Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (4) — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0299
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No 66-78 (Juni 1824)
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- Einband
- [Vorbemerkung]
- Inhalt
-
No 1-13 (Januar 1824)
-
No 14-25 (Februar 1824)
-
No 26-39 (März 1824)
-
No 40-51 (April 1824)
-
No 52-65 (Mai 1824)
-
No 66-78 (Juni 1824)
-
No 79-91 (Juli 1824)
-
No 92-104 (August 1824)
-
No 105-117 (September 1824)
-
No 118-130 (Oktober 1824)
-
No 131-143 (November 1824)
-
No 144-157 (Dezember 1824)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Rheiniſche Morgenzeitung fuͤr gebildete Leſer.
Nis 70. Sonnabend den 22. Juni 18.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Sehn ſuch t.
Ueber Gottes Sternenbau,
Wo. die Engel thronen,
In des Himmels Morgenblau
Sehn' ich mich zu wohnen.
In der Sonne Strahlenfluth
Möcht' ich niedertauchen;
Aus der Sterne Zaubergluth
Heiße Liebe ſaugen.
In des Aethers Farbenpracht
Meine Seele kleiden, ö
In des Mondes ſtiller Nacht
Sehnſucht mir bereiten.
Stilen mit dem Morgenſtrahꝭhdt
Meine tiefen Leiden
Und mit meiner bangen Qual
Von der Erde ſcheiden.
Droben in dem Abendroth
Möcht' ich unterſinken,
Bis mir nach dem kurzen Tod
Morgenſterne winken.
In Aurora's liebem Arm'
Froher auferſtehen
Wo durch meinen ſtillen Harm
Troſteslaute wehen.
Koͤnnt' ich dann mit Harmonie
Dich, Geliebte, grüßen, —
Meine Liebe, koͤnnt' ich ſie
In die Bruſt Dir gießen. —
Hörteſt meinen Laut Du gern,
Gaͤbſt ihn liebend wieder:
O wie eilt' ich dann ſo gern
Zu der Erde nieder!!
G. G. Gervinus.
—— — ———— — — — — ——— — — ———. ———99—96 —52—
Die beiden Ringe.
(Sch lUu ſß.)
Mach einer Viertelſtunde kam Maria zu den Erwartungs-
vollen zuruͤck, und ſschweigend geleitete ſie die Freunde in
das gruͤne Cabinett, wo ihres Vaters theures Bild die
eine Wand ſchmuckt, und die andern geziert ſind mit den
gelungenſten Zeichnungen der geliebten Bertha, in welchen
dieſe, für die hochverehrte Mutter, mit treuen und kraf-
tigen Zuͤgen, ihrem Vorbilde, der einfachen Natur nach-
zuſtreben geſucht hatte.
Ein mildes Daͤmmerlicht kam, mit den reinſten Düf-
ten, da das Gemach ſich oͤffnete, den Eintretenden entge-
gen. Kein Kerzenglanz blendete; — nur von der Alaba-
ſterlampe, welche in der Mitte haͤngt, ward des Vaters
Bild und das ganze Heiligthum, wie vom Strahle des
Nis 70. Sonnabend den 22. Juni 18.
Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber: Friedrich Karl Freiherr von Erlach.
Sehn ſuch t.
Ueber Gottes Sternenbau,
Wo. die Engel thronen,
In des Himmels Morgenblau
Sehn' ich mich zu wohnen.
In der Sonne Strahlenfluth
Möcht' ich niedertauchen;
Aus der Sterne Zaubergluth
Heiße Liebe ſaugen.
In des Aethers Farbenpracht
Meine Seele kleiden, ö
In des Mondes ſtiller Nacht
Sehnſucht mir bereiten.
Stilen mit dem Morgenſtrahꝭhdt
Meine tiefen Leiden
Und mit meiner bangen Qual
Von der Erde ſcheiden.
Droben in dem Abendroth
Möcht' ich unterſinken,
Bis mir nach dem kurzen Tod
Morgenſterne winken.
In Aurora's liebem Arm'
Froher auferſtehen
Wo durch meinen ſtillen Harm
Troſteslaute wehen.
Koͤnnt' ich dann mit Harmonie
Dich, Geliebte, grüßen, —
Meine Liebe, koͤnnt' ich ſie
In die Bruſt Dir gießen. —
Hörteſt meinen Laut Du gern,
Gaͤbſt ihn liebend wieder:
O wie eilt' ich dann ſo gern
Zu der Erde nieder!!
G. G. Gervinus.
—— — ———— — — — — ——— — — ———. ———99—96 —52—
Die beiden Ringe.
(Sch lUu ſß.)
Mach einer Viertelſtunde kam Maria zu den Erwartungs-
vollen zuruͤck, und ſschweigend geleitete ſie die Freunde in
das gruͤne Cabinett, wo ihres Vaters theures Bild die
eine Wand ſchmuckt, und die andern geziert ſind mit den
gelungenſten Zeichnungen der geliebten Bertha, in welchen
dieſe, für die hochverehrte Mutter, mit treuen und kraf-
tigen Zuͤgen, ihrem Vorbilde, der einfachen Natur nach-
zuſtreben geſucht hatte.
Ein mildes Daͤmmerlicht kam, mit den reinſten Düf-
ten, da das Gemach ſich oͤffnete, den Eintretenden entge-
gen. Kein Kerzenglanz blendete; — nur von der Alaba-
ſterlampe, welche in der Mitte haͤngt, ward des Vaters
Bild und das ganze Heiligthum, wie vom Strahle des