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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Gustav, Leopold: Die Ausstellung im Glaspalast 1903, [2]
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Grosse Berliner Kunstausstellung 1903
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0426

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372

Die Run st-Halle.

Nr. 2H

Sch ick Hardt zu nennen, der ein differenzirtes Auge für
alle Farbentöne der Dämmerung hat. Ihm schließen
sich plock mit seinen koloristisch wirkungsvollen Schafen
im Gewitter, Neinhold Schmid mit einer Pferdestudie,
H. Steuer u. A. an.
Der Naum der Weimarer „Apelles"-Gruppe
bietet sehr respektable Leistungen, ohne daß die eine
oder die andere Arbeit sonderlich hervorragt, so be-
währt sich Theodor Hagen als ein feiner, sinniger
Landschafter, Ni eß und Bunge zeigen in der Luft- und
Wolkenmalerei Nonnen, das Wasser beherrscht Paul
Drewing, und Stahlschmidt erscheint als guter Pferde-
maler. Darüber hinaus strebt Lederer-Weida, dessen
„Herbstsonne" Gobelinwirkung erzielt, aber dabei doch
den „Schotten" nachsteht. Tarnogrocki muthet mich an,
wie ein Gemisch von Thoma und Kuschel. . . The wir
die deutsche Abtheilung verlassen, muß noch kurz der
kleinen Kollektion Ludwig Hartmann's ((835—(902)
gedacht werden. Auf meist kleinem Naum verwerthete
er seine intime Kenntniß des Pferdes, das er nie müde
ward, zu schildern. Er stellt es in intim gesehenen
Landschaften, die trotz der „braunen Sauce" von un-
mittelbarer Naturanschauung sind; ein sorgfältiger
Zeichner, ist er doch nie kleinlich gewesen.
(Schluß folgt.)

6rv55e Hellmer RunllsuttteHung 1S0Z.


5 1- (Schluß.) Hierzu die Abbildung.
If i '-^er Schwerpunkt der Ausstellung liegt, wie bei
M^wohl allen modernen Ausstellungen, in den
^^^Landschaften, selbstverständlich auch in quali-
tativer Hinsicht. Da wir am Ende der Saison stehen, so
bleibt uns in diesem Schlußhefte nicht mehr Naum genug
für eine kritische Behandlung dieses umfassenden Materials.
Möge daher, statt der Kritik, eine gedrängte Revue
der besseren Arbeiten, in denen eure befriedigende Losung
der künstlerischen Aufgaben festzustellen ist, unfern Lesern
genügen. Die Berliner Landschafter sind nicht nur
numerisch am stärksten vertreten, auf ihrer Seite herrscht
selbst relativ das größte vielerlei in den Motiven, der
malerischen Auffassung und der maltechnischenBehandlung
der Bilder. Und das kann heutigen Tages leider nicht
so unbedingt als Vorzug gelten, es ist viel eher eine
unerquickliche Folgeerscheinung, die sich aus den Ver-
hältnissen der Herkunft der Künstler ergiebt. München
beklagt sich über den Fortgang gesunder Kräfte, Berlin
nachgerade über das vollendete Gegentheil! Kein
Wunder also, daß in den Hervorbringungen der hete-
rogenen Elemente in malerischer Hinsicht zumal das
fehlt, was z. B. bei den Münchenern und Düssel-
dorfern als ein fesselndes Tharakteristikum der Schule
auffällt.
Man denke darum nicht gering von den Berliner
Landschaftern. Schon der Wunsch, der Natur auf alle
mögliche Art beizukommen, verdient Anerkennung.
Schade, daß es bei so vielen nur ein frommer Wunsch
geblieben ist, daß wir so oft die selbständige Natur-
erfassung, die künstlerische Persönlichkeit dabei vermissen.
Tinen der ernstesten Schilderer unserer Zeit, der uns
mit der pitoresken Schönheit seiner norwegischen Heimat

vertraut gemacht, mit jenem Norwegen aber, das uns
wie mit einem gütigen Antlitz stets angeschaut, Hans
Gude, haben wir aus den Reihen der Lebenden kürzlich
schwinden sehen. Sein „Herbstmorgen am Bach" gehört
einer eigenen lyrisch gestimmten Gattung seiner Werke
an. Sein „Geresund" mit Böten auf den fein gestrichenen
Weilchen ist, wie die „Norwegische Küste", eins jener
vielen sauber gemalten Seestücke des Meisters, in deren
reifer klarer Schilderung seine zufriedene Seele harmonisch
ausströmte. Anders geartete Motive bietet ein zweiter
Berliner Norwegenmaler, A. Normann: schneebedeckte
Bergzüge, Fjorde, die in farbigen kräftigen Tönen
leuchten und dazu eine den dekorativen Effekt erhöhende,
etwas gesuchte Maltechnik, die anscheinend von Segantini
beeinflußt ist. Selbstverständlich fehlen auch Hans Dahl
und Th. von Tckenbrecher nicht unter den Norwegen-
malern; der letztere präsentirt sich in seinen großartigen
Dioramen vortheilhafter als je, Touristen mögen sich
Schöneres als sein „Kap Statland" kaum vorstellen
können. Tin anderes dekoratives Talent, I. Rummels-
pacher, bewährt sich dieses Mal in Darstellungen der
Sylter Dünen. In ähnlicher Richtung haben ferner
Konrad Lessing, O. Günther-Naumburg, T. Röchling,
Richter-Rheinsberg, Müller-Kurzwelly, Franz Bombach
u. A. verdienstliche Arbeiten geschaffen, die Tinen mit
kräftig bewegten Hügellandschaften, die Anderen mit
herbstlich oder sommerlich belaubten Baumgruppen in
der Ebene, wozu meist seltsame Wolkenbildungen und
energische Lichteffekte hinzutreten. Zu dieser dekorativen
Richtung, die als ein Gegenspiel zur Intimität der
eigentlich modernen Landschaftsschilderung in Berlin
lebhaft gedeiht, kommt hier noch als dritte Gattung
die gedankliche Landschaft, die in Franz Hoffmann-
Fallersleben einen rüstigen Vertreter bei uns hat. In
seinen mit großem Fleiß ausgeführten Bildern giebt
bald ein Gpferstein aus heidnischer Zeit, bald ein rohes
alterthümliches Kreuz in einsamer norddeutscher Gegend
den Gedanken des Beschauers eine eigene Richtung.
Dieses Mal betitelt sich eine kräftig detaillirte Malerei
von ihm nach dem „Kreuz von Dreizehnlinden bei
Schloß Lorvey a. d. Weser". Auch das schöne Werk
von Felix possart, eine beleuchtete Golgathaland-
schaft mit glühenden Mohnrosen, darf hierher gerechnet
werden.
Im Mittelpunkt der dekorativen landschaftlichen
Werke stehen drei Arbeiten von Tugen Bracht und
die etwas ungleichen Leistungen mehrerer BerlinerSchüler
des Meisters, Kayser-Tichberg, H. pigulla, Lejeune,
Oesteritz, F. Geyer, H. Licht, K. Wendel u. A. Man kann
neugierig sein, wie sich diese Jünger künftig entwickeln
werden. Vorläufig überragt sie der einstige Lehrer um ein
sehrBedeutendes, nicht nur in dem großzügigen Ernst seiner
eigenthümlich romantischen Naturauffassung, sondern auch
im Malenkännen. So eine gigantisch knorrige deutsche
Eiche wie in seiner „Sautrift" dürfte keiner der Schüler ge-
stalten können. Tine andere Leinwand Brachts, „Naben-
horst" mit schwärzlichen entlaubten Bäumen, deren Sil-
houetten sich vom helleren Himmel abheben, übt durch
den düster-poetischen Gehalt der Szenerie gleichfalls eine
starke Wirkung aus, während ich den monoton braunen,
intensiv beleuchteten „Hünengräbern auf der Sylter
Heide" nicht die gleiche Liebe entgegenzubringeu ver-
mag. Der Fortgang des Meisters nach Dresden wird
hier den jungen Künstlern wenigstens die Möglichkeit ge-
währen, sich selbständiger zu entwickeln. So liegt bei
A. Oesteritz in zwei Proben schon der versuch vor,
mit leuchtenden kräftigen Farben eine eigene poetisirung
des Naturbildes zu geben. Die reifsten Arbeiten dieses
Kreises schuf unstreitlich Karl Wendel, der in seinem
 
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