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No 14-25 (Februar 1824)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0107
Maun
ů e VV
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
..
Nio 24. Mittwoch den B. Februar 184.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach,
Heldenlehre.
Hiltebrant.
Lieb' im Herzen und Wein im Bauch',
Schwert in Handen iſt Heldenbrauch;
Lieb' trinkt alles wie Feuersglut,
Menſch trinkt Wein und das Schwert trinkt Blut;
du haſt nicht Liebe, du biſt viel dumm,
du machſt zum Weine die Lippen krumm.
Dieterich.
Was ſoll ich denn thun, o Meiſter mein,
daß ein Held ich werde ſo groß und rein?
Hiltebrant.
Da haſt du ein Schwert und einen Schlag,
daran du denke dein Lebentag;
nun ſattle dein Roß, durch Wald und Thal
wir reiten zur Königin Virginal.
F. Thoring.
Wer Gott vertraut, feſt auf ihn baut, wird nim-
mermehr zu Schanden.
(Fortſetzung.) ö ö
Gefangen, in Feſſeln geſchlagen, wird Kjryſtut nach Ma-
rienburg geführt; aber in wenigen Tagen iſt er wieder
frei. Ein zum Chriſtenthum übergegangener Litthauer,
fand Gelegenheit, ihm Brecheiſen, ein Kreuzherrn-Kleid,
ein Roß zu verſchaffen, und — Kjiryſtut reitet, am hellen
Tage, mitten durch die Feſtung, wird von denen, ihm be-
gegnenden Kreuzherrn, als Bruder begrüßt und entkoͤmmt
glücklich. Das naͤchſte was er that, war, daß er nach
Preußen zuruͤckkehrte; das St. Johannis Schloß niederriß
und unter Mord und Brand bis Danzig vordrang, ſich des
daſigen Schloßes bemaͤchtigte und den beruͤhmten Comthur
Johann Colin nebſt andern Rittern gefangen mit ſich fort
ſchleppte. Von da zog er auf die Guͤter des Ritters, der
ihn aus dem Sattel gehoben hatte, eroberte das Schloß
Keckerbei und wollte eben, voll Freude über ſeine ſo wohl
gelungene Rache, ſeine mit Beute beladenen Litthauer, nach
Hauſe führen, als ihn die Comthure von Bartenſtein und
Raſtenberg einholten. Kjryſtut wehrt ſich aufs heldenmu-
thigſte; Werner von Windecker wirft ihn abermals vom
Roß herab — Werners Roß wird von ihm getoͤdtet; beide
greifen ſich nun mit dem Schwerte zu Fuß an; und viel-
leicht hätte ſich der Kampf zu Gunſten Kiryſtuts entſchie-
den; aber der Comthur von Njeſſov verwundet ihn ſo
ſchwer, daß er ſich dem Statthalter von Bartenſtein erge-
ben muß und — in wenig Tagen war Kiryſtut entwiſcht
und Niemand konnte ſich erklaͤren, wie?
Dieſer, Kirvſtut, liebe Tochter! war ein Heide; Krieg,
Mord, Brand und Verheerung ſeine Götter. — Auf ihn
paßt freilich nicht der Bibelſpruch: Wer ſich muthwillig in
Gefahr begiebt, kommt drinnen um; allein auch mein
Glaubensartikel, auf ihn angewandt, wuͤrde zur aͤrgſten
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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
..
Nio 24. Mittwoch den B. Februar 184.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach,
Heldenlehre.
Hiltebrant.
Lieb' im Herzen und Wein im Bauch',
Schwert in Handen iſt Heldenbrauch;
Lieb' trinkt alles wie Feuersglut,
Menſch trinkt Wein und das Schwert trinkt Blut;
du haſt nicht Liebe, du biſt viel dumm,
du machſt zum Weine die Lippen krumm.
Dieterich.
Was ſoll ich denn thun, o Meiſter mein,
daß ein Held ich werde ſo groß und rein?
Hiltebrant.
Da haſt du ein Schwert und einen Schlag,
daran du denke dein Lebentag;
nun ſattle dein Roß, durch Wald und Thal
wir reiten zur Königin Virginal.
F. Thoring.
Wer Gott vertraut, feſt auf ihn baut, wird nim-
mermehr zu Schanden.
(Fortſetzung.) ö ö
Gefangen, in Feſſeln geſchlagen, wird Kjryſtut nach Ma-
rienburg geführt; aber in wenigen Tagen iſt er wieder
frei. Ein zum Chriſtenthum übergegangener Litthauer,
fand Gelegenheit, ihm Brecheiſen, ein Kreuzherrn-Kleid,
ein Roß zu verſchaffen, und — Kjiryſtut reitet, am hellen
Tage, mitten durch die Feſtung, wird von denen, ihm be-
gegnenden Kreuzherrn, als Bruder begrüßt und entkoͤmmt
glücklich. Das naͤchſte was er that, war, daß er nach
Preußen zuruͤckkehrte; das St. Johannis Schloß niederriß
und unter Mord und Brand bis Danzig vordrang, ſich des
daſigen Schloßes bemaͤchtigte und den beruͤhmten Comthur
Johann Colin nebſt andern Rittern gefangen mit ſich fort
ſchleppte. Von da zog er auf die Guͤter des Ritters, der
ihn aus dem Sattel gehoben hatte, eroberte das Schloß
Keckerbei und wollte eben, voll Freude über ſeine ſo wohl
gelungene Rache, ſeine mit Beute beladenen Litthauer, nach
Hauſe führen, als ihn die Comthure von Bartenſtein und
Raſtenberg einholten. Kjryſtut wehrt ſich aufs heldenmu-
thigſte; Werner von Windecker wirft ihn abermals vom
Roß herab — Werners Roß wird von ihm getoͤdtet; beide
greifen ſich nun mit dem Schwerte zu Fuß an; und viel-
leicht hätte ſich der Kampf zu Gunſten Kiryſtuts entſchie-
den; aber der Comthur von Njeſſov verwundet ihn ſo
ſchwer, daß er ſich dem Statthalter von Bartenſtein erge-
ben muß und — in wenig Tagen war Kiryſtut entwiſcht
und Niemand konnte ſich erklaͤren, wie?
Dieſer, Kirvſtut, liebe Tochter! war ein Heide; Krieg,
Mord, Brand und Verheerung ſeine Götter. — Auf ihn
paßt freilich nicht der Bibelſpruch: Wer ſich muthwillig in
Gefahr begiebt, kommt drinnen um; allein auch mein
Glaubensartikel, auf ihn angewandt, wuͤrde zur aͤrgſten