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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Ehmcke, F. H.: Zu unserem Heft 21 ("Das Buch"): Sachliches, Allzusachliches
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Villon, Pierre: Der Bucheinband in Frankreich: rationalisiertes Handwerk oder erneuerte Maschinenarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0779

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und daß es zumeist einer weiteren „künstlerischen"
Verzierung entraten kann.

Man blättert zum Schluß noch die letzten Seiten
des Novemberheftes durch und bleibt bei den fran-
zösischen Plakaten von Cassandre, Carlu und Colin
hängen. Die kleinen schwarzen Abbildungen können
nicht den Zauber von Farbe und Technik wieder-
geben, die der Kenner von den Originalen her in Er-
innerung hat. Aber auch hier kann man doch die
Größe und Einfachheit eines Plakates der „United
States-Lines" oder der „LMS"-Eisenbahn fühlen. Man
bedauert, daß unserm Volke dieses Fingerspitzen-
gefühl für künstlerische Dinge fehlt, das den Franzo-
sen so getrost in einer überlieferten Kultur sicher

beharren und diese weiterbilden läßt. Der Deutsche,
der geborene Ideologe, aber muß alles zergliedern
und zerspalten. Und vom Entwicklungswahn beses-
sen, kann er etwas, das älter ist als ein Jahrfünft,
nicht mehr gelten lassen. Aber freilich, er hat wenig-
stens noch immer Ideale. Der Idealismus ist heute
— das mag betont sein — am stärksten im Lager der
um die neue Form Besorgten. Das gibt eine gewisse
Gewähr dafür, daß es den unablässig nach Amerika
schielenden Reklamefanatikern nicht gelingen wird,
unser Volk der Dichter und Denker in einen Haufen
von Profitjägern umzumodeln, wie es mitunter fast
scheinen will.

F. H. Ehmcke

DER BUCHEINBAND IN FRANKREICH

Rationalisiertes Handwerk oder erneuerte Maschinenarbeit

maschinenproduktion im Lande selbst. Zum Teil
aber ist die Maschinenarbeit nicht durchgedrungen
Lweil vom Kriminalroman bis zur Luxusausgabe

das Buch in Frankreich broschiert erscheint,
2. weil in Frankreich, vor allem in Paris, seit Jahr-
hunderten die einzelnen Spezialarbeiten des
Handwerks von spezialisierten Arbeitskräften
ausgeführt wurden.
Die erste Tatsache hat Siegfried Fuchs selbst als
nachahmenswert hervorgehoben. Sie ist mit ein
Grund dafür, daß in Frankreich die Buchbinderei,
trotz der Aufhebung der Zünfte und der daraus her-
vorgegangenen Lockerung der handwerklichen Diszi-
plin und Tradition, noch einigermaßen das geblieben
ist, was sie sein sollte, die Kunst, Bücher, an denen
man hält oder die man viel braucht, solide und ein-
fach zu binden.

Pergament, rot bemalt

A. V. Altermatt, Paris

Zu den in Heft 21 erschienenen Ausführungen von
Siegfried Fuchs möchte ich kurz die Verhältnisse
der Buchbinderei in Frankreich zum Vergleich dar-
stellen.

Die Maschinenarbeit im Buchbindergewerbe hat
sich hier längst nicht so durchgesetzt wie in
Deutschland. Dies liegt natürlich zum Teil — wie
auch überhaupt die Rückständigkeit der Maschini-

sierung vieler anderer französischer Gewerbe - an Ka|bsleder, blau mit roten Schildern und gold

dem Fehlen einer sehr entwickelten Werkzeug- a. v. Altermatt

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