des Werkbundes eingebettet in eine Veranschau-
lichung der entscheidenden Faktoren unserer Epoche,
ihres geistigen, praktischen, politischen, sozialen,
wissenschaftlichen Lebens. Wer von diesem Jäckh-
schen Entwurf zuerst hört, mag verblüfft oder skep-
tisch gestimmt werden. Aber wenn man weiter nach-
denkt, wird man die außerordentlich glückliche Pa-
role würdigen, unter die er die Ausstellung stellen
will. Dies ist nicht das Übliche, Längstgewohnte: es
ist nichts weniger als eine Idee, und eine neue,
fruchtbare Idee. Was hier versucht werden soll, ist
eine Ausbreitung der treibenden Kräfte der Gegen-
wartskultur, die um so eindrucksvoller sein muß, da
sie international gehalten wird. Was ist es, was die
„neue Zeit" ausmacht? Was die seelische Ver-
fassung, geistigeEinstellung und Lebensführung ihrer
Menschen bestimmt? Sind es nicht große einheit-
liche Gedanken, die hier walten, durchaus verschie-
den von denen der Vergangenheit? Und wie prägt
sich das bei den einzelnen Völkern aus? Es wird
mehr als interessant sein, auf solche Fragen Ant-
wort zu suchen, zu finden, zu erhalten. Es wird uns
tief und tiefer in das Geheimnis dieses letzten Aktes
der Menschheitsentwicklung geleiten und unsere
Augen für das öffnen, was wir zu tun haben, um die
Aufgaben, die uns umdrängen, sinnvoll zu erfüllen.
Max Osborn
Berliner Volkszeitung: Die Technik bringt die
neuen Maschinen, die neuen Möglichkeiten der Welt-
bezwingung. Aber wieviele Menschen haben sich
diesen neuen Dingen, dem neuen Wesen der tech-
nischen Welterfassung angepaßt? Wieviele benutzen
alle diese Hilfsmittel bewußt? Sie leben daran vor-
bei und nehmen blind das entgegen, was ihnen die
paar schaffenden Techniker reichen. Sie leben noch
immer in veralteten technischen Vorstellungen, die
meisten haben sogar eine großväterliche Scheu vor
allem Neutechnischen. „Technik" ist für viele gar
noch eine Art Versündigung an der „Schönheit" der
Welt. Professoren, Staatsmänner, ja sogar manche
Journalisten haben die moderne Technik in ihr Welt-
bild nicht eingelassen, scheuchen sie bewußt daraus
hinweg. Nicht anders ist es mit den ungeheuren Um-
wälzungen der Weltwirtschaft, des Verhältnisses der
Staaten untereinander. Das Neue liegt eigentlich
wie auf einem Präsentierbrett da — aber die meisten
haben noch immer alte Brillen auf den Nasen und
sehen alteZusammenhänge und „Gesetze", die schon
längst im Neuen keine Daseinsberechtigung haben.
Wenn die Ausstellung „Die Neue Zeit" imstande sein
wird, all diesen Leuten die alten Brillen von den Na-
sen zu schlagen, wenn sie es vermag, sie zu zwin-
gen, das Wesentliche zu sehen und unentrinnbare
Schlüsse daraus zu ziehen — dann sei ihr Kommen
dreimal gelobt und gepriesen. I. N.
Vorwärts:____gewiß, es gehört eine hellsichtige
Besessenheit dazu, solch eine Ausstellung des eigent-
lich Unsichtbaren zu wagen, eine Ausstellung der
treibenden Kräfte, der produktiven Gegensätze, der
internationalen Verbundenheit und jener Zielstrebig-
keit, wie sie sich im geringsten Geräte, aber auch in
letzten Ideen, auswirkt; aber die maßstabfeste Klar-
heit der vorgetragenen Planung verheißt zum min-
desten einen Annäherungswert des Gelingens.
Wenn die Ausführung dieser Einsichten den richti-
gen Menschen, also solchen zugewiesen wird, denen
der höchste Gedanke die soziale Gerechtigkeit ist,
dann kann die Kölner Ausstellung 1932 der „Neuen
Zeit" zugleich eine Bilanz und eine Pforte sein.
Robert Breuer
Das neue Berlin: Das Programm greift weit
über den Rahmen dessen hinaus, was man von
früherer Zeit her als das normale Arbeitsgebiet
des Werkbundes zu betrachten gewohnt war. Es
greift tief ins Weltanschauliche zurück, ins Poli-
tische voraus..... Die ausstellungstechnische
Seite der Aufgabe ist ungeheuer schwer, aber
grundsätzlich doch wohl lösbar. Viel schwerer
ist sicherlich die geistige Aufgabe. Es drängt sich
die Frage auf, ob die Ausstellung Referat oder Be-
kenntnis werden soll — Referat des Berichterstat-
ters, der selbst keine Stellung nimmt oder Bekennt-
nis und Propaganda irgendwelcher Art, religiöser,
politischer, kulturpolitischer____ An sich wäre die
härtere und klarere Atmosphäre Berlins der gege-
bene Ort einer solchen Ausstellung gewesen, und es
muß unmißverständlich ausgesprochen werden, daß
die Ausstellungspolitik der Reichshauptstadt nicht
auf der Höhe ihrer Aufgabe war, als sie sich diesen
Plan entgehen ließ. Idee und Programm der Kölner
Ausstellung sind, ungeachtet der hier angedeuteten
kritischen Einwände, kühn und fruchtbar, und man
kann dem Werkbund und der Stadt Köln nur wün-
schen, daß sie für die Realisierung die Kräfte finden,
die der Aufgabe gewachsen sind. Dr. A.Schwab
FRANKFURT A. M.
Frankfurter Nachrichten: ...Wir haben früher
bereits, als der erste Plan der Kölner und der Frank-
furter Veranstaltung auftauchte, auf die Zweck-
mäßigkeit einer engeren Verbindung dieser beiden
Ausstellungen hingewiesen. Erfreulicherweise sieht
der Organisationsplan der vorbereitenden Kommis-
sion der Kölner Ausstellung diese Herstellung einer
engen Zusammenarbeit vor. Die Frankfurter Goethe-
Ausstellung des Jahres 1932 ist eine reine kulturelle
Veranstaltung, und mit Kulturveranstaltungen haben
die Städte in den letzten Jahren keine allzu guten
wirtschaftlichen Erfahrungen gemacht. Wir können
uns daher denken, daß Frankfurt die Anregung einer
regen Zusammenarbeit mit der großen Kölner Aus-
stellung gerne aufnehmen wird.
Frankfurter Zeitung: ... Das Programm wurde
von der Werkbundleitung gutgeheißen. Die Vertreter
von Stuttgart und Mannheim erklärten ihre Bereit-
willigkeit, an dem großen Unternehmen sich zu be-
teiligen. Als Vertreter von Frankfurt gab Direktor
Sutter die Erklärung ab, daß die Frankfurter Veran-
staltungen im Goethe-Jahr 1932 den Kölner Plan in
keiner Weise stören werden... g
STUTTGART
Stuttgarter Neues Tageblatt: ... In Köln wird
im Jahre 1932 die Ausstellung „Die Neue Zeit" statt-
finden und über deren ideelle Aufgabe und tech-
nische Anlage gab Professor Ernst Jäckh einen
durchgearbeiteten Entwurf. Die Ausdehnung und Be-
grenzung seines Vorschlags sind Jäckhs persönliche
Leistung; die Formulierung, die er ihm gab, mochte
durch Intensität, mit der sie das überkommene Aus-
614
lichung der entscheidenden Faktoren unserer Epoche,
ihres geistigen, praktischen, politischen, sozialen,
wissenschaftlichen Lebens. Wer von diesem Jäckh-
schen Entwurf zuerst hört, mag verblüfft oder skep-
tisch gestimmt werden. Aber wenn man weiter nach-
denkt, wird man die außerordentlich glückliche Pa-
role würdigen, unter die er die Ausstellung stellen
will. Dies ist nicht das Übliche, Längstgewohnte: es
ist nichts weniger als eine Idee, und eine neue,
fruchtbare Idee. Was hier versucht werden soll, ist
eine Ausbreitung der treibenden Kräfte der Gegen-
wartskultur, die um so eindrucksvoller sein muß, da
sie international gehalten wird. Was ist es, was die
„neue Zeit" ausmacht? Was die seelische Ver-
fassung, geistigeEinstellung und Lebensführung ihrer
Menschen bestimmt? Sind es nicht große einheit-
liche Gedanken, die hier walten, durchaus verschie-
den von denen der Vergangenheit? Und wie prägt
sich das bei den einzelnen Völkern aus? Es wird
mehr als interessant sein, auf solche Fragen Ant-
wort zu suchen, zu finden, zu erhalten. Es wird uns
tief und tiefer in das Geheimnis dieses letzten Aktes
der Menschheitsentwicklung geleiten und unsere
Augen für das öffnen, was wir zu tun haben, um die
Aufgaben, die uns umdrängen, sinnvoll zu erfüllen.
Max Osborn
Berliner Volkszeitung: Die Technik bringt die
neuen Maschinen, die neuen Möglichkeiten der Welt-
bezwingung. Aber wieviele Menschen haben sich
diesen neuen Dingen, dem neuen Wesen der tech-
nischen Welterfassung angepaßt? Wieviele benutzen
alle diese Hilfsmittel bewußt? Sie leben daran vor-
bei und nehmen blind das entgegen, was ihnen die
paar schaffenden Techniker reichen. Sie leben noch
immer in veralteten technischen Vorstellungen, die
meisten haben sogar eine großväterliche Scheu vor
allem Neutechnischen. „Technik" ist für viele gar
noch eine Art Versündigung an der „Schönheit" der
Welt. Professoren, Staatsmänner, ja sogar manche
Journalisten haben die moderne Technik in ihr Welt-
bild nicht eingelassen, scheuchen sie bewußt daraus
hinweg. Nicht anders ist es mit den ungeheuren Um-
wälzungen der Weltwirtschaft, des Verhältnisses der
Staaten untereinander. Das Neue liegt eigentlich
wie auf einem Präsentierbrett da — aber die meisten
haben noch immer alte Brillen auf den Nasen und
sehen alteZusammenhänge und „Gesetze", die schon
längst im Neuen keine Daseinsberechtigung haben.
Wenn die Ausstellung „Die Neue Zeit" imstande sein
wird, all diesen Leuten die alten Brillen von den Na-
sen zu schlagen, wenn sie es vermag, sie zu zwin-
gen, das Wesentliche zu sehen und unentrinnbare
Schlüsse daraus zu ziehen — dann sei ihr Kommen
dreimal gelobt und gepriesen. I. N.
Vorwärts:____gewiß, es gehört eine hellsichtige
Besessenheit dazu, solch eine Ausstellung des eigent-
lich Unsichtbaren zu wagen, eine Ausstellung der
treibenden Kräfte, der produktiven Gegensätze, der
internationalen Verbundenheit und jener Zielstrebig-
keit, wie sie sich im geringsten Geräte, aber auch in
letzten Ideen, auswirkt; aber die maßstabfeste Klar-
heit der vorgetragenen Planung verheißt zum min-
desten einen Annäherungswert des Gelingens.
Wenn die Ausführung dieser Einsichten den richti-
gen Menschen, also solchen zugewiesen wird, denen
der höchste Gedanke die soziale Gerechtigkeit ist,
dann kann die Kölner Ausstellung 1932 der „Neuen
Zeit" zugleich eine Bilanz und eine Pforte sein.
Robert Breuer
Das neue Berlin: Das Programm greift weit
über den Rahmen dessen hinaus, was man von
früherer Zeit her als das normale Arbeitsgebiet
des Werkbundes zu betrachten gewohnt war. Es
greift tief ins Weltanschauliche zurück, ins Poli-
tische voraus..... Die ausstellungstechnische
Seite der Aufgabe ist ungeheuer schwer, aber
grundsätzlich doch wohl lösbar. Viel schwerer
ist sicherlich die geistige Aufgabe. Es drängt sich
die Frage auf, ob die Ausstellung Referat oder Be-
kenntnis werden soll — Referat des Berichterstat-
ters, der selbst keine Stellung nimmt oder Bekennt-
nis und Propaganda irgendwelcher Art, religiöser,
politischer, kulturpolitischer____ An sich wäre die
härtere und klarere Atmosphäre Berlins der gege-
bene Ort einer solchen Ausstellung gewesen, und es
muß unmißverständlich ausgesprochen werden, daß
die Ausstellungspolitik der Reichshauptstadt nicht
auf der Höhe ihrer Aufgabe war, als sie sich diesen
Plan entgehen ließ. Idee und Programm der Kölner
Ausstellung sind, ungeachtet der hier angedeuteten
kritischen Einwände, kühn und fruchtbar, und man
kann dem Werkbund und der Stadt Köln nur wün-
schen, daß sie für die Realisierung die Kräfte finden,
die der Aufgabe gewachsen sind. Dr. A.Schwab
FRANKFURT A. M.
Frankfurter Nachrichten: ...Wir haben früher
bereits, als der erste Plan der Kölner und der Frank-
furter Veranstaltung auftauchte, auf die Zweck-
mäßigkeit einer engeren Verbindung dieser beiden
Ausstellungen hingewiesen. Erfreulicherweise sieht
der Organisationsplan der vorbereitenden Kommis-
sion der Kölner Ausstellung diese Herstellung einer
engen Zusammenarbeit vor. Die Frankfurter Goethe-
Ausstellung des Jahres 1932 ist eine reine kulturelle
Veranstaltung, und mit Kulturveranstaltungen haben
die Städte in den letzten Jahren keine allzu guten
wirtschaftlichen Erfahrungen gemacht. Wir können
uns daher denken, daß Frankfurt die Anregung einer
regen Zusammenarbeit mit der großen Kölner Aus-
stellung gerne aufnehmen wird.
Frankfurter Zeitung: ... Das Programm wurde
von der Werkbundleitung gutgeheißen. Die Vertreter
von Stuttgart und Mannheim erklärten ihre Bereit-
willigkeit, an dem großen Unternehmen sich zu be-
teiligen. Als Vertreter von Frankfurt gab Direktor
Sutter die Erklärung ab, daß die Frankfurter Veran-
staltungen im Goethe-Jahr 1932 den Kölner Plan in
keiner Weise stören werden... g
STUTTGART
Stuttgarter Neues Tageblatt: ... In Köln wird
im Jahre 1932 die Ausstellung „Die Neue Zeit" statt-
finden und über deren ideelle Aufgabe und tech-
nische Anlage gab Professor Ernst Jäckh einen
durchgearbeiteten Entwurf. Die Ausdehnung und Be-
grenzung seines Vorschlags sind Jäckhs persönliche
Leistung; die Formulierung, die er ihm gab, mochte
durch Intensität, mit der sie das überkommene Aus-
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