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stände in Baden betrifft. Redner that dies mit leidenschaftsloser
Ruhe und endete mit einem Hoch auf die lieben Gäste und deren
würdigen bewährten Vorkämpfer, Herrn Pfarrer Winter er,
worauf dieser das Wort ergriff und über den Geist der Liebe
und des Friedens sprach, der die katholische Kirche durchwehe;
er schloß mit einem Hoch auf Papst Pius IX., in welches die
Versammlung mit Begeisterung einstimmte. Auch ein durch seine
humoristischen Vorträge bekanntes Mitglied ließ seinen ächten
Pfälzer Humor sprudeln und mußte auch den Ernstesten in die
heiterste Stimmung zu versetzen, während ein Studiosus der
Rechtsgelehrsamkeit vom schönen Rheinstrome durch eine äußerst
klangvolle Stimme bei Pmnobegleitung den reichsten Beifall ernd-
tete. Es mar spät als man sich gute Nacht münschte und die
Dossenheimer noch einen weiten Weg zurückzulegen hatten! Möch-
ten sie wie andere Nachbarn uns recht oft mit ihrem Besuche er-
freuen!
— Aus dem Kreise Mosbach, 12. Febr. Hier ein Bei-
spiel, wie man im Lande Baden freie Wahlen macht. Ein wohl-
bekannter, übereifriger Herr ladet die Bürgermeister und Bezirks-
räthe des Bezirks zusammen und schlägt Ihnen Herrn Lamey zum
Abgeordneten des Zollparlaments vor. Er unterstützt seinen Vor-
schlag mit folgenden Gründen: Lamey sei ein ausgezeichneter Mann,
der auch den Herrn Erzbischof gegen die Negierung vertheidigt
habe. Er verstehe als Rechtsgelehrter die Sachen, welche beim
Zollparlament verhandelt würden, sehr gut, Herr Lindau in Heidel-
berg verstehe sie nicht, weil er ein Kaufmann sei (hört! hört!),
den könne man nicht dazu brauchen. Es komme der dieser Wahl
nicht auf die Religion an (gerade wie früher der den Kammer-
wahlen). Die Acmter W., B. und W. hätten den Lamey schon ge-
wühlt, unser Bezirk sei noch allein zurück und es sei eine große
Schande, wenn gerade dieser Bezirk ihn nicht wählen würde. Herr
Lamey sehne sich, rn diesem Bezirk gewählt zu werden, wert dieser
katholisch sei u. dgl. (Wre rührend!) —
Als nun drei Bürgermeister so verwegen waren, einige schüch-
terne Einwendungen zu machen, gerieih der vorgesetzte Herr*) rn
solche Aufregung, daß er fast vor Schimpfereien außer Atbem kam
und fuhr die Waghalsigen so heftig an, daß sie sich erschrocken in
den Winkel zurückzogen. Dies geschah Vormittags. Der Herr
schwebte aber in solcher Besorgnrß wegen seines Halbgottes, daß
er die Bürgermeister und Bezirksräthe nach dem Mittagessen noch-
mals zusammenries und mit Aufbietung aller Kräfte der Redekunst
und Beeinflussung die „freien Unterthanen" bearbeitete, schließlich
aber von ihnen sich versprechen ließ — von den drei Wankelmüthigen
durch Handschlag — daß sie nur den Lamey wählen und alles
zu seiner Wahl aufbieten wollten. Das ist die freieWahlbespre-
chung, oder besser Wahleintrichterung zu —. Dazu rufen wir:
Hoch die freien Wahlen! Hoch das Selfgovernemeut des Volkes!
Der liberale Herr muß die Bürgermeister und Bezirksräthe des
Bezirks für eben solche Gimpel halten, wie sein Vorbild Larner)
die Katholcken überhaupt, daß er sie mit solchen Gründen zu über-
zeugen suchte. Sollte wirklich Einer derselben so gimpelhast sein,
daß er nicht werß, wie Herr Lamey uns die theure und beklagens-
werthe Schulkrankheit bescheert hat, daß er zwar vor 14 Jahren
der Vertheidiger des Hrn. Erzbrschoss war, heute aber das Gegen-
theil davon ist, daß er alle kirchentreuen Katholiken des Landes
in öfftnt icher Rede mit dem Ehrentitel „Gimpel" bezeichnet hat,
daß er kürzlich für Einführung der Zwangscivilehe und Wegnahme
der confessionellen milden Stiftungen gestimmt und dabei erklärt
hat: dec Wille der Stifter vor 400 Jahren komme nicht mehr
in Betrachi, denn auch die Stiftungen unterlägen dem Einflüsse
der Zeit u. s. m.
Sollte Einer so gimpelhast sein, nicht zu missen, wre Herr
Lamey mit der Steuererhöhung und neuen Steuern einverstanden
ist und sagt, die Opfer zur Erreichuug des Zieles — nämlich uns
unter die preußische Haube zu bringen — seien nicht zu groß?
Und eben diesen Mann, der das katholische Volk auf's Tiefste ver-
letzt hat, soll dasselbe katholische Volk zu seiuem Abgeordneten
wählen! Nun, wenn Einer durchaus als Gimpel gellen und sich
benehmen will und wenn er an den jetzigen unerträglichen Steuern
und Lasten noch nicht genug »hat, so ist das seine Sache; aber
Jemanden zumuthen, sich durch solche Wahl selbst todtschlagen zu
helfen, das heißt, ihn für einen vollendeten Blödsinnigen erklären.
Man sieht die Noth im servilen Lager, aber auch dessen Kühnheit
ist auf's Höchste gestiegen. Darum hilf! katholisches Volk, hilf!
Die Herren haben Sehnsucht nach dir, wenigstens jetzt. Hilf! zum
Lohn bekommst Du nachher neue liberale Fußtritte!
Vom Taubergrund, 12. Febr. „Man muß den Wor-
ten ihre eigentliche Bedeutung zurückgeben", und Jeder der sich die-
ser Aufgabe unterzieht, macht sich des Dankes aller rechtlich Gesinn-
ten würdig. Zu den heutzutage am meisten mißbrauchten und am
wenigsten verstandenen Schlagwörtern gehören die Ausdrücke: „Hu-
manität, Bildung", die denn auch bei der vor einigen Wochen
stattgehabten Eröffnungsfeier des Gymnasiums zu Tauberbischoss-
heim wiederholt in Reden und Toasten betont wurden.
* Ist das der Nämliche, der das Hausrecht in Lauda hat mißbrauchen
wollen? Er gebe Acht, daß ihm der Bote nicht wieder ein Lied singt!
Herr Stadtpfarrer Dr. Rombach nahm hievon Veranlassung,
:n einem bei dieser Gelegenheit gleichfalls ausgebrachten Toaste in
ebenso wahren als schönen und tiefgedachten Worten hierüber sich
auszusprechen, die wegen ihrer allgemeinen und zeitgemäßen Bedeu-
tung auch in weitern Kreisen bekannt zu werden verdienen.
Nach einigen einleitenden Gedanken von lokaler Beziehung
sprach Herr Dr. Nombach folgendermaßen:
„Mit vollem Rechte haben Sie, hochverehrte Herren, auf die
Begründung und Beförderung der Humanität und Bildung
Toaste ausgebracht, Toaste, ausgezeichnet wahrlich nicht minder
durch Gelehrtheit und Kunst der Rede, als durch die Tiefe des
Gefühls und den Schwung der Begeisterung. — Auch der Prie-
ster — glauben Sie mir, meine Herren, ringt und strebt für und
für nach Begründung und Beförderung der Humanität und
Bildung, aber einer Humanität und Bildung, welcher nur das
Christenthum, diese göttliche Institution, die wahre Würde,
die höhere Weihe und die sichere Bürgschaft des Segens ertheilen
kann. — Eine Humanität und Bildung, welche nicht auf der felsen-
selten Basis der erhabenen Christusreligion ruht, nicht in dieser
ihren Ausgangs- und Schlußpunkt hat, nicht von den christlichen
Ideen durchdrungen ist, nicht die religiös-sittliche Bildung und
Vervollkommnung der Menschheit erzielt, und somit dem flüchtigen
Menschenleben seine wahre großartige Bedeutung und Bestimmung
nicht sichert, mit einem Worte, eine Humanität und Bildung,
welche nicht dem Menschengeiste, der da ist „göttlichen Ge-
schlechts", den Stempel Gottes aufdrückt, eine solche Huma-
nität und Bildung ist blos eine Phrase und nicht die ächte, die
wirkliche Humanität und Bildung. Jene sogenannte Humanität
gleicht einer Seifenblase, welche, wenn sie auch im bunten Glanze
der Farbenspiele prangt, ohne Inhalt ist und in leeren Dunst
zerfällt. — Christus, der Herr, ist als „ Menschensoh n " auf
dceser Erde erschienen, und hat sich selbst entäußert, um die Men-
schen zu Menschen zu machen, somit dieselben im schönsten und
vollsten Sinne des Wortes zu humanisiren (um hier diesen
Ausdruck zu gebrauchen), d. h. um das Menschliche durch oas
Göttliche zu heiligen und zu verklären und das entstellte und ver-
zerrte Abbild dem göttlichen Urbilde, dem ewigen Originale in
Gesinnung und That, im Leben und Wirken, rm Schaffen und
Vollbringen, wieder ähnlich zu machen. Dieses, hochverehrteste
Herren, ist die christliche Humanitär uud Bildung, wahrlich einzig
und allein die wahre Humanität und Bildung — dieser wahren,
christlichen Humanitär und Bildung hat, im Gegensätze zum ge-
lehrten und ungelehrten Heidenthum, die Welt ihre geistige
Wiedergeburt, ihre Civilisation und Cultur mit Allem,
was diese Worte in sich begreifen, zu verdanken, was hier weiter
auszuführen nicht der Ort ist. Sie werden demnach, meine Herren,
wohl mit mir einverstanden sein, wenn ich gesagt habe, daß auch
die Priester, und ich setze hier bei, die Priester ganz besonders,
für und für nach Begründung und Beförderung der Humanität
und Bildung streben. Ja, ich betone es, der Priester ringt und
strebt nach Humanität, eben weil er Priester ist, und zwar nach
der wahren ächten Humanität, und der Priester, welcher sich von
dieser Humanität trennen würde, würde in demselben Momente
aufhören, ein Priester, ein würdiger Priester zu sein.
Ich ergreife nunmehr dieses volle Glas und rufe von Grund
meines Herzens aus, so kräftig, als ich heute in gehobener Stim-
mung vermag: „Hoch lebe die wahre, vom christlichen Geiste
getragene Humanität und Bildung!-"
Das sino goldene Worte von unwiderstehlicher Ueberzeugungs-
kraft, so ganz aus der Seele jedes Freundes der wahren, der christ-
lichen Humanität und Bildung gesprochen. Herr Dr. Rombach in
Tauberbischofsheim hat sich durch diese Worte um Humanität und
Bildung verdient gemacht; darum Ehre wem Ehre gebührt und
wäre er selber ein katholischer Priester! —
F Aus dem Taubergrunde, 13. Febr. Ein junger Schul-
lehrer von blos 51 Jahren hatte vor einigen Wochen Hochzeit,
wo seine schöne junge Braut natürlich ihren Jungfernkranz trug,
aber vor einigen Tagen ist sie bereits niedergekommen. Genann-
ter Jüngling aus der Gelehrtenwelt machte bei der Kindtaufe noch
vielfache Spässe über die verspätete Hochzeit. Das Beste aber
war, daß, als er im Begriffe stand sich zu verheirathen, unver-
muthet eine Frauenzimmer aus dem Oberland eintraf, welches
von öem Jüngling schon vor etwa 10 Jahren ein Unterpfand der
Liebe erhalten hatte. Dieser zog zwar ein schiefes Gesicht, aber
es half nichts, er mußte mit zum Notar und dort 300 fl. ver-
schreiben, wovon die Person aber keine 300 kr. bekommen wird,
da unser Jüngling nicht übel zu zechen versteht und häufig erst gegen
Tagesaubruch nach Haufe kommt. Ein schönes Vorbild für die
liebe Schuljugend! Uebrigens scheint bis jetzt noch kein Kreisschul-
visitator davon Notiz genommen zu haben.
* Karlsruhe, 13. Febr. In der gestrigen Sitzung der II.
Kammer kam der von Lame y erstattete Bericht über das ordentliche
Büdget des Kriegsministeriums zur Berathung.
Abg. Eckhard hat verschiedene Einwendungen gegen die Höhe
der Lasten und Kosten für das so sehr vermehrte Militär vorzu-
bringen, endigt aber damit seiner langen Rede kurzen Sinn, daß
stände in Baden betrifft. Redner that dies mit leidenschaftsloser
Ruhe und endete mit einem Hoch auf die lieben Gäste und deren
würdigen bewährten Vorkämpfer, Herrn Pfarrer Winter er,
worauf dieser das Wort ergriff und über den Geist der Liebe
und des Friedens sprach, der die katholische Kirche durchwehe;
er schloß mit einem Hoch auf Papst Pius IX., in welches die
Versammlung mit Begeisterung einstimmte. Auch ein durch seine
humoristischen Vorträge bekanntes Mitglied ließ seinen ächten
Pfälzer Humor sprudeln und mußte auch den Ernstesten in die
heiterste Stimmung zu versetzen, während ein Studiosus der
Rechtsgelehrsamkeit vom schönen Rheinstrome durch eine äußerst
klangvolle Stimme bei Pmnobegleitung den reichsten Beifall ernd-
tete. Es mar spät als man sich gute Nacht münschte und die
Dossenheimer noch einen weiten Weg zurückzulegen hatten! Möch-
ten sie wie andere Nachbarn uns recht oft mit ihrem Besuche er-
freuen!
— Aus dem Kreise Mosbach, 12. Febr. Hier ein Bei-
spiel, wie man im Lande Baden freie Wahlen macht. Ein wohl-
bekannter, übereifriger Herr ladet die Bürgermeister und Bezirks-
räthe des Bezirks zusammen und schlägt Ihnen Herrn Lamey zum
Abgeordneten des Zollparlaments vor. Er unterstützt seinen Vor-
schlag mit folgenden Gründen: Lamey sei ein ausgezeichneter Mann,
der auch den Herrn Erzbischof gegen die Negierung vertheidigt
habe. Er verstehe als Rechtsgelehrter die Sachen, welche beim
Zollparlament verhandelt würden, sehr gut, Herr Lindau in Heidel-
berg verstehe sie nicht, weil er ein Kaufmann sei (hört! hört!),
den könne man nicht dazu brauchen. Es komme der dieser Wahl
nicht auf die Religion an (gerade wie früher der den Kammer-
wahlen). Die Acmter W., B. und W. hätten den Lamey schon ge-
wühlt, unser Bezirk sei noch allein zurück und es sei eine große
Schande, wenn gerade dieser Bezirk ihn nicht wählen würde. Herr
Lamey sehne sich, rn diesem Bezirk gewählt zu werden, wert dieser
katholisch sei u. dgl. (Wre rührend!) —
Als nun drei Bürgermeister so verwegen waren, einige schüch-
terne Einwendungen zu machen, gerieih der vorgesetzte Herr*) rn
solche Aufregung, daß er fast vor Schimpfereien außer Atbem kam
und fuhr die Waghalsigen so heftig an, daß sie sich erschrocken in
den Winkel zurückzogen. Dies geschah Vormittags. Der Herr
schwebte aber in solcher Besorgnrß wegen seines Halbgottes, daß
er die Bürgermeister und Bezirksräthe nach dem Mittagessen noch-
mals zusammenries und mit Aufbietung aller Kräfte der Redekunst
und Beeinflussung die „freien Unterthanen" bearbeitete, schließlich
aber von ihnen sich versprechen ließ — von den drei Wankelmüthigen
durch Handschlag — daß sie nur den Lamey wählen und alles
zu seiner Wahl aufbieten wollten. Das ist die freieWahlbespre-
chung, oder besser Wahleintrichterung zu —. Dazu rufen wir:
Hoch die freien Wahlen! Hoch das Selfgovernemeut des Volkes!
Der liberale Herr muß die Bürgermeister und Bezirksräthe des
Bezirks für eben solche Gimpel halten, wie sein Vorbild Larner)
die Katholcken überhaupt, daß er sie mit solchen Gründen zu über-
zeugen suchte. Sollte wirklich Einer derselben so gimpelhast sein,
daß er nicht werß, wie Herr Lamey uns die theure und beklagens-
werthe Schulkrankheit bescheert hat, daß er zwar vor 14 Jahren
der Vertheidiger des Hrn. Erzbrschoss war, heute aber das Gegen-
theil davon ist, daß er alle kirchentreuen Katholiken des Landes
in öfftnt icher Rede mit dem Ehrentitel „Gimpel" bezeichnet hat,
daß er kürzlich für Einführung der Zwangscivilehe und Wegnahme
der confessionellen milden Stiftungen gestimmt und dabei erklärt
hat: dec Wille der Stifter vor 400 Jahren komme nicht mehr
in Betrachi, denn auch die Stiftungen unterlägen dem Einflüsse
der Zeit u. s. m.
Sollte Einer so gimpelhast sein, nicht zu missen, wre Herr
Lamey mit der Steuererhöhung und neuen Steuern einverstanden
ist und sagt, die Opfer zur Erreichuug des Zieles — nämlich uns
unter die preußische Haube zu bringen — seien nicht zu groß?
Und eben diesen Mann, der das katholische Volk auf's Tiefste ver-
letzt hat, soll dasselbe katholische Volk zu seiuem Abgeordneten
wählen! Nun, wenn Einer durchaus als Gimpel gellen und sich
benehmen will und wenn er an den jetzigen unerträglichen Steuern
und Lasten noch nicht genug »hat, so ist das seine Sache; aber
Jemanden zumuthen, sich durch solche Wahl selbst todtschlagen zu
helfen, das heißt, ihn für einen vollendeten Blödsinnigen erklären.
Man sieht die Noth im servilen Lager, aber auch dessen Kühnheit
ist auf's Höchste gestiegen. Darum hilf! katholisches Volk, hilf!
Die Herren haben Sehnsucht nach dir, wenigstens jetzt. Hilf! zum
Lohn bekommst Du nachher neue liberale Fußtritte!
Vom Taubergrund, 12. Febr. „Man muß den Wor-
ten ihre eigentliche Bedeutung zurückgeben", und Jeder der sich die-
ser Aufgabe unterzieht, macht sich des Dankes aller rechtlich Gesinn-
ten würdig. Zu den heutzutage am meisten mißbrauchten und am
wenigsten verstandenen Schlagwörtern gehören die Ausdrücke: „Hu-
manität, Bildung", die denn auch bei der vor einigen Wochen
stattgehabten Eröffnungsfeier des Gymnasiums zu Tauberbischoss-
heim wiederholt in Reden und Toasten betont wurden.
* Ist das der Nämliche, der das Hausrecht in Lauda hat mißbrauchen
wollen? Er gebe Acht, daß ihm der Bote nicht wieder ein Lied singt!
Herr Stadtpfarrer Dr. Rombach nahm hievon Veranlassung,
:n einem bei dieser Gelegenheit gleichfalls ausgebrachten Toaste in
ebenso wahren als schönen und tiefgedachten Worten hierüber sich
auszusprechen, die wegen ihrer allgemeinen und zeitgemäßen Bedeu-
tung auch in weitern Kreisen bekannt zu werden verdienen.
Nach einigen einleitenden Gedanken von lokaler Beziehung
sprach Herr Dr. Nombach folgendermaßen:
„Mit vollem Rechte haben Sie, hochverehrte Herren, auf die
Begründung und Beförderung der Humanität und Bildung
Toaste ausgebracht, Toaste, ausgezeichnet wahrlich nicht minder
durch Gelehrtheit und Kunst der Rede, als durch die Tiefe des
Gefühls und den Schwung der Begeisterung. — Auch der Prie-
ster — glauben Sie mir, meine Herren, ringt und strebt für und
für nach Begründung und Beförderung der Humanität und
Bildung, aber einer Humanität und Bildung, welcher nur das
Christenthum, diese göttliche Institution, die wahre Würde,
die höhere Weihe und die sichere Bürgschaft des Segens ertheilen
kann. — Eine Humanität und Bildung, welche nicht auf der felsen-
selten Basis der erhabenen Christusreligion ruht, nicht in dieser
ihren Ausgangs- und Schlußpunkt hat, nicht von den christlichen
Ideen durchdrungen ist, nicht die religiös-sittliche Bildung und
Vervollkommnung der Menschheit erzielt, und somit dem flüchtigen
Menschenleben seine wahre großartige Bedeutung und Bestimmung
nicht sichert, mit einem Worte, eine Humanität und Bildung,
welche nicht dem Menschengeiste, der da ist „göttlichen Ge-
schlechts", den Stempel Gottes aufdrückt, eine solche Huma-
nität und Bildung ist blos eine Phrase und nicht die ächte, die
wirkliche Humanität und Bildung. Jene sogenannte Humanität
gleicht einer Seifenblase, welche, wenn sie auch im bunten Glanze
der Farbenspiele prangt, ohne Inhalt ist und in leeren Dunst
zerfällt. — Christus, der Herr, ist als „ Menschensoh n " auf
dceser Erde erschienen, und hat sich selbst entäußert, um die Men-
schen zu Menschen zu machen, somit dieselben im schönsten und
vollsten Sinne des Wortes zu humanisiren (um hier diesen
Ausdruck zu gebrauchen), d. h. um das Menschliche durch oas
Göttliche zu heiligen und zu verklären und das entstellte und ver-
zerrte Abbild dem göttlichen Urbilde, dem ewigen Originale in
Gesinnung und That, im Leben und Wirken, rm Schaffen und
Vollbringen, wieder ähnlich zu machen. Dieses, hochverehrteste
Herren, ist die christliche Humanitär uud Bildung, wahrlich einzig
und allein die wahre Humanität und Bildung — dieser wahren,
christlichen Humanitär und Bildung hat, im Gegensätze zum ge-
lehrten und ungelehrten Heidenthum, die Welt ihre geistige
Wiedergeburt, ihre Civilisation und Cultur mit Allem,
was diese Worte in sich begreifen, zu verdanken, was hier weiter
auszuführen nicht der Ort ist. Sie werden demnach, meine Herren,
wohl mit mir einverstanden sein, wenn ich gesagt habe, daß auch
die Priester, und ich setze hier bei, die Priester ganz besonders,
für und für nach Begründung und Beförderung der Humanität
und Bildung streben. Ja, ich betone es, der Priester ringt und
strebt nach Humanität, eben weil er Priester ist, und zwar nach
der wahren ächten Humanität, und der Priester, welcher sich von
dieser Humanität trennen würde, würde in demselben Momente
aufhören, ein Priester, ein würdiger Priester zu sein.
Ich ergreife nunmehr dieses volle Glas und rufe von Grund
meines Herzens aus, so kräftig, als ich heute in gehobener Stim-
mung vermag: „Hoch lebe die wahre, vom christlichen Geiste
getragene Humanität und Bildung!-"
Das sino goldene Worte von unwiderstehlicher Ueberzeugungs-
kraft, so ganz aus der Seele jedes Freundes der wahren, der christ-
lichen Humanität und Bildung gesprochen. Herr Dr. Rombach in
Tauberbischofsheim hat sich durch diese Worte um Humanität und
Bildung verdient gemacht; darum Ehre wem Ehre gebührt und
wäre er selber ein katholischer Priester! —
F Aus dem Taubergrunde, 13. Febr. Ein junger Schul-
lehrer von blos 51 Jahren hatte vor einigen Wochen Hochzeit,
wo seine schöne junge Braut natürlich ihren Jungfernkranz trug,
aber vor einigen Tagen ist sie bereits niedergekommen. Genann-
ter Jüngling aus der Gelehrtenwelt machte bei der Kindtaufe noch
vielfache Spässe über die verspätete Hochzeit. Das Beste aber
war, daß, als er im Begriffe stand sich zu verheirathen, unver-
muthet eine Frauenzimmer aus dem Oberland eintraf, welches
von öem Jüngling schon vor etwa 10 Jahren ein Unterpfand der
Liebe erhalten hatte. Dieser zog zwar ein schiefes Gesicht, aber
es half nichts, er mußte mit zum Notar und dort 300 fl. ver-
schreiben, wovon die Person aber keine 300 kr. bekommen wird,
da unser Jüngling nicht übel zu zechen versteht und häufig erst gegen
Tagesaubruch nach Haufe kommt. Ein schönes Vorbild für die
liebe Schuljugend! Uebrigens scheint bis jetzt noch kein Kreisschul-
visitator davon Notiz genommen zu haben.
* Karlsruhe, 13. Febr. In der gestrigen Sitzung der II.
Kammer kam der von Lame y erstattete Bericht über das ordentliche
Büdget des Kriegsministeriums zur Berathung.
Abg. Eckhard hat verschiedene Einwendungen gegen die Höhe
der Lasten und Kosten für das so sehr vermehrte Militär vorzu-
bringen, endigt aber damit seiner langen Rede kurzen Sinn, daß