Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0169
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Riezler, Walter: Die Bebauung des Alexanderplatzes
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Variante des Entwurfs der Brüder Luckhardt und Anker
ohne Überbauung der Straßen. Die Straßen sind nicht formal abgeriegelt, die Häuser eröffnen die Straßen und führen in
sie hinein
es richtig ist, eine so vielgestaltige Anlage, wie es
dieses Platzgebilde ist, in eine ganz einheitliche,
noch dazu symmetrische Form zu zwängen. Es
ist ja mit derartigen Symmetrien immer eine
fatale Sache: wenn es nicht gelingt, sie vollstän-
dig zu verwirklichen, bleibt kein Torso eines
Lebendigen, sondern ein unverständliches Stück-
werk übrig. Inwieweit in dem vorliegenden Falle
die Bedingungen für eine vollständige Verwirk-
lichung gegeben sind, wissen wir nicht. Wir
hören, daß der größte Teil der Grundstücke im
Besitz der Stadt ist, die dann vielleicht die Macht
hätte, die einheitliche Gestaltung durchzusetzen.
Aber wenn dem auch so ist, so bedeutet die ein-
heitliche Gestaltung immer noch eine gewisse
Maskierung der Bauten, die ja nun keineswegs
alie einheitlichen oder symmetrisch zu ordnenden
Zwecken dienen: ganz sicher wird an der dem
Warenhaus Tietz — das sich ja, wie man hört,
bereit erklärt haben soll, seine Fassade völlig im
Sinne des Gesamtentwurfes umzugestalten —
gegenüberliegenden Seite nicht auch ein Waren-
haus entstehen. Die Symmetrie wird also not-
wendig als dem Platze durch eine äußere Macht
gewaltsam aufgezwungen wirken. Sie kommt aus
einer formalistischen Gesinnung, und zwar nicht
etwa, was noch begreiflich wäre, aus einer for-
malistischen Anwendung neuer Gestaltungsten-
denzen, sondern aus einer den Architekten wohl
kaum mehr bewußten Bindung an historische
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ohne Überbauung der Straßen. Die Straßen sind nicht formal abgeriegelt, die Häuser eröffnen die Straßen und führen in
sie hinein
es richtig ist, eine so vielgestaltige Anlage, wie es
dieses Platzgebilde ist, in eine ganz einheitliche,
noch dazu symmetrische Form zu zwängen. Es
ist ja mit derartigen Symmetrien immer eine
fatale Sache: wenn es nicht gelingt, sie vollstän-
dig zu verwirklichen, bleibt kein Torso eines
Lebendigen, sondern ein unverständliches Stück-
werk übrig. Inwieweit in dem vorliegenden Falle
die Bedingungen für eine vollständige Verwirk-
lichung gegeben sind, wissen wir nicht. Wir
hören, daß der größte Teil der Grundstücke im
Besitz der Stadt ist, die dann vielleicht die Macht
hätte, die einheitliche Gestaltung durchzusetzen.
Aber wenn dem auch so ist, so bedeutet die ein-
heitliche Gestaltung immer noch eine gewisse
Maskierung der Bauten, die ja nun keineswegs
alie einheitlichen oder symmetrisch zu ordnenden
Zwecken dienen: ganz sicher wird an der dem
Warenhaus Tietz — das sich ja, wie man hört,
bereit erklärt haben soll, seine Fassade völlig im
Sinne des Gesamtentwurfes umzugestalten —
gegenüberliegenden Seite nicht auch ein Waren-
haus entstehen. Die Symmetrie wird also not-
wendig als dem Platze durch eine äußere Macht
gewaltsam aufgezwungen wirken. Sie kommt aus
einer formalistischen Gesinnung, und zwar nicht
etwa, was noch begreiflich wäre, aus einer for-
malistischen Anwendung neuer Gestaltungsten-
denzen, sondern aus einer den Architekten wohl
kaum mehr bewußten Bindung an historische
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