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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 13
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C., A. B.: Neues von Farben- und Maltechnik
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Dworaczek, Wilhelm: Wiener Kunstbrief: XXI. Jahres-Ausstellung im Künstlerhaus
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Die Aunsl-Halle.

Nr. (3

Härtegrad besitzen, was die Firma zwang, eigens für
den Zweck hergestellte Zerkleinerungsmaschinen anzu-
schaffen bezw. zu konstruiren. Trotzdem bedarf es noch
immer einer ca. vierwöchentlichen maschinellen Thätig-
keit, um 10 Kilo dieser Melfarben, für die übrigens die
üblichen Bezeichnungen der Farben beibehalten sind,
malfähig herzustellen, wie wir erfahren, malt u. A.
Prof. E. Bracht in Dresden gegenwärtig größere
Bilder mit diesen Farben und darf man auf das Er-
gebniß wohl gespannt sein.
Dagegen liegen über eine zweite Neuheit der
Firma G. B. Moewes, die schon früher von uns er-
wähnten Deck-Wasserfarben (eoulsurs opaqu68),
schon hübsche Erfolge vor. Eie vereinfachen die
Aquarell- und Gouache-Technik außerordentlich und ver-
leihen den Bildern eine Farbentiefe und -frische, die
bisher mit so einfachen Mitteln niemals zu erreichen
war. Besonders zum schnellen Skizziren verdienen sie
Bevorzugung. Eie haften vollständig auf dem Papier
und lösen sich nicht wieder ab, wie oft Gouachefarben
bei weiterem Uebergehen. Daher kann man sie in
deckender und lasierender Manier dünnflüssig wie
Aquarellfarben auch zum Aufhöhen und Nachsetzen bei
Aquarellen bequem anwenden. Ueber die Maltechnik
mit dieseni empfehlenswerthen Material ist Folgendes
zu berichten:
Man vermische die Deck-Wasserfarben gleich auf
der Palette, so wie die Töne sein sollen, also in der
Art, wie bei Mel-, Tempera- und Gouachetechnik üblich.
Dies empfiehlt sich besonders bei der Landschaftsmalerei,
für Fernen und Mittelgründe; bei Figurenmalerei für
Fleischtöne und Gewandungen u. s. w. Man beachte
jedoch stets, daß die Farben reichlich mit Wasser ver-
dünnt werden, d. h. sehr flüssig verwendet werden und
niemals pastös. Durch pastoses Aufträgen würde sich
der Trockenprozeß überaus verlangsamen, ohne daß
hierdurch erhöhte Leuchtkraft und Tiefe des Farben-
materials erzielt wird. Eind einmal so die gewünschten
Grundtöne im Bilde angelegt, so läßt sich darauf
lasiren und zwar am besten mit stark verdünnten Deck-
Wasserfarben selbst oder auch, ohne daß dies etwas
schadet, mit gewöhnlichen Aquarellfarben. Zst ein Bild
nur mit Deck-Wasserfarben gemalt und übertuscht, so
ist dasselbe gegen Wasser vollständig unempfindlich und
abwaschbar, und ein Firnissen resp. Fixiren überflüssig.
Um einen möglichst schnellen Eindruck zu haben und
möglichst schnelle Wirkung hervorzubringen, empfiehlt
es sich, graue und braune Tonpapiere zu verwenden
(Lanzon- oder Landseerpapiere). Eollte das gewählte
Papier die Farbe schlecht oder gar nicht annehmen, so
liegt dies an zu starker Leimung desselben, oder aber
es ist fetthaltig; man wasche deshalb das Papier
mittels Echwamm oder pinsel gut mit lauwarmem
Wasser ab oder überziehe es mit stark verdünnter prä-
xarirter Gchsengalle.
Ferner haben wir heute von einem Retouchir-
Firniß zu berichten, den Prof. Dr. E. Täuber, Lhemiker
an der Hochschule für die bildenden Aünste in Berlin,
als völlig gleichwerthigen Ersatz für den bekannten
französischen vibert'schen „Verriß ü retouelwr" kürzlich
herstellte. Die auf Veranlassung der Hochschule damals
vorgenommenen versuche Prof. Täuber's ergaben auf
Grund der Prüfung durch verschiedene Künstler von
Nuf ein so vorzügliches Resultat, daß man beschloß,
das Präparat in größerem Maßstabe herzustellen und
zu Nutzen der Künstler in den Handel zu bringen. Die
Bekanntgabe des Rezeptes für Jedermann ließ indeß
befürchten, daß der Herstellung nicht von Allen, die sich
damit beschäftigen würden, die erforderliche Sorgfalt

zugewendet werden dürfte. Auch konnte der Preis
naturgemäß nur bei umfangreicher Fabrikation ein wohl-
feiler sein. Es ist daher im hohen Grade zu billigen,
daß die Hochschule bei oben genannter leistungsfähiger
Firma (G. B. Moewes), der sie die Licenz zur alleinigen
Herstellung und zum Vertrieb des Firniß kostenlos er-
theilte, nicht nur die volle Garantie dafür hat, daß das
werthvolle Produkt zu einem mäßigen Preise in den
Handel kommt, sondern auch die Möglichkeit, die Fabri-
kation durch ihren Lhemiker Prof. Täuber stets ge-
wissenhaft überwachen zu lasten. —
Schließlich sei dem Referenten die Mittheilung ge-
stattet, daß die nach dem Patent Voß imprägnirte,
an düser Stelle früher bereits besprochene Mal-Lein-
wand jetzt von der Firma Schönfeld <L Lo. in Düssel-
dorf hergestellt und künftig auch von der Malleinwand-
Fabrik A. Schutzmann-München in den Handel gebracht
werden wird. Diese präparirte Leinwand ist genau so
widerstandsfähig gegen Feuchtigkeitseinflüsse, dabei so
geschmeidig und dauerhaft, wie die bisher übliche Mal-
leinwand erst durch Einstreicheu der Rückseite mit dem
Bilderschutzmittel Voß wird. Bekanntlich haben die
meisten Bilderschäden ihren Ursprung in der für Feuchtig-
keits-Aufnahme empfänglichen Rückseite der Leinwand,
welche häufig bewirkt, daß die Bilder beständig sich
zusammenziehen und wieder ausdehnen, wodurch bei
geschmeidigem Farbenauftrag dieser bald zusammen-
geschoben, bald auseinandergerissen wird, und die Lein-
wand dann jene weiße Netzbildung zeigt, wie leider oft
auch bei Bildern berühmter Meister unserer Zeit.
Während bei hart gewordener Farbe die Farbschicht
durch die Gewalt der sich zusammenziehenden Leinwand
zerbrochen und vom Grunde gelockert wird, dabei die
Brüche verursachend, welche die meisten alten Bilder'
aufweisen. Eine schwere Schädigung erfahren Bilder
ferner durch Abwaschen mit Wasser, wobei auch Stellen
der Rückseite unausbleiblich naß werden müssen. Das
Bilderschutzmittel Voß beseitigt die verwüstende hygro-
skopische Eigenschaft der Leinwand, von deren Wirkung
man sich leicht durch Naßmachen der Rückseite von
Malleinwand überzeugen kann. Jede Malleinwand,
ob bei der Fabrikation geölt oder nicht, nimmt Wasser
begierig auf und rollt sich durch das Einspringen der
Leinenfaser zusammen. Ueber ein Stück mit jenem
Bilderschutzmittel getränkter Malleinwand läuft das
Wasser wie (Quecksilber hinweg, etwa anhaftende
Tröpfchen verdunsten spurlos, da die Zmprägnirung
die Feuchtigkeitsaufnahme verhindert.
X. U. 0.


Vielter Xunckdrief.
(XXI. Zahres-Ausstellung im Künstlerhaus.)
^E^ie diesjährige Jahres-Ausstellung unterscheidet
> sich von ihren Vorgängerinnen durch eine weisere
Gekonomie der Jury, die diesmal eine geringere
Anzahl von Bildern zur Ausstellung gelangen ließ und
es dadurch vermied, wie in früheren Zähren die Wände
bis auf das kleinste Plätzchen auszufüllen, ein System
bei dem manche gute, beachtenswerthe Arbeit einfach
todtgehängt wurde. Freilich ließe sich auch diesmal
manches bemängeln. So scheint es mir kein glücklicher
Einfall, die einfach gefärbte Leinwand der Wände, die
 
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