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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824

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No 1-13 (Januar 1824)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0054

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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.

rob 42. Mittwoch den W. Januar 18N.

Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.

Im Winter.

So ſeh' ich dich ſchneeflockiges Gefilde
Und euch ihr hohen ſilberweiſſen Hoͤhen
Zum erſtenmale wieder vor mir ſtehen
In eures Schweigens todesſtarrem Bilde.
O koͤnnt' der Sturm, der brauſende und wilde,
Die Tage, wie die Wolken, raſch verwehen,
Denn traurend muß die Sonne untergehen
Auf jenes Stromes ſtarrem Eiſesſchilde,
Und traurend hellt der Mond die langen Näaͤchte
Ihn grüßt kein ſüßer Ton aus goldnen Saiten,
Kein feuchter Blick wird ſeine Bahn begleiten.
O daß die Zeit uns bald die Stunden braͤchte
Wo froher wir bei ſeinem Lichte ſcherzen,
Als jetzt im hohen Saal beim Glanz der Kerzen.
Adelheid von Stolterfoth.

Die Schlacht bei Marignano im Jahr 1515.

(Fortſetzung.)
Hierauf ging der Abentheurer ab, und begegnete dem Herrn

von Bourbon und Herrn von la Palice, welche ſchon in

Bewegung waren, und ihm den naͤmlichen Poſten übertru-
gen, den er bereits vom Könige erhalten. Und er nahm
mit ſich 20 Gendarmen, und ging den Schweizern entge-

gen, auf die er zwei Meilen vom Lager ſtieß. Es war

ſchon ziemlich ſpaͤt, und die Schweizer machten Miene, ſich
daſelbſt zu ſetzen, welches der Abentheurer dem Koͤnige
meldete, damit er die Truppen immer in Schlachtordnung
hielte. Dieſes that auch der Koͤnig, ſo wie Hertr von
Bourbon, der den Vortrab führte.
Gleich darauf marſchirten die Schweizer im großen
Schritt vorwaͤrts, und ſetzten ſich nicht, und als dieſes der
Abentheurer ſah, meldete er dem Koͤnig und Herrn von
Bourbon, daß man heute eine Schlacht haben wuͤrde, da-
mit Jedermann entſchloſſen ſey, gut drein zu ſchlagen.
Auch iſt nicht zu vergeſſen, daß Herr von Gueldres drei
Tage vor der Schlacht, weil er glaubte, der Vertrag
kaͤme zu Stande, und auch wegen einer Angelegenheit, die
er in ſeinem Lande zu haben vorgab, beim König Urlaub
begehrte und ſich zurückzog; woran er überaus uͤbel that;
denn viele ſagten, es geſchaͤhe aus Furcht vor Schlägen,
und viele ſeiner Freunde waren darüber ſehr verdrießlich,
wie auch Madame, die Mutter des Königs, welche ihm
ſehr wohl wollte, weil er ihr ganz nahe verwandt war. Es
reiſete alſo der genannte Herr von Gueldres ſchleunig ab,
und ubertrug ſeinen geſamten Poſten dem Herrn von Guiſe,
ſeinem Neffen, der über alle Maßen gut ſeine Pflicht er-
fuͤllte, bei dieſem Kampf eine ſchwere Wunde erhielt, und
in der That ein ehrenwerther Prinz und edler Streitgenoſſe
war. Um nun wieder auf unſere Erzaͤhlung zurück zu kom-
men, ſo hatte der Abentheurer 60 Gendarmen von der
Schaar des Herrn von Sedan zurück gelaſſen, welche Herr
von Jametz, Bruder des Abentheurers, anfuͤhrte, und hatte
 
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