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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 18
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Board, Hermann: Die internationale Kunstausstellung zu Düsseldorf
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Nr. s8

Die A u n st - H a H e.

277

Die iilternztionsie Zlunrtsu55teIIung
ru viirrelioff.
I.
/^^üsseldorf tritt nut der zweiten großen Veranstaltung
p?- / int neuen Kunstpalaste auf den Weltmarkt.
Zweifellos wird dieses wagniß die rheinische
Kunstmetropole in künstlerischer ttnd wirthschastlicher
Hinsicht einen gewaliigen schritt vorwärts bringen und
ihr verloren gegangene Gebiete, die sie in besseren
Zeiten Jahrzehnte lang behauptet hatte, wieder neu
erschließen. Denn es sei hier gleich vorweg genommen,
daß die Düsseldorfer bei dem internationalen Wettlaufe,
zu dem sie selbst geladen hatten, ganz vorzüglich ab-
schneiden. Besonders interessant für die Entwicklungs-
geschichte des Ausstellungswesens und ebenso lehrreich
für den heimischen Kunstmarkt ist die außerordentlich
starke Betheiligung des Auslandes, das überall dort
neue Absatzgebiete sucht, wo erfahrungsgemäß gute
finanzielle Ergebnisse gezeitigt worden sind. Denn nicht
zum Wenigsten wird es dem günstigen Abschlüsse der
Deutsch-nationalen Kunstausstellung von ssiO2, auf der
ein Umsatz von 600 000 Mk. erzielt wurde, zuzuschreiben
sein, daß die diesjährige Ausstellung von den fremden
Künstlern in einer so glänzenden Weise beschickt worden
ist. Dieses ungewohnte Interesse für eine deutsche
Provinzialstadt, die allerdings den Mittelpunkt des
wohlhabendsten Theiles der Monarchie bildet und mit
seinem rapide angewachsenen alten und zungen Ver-
mögen eine nicht zu unterschätzende Kaufkraft aufweist,
dürfte auch den deutschen Künstlern ein erhöhtes Inter-
esse für die Veranstaltungen der Düsseldorfer Künstler-
schaft nahe legen. Es läßt sich nicht leugnen, daß gerade
sie die Beschickung der Ausstellung etwas leicht ge-
nommen haben, ein Umstand, der natürlich nur geeignet
war, die bedeutenden Anstrengungen der Düsseldorfer
selbst in einem noch helleren Lichte erscheinen zu lassen.
Düsseldorf, oder treffender gesagt, die rührige Aus-
stellungsleitung versteht es aber auch, die von ihr in-
szenirten Ausstellungen im besten Sinne des Wortes
populär zu machen, wenn ssj02 die selbstverständliche
Verbindung einer Kunst- und Industrie-Ausstellung in
die Wege geleitet worden war — selbstverständlich,
weil der neue Kunstpalast mit Unterstützung der rheinisch-
westfälischen Industrie erbaut wurde —, so hat dies-
mal der geniale Leiter und Schöpfer des Düsseldorfer
Ausstellungswesens, der Akademieprofessor Fritz Roe der
durch die Hinzuziehung des Gartenbaus für das Unter-
nehmen einen herrlichen Rahmen geschaffen, der von
vornherein den Zudrang größerer Mengen und damit
das Gelingen sicher stellte. Es dürfte in diesen ein-
leitenden Bemerkungen wohl am Platze sein, einige
Worte über das Zustandekommen des großartigen
planes zu sagen. Als im Oktober ss)02 die Industrie-,
Gewerbe- und Kunstausstellung mit einem Millionen-
überschuß abschloß, bestanden für Professor Roeber keine
Zweifel mehr, daß das weitgehende Interesse, das
Düsseldorf der Welt abgerungen hatte, wach gehalten
und daß die Düsseldorfer Kunst, die ihre Kräfte im
Wettstreite mit der vaterländischen erprobt hatte, nun
auch den Wettkampf mit der ganzen künstlerisch schaffen-
den Welt aufnehmen müsse. Die Verhältnisse für ein
Unternehmen großen Stils lagen so günstig, wie nur
irgend möglich, stand doch das dem Rheine abgerungene
Ausstellungsterrain auf der Golzheimer Insel, das seiner
Umwandlung in eine, den Hofgarten erweiternde Park-
anlage harrte, in seiner ganzen Ausdehnung noch zur

Verfügung. Der. Gedanke Noeber's, auf diesem Ge-
lände, so lange es noch Zeit war, eine Gartenbau-
Ausstellung größeren Umfanges zu veranstalten, fand
denn auch, sowohl in den maaßgebenden fachmännischen,
wie auch in den potenten Kreisen der Bürgerschaft
Düsseldorfs begeisterten Anklang und in kürzester Frist
waren fabelhafte Summen garantirt. Das gab der
in Aussicht genommenen internationalen Kunstausstellung,
der ersten im Westen der Monarchie, den soliden Boden,
auf dem nun eine gesunde und gedeihliche Entwicklung
zu erwarten war, und mit dieser sicheren Finanzirung
im Rücken ist denn auch thatsächlich eine Ausstellung
zu Stande gekommen, die sich allen ähnlichen Veran-
staltungen an die Seite stellen darf. Mit Recht können
die Düsseldorfer diese erste internationale Kunstschau in
ihren Mauern als einen durchschlagenden Erfolg ver-
zeichnen, um so eher, als sie selbst zum guten Gelingen
nicht wenig beigetragen haben. Dank einer von Prof.
Fritz Roeber in's Leben gerufenen Organisation, in
deren Hand die Ausstellungen im Kunsipalaste gelegt
sind, haben die Düsseldorfer, gewitzigt durch die Er-
fahrungen von ss)02, davon Abstand genommen, in
Gruppen auszustellen, und dein „Verein zur Ver-
anstaltung von Kunst - Ausstellungen " das Arrange-
ment überlassen. Diesem Vereine gehören alle in Düssel-
dorf ansässigen Künstler an, die auf einer der großen
Ausstellungen — also bis jetzt auf der Deutsch-
nationalen — vertreten waren. Sie wählten Jury und
Hängekommission. Da nun satzungsgemäß der Künstler,
der an drei aufeinanderfolgenden Ausstellungen nicht
theilgenommen hat, die Mitgliedschaft und damit auch
das Recht der Iurywahl verliert, so liegt es auf der
Hand, daß nach diesem Grundsätze dem Verein immer
frische Kräfte zugeführt und andererseits die minder-
werthigen im Laufe der Zeit abgestoßen werden müssen.
Auch die so gefährliche Eliquenbildung innerhalb des
Vereins erscheint bei einem einigermaaßen geschlossenen
Zusammengehen der Künstlerschaft als gänzlich unwirk-
sam. — Es war ein dankenswerther Entschluß, daß
die einzelnen Künstler-Vereinigungen auf eine Aus-
stellung in gesonderten Sälen zu Gunsten der allgemeinen,
großen Wirkung verzichteten. Das Gesammtbild, das
ihr gemeinsames Auftreten in den ihr zur Verfügung
gestellten drei großen Sälen mit den anstoßenden Kabi-
netten bietet, dürfte sie für diesen Verzicht reichlich
entschädigen.
Es ist überraschend, wie sich in aller Stille in
Düsseldorf eine Umwälzung auf künstlerischem Gebiete
vollzogen hat, die die Düsseldorfer Kunst auf der vollen
Höhe des heutigen Kunstschaffens zeigt. Reben den
alten, bewährten Kräften trat schon vor Jahren eine
Reihe, auf der Akademie geschulter Landschafter und
Figurenmaler auf den plan, die das Bild, das man
sich draußen von der Düsseldorfer Kunst vorzustellen
gewohnt war, mit einein Schlage veränderte. Zu ihnen
gesellt sich nun eine neue, ebenfalls aus der Akademie
hervorgegangene Generation junger Künstler, die mit
der ganzen Keckheit und der herzerquickenden Frische
der himmelstürmenden Jugend mit beiden Füßen auf
die Bühne springt. Es verschlägt nichts, daß sie sich
auf zu großen Flächen tummelt, und daß in ihrem Becher
der unvergohrene Most überschäumt. Ihre Leistungen
zeugen doch von einem vollen Maaß tüchtigen Könnens
und es ist durchaus erfreulich, auf der Ausstellung solche
jungen, frischen Elemente vertreten zu sehen. Für die
Düsseldorfer Kunstschule aber sind ihre überquellenden
Jugendarbeiten ein Achtung erzwingendes Zeichen;
illustriren sie doch in beredter Weise, wie sehr es der
Anstalt darum zu thun ist, ihre Schüler sich so aus-
 
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