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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 3
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Rapsilber, M.: Thiergarten-Plastik
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Die Kunst auf der Weltausstellung in St. Louis
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Nr. 3

Die ckl u n st - a l l e.

35

finde nur, daß in der großen Diskussion ein wichtiger
Punkt unerörtert blieb, der von künstlerisch persönlicher
Art ist. Da Eberlein im zweiten Wettbewerb, was
das Wagnerbildniß anlangt, die weitaus beste Arbeit
lieferte, so durfte und mußte ihm schon, weil die Sache
eilig war, die Ausführung übertragen werden. Eberlein
hatte von vornherein einen famosen Gedanken. Er-
fühlte, daß man Wagner nicht nach akademisch kon-
ventionellem Schema monumentalisiren dürfe, darum
ließ er ihn vom Postament herabsteigen und das war
das Großartige und Zwingende an dem Entwurf.
Aber wir alle haben einmal eine schwache Stunde und
so ist es gekommen, daß Eberlein sich zu einer Gestaltung
bereden ließ, die Ursprünglich wider den Strich seines
besseren Empfindens lief. Er komplimentirte den bseros
wieder auf das Postament hinauf und dabei verging
ihm das Feuer der ersten Begeisterung, der genialen
Konzeption und so schlich sich etwas Schiefes, Un-
förmiges, Klobiges in die gequälte Kompromißarbeit
und sogar der pathetische Schwung und Schmiß, der
Eberlein zu Eigen und der hier treffliche Dienste ge-
leistet hätte, kam ihm sichtbarlich abhanden. Die
Psychologie dieses Falles ist überaus lehrreich, wenn
der Laie den Künstler, der es eben deshalb ist, weil er
das erfindende Genie dem Alltagsmenschen voraus hat,
zu korrigiren trachtet, so wird das Feinste und
Wesentlichste, das eigentlich Künstlerische in vielen
Fällen verrauchen und was übrig bleibt, ist leere Form
und Maske, bseute sehen wir in künstlerisch regsamen
Ländern, wie in Frankreich, Italien, Oesterreich, Ungarn
völlig neue, bewegliche Denkmalsformen auftauchen,
die sich frei aus der jeweiligen Aufgabe entwickeln und
gegen das starre und gebundene Schema protestiren.
Mair mag das Impressionismus nennen oder sonstwie,
genug, ein neuer Denkmalsstil ist in unaufhaltsamem
Anmarsch begriffen. Ganz augenfällig aus diesem
neuen Geist heraus schuf Eberleiir seinen packenden
Entwurf. Was soll uns der große Tondichter hoch
oben in steiler bsöhe? Der Mann, der immer noch die
Grundvesten unserer Zeit aufwühlt, sollte auch in greif-
bare Nähe gerückt werden, daß man am Saum
seines Gewandes erschauernd rühren durfte. Necht
eigentlich wie wagner'sche Grchestermusik hätte uns
das gewaltige Steinbild Äug' in Auge angemuthet,
ganz auf unmittelbaren Eindruck, auf erschreckende
Nähe und Uebermenschengröße angelegt. In solcher
Auffassung war der heroische Faustschlag, der ja so echt
wagnerisch, der majestätische Augenaufschlag 2c. wohl-
berechnet in dem ganzen Monumentalakkord der Kom-
position. Und der Fels, vor welchem der Meister-
thront, wurde belebt von den Gestalten seines Geistes,
die ihn wie eine Gloriole umgaben. Dieses Grund-
motiv hätte sicherlich zu einein der besten und eigen-
artigsten Denkmäler geführt, deren sich die heutige Zeit
zu berühmen hat. Den wenig befriedigenden Ausgang
haben zwei Umstände verschuldet: die Selbstüberhebung
des beratenden Laien, der vor aller genialen Neu-

artigkeit instinktive Scheu empfindet, und der Mangel
an Selbftbewußtsein beim Künstler, der nur dadurch,
daß er der inneren Stimme folgt, wahrhaftige Kunst-
werke zeitigen kann.
(Schluß folgt.)
M

Die Auurt aus Ser
VeltsuLllellung in 5t. Louir.

(§I4^om Dresdener Vauxtvorstand der Allgemeinen
Deutschen Kunst gen ossensch ast werden wir zur
Veröffentlichung nachstehender Auslassungen ersucht:
An die Vorstände der Lokalvereine.
Sehr geehrter perr!
Die vorläufige Nachricht, daß der Paupt-Vorstand von der
Reichs-Regierung beauftragt sei, die Kunstabtheilung in
St. Louis zu organisiren, ist Ihnen zugegangen, wir
gestatten uns nun, genauen Bericht über die Art der Aus-
führung zu senden und in Folgendem unsere Vorschläge zu
machen, auch dabei die Punkte zu nennen, welche als fest-
stehend zu betrachten sind.
Werke der Malerei, Graphik, Plastik und Architektur sollen
gesammelt werden für Räume, die eirea 700 laufende Meter
Wandfläche bieten.
Es soll eine Zenlraljury über alle Werke entscheiden
(Lsamburg oder Bremen, siehe Protokoll, Ende Januar tstop.
von Sammelstellen wurde bei der Vorberathung in Berlin
zwischen dem Reichskommiffar und den drei Delegirten ge-
sprochen. Der Paupt-Vorstand hält es indeß für richtiger, daß
/jede Lokalgenossenschaft an ihrem Drt und von ihren Mit-
gliedern die Kunstwerke auswählt und dann ohne Weiteres
an den pafenxlatz sendet.
Dabei scheint es gerecht, daß auch im Falle der Zurück-
weisung durch die Lokaljury dem betreffenden Kollegen ge-
stattet sei, seine Werke nach dem pafenxlatz zu senden (kosten-
frei, wenn sie dann doch angenommen werden, auf seine
Kosten hin und zurück, wenn die Zentraljury sie ablehnt).
Die Wahl der Lokaljnry geschieht nach unseren Satzungen
und den Bestimmungen der Geschäftsordnung Ihres Lokalver-
eins. Ls muß Rücksicht darauf genommen werden, daß Sach-
verständige der vier obengenannten Zweige der Kunst dabei sind.
Der Paupt-Vorstand hält es für angemessen, den Lokal-
genossenschaften bezüglich der «Zahl der von ihnen auszu-
wählenden Werke vollständig freie Hand zu lassen, sie nicht
durch Angabe der mathematisch nach ihrer Mitgliederzahl ihnen
zukommenden Meter zu beschränken. Denn wollte inan so
verfahren, dann wäre folgende Liste maßgebend. Auf den
ersten Blick muß ein solches Verfahren ungerecht erscheinen,
denn nur aus den künstlerischen Werth der zu wählenden
Werke kommt es an.
vertheilung der 700 laufenden Meter
nach der Mitgliederzahl:
Berlin I 620 Mitglieder tZ9,so Meter-
Berlin II 65 „ lK60 „
Braunschweig „ 9, "
 
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