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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Kollmann, Franz: Versuche zur technischen Formanalyse
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0732

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Dampfer „Europa" vom Norddeutschen Lloyd

Alle, die die Schönheit der Technik ver-
leugnen oder verleumden, sollten einmal ein
aufgedocktes Schiff von vorne betrachten.
Der glockenförmige Querschnitt des Rump-
fes fällt sofort auf, belehrt über die statische
Sicherheit; wir sehen das Schiff schwimmen.
Und also müssen beste Bauten wirken: goti-
sche Türme wachsen, reißen einen schwin-
delnd empor, Barock versetzt in einen Kreis
von irdisch-himmlischer Lust (die „Wies"),
Fabrikbauten sollen fesseln durch den klaren
Ausdruck der Arbeit in ihnen und Schiffe
schwimmen eben. Schiffe brauchen dazu
einen Körper mit wasserdichter Haut, Krane
hingegen brauchen nur skelettartiges Fach-
werk. Zweifache Dynamik hat die technische
Form: eine den Stoff bejahende, in der Hülle
erscheinende (Schiffsrumpf) und eine den
Stoff verneinende, im Skelett wirksame.

Dampfer „Hamburg"

von der Hamburg-Amerika-Linie

Wie bewegt und lebendig übrigens eine
leicht geschwungene Front ist! Sie ergibt sich
von selbst für die Fensterreihen der Decks.
Schade, daß es bei Landbauten anders ist.
Nur ganz selten findet man Fassaden mit
organischer Kurvenschmiegung. Altes Bei-
spiel: Markt in Landsberg am Lech, neues
Beispiel: Chilehaus in Hamburg.
 
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