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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Doesburg, Theo van: Film als reine Gestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0294

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Schematische Darstellung eines gleichzeitig nach allen Richtungen geschüttelten dreidimensionalen
Raumes

Probe zum Aufbau des neuen „kristallinischen" Filmkontinuums. Links zentrische und rechts peripherische Bewegung.
Das schwarze Feld stellt die bis jetzt nur benutzte Leinwand dar

1. Das dynamische Filmkunstwerk ersetzt die
statische Malerei.

2. Der wesentliche Charakter des Films wird
nur durch die Elemente des Filmmittels be-
stimmt. Außer diesem Film gibt es niemals
„Film".

3. Die Mittel des Films sind unendlich reich
und verschieden usw.

Weshalb sind diese Voraussetzungen falsch?
Weil sie nicht aus der Tatsache, sondern aus
einer idealen Vorstellung von Filmgestaltung her-
aus gewachsen sind. Denn die Tatsachen be-

weisen, daß meine schon oben erwähnte These
richtig ist: Jeder Kunstausdruck hat sich aus dem
Nachahmungstrieb entwickelt. In dem Augenblick
aber, wo an die Stelle des Nachahmungstriebs
die schöpferische Initiative tritt, ändert sich nicht
nur die Tendenz, sondern auch die Zielsetzung
und damit das Problem. Anfänglich war der Film
wie auch die Fotografie imitativ und die Er-
finder des Films, die Gebrüder Lumiere, hatten
überhaupt keine künstlerischen, sondern nur re-
produktive Absichten. Sie wollten die Illusion des
Natürlichen steigern und konnten das nur errei-

Raumzeitliche Entwicklung einer
Fläche

Plastik von Umberto Boccioni (1912) Zer-
störung der statischen Achse in der
Plastik

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