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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Kunstschau
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Nr. 5

Die Aun st - Hall e.

73

wand sich hinziehende Sopka nut dein riesigen Gobelin darüber
etwas Anheimelndes und Gemächliches erhalten, ohne an
Vornehmheit einzubüßen. Allein dergleichen ist doch, wie
gesagt, durchaus nicht neu und beweist auch keine besonders
hervorragende pöhe unseres „Kunstgewerbes", noch weniger
allerdings der von Ferdinand Vogts L Lo. ausgestattete
Raum, in dein nur der von Max Kray K Lo. gelieferte,
aus dem Tische stehende Beleuchtungskörper Anerkennung ver-
dient. Auch das „perrenzimmer" von Flatow 6: priemer
koinmt mit seineil schwarzen und rotheil Tönen farbig nicht
gilt zusammen, während es mit seinem vielfachen Schnitzwerk
einen zwar weichen, aber wenig ruhigen Eindruck macht.
Besseres bieten Kimbel Fried er ichsen; besondeis
die Buffetwand im Raum 6 ist sehr schön, das Buffet selbst
groß und einfach in der Linie, dabei durchaus zweckentsprechend.
Der „Bibliothek" des Architekten Salz mann kann inan, wie
wohl nicht so uneingeschränkt, das gleiche Lob spenden. Die
„Kaminecke" von Walter Grtlieb, ausgeführt von Georg
Aarmann, ist sehr gemächlich, d. h. dem Aussehen nach; im
klebrigen ist sie sehr unpraktisch, man kann, da der Mfen ge-
heißt ist, dies leicht ausprobieren. Der aus Kacheln hergestellte
Sitz bleibt zwar leidlich kühl, seine einzige Rückwand aber
bildet der Mfen, und dieser wird so heiß, daß jedes Anlehnen
unmöglich ist.
wirklich stimmungsvoll und künstlerisch befriedigend sind
eigentlich nur zwei Räume, das sehr gemüthliche „Privat-
kontor" der Steglitzer Werkstatt, deren Mitglieder auch
im klebrigen einzelne sehr feine kunstgewerbliche Gegenstände,
Uhren, Lampen u. dergl. beigesteuert haben, und das ganz
einfach, gehaltene „Fräuleinzimmer" des Architekten Arthur
Biberfeld. Pier findet sich in dein Gelb der Möbel, dem
Mattblau der Ueberzüge, dem Rosa der wand ein sehr an-
muthiger Farbenakkord, wie auch die Möbel selbst vor allein
zierlich und graziös gehalten, dabei aber doch fest genug
konstruirt sind. Rur der Schreibtisch müßte praktischer sein;
in dein winzigen Auszug läßt sich doch gar zu wenig ver-
schließen. Auch auf die sehr einfache und doch geschmackvolle
Fensterdekoration fei hingewicsen.
Andersartige Wirkungen sind in dem sogenannten zweiten
Pauptsaal angestrebt. Zwei verschiedene Entwürfe für eine
„dekorative wand" fesselte die Aufmerksamkeit. Die eine, von:
Bildhauer Walter pauschild ausgeführte, zeigt über einein
Sitz aus glasirten Fliesen, den zwei kauernde Frauengestalten
tragen, einen fein modellirten, kleinen Wandbrunnen. Leider
stimmt die darüber angebrachte Malerei von August Achten-
hagen recht wenig zu dieser wohl für ein Vestibül gedachten
Dekoration; inan hat die Empfindung, hier eine durch den
Brunnen gekrönte wand zu sehen, nicht aber eine „dekorative
wand". Etwas besser steht es auf gegenüberliegender Seite,
ivo Walter Schmarje ein Gleiches angestrebt hat. Die
Bank mit dem streng stilisirten Marmorrelief darüber ist sehr
schön, vortrefflich sind die auf schlanken Urnen zu beiden
Seiten stehenden, sehr einfach durchgeführten, lebensvollen
Büsten. Ein hoch oben die wand überspannender Bogen hält
das Ganze zusammen, die Verzierungen über den: Bogen
aber stören trotz oder vielleicht wegen ihrer Unbedeutenheit
den großen Eindruck.
Walter Schmarje hat auch sonst sehr eifrig für die Aus-
stellung gearbeitet. Seine kleinen und größeren Reliefs im
ersten Pauptsaal sind gut empfunden und modellirt und fügen
sich ihrer Umgebung passend ein. In den farbenglühcnden
Malereien von E. M. Rebel dagegen finden sich zahlreiche

Verzeichnungen, von kleinplastischen Arbeiten seien vor allein
die beiden lebensvollen „Treiberjungen" von Gerhard
Ianensch, einzelne Arbeiten von Schauß, die Papageien
von pauschild und der als Briefbeschwerer gedachte „Marabu"
von wernekinck erwähnt. Auch die auf einem von Salz-
mann entworfeneil Postament aufgestellte „Fischschaale" von
wernekinck, die voll zwei sitzenden Marabus flankirt wird, sei
hervorgehoben, endlich aber verdienen auch die von Lucas
von Lranach entworfenen Schmucksachen der Firma Gebrüder
Friedländer besondere Beachtung. —
Im Kunstgewerbemuseum hat man letzt den versuch
gemacht, deir oft ausgesprochenen Wunsch nach einer Abend-
beleuchtung unserer Kunstsammlungen zu erfüllen. Im Licht-
hof hat nran eine Anzahl der prächtigen Erzeugnisse der
deutschen und italienischen Renaissance aufgestellt, die das
Museum bewahrt. Die Anordnung ist geschmackvoll, die künst-
liche Beleuchtung sehr gut nntergebracht, so daß das Licht
durch das Glasdach hereinfluthet. Run kommt es darauf an,
wie der versuch ausfällt. Es ist zu fürchten, daß der ge-
priesene, segensreiche Einfluß der Kunst auf das arbeitende
„Volk", auf dessen Freizeit mit der Beleuchtung in erster Linie
Rücksicht genommen wird, ziemlich illusorisch bleiben wird.
Der von des Tages Arbeit Ermüdete ist um diese Zeit nicht
mehr aufgelegt zu dem immerhin eine Anspannung des Geistes
erfordernden Genuß der bildenden Kunst, und wenn wirklich
einer oder der andere doch die ihm gebotene Gelegenheit be-
nutzt, so fragt es sich, ob ein so spärlicher Erfolg den großen
Kosten das Gleichgewicht hält. Ls mag ja besser werden,
wenn die Sache erst populärer geworden, vorläufig aber scheint
der Abend-Besuch gering zu sein. Jedenfalls ist der versuch
als solcher freudig zu begrüßen, und es ist anzunehmen, daß
die Vorkehrungen gegen etwaige Feuersgefahr, die bisher
immer als pauptgrund gegen die Museumsbeleuchtung an-
geführt wurde, derartig find, daß eben jegliche Gefährdung
der kostbaren Gegenstände ausgeschlossen ist. —
Lharlottenburg wird immer mehr Kunststadt. Jetzt hat
es außer der Sezession und der Akademie auch einen eigenen
„Kunstsalon" aufzuweisen. Die A melanesische Kunst-
handlung" in der Kantstraße ist mit einer recht sehens-
werthen „Schwarz-Weiß-Ausstellung" eröffnet worden. Eine
sehr große Anzahl von Künstlern ist vertreten, unter ihnen
mit tüchtigen Lithographien Adolf Beyer-Darmstadt, peinrich
Iackesch-Prag, Max Fabian-Lharlottenburg, Letzterer bietet
außerdem ein farbig feines Aquarellporträt. An Aquarellen
findet man ferner von Permann pendrich-Berlin eine einfache
Landschaft, aber besser als manches feiner großen Gemälde,
eine brillante Studie von Pans Permann-Berlin, ein vorzüg-
liches Kleinstadtbild von Max Uth, Architekturbilder von Pans
Seydel - Lharlottenburg, ein Parkthor und ein Seestück von
pammacher, treffliche, farbenkräftige Landschaften von Paul
Meyerheim. Mit Steinzeichnungen und Radirungen ragen
noch hervor die Münchener Georg Braumüller und Ernst
Neumann, der Nürnberger Pans Böhm, der ein sehr wirkungs
volles Blatt „Parte Arbeit" und ein ebenfalls eindringliches
„Der Reiter" ausstellt, endlich die Berliner Alfred Liedtke,
Pans Meyer, Ernst Gtto, Karl priem, p. Vorgang, Mtto
Protzen und Rudolf Thienhaus. Letzterer giebt in der Studie
„Alte Frau" eine Meifterleistung. A. v. Menzel und Ludwig
Knaus endlich sind mit einigen ihrer wunderbaren Zeichnungen
vertreten. Paul warncke.
 
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