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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1868

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Nr. 130-141 (3. November - 30. November)
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130. Dienstag den 3. November 1868.


s Kochstudentchen.

(Aus Woll's Gedichten.)
Zu Land« drowe im goldne Spieß
Do isch mer 's Herz gebroche —
Wie war deS Mädel doch so süß,
Die dort Hot lerne koche!
Gesichtel grad wie Milch un Blut
Un Aage wie die Kersche,
Un außerdem so lieb un gut.
Wer kann sich do beherrsche?
Vun Ansang war ich glei verdutzt,
's war Mittags vor em Esse,
Do Hot se grad Salat gebutzt
Un war im Hos gesesse.
„Ach, Fräulein, sag ich, der Salat
Der kann vun Glück doch sage.
Er werd mit gröschter Sorgfalt grad
Uf Ihrer Hand getrage;
Sie suchen a noch 's Herzel raus
Un halte 's hoch in Ehre,
Ach wann doch manche Leut im Haus
Nor a so glücklich wäre!"
Sie guckt mich an und sägt ke Wort
Un schmunzelt nor e Bissel,
Dann putzt se ruhig weiter fort,
Werft Herzle in die Schüssel. —

0^ Die Fortschritte im Schulwesen Badens
lautet die Neberschrift eines Leitartikels in Nro. 245 der „Tauber",
woraus wir ersehen können, daß auch dieses, wie so viele andere
Blätter und Blättchen unseres Ländchens mit aller Macht darauf
hinarbeiten, daß Alles verpreußt werde. Nachdem in genanntem
Artikel die Besserstellung der Lehrer besprochen und den Real-
gymnasien ein Wort geschenkt wird, fährt derselbe weiter: „Als
einen geringen Gewinn wollen wir es aber auch betrachten, daß
endlich mit unserer herkömmlichen Schulbücherfabrik gebrochen ist
und man nicht mehr Elaborate einiger bevorrechtigter Lehrer bei-
behält, sondern die besten Lehrbücher einführ!. Bereits ist ein
sehr guter Schritt dafür gethan worden, indem an die Stelle der
Feldbauschischen Bücher solche getreten sind, die bereits in ganz
Nord- und Mitteldeutschland von den besten Lehrern als die tüch-
tigsten erklärt und eingeführt sind und wir hoffen, daß man such'
mit andern Schmarotzerpflanzen und Fabrikarbeiten dieser Art auf
räumt und dafür an allen Schulen die besten und tüchtigsten Bücher
cinführt. Ueberhaupt ist auch in unsere Philogogen ein ganz
neuer Geist eingezogen und werden wir in nicht ferner Zeit dem
hochgerühmten Unterrichtswesen Norddeutschlands ganz ebenbürtig
zur Seite treten. Wir freuen uns dessen recht sehr und schlagen
diese Fortschritte sehr hoch an, denn nicht blos die Wehrkraft, son-
dern auch die Geisteskraft muß stärker angestrengt und zu größeren
Leistungen gebracht werden, wenn wir, wie so viele Jahre hindurch,
unser Baden im Vordergrund der deutschen Länder und Staaten
gestellt wissen und darin verbleiben wollen."
Nun srage ich: Was ist's denn für ein Gewinn, daß mau
mit dem Herkommen gebrochen hat? Gar kein Gewinn ist's, im
Gegentheil, ein Verlust; denn die neu eingeführten Bücher kosten
Geld, mehr Geld, als die schon eingeführten; denn bekanntlich ist
Alles, was aus Preußen eingeführt wird, theurer als bei uns;
wir rechnen nach Gulden, wo Preußen schon nach Thalern rechnet.
Abgesehen aber vom finanziellen Gewinn oder Verlust, so finde
ich sonst aber auch keinen Gewinn; unsere Jugend war an die
Feldbauschischen Lehrbücher gewöhn: und jetzt sollen die jüngen
Leute sich in ein ganz anderes System einschulen! Auch für die
Lehrer muß das höchst unbequem sein, also auch hier kein Gewinn,
sondern Verlust, da ein gewissenhafter Lehrer mehr zu thun hat,
als sich mit Erlernung dieses neuen Systems zu beschäftigen. Erst
dann, wenn es etwas Ausgezeichnetes ist, wollen wir von unserm
ausgesprochenen Satz abgehen.
Auffallend muß es erscheinen, wenn der Correspondent der
Tauber von herkömmlicher Schulbücherfabrik und Elaboraten einiger

bevorrechtigter Lehrer spricht. Damit ist der früher» und jetzigen
Oberschulbehörde ein prachtvolles Testimonium ausgestellt: der
früheren, als ob sie ihre College» bevorzugt und eine förmliche Fa-
brik von Schulbüchern unterhalten habe auf Kosten geringerer
Bildung; der jetzigen, daß sie nicht gleich bei ihrer Constituirung
dieser Fabrik den Garaus gemacht hat. Die Feldbausch'schen Lehr-
bücher waren für unsere studirende Jugend von großem Nutzen,
indem der Verfasser sich der Jugend anzubequemen wußte; aber
außer den Feldbausch'schen Büchern sind auch solche von Lehrern
anderer Länder eingeführt gewesen und bis heute eingeführt, z. B.
Seyerlen's französisches Uebungsbuch. Bei einem Manne, wie
Felobausch war, einem solch tüchtigen Gelehrten, will man den
Vorwurf machen, er habe öie Abfassung seiner Lehrbücher fabrik-
mäßig betrieben! Anzunehmen ist, daß Correspondent auch das
Gymnasium besucht, und nach Feldbausch'scher Methode gelernt
hat; er wird jedenfalls nicht zugestehen wollen, daß er Nichts weiß
und Nichts gelernt hat; nun denn, so haben wir nur ein „Pfui"
für ihn, daß er so etwas schreiben konnte; denn Feldbausch war
ihm kein guter Lehrer, da er fortfährt: „indem an die Stelle der
Feldbausch'schen Bücher solche getreten sind, die bereits in ganz
Nord- und Mitteldeutschland von den besten Lehrern als die tüch-
tigsten erklärt und eingesührt sind." Wir kennen Gymnasien in
Mitteldeutschland, in denen Lehrbücher von Preußenprofessoreu
nicht eingeführt sind. Und unsere seitherigen Lehrbücher waren
Schmarotzerpflanzen! Feldbausch, Seyerlen, Pütz u. A. das sind
nun auf einmal Schmarotzer! Und in die Philologen ist ein neuer
Geist eingezogen. Woher wissen Sie denn das? Ist Tauberbischofs-
heim schon das ganze Land? Und wenn dem aber wirklich so
wäre, wenn ein neuer Geist sich unserer Philogogen bemächtigt
hätte, so müßte man annehmen, daß sie früher nicht vom Geiste
ihres Amtes beseelt waren. Ihr Professoren! bedank: euch doch
schönstens für dieses Kompliment bei der Tauber, ihr werdet mit
nächstem erst euern College» Norddeutschlands würdig zur Seite
trete:: dürfen, denn seither wäret ibr es nicht würdig. Diesen
Fortschritt schlägt die Tauber sehr hoch an, denn: nicht blos die
Wehrkraft, sondern auch die Geisteskraft muß stärker angestrengt
werden. Ja, ja, liebes Volk, nicht allein, d.^ß du mehr zahlen
mußt für das Milüärwefen, auch für die Elaborate preußischer
Professoren mußt du in den Sack greifen, damit deine Jugend bei
Zeiten in den Geist preußischer Ansichten eingesührt werde, daher
nicht mehr time „Ehre", sondern nielle „Sieg". Preußen will
siegen auch über den Geist, und dieser Geist muß über die Main-
grenze hinaus zu größeren Leistungen gebracht werden.

En annermol do guckt se her,
Die Aage ganz voll Thräne:
„Was, sag' ich, drückt Sie dann so schwer,
Wem gilt dann heut des Sehne?"
„Was, Sehne — sagt se — Gott bewahr',
O gehn Se, 's werd mer üwel,
Warum ich grein', des isch doch klar:
Ich schäl' jo grad e Zwiwel!"
So wollt ich ihr a in der Küch
En Strauß vun Rose schenke
Un hab gebitt, sie soll an mich
In Lieb un Freundschaft denke.
Sie aber sägt: „O hören Se,
Sie sin so süß wie Zucker,
In unsrer Küch do stören Se,
Sie alter Häffelgucker ! "
's Hot nix genutzt, ke Bild, ke Wort,
Ke Strauß un ke Präsentche;
Uf ämol Morgens war se fort —
Adje mei Kochstudentche!
Ich wer jetz alt und krieg Verstand,
Mei Herz werd immer stiller, —
Sie awer wohnt im Owerland
Un Hot en reiche Müller.
 
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