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ᷓNS SS V 8
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DDSS
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
d 20. Montag den 106. Februar 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Frau Bertha.
Frau Bertha weint die Augen roth,
Sie weint um ihres Gatten Tod;
Er war zum heilgen Grab geritten,
Hat ſich fürs Kreuz den Tod erſtritten.
Die Kunde wurd' ihr heimgebracht,
Da weinte ſie ſo manche Nacht,
Und weint und weint, bis zum Erblinden,
Kann nicht vor Thraͤnen Troͤſtung finden.
Sie haͤlt in ſilberweißer Hand
Des Gatten blutiges Gewand,
Um all ihr Sinnen, all ihr Denken,
All ihre Thraͤnen draͤuf zu ſenken.
Der Winter bricht ins Land herein,
Schließt noch die Feſte feſter ein,
Sie kann nicht Troſt, nicht Ruh gewinnen,
Die Thraͤnen unverſiegbar rinnen.
Der Prieſter ſpricht manch frommes Wort,
Sie aber weinet fort und fort,
Da Glaube, Hoffnung unterliegen;
Und ihre Thraͤnen nicht verſiegen.
Es kehrt der junge Lenz zuruͤck,
Weckt jedes abgeſtorbne Glück,
Doch ihren Blick in heißen Zaͤhren
Vermag nichts wieder aufzuklaͤren.
Des Vaters Ebenbild, ihr Sohn,
Spricht jetzt zuerſt den ſüßen Ton,
Nennt Mutter ſie, doch dieſer Name
Verſenkt ſie tiefer noch im Grame. —
So geht ein halbes Jahr dahin,
Da ſieht man Reiterſchaaͤren ziehn
Zum hohen Schloß' in ſchnellem Ritte,
Frau Berthas Gatten in der Mitte.
Froh eilt die Stiegen er hinauf,
Stoͤßt ſchnell des Zimmers Thüren auf,
Ihr ſeligen Willkomm zu bieten; —
Sie ſinkt zurück und iſt verſchieden. ö
Fritz Max Heßemer.
—2——— — —ff3. — — 2—2——9——— 2— —
Blutiger Lorbeer, welke Myrthe.
(Fortſetzung.)
Gleich drauf kam Antonio mit einer Flaſche, drang aber
vergebens in den Obriſten, davon zu koſten. Dieſer wen-
dete ſich, als Antonio auf ſein Wohl trank, gegen mich um,
und ſagte: „Adieu, Duenna!“ — Dabei zog er einen
Ring vom Finger, den er mir reichte, und umarmte Don
Antonio zum Abſchied. —
„Wo iſt Aminta?“ fragte Antonio, ſobald der Obriſt
hinaus war. — „Auf ihrem Zimmer, wo ſoll ſie ſonſt ſeyn?“
— „Ich möchte ſie wohl beſuchen“, fuhr er fort, „denn der
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Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
d 20. Montag den 106. Februar 1824.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Frau Bertha.
Frau Bertha weint die Augen roth,
Sie weint um ihres Gatten Tod;
Er war zum heilgen Grab geritten,
Hat ſich fürs Kreuz den Tod erſtritten.
Die Kunde wurd' ihr heimgebracht,
Da weinte ſie ſo manche Nacht,
Und weint und weint, bis zum Erblinden,
Kann nicht vor Thraͤnen Troͤſtung finden.
Sie haͤlt in ſilberweißer Hand
Des Gatten blutiges Gewand,
Um all ihr Sinnen, all ihr Denken,
All ihre Thraͤnen draͤuf zu ſenken.
Der Winter bricht ins Land herein,
Schließt noch die Feſte feſter ein,
Sie kann nicht Troſt, nicht Ruh gewinnen,
Die Thraͤnen unverſiegbar rinnen.
Der Prieſter ſpricht manch frommes Wort,
Sie aber weinet fort und fort,
Da Glaube, Hoffnung unterliegen;
Und ihre Thraͤnen nicht verſiegen.
Es kehrt der junge Lenz zuruͤck,
Weckt jedes abgeſtorbne Glück,
Doch ihren Blick in heißen Zaͤhren
Vermag nichts wieder aufzuklaͤren.
Des Vaters Ebenbild, ihr Sohn,
Spricht jetzt zuerſt den ſüßen Ton,
Nennt Mutter ſie, doch dieſer Name
Verſenkt ſie tiefer noch im Grame. —
So geht ein halbes Jahr dahin,
Da ſieht man Reiterſchaaͤren ziehn
Zum hohen Schloß' in ſchnellem Ritte,
Frau Berthas Gatten in der Mitte.
Froh eilt die Stiegen er hinauf,
Stoͤßt ſchnell des Zimmers Thüren auf,
Ihr ſeligen Willkomm zu bieten; —
Sie ſinkt zurück und iſt verſchieden. ö
Fritz Max Heßemer.
—2——— — —ff3. — — 2—2——9——— 2— —
Blutiger Lorbeer, welke Myrthe.
(Fortſetzung.)
Gleich drauf kam Antonio mit einer Flaſche, drang aber
vergebens in den Obriſten, davon zu koſten. Dieſer wen-
dete ſich, als Antonio auf ſein Wohl trank, gegen mich um,
und ſagte: „Adieu, Duenna!“ — Dabei zog er einen
Ring vom Finger, den er mir reichte, und umarmte Don
Antonio zum Abſchied. —
„Wo iſt Aminta?“ fragte Antonio, ſobald der Obriſt
hinaus war. — „Auf ihrem Zimmer, wo ſoll ſie ſonſt ſeyn?“
— „Ich möchte ſie wohl beſuchen“, fuhr er fort, „denn der