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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Rundschau in der Bauwirtschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0622

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Zeitung" gemachten Vorschlag, unter Einschaltung
eines Zwischenjahres von 9 Monaten verhältnis-
mäßig einfach durchzuführen.

All das ist grundsätzlich schon oft gesagt worden.
Es wäre nur dringend zu wünschen, daß es auch an
den maßgebenden Stellen der Gesetzgebung bald
als richtig anerkannt würde.

Die vier Probleme des Winterbauens.

Der Berliner Stadtbaurat Dr. Martin Wagner hat
gelegentlich einer Besprechung mit den Interessen-
ten angeregt, von der Stadt aus vier Ausschüsse zu
bilden, die sich mit den vier Grundfragen des Aus-
gleichs der Saisonschwankungen im Baugewerbe
beschäftigen sollen. Ein Finanzausschuß soll
feststellen, wieweit der Kapitalmarkt beeinflußt
werden kann. Ein Technikerausschuß soll
die praktischen Fragen der winterlichen Bautätigkeit
untersuchen. Ein Organisationsausschuß
soll sich hauptsächlich mit der Neuregelung der
Hauszinssteuerverteilung befassen. Ein Wirt-
schaftsausschuß schließlich soll die Rückwir-
kung auf die Preisgestaltung prüfen.

Tagungen.

Verschiedene Tagungen beschäftigten sich Ende
August und im September mit Fragen der Bauwirt-
schaft. Der B D A hatte seinen Breslauer Bundes-
tag ganz auf Wirtschaftsfragen eingestellt. Aufs
stärkste wurde betont, daß der Architekt heute nicht
mehr in erster Linie Künstler, sondern Organisator
sein müsse. Ein Redner nahm für den Architekten
sogar die Rolle des Wirtschaftsführers in Anspruch,
wodurch die gegebene Arbeitsverteilung doch wohl
etwas zu stark verwischt wird. Gegenüber diesem
Anspruch überrascht es etwas, daß die Tagungsbe-
schlüsse zu dem Entwurf der Reichsrichtlinien für
das Wohnungswesen sich auf verhältnismäßig ge-
ringfügige Änderungswünsche beschränken, die
durchweg im Sinne des wirtschaftlichen Interesses
der Privatarchitekten gehalten sind. Man wird das
einer Organisation, wie sie der BDA darstellt, gewiß
nicht verargen und wird eine solche wirtschaftspo-
litische Interessenvertretung dem Architektenberuf
ebenso gut wie jedem anderen zubilligen müssen —
aber die Gelegenheit zu einer geistigen Führer-
leistung, zu einer Leistung zusammenfassender Art
für die Gesamtheit der Volkswirtschaft, ist nicht be-
nutzt worden, obwohl gerade die noch sehr unvoll-
kommenen Reichsrichtlinien direkt zu einer solchen
Leistung herausfordern.

Auf der Hamburger Wanderversammlung der Ar-
chitekten- und Ingenieurvereine wurde
der Gedanke der Zusammenarbeit zwischen den Be-
rufen stark betont. Bezeichnend hierfür ist schon
das Thema des Vortrags von Regierungsbaumeister
a. D. Dr.-Ing. B r i s k e - Berlin „Deutsche Bauunter-
nehmungen im Auslande nach dem Weltkrieg", sowie
die Rede eines bekannten Hamburger Exporteurs,
Dr. Schiubach, zu der Frage des Zusammenwirkens
zwischen Architekt, Ingenieur und Exporteur.

Die Königsberger Tagung der Sparkassen
brachte unter anderem ein beachtliches Referat von
Präsident Dr. Gugelmeier, Mannheim, über die
von der Girozentrale begonnene Errichtung öffent-

licher Bausparkassen. Er wies darauf hin, daß in
Amerika 69 v. H. der Arbeiterschaft in Eigenheimen
wohnen, in Deutschland nur etwa 9 v. H. —Für den
Architekten bringt die Bausparbewegung natur-
gemäß eine gewisse Förderung des Bauens von
Einzelhäusern mit sich. Der Weg zu einer Verbindung
der Vorzüge des Bauspargedankens mit den wirt-
schaftlichen, technischen und doch wohl auch ästhe-
tischen Vorzügen des Serien- und Blockbaus muß
wohl von den Bausparkassen noch gefunden werden.

Kein neunprozentiger Pfandbrief.

Die Schwierigkeit, den heute üblichen Typ des
8prozentigen Pfandbriefes auf dem Markt unterzu-
bringen, und in Verbindung damit die fast vollstän-
dige Stockung von Grundstücksbeleihungen und
Baugelddarlehen veranlaßten vor kurzem wieder ein-
mal eine Diskussion darüber, ob man zum 9prozen-
tigen Pfandbrieftyp übergehen soll. Auf der Stutt-
garter Jahresversammlung des Deutschen Ge-
nossenschaftsverbandes nahm Direktor Dr. Hans
Meyer von der Preußischen Landespfandbriefan-
stalt entschieden Stellung gegen diesen Vorschlag,
der mindestens verfrüht sei, solange nicht die wirt-
schaftliche Auswirkung des Youngplanes feststehe.
Die Hypothekenbanken ließen denn auch verlaut-
baren, daß sie vorläufig ebenfalls nicht zum 9pro-
zentigen Pfandbrief übergehen wollten. Im Interesse
der Zinsgestaltung für die gesamte Bauwirtschaft
ist diese Haltung zu begrüßen, doch muß wohl ab-
gewartet werden, ob nicht einzelne Hypotheken-
banken aus Konkurrenzgründen aus der Reihe
tanzen werden.

Saison in der Möbelindustrie.

Das Institut für Konjunkturforschung berichtet in
seinem letzten Vierteljahresheft, daß der Beschäfti-
gungsgrad der Möbelindustrie sich seit April stetig
gebessert habe, besonders im Juni bei der Büro-
und Weißmöbelindustrie. Dennoch sei der Inlands-
absatz, vornehmlich infolge von Saisoneinflüssen,
wenig befriedigend, und der — gesteigerte — Export
habe keinen vollen Ersatz bieten können. Für die
nächsten Monate wird jedoch saisonmäßig eine Be-
lebung des Absatzes erwartet, verursacht durch
Fertigstellung von Neubauwohnungen, vermehrte
Haushaltsgründungen und Eindeckung des Handels
für das Weihnachtsgeschäft.

Preußisches Städtebaugesetz.

Dem Preußischen Landtag liegt nunmehr der Re-
gierungsentwurf eines Städtebaugesetzes vor, zu-
sammen mit der gutachtlichen Äußerung des Staats-
rats, die die Regierung sich nicht zu eigen gemacht
hat. Es wird nötig sein, auf den Entwurf noch aus-
führlicher zurückzukommen; vorläufig nur soviel, daß
der Berichterstatter nach wie vor der Meinung ist,
der Entwurf müsse zugunsten eines Reichsplanungs-
gesetzes zurückgezogen werden. A. Schwab

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Ludwig H i I b erse i m er, Berlin-Wilmersdorf, Emser Str. 14
Dr. Justus Bier, Nürnberg, Fürther Str. 10
Dr. K. Martin, Karlsruhe, Bad. Landesmuseum, Schloß
Dr. Alexander Schwab, Berlin W57, Potsdamer Str. 93

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