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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Kollmann, Franz: Versuche zur technischen Formanalyse
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0731

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Dampfer „Columbus" vom Norddeutschen Lloyd

Leicht wird das Sehen dann, wenn die
„Masse" den Blick fängt. Durch unsere
Landarchitektur haben wir 10-m-Maßstäbe
gewonnen, die wir plötzlich am Schiffsleib
anlegen können. Hier haben wir große, ge-
baute Körper mit der Ausdehnung mehrerer
Miethäuser, aber mit einer jenen meist frem-
den Einheitlichkeit. Man erkennt, daß auch
der technische Großbau Organform hat. Die
ausladende bewegte Wölbung des Heckes
verrät Stabilität und Seefähigkeit. Der An-
satz des Ruders und der Übergang zum
Rumpf bringen eine vollkommen geschlos-
sene Wirkung, die beim aufgedockten Schiff
durch das unorganische Wirrsal von Tauen
und Gerüsten zu einem künstlerischen Erleb-
nis gesteigert wird.

Dampfer „Columbus" vom Norddeutschen Lloyd

Gespannte Seile sind körpergewordene
Kraftlinien und wie jede plastische Äußerung
der Kraft voll eigentümlicher Schönheit. Man
braucht dabei gar nicht an Hoppes Bilder von
amerikanischen Hängebrücken zu denken, die
oft romantischen Einschlag haben. Der
Schiffsrumpf mit den an Reling befestigten
Aufhängseilen von Arbeitsbühnen ist schön.
Wenn man es nicht das erstemal spürt, dann
Feuerbachs Rat zur Betrachtung eines
Kunstwerks befolgen: immer wieder kommen
bis der magnetische Rapport zu wirken an-
fängt.
 
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