Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

DOI article:
Hugelshofer, Walter: Das neue Gewerbemuseum in Winterthur
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0315

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Umschlagbild und Plakat

von El Lissitzky, Moskau, für die russische Ausstellung
im Gewerbemuseum Winterthur

DAS NEUE GEWERBEMUSEUM IN WINTERTHUR

Das Gewerbemuseum in Winterthur (Schweiz) ist
in einem schönen Bau des 19. Jahrhunderts, der
früher als Schulhaus diente, untergebracht. Es hat
heute zwei Aufgaben zu vereinen: es mußten Räume
geschafft werden für die ständige Schausammlung
und für wechselnde Ausstellungen verschiedener
Art. Die erstere umfaßt hauptsächlich die für Win-
terthur als altes bedeutendes Hafnerzentrum wich-
tige Keramikabteilung, darunter mehrere kostbare
Öfen, ferner gute Beispiele gewerblicher Hand-
werksarbeit wie Textilien, schmiedeeisernes Gerät
und dergl. Für die letzteren sind nach Art und Größe
sehr verschiedene Räume erforderlich, da so aus-
einanderliegende Darbietungen, wie z. B. neue Möbel
und Photographien indischer Kunst, möglichst gün-
stig untergebracht werden müssen.

Die Neueinrichtung des Museums durch Architekt
Alfred Altherr, Direktor des Zürcher Kunstgewerbe-
museums, der Züricher Gewerbeschule und gleich-
zeitig des Gewerbemuseums Winterthur bedeutet
einen entscheidenden Schritt vorwärts in der schwie-
rigen Frage der Museumsorganisation. Unter voller
Ausnützung der durch das Gebäude gegebenen Mög-
lichkeiten (Fenster!) ist eine sehr glückliche Anlage
entstanden, die für derartige Ortsmuseen vorbildlich
sein sollte.

Die beiden verschiedenen Zwecke werden klar ge-
trennt. Es wird besonders auf gute Schaubarkeit
geachtet. In der ständigen Ausstellung ist die Auf-
stellung der alten Öfen bemerkenswert. Nichts mehr
von der stimmungsvollen Interieur- und Butzenschei-
benromantik. Da es ja doch nicht möglich ist, die
alte räumliche Anordnung zu rekonstruieren, wurden
die Einzelstücke zu besonderer Wirkung gebracht.
Man kann sie nun wirklich einmal ungehindert sehen.

Die Ausstellungshalle hat das meiste Licht. Längs
der Fensterwand können Kojen eingezogen werden,
und zwar so, daß nach Bedürfnis bewegliche
Zwischenwände, die an einer Laufschiene an der
Decke aufgehängt sind und bequem in einem Wand-
schrank untergebracht werden können, eingescho-
ben werden. Der Raum kann danach als großer Saal
oder unterteilt in mehrere verschieden große Kojen
verwendet werden. Dadurch ist jene Freizügigkeit
erreicht, die eine größtmögliche Verwendbarkeit des
Raumes gewährleistet und die bei derartigen Muse-
umsbauten, die mit dem bisherigen starren, unleben-
digen Dekorationsprinzip brechen, gefordert werden
muß. Die hier gemachten Erfahrungen sollen denn
auch beim geplanten Neubau der Züricher Gewerbe-
schule und des Kunstgewerbemuseums herangezo-
gen werden. W. Hugelshofer

263
 
Annotationen