Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI Heft:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0379

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 2 s

Die A u n st - k) a l l e.

33 s

* Nekrolog. Gestorben in München die Lehrerin an der
Kunstgewerbeschule Frl. Olga Weiß, als Blumenmalerin ge-
schätztes Mitglied der Luitpoldgruppe. — In Wien starb,
58 Jahre alt, am 6. Juli der ausgezeichnete Medailleur A n to n
Scharff, der seit ;896 Direktor der Graveurakademie des
Pauptmünzamtes mar; seine Medaillen und Plaketten werden
bleibenden Werth behalten. — Mit Mac Neill Whistler,
dem in Amerika geborenen berühmten Londoner Bildnißmaler
und feinsinnigen Radirer, ist einer der am schärfsten aus-
geprägten modernen Künstlercharaktere dahingegangen. Im
Älter von 6y Jahren ist er am Juli in Lhelsea verstorben.
Seine amerikanische peimath verlieh ihm die Unbefangenheit
des Beobachtens, vor allem aber hat sein Aufenthalt in
Paris, wo er einst ein Schüler von Gleyre war, sein Wesen
und sein Schaffen beeinflußt, wenn feine Porträtkunst als-
dann in dein großen Spanier velasquez ein eminentes Vor-
bild erhielt, so verdient sie dennoch gerade ihrer Eigenthüm-
lichkeit wegen Bewunderung. Whistler hat darum seit Jahr-
zehnten sehr befruchtend auf eine Anzahl und zwar nicht nur-
schottischer Zeitgenossen künstlerisch eingewirkt. Line Reihe
großer Persönlichkeiten des verflossenen Jahrhunderts lebt auf
seinen gefeierten Bildern, aber nicht minder bedeutend er-
scheinen uns die Porträts vieler derjenigen, die ihm lediglich
geeignete Studienobjekte waren. Seine Auffassung gab allen
diesen Menschen eine seltsame Einfachheit des formalen Aus-
drucks und dabei eine Beseelung durch die Stimmung, die der
wie durch einen Schleier gesehene Farbenton feiner Leinwand
in uns erzeugt. Auch an äußeren Ehrungen, z. B. der Ehren-
mitgliedschaft der Münchener Akademie, hat es dem ver-
storbenen Meister zu dessen Gegnern einst ein Ruskin gehört
hat, nicht gefehlt.
XllN5t- un9 Aünrtlervereine.
* Pannover. Dem Kunstverein ist der Deutsche Kaiser
als Mitglied beigetreten.
* Weimar. Der II. Ku nsterzie h ung stag findet vom
9. bis Gkt. hier statt. Die Berathungen sollen sich dieses
Mal mehr auf deutsche Sprache und Dichtung beziehen.
- Wien. Lin Verein zum Schutze und zur Erhaltung der
Kunstdenkmale Wiens und Niederöfterreichs hat sich kürzlich
gebildet. Die konstituirende Versammlung wählte zum Präsi-
denten Grafen Franz Eolloredo-Mannsfeld. Ls wird be-
absichtigt, auch für jene Kunstdenkmale, deren verfall nicht
aufzuhalten ist, soweit zu sorgen, daß ihre werthvollsten Theile
abgetragen und aufbewahrt, das Ganze aber in photographischer
oder malerischer Wiedergabe festgehalten werde. Außer dieser
praktischen Kunstpflege wird der Verein durch eine Reihe von
Publikationen wirken, i. Die Perausgabe eines vollständigen
Inventars aller Kunstschätze Wiens und Niederösterreichs.
2. Line zusammenfassende Darstellung in Form eines Reise-
handbuches (also eine Art Bädeker) von Wien. Z. Lin speziell
Wien gewidmetes Werk, dessen Titel „Alt-Wien" sein wird
und das in einem Album die schönsten, zum Theil bereits
oemolirten Bauten Wiens vorführen wird. H. Die Perausgabe
einer vornehmen, reich illustrirten periodischen Kunstzeitschrift.
* Zürich. Der Jahresbericht ;qo2 der Kunstgesell-
schaft gedenkt zunächst der Baufrage, die sich im künftigen
Frühjahr realisiren dürfte. Der Bestand der Gesellschaft ist
derselbe geblieben. Die allgemeine Betriebsrechnung weist bei
25 222 Fr. Ausgaben einen Rückschlag von 5509 Fr. auf, so
daß der Betriebskapitalfonds am 3;. Dezember ^902 26 07; Fr.
beträgt. Die Perinanente Ausstellung war an z;6 Tagen
geöffnet und wurde von 25 2;o Personen besucht Die Ein-
nahmen betrugen ;0 8q; Fr. Durch Verkäufe wurde ein Umsatz
von ^9 780 Frs. erzielt. Die Stäbli- und Sandreuter-Aus-
stellungen fallen ins Berichtsjahr.
MaSemien unö AunZkckulen.
* Berlin. In der akademischen Pochschule für die
bildenden Künste fand am ;8. Juli die Preisvertheilung, zum
ersten Male im neuen Gebäude zu Lharlottenburg, statt. In

der Ansprache des Direktors Prof. A. v. Werner und der
folgenden Verlesung des Jahresberichts wurde auch eines
Kaiserlichen Besuches gedacht, bei welchem der Monarch von
der pandhabung des Unterrichtes Kenntniß nahm. Den
Schluß bildete die Mittheilung der zahlreichen Preise, von denen
wir hier nur die wichtigsten hervorheben. Den sog. Kopie-
Preis erhielt Maler Paul pildebrandt aus der Scheurenberg-
Klasfe; aus derselben Klaffe wurde noch Maler Ernst Lübbert
prämiirt. In der Malklasfe von G. L. Meyn wurden die
Preise Gtto Bredow und Paul Geppert verliehen. In der
von Schäfer geleiteten Stilllebenklaffe wurde Maler Ernst
Töpfer mit einem Preise bedacht. Den Preis in der Modellir-
klasfe von Prof. Ianensch erhielt Max Fichte; aus dem Bild-
haueraktsaal von Prof. Ernst perter gingen Franz Ehrhardt
und Pans Wahl als Prämiirte hervor, während Maler
Johannes pänsch aus dem Landschaftsatelier von Prof. Kall
morgen eine wiederholte Anerkennung errang. Außer diesen
wurden für Kompositions Uebungen auf Grund einer kleinen
Konkurrenz durch Preise ausgezeichnet: die Maler Martin
Lünstroth und Eckhard Schuh, die Bildhauer Otto Wentzel und
Pans Klett. Im Ganzen kamen 26 Preise zur Verleihung, die
in Geldbeträgen, in Werken und in Diplomen bestehen. In
den Ausstellungsräumen war eine Auswahl von Klassen- und
Studienarbeiten zu einer Sammlung vereinigt, die eine Ueber-
sicht gewährte über die Ergebnisse des letzten Unterrichtsjahres.
Die Ausstellung fand zwischen dem ;9. und 25. Juli statt.
* Nürnberg. Kunstgewerbeschule. Am Juli schloß
das Schuljahr ;9O2/;9O3. Die Frequenz betrug 236 Zöglinge.
" München. Kgl. Akademie der bildenden K ünste.
Das Studiensemester schloß, wie gewöhnlich, mit einer Aus-
stellung der Schülerarbeiten, die Erfreuliches bieten. Eine
große Zahl von prämiirungen hat aus diesem Anlaß statt-
gefunden.
* Wien. Akademie der bildenden Künste. Wie
üblich, schloß auch das abgelaufene Unterrichtsjahr mit einer
Schülerausstellung, in der die Leistungen der Klaffen der
professorenDelug, Griepenkerl,l'Allemand, Rumpler, Pochwalski,
Schmidt u. s. w. vereinigt waren. —Der Verein „Kunsts chule
für Frauen und Mädchen" hat neuerdings fein VI. Studien-
jahr beendet. An dem Institut wirken als Lehrkräfte: die
Maler Ad. Böhm, Michalek, Seligmann, Tichy, sowie Frau
Tina Blau. Den Kursus für künstlerische Metallarbeiten leitet
Prof. Klimt.
Vom Aunrtmarkt.
* München. Iahresausstellung im Kgl. Glaspalast ;90Z.
Ankäufe (Fortsetzung): vom Prinz-Regenten wurde das Gel-
gemälde „Eingeschlafen" von p. Knopf erworben, vom
Bayerischen Staate die Gelgemälde: Mar Kuschel „Kentaur
am Ouell"; Somerled Macdonald „Pochlandpfeifer"; p. Urban
„Morgen"; ferner die Federzeichnungen: I. Becker-Gundahl
„Nach dem Tournier", „Laune", „Narrenpossen"; die Plastik:
Ehr. Roth „Faun mit Zeusmaske" (Bronze), von Privaten
die Gelgemälde: I. F. Engel „Wanderbursche"; F. Grässel
„Enten", F. Schmid-Breitenbach „Der Brummkreisel"; I. E.
Bäumer „BlühenderMyrthendorn"; G. Gampert „Das Kirchlein
von Roggenstein"; K. Partmann „perbsttag"; „Kinderreigen";
M. Scheffler „Apfelsinen"; A. Eckardt „Genre"; B. pohlfeld
„Blaue Anemonen"; Nils Pansteen „An der norwegischen
Küste"; L. Ritter „Opfer"; F. von Defregger „Der kranke
Dackl"; M. Kuschel „Euterpe"; „Perseus und Andromeda";
K. Mücke „Mutterglück". Ferner: S. Simoni „Aus Subiaco"
(Aquarell); M. peymann „Katzen" (Grig.-Lith.); P. Iunghanns
„An der Tränke", „Dammwild" (Drig.-Lith.); El. Bompiani-
Battaglia „Liebespräludium" (Aquarell); L. Schmidt-Kestner
„Abschiedskuß" (Bronze); K. Porrie „Vase mit Pan" (gemalter
Gips).
* Düsseldorf. Bilderfälschungen. Das hiesige Land-
gericht verurtheilte kürzlich zwei Bilderfälscher, einen Vergolder
und einen Friseur, letzteren zu einer Zusatzstrafe von H Monaten
(zu einer früheren Strafe von ; Jahre), ersteren zu ;o Monaten
Gefängniß. Es lag eine ganze Reihe von Fälschungen vor.
U. A. hatten die verklagten auf einem Gemälde eines Kölner
Malers, das sie für 20 Mk. erworben, den Namen des Düssel-
dorfer Altmeisters Andreas Achenbach gefälscht und das Gemälde
 
Annotationen