DOI Kapitel:
No 131-143 (November 1824)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22120#0588
Rheiniſche Morgenzeitung fur gebildete Leſer.
Nio 141. Mittwoch den N. November 184.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! —
Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſtrahlen
von Fritz Max Heßemer.
39. Antwort.
Meine Liebſte wollt ihr kennen,
Der ich ſchon ſo manch Gedicht
Treulich ſang nach Sängerpflicht?
Ihren Namen ſoll ich nennen? —
Nein, ich that's und thu' es nicht.
Hab es Keiner noch geſagt
Zu ihr ſelbſt noch kaum gewagt; —
Werd' es Euch wohl nie vertrauen,
Schweigen iſt auch Saͤngerpflicht.
Unter all Euch lieben Frauen
Iſt nur Eine, die nicht fragt,
Eine glaubt und fragt mich nicht.
40. Duldung.
Allmacht'ger Geiſt, der du die Welten lenkeſt,
Der du mit ew'ger Liebe, ew'ger Huld
Den höͤchſten Engel, wie den Wurm beſchenkeſt,
Warum ſoll ich nur büßen ohne Schuld. —
In dieſes Lebens weiten Irrgewinden
Such ich in treuem Herzen ſichern Port,
Wonach ich heiß verlang' iſt nicht zu finden,
Und ewig treibt der Orang mich weiter fort.
Haſt du vielleicht, du Born der ew'gen Wonne,
Mir dieſe für den Himmel zugedacht,
So duld' ich willig unter dieſer Sonne,
Und ſehne mich, daß bald mein Tag erwacht.
(Schluß folgt.)
22—— —— —2——— — — — —— —. — ——
Der unbekannte Freund.
Ein Phantaſieſtück
von Johann Gabriel Seidl.
(ortſetzun g.)
4. 4
Es trägt ſich ein altes grauſiges Liedlein von einer Fee
herum, welche den Liebling ihres Herzens an ſeinen Be-
leidigern furchterlich raͤchte. Wieder ein anderes Liedlein
ſagt uns von des Saͤngers Fluch, und wie er eines Ritters
Burg aus ihren Wurzeln riß und ihre Krone zur Erde
warf, wie er Verderben über den Stamm und Schande
ſeinem Namen brachte. Deſſen gedachte der heilig ritter-
liche Robert, als er ſeine Ahnung erfüllt ſehen und des
Saͤngers Werbung um Erlinen hören mußte. Des Burg-
herrn Wille neigte ſich wohl aus Dankbarkeit zu dem Ret-
Nio 141. Mittwoch den N. November 184.
Gehorſam den Regenten! — Achtung dem wahren Adel! — Allgemeinheit
dem echten Chriſtenthum! —
Friede und Segen den Hütten! —
Morgenſtrahlen
von Fritz Max Heßemer.
39. Antwort.
Meine Liebſte wollt ihr kennen,
Der ich ſchon ſo manch Gedicht
Treulich ſang nach Sängerpflicht?
Ihren Namen ſoll ich nennen? —
Nein, ich that's und thu' es nicht.
Hab es Keiner noch geſagt
Zu ihr ſelbſt noch kaum gewagt; —
Werd' es Euch wohl nie vertrauen,
Schweigen iſt auch Saͤngerpflicht.
Unter all Euch lieben Frauen
Iſt nur Eine, die nicht fragt,
Eine glaubt und fragt mich nicht.
40. Duldung.
Allmacht'ger Geiſt, der du die Welten lenkeſt,
Der du mit ew'ger Liebe, ew'ger Huld
Den höͤchſten Engel, wie den Wurm beſchenkeſt,
Warum ſoll ich nur büßen ohne Schuld. —
In dieſes Lebens weiten Irrgewinden
Such ich in treuem Herzen ſichern Port,
Wonach ich heiß verlang' iſt nicht zu finden,
Und ewig treibt der Orang mich weiter fort.
Haſt du vielleicht, du Born der ew'gen Wonne,
Mir dieſe für den Himmel zugedacht,
So duld' ich willig unter dieſer Sonne,
Und ſehne mich, daß bald mein Tag erwacht.
(Schluß folgt.)
22—— —— —2——— — — — —— —. — ——
Der unbekannte Freund.
Ein Phantaſieſtück
von Johann Gabriel Seidl.
(ortſetzun g.)
4. 4
Es trägt ſich ein altes grauſiges Liedlein von einer Fee
herum, welche den Liebling ihres Herzens an ſeinen Be-
leidigern furchterlich raͤchte. Wieder ein anderes Liedlein
ſagt uns von des Saͤngers Fluch, und wie er eines Ritters
Burg aus ihren Wurzeln riß und ihre Krone zur Erde
warf, wie er Verderben über den Stamm und Schande
ſeinem Namen brachte. Deſſen gedachte der heilig ritter-
liche Robert, als er ſeine Ahnung erfüllt ſehen und des
Saͤngers Werbung um Erlinen hören mußte. Des Burg-
herrn Wille neigte ſich wohl aus Dankbarkeit zu dem Ret-