Nie 132. Mittwoch den 3. November 18.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthun! — Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſterahlen
von Fritz Max Heßemer.
30. Entſchul digung.
Ihr habt mich jüngſt beſchrieben
Zum Feſt der Himmelfahrt,
Und weil ich gusgeblieben
Nennt ihr mich ſchlimmer Art.
Was mich von Euch getrieben,
Das ſey euch offenbart:
Ich war bei meiner Lieben,
Da halt' ich Himmelfahrt.
34. Wanderer bei Nacht,
Wie der Regen niederſchlagt,
Der Sturm das Wetter vorüber traͤgt
In ungezugelter Macht!
O welche Nacht! —
Verſcheuchte Voͤgel ächzen ſo bang,
Cs woget der Wald in wuͤſtem Geſang,
Wie's duſter droͤhnend kracht!
Und ich muß Wandern — verirrt, allein;
Kein Stern ſenkt einen leitenden Schein
Herab durch dieſe Wolkenſchlacht. —
Doch wankt ja der Erde Grund noch nicht,
Noch nicht mein Staab und die Zuverſicht,
Daß bald der Morgen erwacht
In ſegensreichem Licht!
Voll reinem Glauben, voll Vertrauen
Kann ich zum Himmel, zur Erde ſchauen;
Wenn alles bebt, ich bebe nicht.
32. Das Vögelchen.
Ei, Vögelchen, was ſucheſt du
Auf deinen leichten Schwingen?
Du flatterſt ohne Raſt und Ruh,
Und ſteuerſt hohen Wolken zu,
Strebſt du hindurch zu dringen?
Hier unten, auf dem grünen Zweig
Iſt deiner Liebe kleines Reich
Still zwiſchen Blüthen auferbaut;
Der nackten Kindlein ſüße Brut,
Dein Weibchen hier im Neſte ruht,
Sieh, wie es liebend aufwaͤrts ſchaut,
Als wink' es dir zu ſanfter Ruh'.
Ei, Voͤgelchen, was ſucheſt du
Auf deinen leichten Schwingen?
„Du fragſt, was ich hier oben thu',
„Ei, hoͤrſt du mich nicht ſingen?“
(Cortſetzung folgt.)
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthun! — Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſterahlen
von Fritz Max Heßemer.
30. Entſchul digung.
Ihr habt mich jüngſt beſchrieben
Zum Feſt der Himmelfahrt,
Und weil ich gusgeblieben
Nennt ihr mich ſchlimmer Art.
Was mich von Euch getrieben,
Das ſey euch offenbart:
Ich war bei meiner Lieben,
Da halt' ich Himmelfahrt.
34. Wanderer bei Nacht,
Wie der Regen niederſchlagt,
Der Sturm das Wetter vorüber traͤgt
In ungezugelter Macht!
O welche Nacht! —
Verſcheuchte Voͤgel ächzen ſo bang,
Cs woget der Wald in wuͤſtem Geſang,
Wie's duſter droͤhnend kracht!
Und ich muß Wandern — verirrt, allein;
Kein Stern ſenkt einen leitenden Schein
Herab durch dieſe Wolkenſchlacht. —
Doch wankt ja der Erde Grund noch nicht,
Noch nicht mein Staab und die Zuverſicht,
Daß bald der Morgen erwacht
In ſegensreichem Licht!
Voll reinem Glauben, voll Vertrauen
Kann ich zum Himmel, zur Erde ſchauen;
Wenn alles bebt, ich bebe nicht.
32. Das Vögelchen.
Ei, Vögelchen, was ſucheſt du
Auf deinen leichten Schwingen?
Du flatterſt ohne Raſt und Ruh,
Und ſteuerſt hohen Wolken zu,
Strebſt du hindurch zu dringen?
Hier unten, auf dem grünen Zweig
Iſt deiner Liebe kleines Reich
Still zwiſchen Blüthen auferbaut;
Der nackten Kindlein ſüße Brut,
Dein Weibchen hier im Neſte ruht,
Sieh, wie es liebend aufwaͤrts ſchaut,
Als wink' es dir zu ſanfter Ruh'.
Ei, Voͤgelchen, was ſucheſt du
Auf deinen leichten Schwingen?
„Du fragſt, was ich hier oben thu',
„Ei, hoͤrſt du mich nicht ſingen?“
(Cortſetzung folgt.)