoen greifen, wie er in gewissen
Kreisen taxirt wird. Er darf also ausrücken, gehorchen, bezahlen,
aber wenn er in die öffentliche Wirtschaft hineinreden will, da
mag er wohl sein Gewissen erforschen, ob er dazu auch qualificirt
sei und es ihm nicht im obersten Stock fehlt. Unser Ortsschul
rath hat aber zu solcher Unterscheidung der Geister sicher ameri-

kanische Studien gewacht. O amerikanische Freiheit! Wir maßen
uns freilich nicht an, im Stande zu sein ein Lesebuch gründlich
zu prüfen, wie Hochweise Wirthe, Seifensieder und Gerber müu-
uiglich gethan zu haben erklären; aber wir haben uns jedenfalls
nicht weniger quauficirt bewiesen, da wir auf das Wort unseres
Bischofes jenes Buch entfernt haben wollten, als der Vorsitzende
jenes Collegiums, welcher das Pflüger'sche Buch nach „genauer
Durchsicht und von dessen Güte überzeugt" einzuführen beschloß
und zwar, wie er selbst gestand, ohne es gelesen zu haben.
Wir geben uns nicht selbst die Stimme, um Landtagsabge-
ordnete zu werden, wir stimmen nicht für den Wohlstand, um
bald darauf über den Nothstand Reden zu halten, wir sagen
nicht, die Geistlichkeit müsse zur Schule hinaus und fordern Än-
dere heraus hervorzutreten, wenn sie glaubten mehr Religion zu
haben, als wir, wir sind nur Quantitätsbürger, wir werden bald
Stimmvieh, bald Gimpel, bald Wahlgesindel genannt. Aber den-
noch die Schwarzen, die Schwarzen sind Schuld!
Lasse man endlich das gewissenlose Verläumden, lasse man
jedem Marine seine Freiheit und seine Ansicht und lerne man
ihn achten, ob er reich oder arm sei, dann wird Friede sein, vor-
her gcnnß nicht. Es würde es Niemand schmerzlicher bedauern,
als wir, wenn ein Corps, das so gemeinnützigen ächt-christlichen
Zwecken dient, wie die Feuerwehr, Noth leiden sollte. Wenn die-
ses aber bei unfern Verhältnissen dennoch der Fall sein sollte,
was wir bis jetzt nicht glauben, so sind wir ganz gewiß nicht
die Veranlasser und Äufreizer.

* Heidelberg, 12. April. Die Tagfahrt zur Verhandlung des
Prozesses gegen den Aög. Lindau wegen dessen offenen Send-
schreibens an Minister Jolly ist bereits auf nächsten Donnerstag
den 16. d. M., Vormittags 8 Uhr vor der Strafkammer des hie-
sigen Kreisgerichtes festgesetzt. Die Staatsbehörde beantragt nicht
weniger als drei Monate Festungshaft für Lindau.
Paul: Hast Du schon von dem Scandal an der Mannheimer
Mädchenschule gehört?
Peter: Da ist jetzt auch was daran, das war ja nur eine
bloße Prüfung.
Paul: Nicht übel! Aber der Zweck derselben?
Peter: Man wird haben sehen wollen, ob die Mädchen zur
Civilehe reif sind.
Paul: Auch gut! Denn Corpulenz und stattliche Figur wer-
den in der Civilehezeit eine große Rolle spielen.
Peter: Nicht so! Ich meine, wenn sich die Mannheimer
die Remontirung ihrer dreizehnjährigen Töchter gefallen lassen,
dann sind sie auch zur Civilehe reif. Und das wird man sehen
wollen.

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Heidelberg, 11. April 1868. Jakob Lindau.

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