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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 23
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Kunstunterricht
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36^

Die Run st-Halle.

Nr. 23

später im Atelier Schnorr's von Earolsfeld. Zahlreich find
seine Altarbilder und seine Aartons für Glasgemälde. Die
Königliche Akademie der bildenden Künste zu Dresden batte
ihn im Jahre 188, zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. — Der
Kupferstecher Fritz Dinger, ein Senior der Düsseldorfer
Künstlerschaft, ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Zu
Solingen ,827 geboren, bezog der verstorbene zu Ende der
vierziger 3ahre die Düsseldorfer Akademie, wo er ein Schüler
des Meisters Josef von Keller wurde. Line Reihe von Kupfer-
stichen ist aus seinem Atelier hervorgegangen. — Zu Frank-
furt a. M. starb am 7. August der Maler Prof. Heinrich
Hasselhorst, 79 Jahre alt. — Der feinsinnige Frankfurter
Maler und Radirer Peter Becker, ehemals Schüler des
Stadel-Instituts, ist am 17. August gestorben. — In Lübeck
ist der Kunstmaler und Afrikareisende Lonrad Weidmann
im Alter von 57 Jahren gestorben. Geboren 18^7 zu Diessen-
hofen in der Schweiz, verlebte Weidmann feine früheste Jugend
in Zürich, dort erlernte er das Malerhandwerk, das er später
auf seinen Wanderungen in Deutschland, Frankreich und Italien
künstlerisch ausbildete; besonders pflegte er das Fach des
Illustrators und Zeichners. Seit 1872 wurde ihm Lübeck zur
zweiten Vaterstadt. 1889 zog Weidmann mit der wißmann-
Erpedition nach Deutsch-Ostafrika. — In Soria verschied
plötzlich der berühmte Maler Ricardo villodas, der sich
mit pradilla in den Ruhm teilt, die Historienmalerei in Spanien
wieder zu Ehren gebracht zu haben.
Aunztuittemckt.
* Berlin. Reform des Zeichenunterrichts an den
städtischen Schulen. Durch den neuen Lehrplan ist bekannt-
lich der Zeichenunterricht in den Berliner Zeichen- und Ge-
meindeschulen umgestaltet worden. Unter Ausscheidung alles
rein Geometrischen und Konstruktiven soll im Freihandzeichnen
jetzt eine freiere, die Kinder zur unmittelbaren Beobachtung
und Wiedergabe der Gegenstände ihrer Umgebung und der
lebendigen Natur anleitende Unterrichtsweise Platz greifen.
Durch Kurse, die auf Veranlassung des Magistrats an der Kgl.
Kunstschule eingerichtet wurden, sind die Lehrer und Lehre-
rinnen großentheils schon mit der neuen Methode bekannt ge-
macht. Nun erscheint es erforderlich, durch eine sachverständige
Aufsicht die Lehrkräfte zu unterstützen und von den Vorzügen
der neuen Methode zu überzeugen. Zu der vom Kultus-
minister angeregten festen Anstellung eines Zeichen-Inspektors
hat der Magistrat sich noch nicht entschlossen.
* Berlin. August Endell, der in der modernen
Kunstbewegung erfolgreich schaffende Architekt, will eine neue
Schule für Formkunst begründen. In dem uns mit-
getheilten Prospekt heißt es u. A.: Die Schule erstrebt systema-
tische Anleitung zu selbstständigem Entwerfen für Kunstgewerbe
und Architektur. Das Kopiren fremder Arbeiten alter und
neuer Zeit ist grundsätzlich ausgeschlossen: Freies Erfinden in
Farbe und Form ist das Ziel. Man bezweifelt gewöhnlich,
oaß sich dies lehren lasse. Und sicher entspringt das wesent-
liche im Kunstwerk der Persönlichkeit, dem Temperament, dem
Lharakter, an denen alle Erziehung bewußt wenig ändern
kann. Man kann Niemand willkürlich zum Künstler machen,
wohl aber dem, der künstlerische Sehnsucht hat, lehren dieser
Sehnsucht Ausdruck zu geben auf dem kürzesten einfachsten
wege^ ohne tastendes probiren. Der Unterricht beginnt mit
dem Studium von Naturformen: streng sachliches Zeichnen und
Modelliren nach Pflanzen, Muscheln, Käfern re., eingehende
Formkenntniß soll erreicht werden, nicht geschickte malerische
Darstellungsmanier, die später nur dazu verführt, sich über den
wert der entworfenen Formen zu täuschen; daran reiht sich:
Heraussuchen der besonders charakteristischen und schönen Theile
in einem Naturstück rc. und schließlich Entwerfen beliebiger
Gebilde, freie Zusammenstellungen aus Naturformen In
dieses so gestaltete Naturstudium fügt fick ein das Studium der
reinen Formen, zunächt der ebenen. Darauf folgt die Dar-
legung der wichtigsten räumlichen Formen. Erst wenn diese
Art des Entwerfens freier Formen hinreichend geübt ist und
keine wesentlichen Schwierigkeiten mehr macht, wird zum Ent-
werfen für bestimmte Techniken übergegangen. Jedesmal
wird die betreffende Technik, ihr Einfluß auf die Form, die
Beschränkungen, die sie dem Entwerfenden auferlegt, erörtert...
Die völlige Ausbildung soll mehrere Jahre erfordern und nur
io—^2 Theilnehmer werden zu den Kursen, wochentäglich von

9—5 im Atelier, Berlin 3V., Fasanenstr. 53/5H, zugelassen
werden. Für drei Kurse beträgt das Honorar 150 M.
* Berlin. Die „Schülerwerkstätten für Kleinplastik" ver-
anstalten in ihren Atelierräumen Anfang Oktober eine Aus-
stellung von Schülerarbeiten, welche ein umfassendes Bild der
in dieser Anstalt gepflegten individuellen Art des Kunsthand-
werkes zeigen soll. Die Ausstellung wird Entwürfe, plastische
Modelle und ausgeführte Werke der angewandten Kunst und
Kleinplastik enthalten. Auch einmalige Schüler und Schüle-
rinnen sind berechtigt, sich zu beiheiligen. Anmeldungen haben
bis September an den Leiter, Bildhauer Albert Reimann,
Berlin 3V. 30, Landshuterstr. 38, zu erfolgen.
* Breslau. Auf der gegenwärtigen Fachschul-
Ausstellung ist das Gebiet der Bildhauer-, Modellir- und
Holzschnitzarbeiten durch Arbeiten von der Bildhauer- und
Modellirklasse der Handwerkerschule zu Breslau, der Holzschnitz-
schule zu Warmbrunn und der Arbeitsschule zu Ober-Walden-
burg vertreten.
Runst- unö XimrUervereine.
* Dresden. Sächsischer Kun st verein. Rechenschafts-
bericht für 1903. Ausgewählt wurden als Vereinsgabe aus
der gegenwärtigen Großen Kunstausstellung die Radirung
„Weiblicher Jdealkoxf" von Georg Jahn und die Lithographie
„Sonnige Landschaft" von Georg Lührig. Aus den Fonds für
öffentliche Kunstzwecke sind eine Zeichnung von Segantini
„Zwei Mütter" und einige Arbeiten des verstorbenen Professors
Eduard Büchel erworben worden, um sie dem König!. Kupfer-
stichkabinet zum Geschenk zu machen. Für Rechnung des-
selben Fonds wurde ferner für die im Bau begriffene Kirche
des Ortes Pobershau im sächsischen Erzgebirge ein Altarbild
„Die Himmelfahrt Ehristi" darstellend, gestiftet. Aus den ein-
gegangenen 26 Skizzen ist die von Historienmaler Ludwig Otto
zur Ausführung bestimmt. Für die Ausführung waren 2000 M.
ausgeworfen. Obgleich die Ausstellung des Kunstvereins nur
3P2 Monate geöffnet sein konnte, sind doch Kunstwerke von
hervorragender Bedeutung vorgeführt morden, insbesondere
ci5 Gemälde und Zeichnungen des verstorbenen Mailänder
Malers G. Segantini iin Januar und Februar 1903. von
den ausgestellten Kunstwerken wurden, abgesehen von den Er-
werbungen des Direktoriums, 59 für zusammen 6815,50 M.
verkauft. Durch den Verein selbst wurden in seiner Ausstellung
58 Kunstwerke für 7712 M. und in der Sächsischen Kunst-
ausstellung Kunstwerke für 7500 M., zusammen also
15 152 M. zur Verlosung, 1 dergleichen für 3000 M. aus dem
Fonds für öffentliche Zwecke, angekauft. Die Vereinsausstellung
vermittelte demnach den Ausstellern einen Absatz von über-
haupt 118 Kunstwerken im wertste von 2-1 967,50 M. Zn
den erwähnten 15 152 M. für Verlosungsankäufe sind noch
1953,75 M. für die zur Verlosung angekauften illustrnteu
Werke, Kupferstiche rc hinzuzurechnen, so daß der Aufwand
für die Verlosung 17 105,75 M. beträgt. Der Rechenschafts-
bericht über Einnahmen und Ausgaben der „Allgemeinen Kasse"
ergiebt bei 39 198 M. Einnahmen und 38 328 M. Ausgaben
einen Bestand von 870 M. Der Fonds für öffentliche Zwecke
schließt bei 8597 M. Einnahme und ^150 M. Ausgabe mit
einem Bestände von ^^7 M. ab, während die Dreßler'sche
Stiftung 2677 M. Bestand aufweist.
* Dresden. Der offizielle Bericht über die Verhand-
lungen der 30. Hauptversammlung der Verbindung
für historische Kunst (1. bis 3. Mai 190-1) ist jetzt er-
schienen.
* Innsbruck. Der Tiroler Künstlerbund erläßt
einen Aufruf, in dem er zum Beitritt auffordert und auf seinen
Zweck verweist, die heimische Kunst zu fördern und auch das
breitere Publikum dem Kunstgenuß zuzuführen, vor Allem
plant der Künstlerbund, dessen Ausstellung von modernen
Werken tirolischer Künstler in Innsbruck kürzlich eröffnet wurde,
die Errichtung eines Ausstellungsgebäudes.
*
2ur Aeclitrpflege.
Berlin. Gleichzeitig mit einem Kunstsch utz-Gesetz-
entwurf,^der dem Reichstage voraussichtlich in der bevor-
stehenden Tagung zugehen soll, werden noch zwei andere Ent-
würfe dem Parlamente unterbreitet werden, und zwar ein
Photographiegesetz und ein Entwurf über das photographische
und künstlerische Verlagsrecht.
 
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